Venedig Testbericht

Venedig
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Erfahrungsbericht von Southgirl

VENEDIG: Nach uns die SINTFLUT!

Pro:

+++ Getto. +++ Scuola Grandedi Di San Rocco. +++ Weitere schöne Plätze. +++ Siehe Bericht! +++

Kontra:

+++ Ein Tag war zu wenig für diese Stadt. +++ Touristen. +++ Souvenirhändler. +++

Empfehlung:

Ja

Hallo ihr Lieben!

Nach dem ich schon von zwei Tagesausflügen auf meinem Schüleraustausch nach Italien berichtet habe, möchte ich nun von dem dritten erzählen. Nach dem Lago Maggiore und Mailand war nun Venedig – oder wie die Italiener sagen: Venezia - dran. Eine Stadt, dessen Name wohl jedem geläufig ist.
Mit dem Bus fuhren wir bis zum Hafen jener Stadt – viel weiter wären wir mit ihm auch nicht gekommen, da Venedig ja bekanntlich auf Wasser gebaut ist und nur Flüsse und keine Straßen hat. So kam es auch, dass wir den ganzen Tag nicht ein einziges Auto sahen. Dafür aber umso mehr schöne Gondeln und Touristenbeladene Boote...

--°--°--°--°-- Allgemeine Informationen zu Venedig --°--°--°--°--

Am nördlichen Ende des Adriatischen Meeres, genauer gesagt in den Mündungen von Po und Piave, findet man die sich über 150 Inseln erstreckende Stadt Venedig. 177 Kanäle mit 400 Brücken liegen zwischen diesen Inseln. Der wohl bekannteste und wichtigste Kanal der Stadt ist der Canal Grande. (Mehr dazu später!)
Auch wenn Glaserzeugnisse, Spitzen, Spiegel und Perlen aus Venedig international bekannt sind, bleibt doch der Tourismus die Haupteinnahmequelle dieser außergewöhnlichen Stadt. Neben der normalen Schönheit der Stadt, ziehen alle zwei Jahre die Filmfestspiele von Venedig und natürlich der bekannte venezianische Karneval im Februar Touristen massenhaft an.
Nichts desto trotz wird die Stadt von einer Fülle ernst zunehmender Probleme bedroht. So ist die Zahl der Arbeitslosen auffallend hoch, was zu einer Abwanderung vieler Bewohner führt. Auch Luft- und Wasserverschmutzung, so wie häufige Überschwemmungen (vor allem von Oktober bis Dezember) bedrohen die Stadt und nagen an der Stabilität der Gebäude.

Mit diesem Vorwissen also begaben wir uns in die Stadt, neugierig, wie viel wir von dem Ganzen mitbekommen würden.
Nachdem wir also unseren Bus verließen, schlängelten wir uns bereits durch eine Fülle an Souvenirständen. Zwar waren die hier erhältlichen Postkarten, Holzgondeln und Masken nicht gerade günstig, doch lässt sich sagen, dass man im Kern Venedigs auf noch höhere Preise stoßen wird. Daher sollte man ruhig hier kaufen, wenn man Souvenirs mitnehmen möchte. Ein weitere Tipp zum Geld sparen, den ich an dieser Stelle geben kann, lautet handeln. Fast alle Souvenirhändler sprechen Englisch, manche sogar deutsch, so dass dies machbar ist. Sie werden zwar versuchen, nicht auf den Handel einzugehen, aber spätestens wenn man Anstalten macht zu gehen, lenken sie ein und man hat schnell ein paar Euro gespart. Den Händlern wird dieser Preisunterschied sicherlich nicht wehtun, da sie absichtlich die Preise hoch ansetzten um Freiraum zum Handeln zu lassen – und immerhin gibt es ja genug Touristen die auch die hohen Preise ohne Murren zahlen.
Nach einem kurzen Stop bei benannten Ständen suchten wir uns dann eine Bootrute, die uns direkt in die Nähe des venezianischen Getto brachte.

--°--°--°--°-- Der Canal Grande --°--°--°--°--

Wie bereits gesagt, ist der Canal Grande der bekannteste, wichtigste und auch größte venezianische Kanal. Er teilt Venedig in zwei ungefähr gleich große Hälften. Fährt man ihm mit Boot oder Gondel entlang, so kommt man in den Genuss des Anblickes vieler schönen Palästen beidseitig des Kanals. Auch wenn sie sehr hübsch anmuten, sind sie wie viele andere venezianische Gebäude auch, heute vom Verfall bedroht.
Des weiteren findet jährlich auf dem Canal Grande eine Gondelregatta statt. Ein pompöser Festtag, an dem sämtliche Gondeln und Boote geschmückt werden und Ruderer auf antike Kostüme zurückgreifen. Leider konnte ich nicht herausfinden, an welchem Tag diese Regatta stattfindet...

Insgesamt fand ich die Umgebung um den Canal Grande sehr schön und beeindruckend. Genau das Gegenteil war jedoch das Wasser: Wie in jedem anderen Kanal auch war es restlos verschmutzt. Auch die Bootsfahrt konnte sich nicht als angenehm erweisen, da der sogenannte „Wasserbus“ restlos überfüllt war und man nicht einmal mehr gut und frei stehen konnte.
Eine Gondelfahrt wäre sicherlich angenehmer gewesen, doch konnte wir diese nicht machen, da es zu problematisch und teuer war, für unsere große italienisch-deutsche Gruppe genug Gondeln zu organisieren.

--°--°--°--°-- Das Getto --°--°--°--°--

Bei der Überquerung des Canal Grande ließen wir uns in der Nähe des venezianischen Gettos absetzen. Zu Fuß durch kleine Gasse, die kaum von Touristen Beachtung erfuhren, lernten wir auf dem Weg zum Getto auch einen kleinen Teil des ruhigeren Teiles Venedigs kennen. Der Weg war nicht lang und ließ sich mit zwei falsch eingeschlagenen Richtungen auf Grund einer gewissen Unübersichtlichkeit für Fremde in 15 Minuten zurück legen.
Zum Stadtteil Sestiere gehörig, befanden sich in früher sämtliche Gießereien Venedigs Somit ist der Name „Getto“ auch auf das italienische Wort „getto“ = „Guss“ zurückzuführen. Die Gießereien wurden hierhin verlagert, da in Venedig die Hauswand an Hauswand steht. Würde hier ein Haus auf Grund des Schmiedefeuers in Brand geraten, so würde sich das Feuer schnell und weit ausbreiten. Mit damaligen Möglichkeiten wäre es nicht mehr zu löschen gewesen.
Ab dem 17. Jahrhundert wurde das Getto das Wohnviertel der nach Venedig eingewanderten Juden. Aufgrund des Aufbaus des Gettos war es möglich, die Bewohner Nachts im Getto mit Hilfe der dorthin führenden Tore einzusperren. Tagsüber ging die hier lebende Bevölkerung auch in anderen Stadtteilen dem „normalen“ Leben nach.
Auf Grund dieser Geschichte ist das Getto auch heute noch zu einem großen Teil von Juden bewohnt – die Nachts natürlich nicht mehr eingesperrt werden. Hier finden sich viele schöne Synagogen, die wir jedoch aus Zeitmangel nicht näher besichtigen konnten.

Insgesamt sieht das Getto nicht so aus, wie man es bei dem Namen erwartet. Keine soziale Minderheit lebt hier, sondern mittlerweile eine gestreute Bevölkerung, die nicht abgeschieden von anderen Stadtteilen lebt.
Das Getto ist sicherlich einen Besuch wert, vor allem wenn man die Möglichkeit hat, Synagogen zu besichtigen – was uns ja leider vorenthalten bleibt. Für einen Einstieg in einen Tag in Venedig halte ich es für gut geeignet, da man hier bis zum Mittag hin gut dem größten Teil der Touristen entgehen kann. Diese verlassen häufig die Wasserboote am Markusplatz und brauchen daher eine Weile bis zum Getto.

--°--°--°--°-- Scuola Grandedi Di San Rocco --°--°--°--°--

Weiter ging unsere Besichtigung zur Scuola Grandedi Di San Rocco. Von 1515 bis 1560 erbaut ist die Scuola von außen ein netter Anblick, aber nicht gerade spektakulär. Für den geringen Eintrittspreis von 1,55 Euro betraten wir diesen Renaissancebau mit der Erwartung einer langweiligen und ermattenden Innenansicht. Diese Vorstellung jedoch entsprach nicht im geringsten dem, was sich uns wirklich bot. Sämtliche Räume lassen sich einfach nur als edel und stilvoll bezeichnen. Auf beiden Ebenen findet man den phänomenalen Gemäldezyklus Tintorettos, welches im Erdgeschoss und an den Wänden der ersten Etage Bildnisse des neuen Testamentes zeigen. Lediglich an der Decke der zweiten Etage finden sich genauso eindrucksvolle Gemälde, die das alte Testament verbildlichen. Um einen genaueren Eindruck zu vermitteln, zitiere ich kurz die Liste - welche wir von unseren Austauschpartnern erhielten - der Gemälde:

Wände des Erdgeschoss:

- Verkündigung
- Anbetung der Könige
- Flucht nach Ägypten
- Kindermord
- Die heilige Maria Magdalena
- Die ägyptische Maria
- Die Beschneidung
- Himmelfahrt

Obergeschoss, Wände:

- Der heilige Rochus
- Der heilige Sebastian
- Die Krippe
- Taufe
- Auferstehung
- Predigt am Ölberg
- Erweckung des Lazarus
- Himmelfahrt
- Probatica piscina
- Versuchung Christi
- Selbstportrait des Malers

Obergeschoss, Decke:
- Moses schlägt Wasser aus dem Felsen
- Adam und Eva
- Gott erscheint Moses
- Durchgang durch das Rote Meer
- Jonas verlässt den Walfisch
- Wunder der ehernen Schlange
- Vision des Propheten Ezechiel
- Auferstehung der Toten
- Jakobsleiter
- Opferung Isaaks
- Manna fällt vom Himmel
- Elias teilt dem Volk Brot aus
- Osterfest der Juden

Ich denke, wenn man die Scuola besucht, ist die Aufzählung der Werke von Hilfe, da man sich so besser zurechtfinden kann und sich mehr unter den einzelnen Bildern vorstellen kann

Leider hatten wir im voraus nicht wirklich viele Informationen über dieses Gebäude, seine Entstehung und die Schätze, die es im Inneren trägt. Alles was wir wussten, war, dass ein Zusammenschluss reicher Kaufleute es bauen ließ und die Gemälde in Auftrag gab. Damit wollte der Zusammenschluss seinen Reichtum und Einfluss präsentieren. Zugegeben, kein edler Anlass einen solchen Palast zu erbauen. Nichts desto trotz hinterließen sie ein gigantisches Werk der Nachwelt.
Tintorettos Bilder sind einfach nur faszinierend. Es gibt sicherlich keinen Besucher, der sich in diesem Gebäude nicht sofort wohl fühlt und am liebsten gleich einziehen würde. Leider ist dies nicht möglich... Ebenso wenig ist es erlaubt, Fotografien zu erstellen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Belichtung würde der Farbe schaden. Doch es ist möglich zu annehmbaren Preisen von bis zu 70 Cent Postkarten zu erstehen, welche die einzelnen Bilder oder den ganzen Raum zeigen. So kann man sich auch später noch im kleineren Maße an der Schönheit ergötzen.
Der Besuch der Scuola ist wärmstens zu empfehlen. Auch wenn man wie wir nur einen einzigen Tag in Venedig verbringt, sollte man sie nicht auslassen. Für den wirkliche annehmbaren Eintrittspreis erfährt man ein unendlich hohes Maß an Schönheit!

--°--°--°--°-- Die Seufzerbrücke --°--°--°--°--

Nach der Besichtigung der Scuola machten wir und auf unseren Weg zum Markusplatz. Da wir erneut durch viele kleine Gassen drängten und nicht den schnellsten Weg wählten, passierten wir auch die Seufzerbrücke.
Sie darf sich eine der berühmtesten der 400 Brücken heißen. Ihr Namen erhielt sich, da sie den Dogenpalast mit den Gefängnissen auf der anderen Seite des Kanals verbindet. Die Menschen, die in die Gefängnisse gebracht wurden, konnte hier einen letzten Blick auf das schöne Venedig werfen. Wer damals die Brücke passierte, hatte also meistens Grund zum seufzen...
Müht man sich die vielen Stufen hinauf, so erhält man eine wirklich lohnenswerte Aussicht. Dieser wurde natürlich nicht nur von unserer Gruppe entdeckt, sondern von eine wirklich enormen Masse an Touristen. Wer es eilig hatte, sollte diese Brücke wohl meiden, denn schnelles passieren ist tagsüber ausgeschlossen. Es herrscht ständig akute „Stau“-Gefahr.
Schafft man es aber, sich einen Platz am Geländer zu erschleichen, so wird man wirklich mit einem grandiosen Ausblick belohnt, der sicher vieler Fotos wert ist. Dementsprechend sieht man wo man hinsieht auf der Brücke auch fast nur Touristen mit Fotoapparaten.
Des weiteren bietet die Brücke eine gute Möglichkeit zur Geldverschwendung: Beim Hüttchenspiel verloren viele Urlauber enorm viel Geld. Selber schuld... Für und war es interessant zuzusehen. Der grinsende Hüttchenspieler konnte immer mehr 50 Euro-Scheine in seiner Tasche verschwinden lassen, während die verärgerten Touristen grummelnd abzogen und sicherlich noch lange schlechte Laune hatten. Von diesem Glücksspiel ist auf jeden Fall abzuraten! Man gewinnt zwar manchmal, aber nur weil der Hüttchenspieler es so will, um seine „Kundschaft“ bei Laune zu halten. Grundsätzlich hat man aber keine reelle Chance.

Trotz der schönen Aussicht verweilten wir auf der Seufzerbrücke freiwillig nur kurz. Der riesige Touristenstrom kann einen wirklich den letzten Nerv rauben. Dazu hatten wir auch noch – glücklicherweise – Sonnenschein und ansehnlich hohe Temperaturen, so dass es in diesem Menschengemenge zu einer unerträglichen Hitze anstieg. Ich denke, am frühen Abend wäre ein Besuch hier angenehmer...

--°--°--°--°-- Der Markusplatz, die St. Markuskirche und der Dogenpalast--°--°--°--°--

Nach einer kurzen Verschnaufpause und vielen weiteren Metern erreichten wir letztendlich den Markusplatz. Vom Garten im Jahre 1000 verwandelte er sich langsam in das religiöse Zentrum der Stadt. Heute tummeln sich hier – wir könnte es auch anders sein – vor allem Souvenirhändler, umgeben von riesigen Mengen Touristen.
Zahlenmäßig übertroffen werden die Touristen jedoch noch von den Tauben, die in Venedig als Plage gelten. Nahezu jedes freie Fleckchen wird von ihnen belegt. Absolut nicht scheu stürzen sie sich gerne auf essende Touristen um sich füttern zu lassen. Dabei landen nicht selten einige der Tauben auf den Touristen selber, die dies meistens begrüßen und mit einem Foto verewigen. Der Spaß ist aber spätestens vorbei, wenn eine der Tauben ihre Hinterlassenschaft auf der Kleidung oder Haut der Touristen ablegt... Nun ja, nur für den betreffenden Touristen ist hier der Spaß vorbei – alle anderen amüsieren sich natürlich nun erst Recht. (Gott sei Dank musste ich diese Erfahrung nicht selbst sammeln, sondern durfte zu den Lachenden gehören...)
Daher ist es nicht empfehlenswert, wenn man die Tauben schon unbedingt füttern möchte, sie auf sich sitzen zu lassen. Mit ungestümen Bewegungen lassen sie sich meistens schnell wieder abschütteln...

Direkt an den Markusplatz grenzt die Markuskirche, die wichtigste Kirche der Stadt. Im XI. Jahrhundert erbaut, bewahrt sie noch heute den Leichnam des heiligen Markus, der aus dem ägyptischen Alexandrien hergebracht wurde. Von einem breiten Balkon aufgelockert, vereint die Fassade die folgenden Stilrichtungen: Byzantinisch, romantisch und gotisch.
Auf der Terrasse der Kirche findet man die berühmten vier goldenen Pferde von Quadriga. Allerdings sind es lediglich – gute – Kopien. Die Originale befinden sich in einem Museum.

Insgesamt wirkt die Kirche auf mich von außen ehrlich gesagt noch eindrucksvoller als von innen. Trotzdem lohnt es sich, die Kirche auch von innen zu besichtigen. Eintritt wird natürlich nicht verlangt, aber man muss in Stoßzeiten einige Minuten in einer Schlange warten. Wie auch bei anderen Kirche gilt wieder ein Fotografieverbot und natürlich das Gebot angemessener Kleidung, dass peinlich genau kontrolliert wird! Ein Spaghettiträger - Shirt sollte daher nicht als Oberteil gewählt werden...

Auch der Dogenpalast ist vom Markusplatz aus zu erreichen. Einst diente dieser als Wohnung der Dogen, Sitz der Regierung und als Justizpalast der Serenissima. Jedoch handelt es sich nicht mehr um den ursprünglichen Palast, denn dieser ging im IX. Jahrhundert in Flammen auf. Der heute vorzufindenden Dogenpalast wurde im XIV. Jahrhundert wieder aufgebaut.

Leider kann ich zu diesem Weltbekannten Palast nicht viel mehr sagen. Wir hatten nicht genug Zeit auch ihn genau zu besichtigen und mussten uns daher mit einem flüchtigen Blick auf die Fassade – welche äußert einladend anmutet – zufrieden geben.
Trotzdem kann ich es nur empfehlen, auch den Dogenpalast bei einer Stadtbesichtigung Venedigs einzubeziehen. Die Vorstellung, man könne es bereuen, ist für mich ausgeschlossen. Falls ich einmal die Gelegenheit erhalte, nach Venedig zurückzukehren (und das hoffe ich sehr stark!), so werde ich die Besichtigung dieses Palastes auf jeden Fall nachholen...

--°--°--°--°-- Der Rest des Tages --°--°--°--°--

Zwei weitere Stunden hatten wir nun im schönen Venedig zur freien Verfügung. Da dies jedoch unser dritter - und leider letzter - Tagesausflug in Folge war und wir die Nächte zwischen den Tagen kaum Zeit zum schlafen hatten, mussten wir so ziemlich alle die erste Zeit für ein ausgedehntes Lunch - Packet - Mahl nutzen und unseren überstrapazierten Füssen ein wenig Ruhe gönnen.
Anschließend flanierten wir noch ein wenig durch die einladenden schmalen Gassen und genossen einfach die auf uns einströmenden Reize. Für mehr Kultur und Bildung war an diesem Tag bei niemanden mehr Platz.
Abgerundet wurde der so schön gefüllte Ausflug noch von strahlendem Sonnenschein – den wohl auch nur wir in Venedig hatten. In den Regionen drum herum hatte es heftigst geregnet, so dass langsam die Kanäle anstiegen. Ein lauter Alarm auf dem Markusplatz kündete von seiner baldigen Überschwemmung. Davon bekamen wir auf Grund unseres zeitigen Verlassens jedoch nur wenig mit. Alles was wir sahen, waren riesige Wasserlachen, die sich auf dem Markusplatz durch aufsteigendes Wasser bildeten und Souvenirhändler so wie Touristen, die freiwillig die Attraktion räumten. Einige begannen damit jedoch zu spät, so dass sie bereits auf den Stufen der St. Markuskirche von einer enormen Wasserlache umzingelt waren und auf „Rettung“ durch provisorische hölzerne Brücken warten mussten.
Als wir den Markusplatz gegen frühen Abend dann verließen, erfuhren wir von unseren Lehrern von einem erwarteten Rekordhöchststand des Wassers und tatsächlich erreichte es in den Kanälen noch am selben Tag – jedoch nach unserer Abfahrt – die 21m – Marke. Wie wir ebenfalls später erfuhren, standen auch viele Gassen, die wir passierten und der Markusplatz circa 50cm unter Wasser. Wie lautet doch gleich das alte Sprichwort? „Nach uns die Sintflut.“...

--°--°--°--°-- Fazit --°--°--°--°--

In zwei vorhergehenden Artikeln beschrieb ich bereits die Tagesausflüge zum Lago Maggiore und nach Mailand. Beide wurden von unserem Ausflug nach Venedig noch übertroffen!
Dies Stadt hat mir das Herz gestohlen. Selten habe ich soviel Charakter einzelner Gebäude erleben dürfen. Ein Tag Aufenthalt war daher viel zu wenig und wir konnten nicht annähernd so viel sehen, wie mir lieb gewesen wäre... Daher hoffe ich, eines Tages für ein bis zwei Wochen zurückkehren zu können.
Nichts desto trotz würde ich es entschieden ablehnen, hier zu wohnen. Nicht nur die anfänglich erwähnten Bedrohungen der Stadt schrecken mich ab, sondern auch die Touristen- und Konsumfixierung. Leider wird man heute nirgends mehr eine wundervolle Stadt finden, die „unentdeckt“ vom Touristenverkehr ist. Daher muss man diesen Abstrich wohl in Kauf nehmen, um in den Genuss der vielen Vorzüge zu gelangen.
Des weiteren möchte ich mich noch zu dem Vorurteil äußern, Venedig sei dreckig. Dies stimmt meiner Meinung nach nur in einem geringen Maße. Betrachtet man die Kanäle, so muss ich Recht geben. Die Häuser und Gassen jedoch wirken auf mich keinesfalls schmutzig. Man sieht ihnen natürlich die Spuren der vielen Hochwasser an, doch wirkt dies auf mich nicht herabwertend. Vielmehr ist Venedig eine Stadt wie ein Gesicht mit vielen Falten: Interessant, belebt, echt, erfahren und vor allem charaktervoll!

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinen Erfahrungen weiterhelfen. Über Kommentare hierzu oder zu euren eigenen Erfahrungen mit dieser Stadt würde ich mich freuen!

Gruß, Southy
(c) by Southgirl, 24. Juni 2002

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