VW Polo Testbericht

Vw-polo
Schicker-tueroeffner-in-chromoptik-bei-den-fensterhebern-ist-handarbeit-gefragtNach-143-000-km-ist-die-schaltmanschette-kaum-abgewetztDie-blaue-instrumentenbeleuchtung-sieht-cool-ausRecht-schlichte-aber-hervorragend-ablesbare-instrumente
Abbildung beispielhaft
ab 34,56
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  gut
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von jolinden

Irgendwie halbwegs brauchbar

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Es war mal wieder an der Zeit einen Mietwagen zu nehmen, und ihn durch die oberbayerische tertiäre Hügellandschaft zu knüppeln. Mein derzeitiger normaler Dienstwagen bot durch einen längeren außerplanmäßigen Werkstattaufenthalt (dafür gehört ihm eigentlich nachträglich noch ein Stern in der bereits wohlwollenden Meinung abgezogen...) den willkommenen Anlass.

Interessant war für mich der Test insbesondere dadurch, dass ich als gewohnheitsmäßiger Fahrer von Autos die die Viereinhalbmeter locker überschreiten hier erstmals seit 11 Jahren wieder in einem Kleinwagen (oder heißen die jetzt Subkompaktklasse?) chauffierte. Meinen letzten Polo hatte ich nämlich 1985 seiner endgültigen Bestimmung auf dem Schrottplatz zugeführt, und die Erinnerung an das Fahrerlebnis ist nun doch schon ziemlich vom Alzheimer verschleiert.

Insofern stolperte ich bei meinem Test auch über manche Details, die andere Kleinwagenfahrer als selbstverständlich kennen, und bitte diesbezüglich um Nachsicht.

Die Annäherung von außen:
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Da steht ein knallroter Polo Kombi Modelljahr 2001 vor mir. Mit dem angesetzten Kombiheck wirkt er gar nicht mehr soo kleinwagenmäßig. Allerdings fällt der kurze Radstand dadurch besonders ins Auge, denn wo der normale Polo den vorne langen Überhang durch einen hinten kurzen optisch kompensiert, muss der Variant damit leben, dass vorne UND hinten lange Überhänge auffallen. Damit ist die gesamte Seitenansicht trotz der ungewöhnlich groß dimensionierten 15-Zoll Räder lange nicht so ausgewogen attraktiv wie bei einem Normalpolo.

Auch von vorne hat er nicht das freundlich-dynamische Gesicht der 2001er Polo Generation, sondern die vergleichsweise langweiligen und mickrigen Gesichtszüge des Polo von vor ein paar Jahren zuvor. Das Heck ist kastenförmig praktisch, aber stylistisch ohne Pfiff. Man sieht überall: Hier ging Funktionalität gewaltig vor Optik, und das mag vielleicht auch ein Grund sein, warum ich den Polo Variant derart selten als Privatauto zu sehen bekomme. Dabei wäre er doch soviel praktischer...

Die Erfahrung von innen:
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Ups, das grelle Rot springt mich auch von innen an. Nicht dass die Bezüge oder Kunststoffe so bunt sind - da müsste man wohl eher den Colour Concept kaufen - aber es gibt einiges an unverkleidetem Blech innen, und der Gesamteindruck durch den freien Blick darauf ist einfach ROT. Also unbedingt drauf achten, dass man eine Lackierung kauft, die einen beim Fahren nicht verrückt macht....

Sitze sind super, ich habe den Verdacht dass das Sportsitze waren, die bieten tiefe Sitzposition und guten Seitenhalt. Sogar ich mit meinen 187cm könnte locker J.R. Ewings Stetson auf der Rübe tragen, soviel Kopffreiheit findet sich hier.

Allerdings ist der Polo beileibe kein Raumfahrzeug, und man merkt, dass er eigentlich ein Zweitürer sein müsste: Wenn ich mir meinen Sitz richtig einstelle, ist die B-Säule nicht neben meiner Sitzlehne, sondern neben meinem Körper, und da kommt der Gurt nicht mehr von schräg hinten, sondern direkt von der Seite. Richtig anliegen tut er im Schulterbereich damit nicht, und die Höhenverstellung sollte imho auch weiter nach oben reichen. Wenn ich nach links rausschauen will, sehr ich nicht durch\'s Fenster, sondern glupsche meinen zum Verkehrsgeschehen wenig aussagenden Gurthöhenversteller an, das macht irgendwie keine Freude.

Auch der Abstand der Tür zum Sitz ist derart knappst bemessen, dass ich mich frage, wie denn da jemals ein Seitenairbag aus der Sitzlehne sich zum zu schützenden Fahrer durchpressen können soll. Wenn jetzt eine(r) ein bisschen breiter gebaut ist als ich schmales Hemd wirft ihn der Seitenairbag bei Auslösung garantiert rüber auf den Beifahrersitz. Also immer drauf achten, dass dort jemand attraktives untergebracht ist :-)

Hinter meinem Fahrersitz, auf der Rücksitzbank, könnte man wunderbar ein MaxiCosi installieren, aber jemanden, der seine Beine noch im Fußraum unterbringen will, würde ich nicht auf längere Touren reinzwingen wollen, dafür ist der Platz einfach zu dürftig. Nagut, will mal nicht so sein, ein kleiner Grundschüler wird\'s vielleicht überleben.

Die Kritik an der nicht vorhandenen Größe gilt auch ein bisschen für den Kofferraum. Zwar größer als beim Normalpolo, aber trotzdem noch nicht familientauglich. Wenigstens kann man senkrecht hochladen bis unters Dach.

Die Bedienung:
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Teilweise ganz gut. Die meisten Bedienelemente sind leicht zu erreichten und intuitiv zu bedienen. Die Schalter für die E-Fenster fand ich erst nach längerem erfolglosem Suchen, sie sitzen vorne ganz ganz unten in der Mittelkonsole. Was das soll wissen die Götter. Außerdem funktionierte das fahrerseitige Fenster nicht, für einen Wagen der gerade mal 15000 km drauf hat ist das bei VW angeblich nicht ungewöhnlich, aber toll fand ich\'s bei bis zu 28 Grad Außentemperatur dann trotzdem nicht. Und die Schalter machen einen sehr billigen Plastikeindruck, das sieht nach allem aus bloß nicht nach Langlebigkeit.

Eher gelungen ist die Oberflächengestaltung des Armaturenbretts und der Verkleidungen, in Mikronoppenoptik wie bei fast allen VW des aktuellen Jahrgangs. Schön sind die Uhren für km/h und U/min, mit sichtbaren Verschraubungen und leicht nostalgischem, aber stilsicherem Zifferblatt.

Die Schaltung ist superknackig. Kurze Wege, harmonische Gestriebabstufung, und jeder Gang lässt sich mit zwei Fingern einlegen. Leider geht die Knackigkeit so weit, dass leichte metallische Quietschgeräusche aus der Kulisse kommen.

Ach, und ein Traumn ist das Kunsstofflenkrad: Griffig, nicht schwitzig, und richtig sportlich klein. Liegt bestens in der Hand, und ist mit seinen drei Speichen toll zu begreifen :-))

Das Fahren:
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Erstaunlich agil fährt der Wagen mit der 1400er 60PS-Maschine. Der Motor dreht gut von unten heraus, so dass man auch locker bei 30 km/h im vierten beschleunigen kann, ohne dass Gedröhn oder Leistungsmangel zu bemänglen wären. Schnelle Kurvenfahrten führen zu für meinen Geschmack etwas starken Schlingerbewegungen. Sehr positiv finde ich die Geräuschdämmung, der kleine Motor ist unaufdringlich, und auch aus dem Ladeabteil sind keine kombitypisch lauten Laufgeräusche zu hören.

Der Abzug ist gut im Stadtverkehr, allerdings muss ich Abstriche aufgrund der schlechten Traktion beim scharfen Beschleunigen vermelden. Für die Landstraße geht\'s auch noch, aber oberhalb von 100 km/ wird die nominell 155 km/h schnelle Mühle dann arg zäh, und das schon wenn ich nur allein drinsitze.

Übermäßig sparsam find ich ihn übrigens nicht, mit 7 Liter auf 100 km im gemischten Betrieb (vorherrschend Landstraßen) ist in Anbetracht der eher durchschnittlichen Motorisierung kein ökologisch-ökonomisches Glanzlicht gelungen.

Fazit:
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Kein Familienauto, eher ein Familienzweitauto, aber im Großen und Ganzen nicht schlecht. Dazu aber einige kleinere Mängel in Optik und Bedienung, sowie Qualität. Ob man hierfür über dreißigtausend deutsche Mark hinblättern will, sollte man zweimal überlegen.

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