VW Polo Testbericht

Vw-polo
Schicker-tueroeffner-in-chromoptik-bei-den-fensterhebern-ist-handarbeit-gefragtNach-143-000-km-ist-die-schaltmanschette-kaum-abgewetztDie-blaue-instrumentenbeleuchtung-sieht-cool-ausRecht-schlichte-aber-hervorragend-ablesbare-instrumente
Abbildung beispielhaft
ab 34,56
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  gut
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Lionheart

Ohne Befund?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Polo

Dies hier ist eine Premiere, ja wirklich, ist es doch erstens der erste TÜV-Besuch mit meinem Polo, als auch mein erster Autobericht. Und da ich KEIN Autonarr bin, findet ihr hier auch nichts über Newtonmeter usw. Dies hier wird ein Bericht aus der Praxis, nicht aus der Auto-Bild.

Mein Polo ist ein 95er Model, den ich mir im Sommer 2000 zugelegt habe. Da ich mir damals keinen Neuwagen leisten konnte, bekam ich ihn als Gebrauchten für damals sehr stolze 15.000 DM. Was er neu gekostet hat kann ich daher leider nicht sagen. Er war damals sehr gepflegt, sah in diesem Grünton gut aus und ist leider nur die Basisvariante. Da ich den Einkauf aber dummerweise meinem Vater überlassen habe (wir teilen uns den Wagen und ich hatte damals zu viele Termine um mich selber groß umzusehen), muss ich wohl mit dieser Sparvariante leben.

Von außen macht mein Wägelchen auch einen schnieken Eindruck. Die Farbe gefällt mir sehr gut, die Form auch. Leider nur 3 Türen, aber ich habe auch noch einen Audi 80 B4, da war das nicht so dramatisch, denn ich nutze den Wagen meist doch nur im Stadtverkehr.

Nehmen wir nun aber doch einmal Platz. Die Türen schwingen schön weit auf und man muss sich nicht reinzwängen. Da ich gut 1,95m messe ist der Platz auf den vorderen Rängen mir natürlich sehr wichtig. Hier kann ich nicht wirklich meckern, der Sitz lässt sich weit genug zurückfahren, das Lenkrad in der Höhe verstellen und die Sitzposition ist auch bei etwas längeren Strecken für mich noch bequem genug.
Die Instrumente sind gut angeordnet, mich störte anfangs aber, dass der Drehzahlmesser rechts saß, ich war es von meinem Corolla genau andersherum gewöhnt. Das Plastik des Armaturenbretts gewinnt keinen Designwettbewerb, sieht aber auch nicht zu billig aus, auch der Dachhimmel ist aus einem grauen Stoff, der nicht zu billig wirkt. Der Stoff der Sitze ist auch grau. Man kann sich hier Wohl fühlen.
Angenehm für mich ist die dicke Türenverkleidung, ich lege hier gerne meinen Ellenbogen ab. Störend ist der fehlende Mitteltunnel, ich vermisse hier sehr oft eine Ablage, oder einen Getränkehalter etc.
An Ablagen hat man die in den Seitentüren, zwei kleine im Armaturenbrett, eine Münzablage (sehr praktisch) und ein zweites, kleines Handschuhfach links unter dem Lenkrad.
Die Sitze sind hart, aber nicht unbequem und bieten mir ausreichenden Seitenhalt. Auch nach einer Stunde Fahrt tut mir weder mein Gesäß, noch der Rücken weh. Das Platzangebot überzeugt auf den ersten Blick, man fühlt sich nicht beengt. Das Ganze relativiert sich aber sehr, sobald ein Beifahrer Platz nimmt. Dann muss ich doch oft darum bitten, etwas zur Seite zu rücken, da Jacken auf der Handbremse schleifen, oder mir den Zugriff auf den Schaltknüppel versperren.

Das Lenkrad ist griffig, mir nicht zu dünn und ich habe auch im Sommer meist keine Schweißhände. Die Pedale sind gut zu erreichen, lassen sich ohne durchtrainierte Waden betätigen, bieten aber genug Widerstand. (ich mag keine Bremsen, bei denen schon beim angucken eine Vollbremsung ausgelöst wird).
Die Schaltung ist gut, hakelt fast nie und die Gänge sind ganz gut ausgelegt. Im Rückwartsgang hakelt sie aber ab und an dann doch. Diese Marotte hatte bisher aber noch jedes von mir gefahrene Auto.
Lüftung, Licht usw. sind für mich gut erreichbar, auch der Schalter für Warnlicht ist sinnvoll angebracht.
Nervend ist aber die Betätigung der Waschanlage für die Heckscheibenwischer. Hier muss man kurz nach vorne drücken, dann werden sie auf Intervall geschaltet. Es gibt auch nur diesen einen Intervall. Nun mangelt es mir aber wohl an der nötigen Feinmotorik, aber entweder schalte ich sie ganz ein, oder ganz aus, oder... genau, ich erwische nie den "Punkt". Das stört mich manchmal sehr. Auch die drei Stufen für die Wischer vorn sind nicht so das Gelbe vom Ei.
Die Nebelscheinwerfer schaltet man ein, indem man den Knopf für das Licht herauszieht. Ich hatte den Wagen mal verliehen und meine Bekannte musste vom Handy aus anrufen, um mich zu fragen wie man diese einschaltet. Sonderlich intuitiv ist das wohl nicht gelöst...
Licht... wieso kann man keinen Warnton einbauen in ein SO teures Auto? Das hat jeder Japaner, nur mein Polo natürlich nicht.
Ansonsten ist das Licht gut, eben H4, aber reißt in Zeiten von Xenonlicht auch niemand vom Hocker. Das ich es vom Innenraum aus regulieren kann ist ja heutzutage eigentlich Pflicht.
Zum Thema Licht gehört natürlich auch die Innenraumbeleuchtung und die der Armaturen. Die Innenraumbeleuchtung finde ich sehr gut gelöst. Hier ist die Leuchte zugleich der Schalter, in Form einer Wippe. Wer bei anderen Autos schon mit den friemeligen Schaltern für die Innenraumleuchte gekämpft hat, der wird den Designern hierfür danken.
Weniger schön ist, dass man die Birnen für die Beleuchtung der Instrumente nicht selber wechseln kann, zumindest konnte ich das nicht. Diese waren einseitig defekt und der Spaß kostete mich einen Werkstattvormittag. Auch die Lampen für den Scheinwerfer sind entweder von schlechter Qualität, oder brennen aus irgendeinem Grund öfter durch. Auch hier ist der Austausch nicht so das Wahre, geht aber noch selber zu bewerkstelligen. Ich empfehle also Vorrat mitzuführen.
Die Motorhabe rastet übrigens nicht immer richtig ein. Hier muss man den Hebel im Innenraum wieder richtig zurückschieben und sicherheitshalber testen, ob die Haube auch wieder richtig verriegelt wurde!
Die Lüftung/Heizung bietet 4 Stufen und spricht relativ zügig an. Ist es nicht gerade wirklich superkalt und der Wagen stand über Nacht, so reichen meist 5-10 Minuten aus. Man kann den Luftstrom auch gut ausrichten, es werden genug Möglichkeiten und Luftauslässe hierzu geboten. Und auf Stufe 4 bläst einem ganz schön was entgegen, auch von der Lautstärke her.

Wir wollen aber ja nicht nur sitzen, sondern fahren. Wie sind denn die Fahrleistungen? Mit einem Wort: mäßig.
Ich habe ja nur 47 PS und erreiche damit laut Tacho ca. 145 km/h. Im Stadtverkehr ist das auch ausreichend. Wenn man die Gänge flott durchschaltet, aber nicht zu früh hoch schaltet, so kann man sich im Drehzahlbereich um 3000 ganz gut im Verkehr bewegen. Aber wehe ich will auf die Schnellstraße, oder auf die Autobahn...
Hier hilft nur eines, brutal Gas durchtreten, Gänge bis 5000 ausfahren und wirklich den Motor fordern, bzw. die Gänge durchprügeln. Bis 80 geht das sehr gut, danach merkt man dann, dass der Motor einfach unterdimensioniert ist. Bis 100 dauert es schon recht lange, bis 120 sollte man wirklich das Bodenblech auf Haltbarkeit testen, bis 140 kommt eh nur, wer Dauervollgas gibt. Der Wagen ist nichts für Ängstliche und Formel1-Anwärter. Wer hier zu zimperlich fährt, der riskiert einen Unfall. Wer meint er könne sich mal eben so nach ganz links begeben, der sollte ein sehr gutes Auge für das Tempo heranrasender "Verfolger" haben, sonst krachts!
Ein Hilfsmittel hierzu soll der asphärische Außenspiegel auf der Fahrerseite bieten. Ich persönlich verlasse mich nicht darauf, da ich finde, dass er zu sehr verzehrt.
Apropos Spiegel, diese sind natürlich nicht beheizt, oder elektrisch verstellbar. Ansonsten funktioniert das verstellen von innen aber wirklich tadellos.
Beschleunigungswerte laut Hersteller gebe ich keine an. Die sind graue Theorie. Dank des Radaus, den der Motor im höheren Drehzahlbereich so fabriziert, kommt einem der Wagen aber mitunter ungeheuer schnell vor. Wohl dem, der seine Musik gerne etwas lauter hört...
Lange Strecken würde ich mir mit dem Wagen auf Grund des schwachen und sehr lauten Motors auf keinen Fall zumuten.
Dieses Manko schlägt sich auch im Verbrauch nieder. Angegeben ist der Wagen mit 6 Liter. Das schaffe ich auch, wenn ich ihn nicht zu sehr "treten" muss. Sobald ich aber "Hochgeschwindigkeitsfahrten" jenseits der 100-120km/h (hey, der Wagen schafft ja so knapp 140-150) auf der Autobahn habe, geht es deutlich auf 10 Liter und im Winter auch schon mal darüber. Das ist erschreckend für so ein kleines und eher lahmarschiges Gefährt. Fahrt ihr aber eher gemächlich, so kann man wirklich diese 6 Liter erreichen. Er schluckt übrigens Normalbenzin. Meine Tests mit dem berühmten Optimax brachten nur eine Verschlechterung. Auch das oft empfohlene "jede dritte Tankfüllung einmal Super" habe ich nicht beherzigt und merke bis Dato keinerlei Unterschied. Hin und wieder überkommt man dann aber doch mein schlechtes Gewissen und ich tanke doch Super.
Auch der Verbrauch an Öl etc. hält sich vollkommen innerhalb der üblichen Grenzen.

Weniger innerhalb der Grenzen halten sich erste Materialfehler bei den Türbolzen. Das ich hier bereits zwei Mal Brüche hatte und Schrauben einfach so rausfielen empfinde ich als sehr üblen Scherz. Sowas ist mir mit Japanern noch nie passiert.
Auch ein erster Riss im Plastik des Armaturenbrettes spricht nicht für die Qualität des Made in Wolfsburg (wenn er da denn gebaut wurde). Ansonsten hat der Wagen bisher noch nie Zicken gemacht, und ich bin niemand, der zu zimperlich fährt, oder wirklich seinen Wagen Top pflegt.
Ebenfalls nicht so der Hit ist die Kurbel für das Schiebedach. Diese verklemmt sich gern, wenn man sie etwas zu weit dreht, und dann benötigt man die ganze Kraft eines Nachwuchsgodzillas, um diese wieder zur Arbeit zu bewegen. Ansonsten ist das Schiebedach leichtgängig und eben eines wie Andere auch.

Kofferraum. Dieser bietet ausreichend Platz für zwei Wasserkästen. Wer mehr benötigt, der kann die Rückbank umlegen. Dies geht auch noch, wenn der Sitz, so wie bei mir, ganz hinten ist. Dann ist es aber schon sehr unbequem auf längeren Transportfahrten. Diese Ladefläche ist auch nicht ganz eben. Der Kofferraum ist beleuchtet. Was mich stört ist, das man ihn immer richtig abschließen muss. Ein Einfaches zuwerfen reicht hier nicht. Auch hier keinerlei Warnton, falls eine der Türen nicht zu sein sollte. Unverständlich für mich wurde sogar an Warnleuchten und einem Alarmsummer gespart!

Ebenso negativ sehe ich die absolut spartanische Ausstattung an. Außer einer Wegfahrsperre und Servolenkung hat der Wagen ganz genau gar keine Extras. Weder Airbag, Zentralverriegelung noch sonstigen Firlefanz. Jungs von VW, schaut besser gen Osten, Richtung Japan, denn dort sitzt mit extremer Wahrscheinlichkeit der Hersteller meines nächsten Wagens. Das Preis-Leistungsverhältnis überzeugt mich nicht!

Positiv ist natürlich der Wiederverkaufswert und die relativ niedrigen Ersatzteilkosten. Auch Steuer ist niedrig, da hier schon ein G4-Kat drunter sitzt. Auch die Versicherung ist moderat, aber das liegt ja auch an der Versicherung und den eigenen Konditionen.

Was bleibt als Fazit? Ein solides Auto, welches im Stadtverkehr und für kürzere Strecken auf der Autobahn durchaus geeignet ist. Die Qualität des Wagens ist gut, aber meiner Meinung nach nicht sehr gut, rechtfertigt den enormen Preis also nicht. Fahrleistungen sind eher mäßig, der Verbrauch sehr von der Fahrweise abhängig von sehr gut bis katastrophal rangierend. Die Ausstattung der Basisversion ist nicht vorhanden.

Für mich gibt es 3/5 Punkten und keine Empfehlung. Der Wagen ist nur als sehr günstiger Gebrauchter zu empfehlen, ansonsten würde ich dringend zu einer größeren und neueren Variante raten. Oder zu einem Kleinwagen der Konkurrenz.

Ich hoffe mein Auto-Erstlingswerk konnte halbwegs helfen und gefallen. Sollte jemand wirklich technische Daten benötigen , so liefere ich die notfalls auch nach. Ich persönlich sehe bei einem Kleinwagen aber nicht so den Sinn darin.

Verbesserungsvorschläge und Fragen bitte in den Kommentar.
© Lionheart 2002 "Besser Fool on the Hill, als King of the Koppel"

15 Bewertungen, 1 Kommentar

  • stadtkommandant

    19.04.2002, 21:17 Uhr von stadtkommandant
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hast schon mal bei der Autobild angefragt? So als Redakteur?