Vertical Limit (VHS) Testbericht

Vertical-limit-vhs-actionfilm
ab 10,73
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Erfahrungsbericht von mima007

Action-Abenteuer mit tödlichem Ausgang (zur DVD)

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

"Vertical Limit" ein Actionthriller in purer Hollywoodmanier, der mit Bergsteigerei herzlich wenig zu tun hat. Eine der Hauptfiguren verbeugt sich zwar vor einem echten Everestbezwinger, aber das ist nur eine Tribut an die echten Profis. Dennoch bietet der Film auf seiner abgehobenen Ebene ebenso viel Thrill und Spannung wie etwa ein Dinosaurier-Film à la 'Jurassic Park'. Nur dass das Monster, wie der Regisseur sagt, hier vom Berg, dem K2, gespielt wird. Große Gefühle findet man hier ebenfalls, sei es nun Liebe oder Hass.

Handlung

Peter Garett, gespielt von Chris "Robin" O'Donnell, ist ein Fotograf für die Zeitschrift "National Geographic" und hat gerade hervorragende Bilder von seltenen Schneeleoparden im Kasten, als sich sein Träger das Bein bricht und er ins Hospital gebracht werden muss. Ein Hubschrauber des pakistanischen Militärs hilft aus und setzt Peter auf einer Gefechtsstation des Militärs ab. Dieses Detail wird später sehr wichtig. Hier hört er zuerst davon, dass sich seine Schwester Annie (Robin Tunnie?) als Reporterin im K2-Basislager befindet. Er fliegt hin, um sie zu besuchen.

Seit Peter seinen Vater bei einem Bergunglück in den USA – es bildet den actionreichen Vorspann zur Haupthandlung – opfern musste, um sich und Annie zu retten, herrscht zwischen beiden eine gewisse Spannung. Annie hat ihm den Tod ihres Vaters nie verziehen, und ihr Bruder hat entsprechend große Schuldgefühle. Die Frage, welche Opfer man den Bergen bringen kann oder muss, ist im ganzen Film von Bedeutung.

Der Gipfelsturm

Im K2-Basislager treffen der rücksichtlose Millionär Everett Vaughn (Bill Paxton) und sein Bergführer MacLaren ein; sie wollen am nächsten Tag den Gipfel bezwingen, am gleichen Tag soll das erste Flugzeug von Vaughns neuer Fluggesellschaft über den Gipfel fliegen. Vaughn erinnert sehr stark an den britischen Unternehmer Branson, der mit 'Virgin' einen der erfolgreichsten Medienkonzerne gründete.

Doch in Vaughns Feier der Vorfreude platzt eine Art männliche Kassandra hinein, der alte bergsteiger Montgomery Wick, der in dieser Gegend seit 4 jahren nach seiner verschollenen Frau sucht. Wie sich am Schluss herausstellt, hat er mit Vaughn noch ein Hühnchen zu rupfen. Vaughn tut Wicks Warnung vor schlechtem Wetter usw. leichtsinnig ab.

Natürlich geraten MacLaren, Annie und der Millionär am nächsten Tag in saumäßig schlechtes Wetter, und Peter Garrett kann nur hilflos am Funkgerät mitverfolgen, wie alles den Bach, pardon: den Berg runtergeht. Eine Lawine erwischt die Gipfelstürmer und fegt sie in eine tiefe Gletscherspalte, wo sie in einer Eishöhle versuchen, bis zum Eintreffen des Rettungstrupps zu überleben. Sie haben nur Wasser und Dex (siehe Zusatzmaterial) für 22 Stunden dabei; das ist ihre Galgenfrist.

Annie kann Peter morsen, wer am Leben ist. Der stellt eilig einen improvisierten Trupp zusammen, dem sich zu aller Erstaunen auch der Eremit Montgomery Wick anschließt. Doch wie die Verschütteten finden und aus dem Eis befreien? Da fällt Peter die pakistanische Armee ein. Mit deren Nitroglyzerin, verteilt auf drei Duos, macht sich der Trupp auf den Weg und lässt sich per Hubschrauber in rund 7300 Meter absetzen.

Allein diese Landeaktion ist schon dramatisch. Doch was den sechs Leuten auf ihrem Weg in 8300 Meter alles widerfährt, ist schon unschlagbar. Nicht nur Lawinen fordern opfer, sondern, wie könnte es anders sein, das verfluchte Nitroglyzerin. Zu allem Überfluss erwärmt es sich in der Sonne, bis es explodiert. Keine Ahnung, ob das wirklich so ist. Das Ergebnis dürfte zumindest Pyrotechnikfreaks zufriedenstellen.

Von den sechs Truppmitgliedern schaffen es nur drei zur Eishöhle. Dort hat sich inzwischen ein tödliches Drama entwickelt, in das die Retter auf verhängnisvolle Weise verwickelt werden...

Die Darsteller und der Regisseur

Chris O'Donnell spielte den "Robin" in der quietschbunten Comicadaption "Robin und Batman" sowie mehrmals den schönen und begehrenswerten Junggesellen in mehreren "romantischen Komödien". Frauen mögen ihn toll finden, ich finde, in diesem Film ist er eine glatte Fehlbesetzung. Er soll den Helden mit Seele mimen, was dabei herauskommt, ist ein Spätpubertärer auf der Suche nach seinem Psychotherapeuten.

Bill Paxton spielt den Millionär Vaughn mit Bravour.
Ob wohl man ihm auch einen texanischen Tunichtgut abnehmen würde, schafft er es hier, einen Mann zu spielen, der im grunde keine Skrupel hat, seinen Zielen --und vor allem seinem eigenen Überleben - andere Menschen zu opfern. Seine Logik ist ebenso verständlich wie grausam. Man muss ihn nicht mögen, erzählt Paxton im Making-of, aber man kann ihn wenigstens respektieren. Und das ist mehr, was man von manch anderer Figur in diesem Film sagen kann. Er ist das Gegenteil von "Peter Garrett" und der direkte Gegenspieler von "Montogomery Wick".

Robin Tunney: Au weia! Auch wenn sie es zu vermeiden versucht, spielt sie die "Annie" doch mit großen verletzlichen Rehaugen, die als eine Art Kameliendame des K2 an einer Lungenkrankheit zu verenden droht: die undankbare Opferrolle. Sie ist das Gegenteil der Powerfrau Monique.

Scott Glenn ("Montgomery Wick") hatte in seiner langen Laufbahn zwei großartige Paraderollen als harter Texaner. In dem innovativen Neo-Western spielte er an Kevin Costners Seite den Scharfschützen Everett. Und in "Jagd auf Roter Oktober" gab er als U-Boot-Kommandant möglicherweise "die Maße des Playmates des Monats" durch. Nebenbei brachte er das U-Boot auch noch zum Fliegen. Als Montgomery Wick spielt er einen Eremiten mit einer Mission: im ewigen Eis seine tote Frau zu suchen und ihren Tod zu rächen. Beeindruckend.

"Monique": Wow, was für eine Powerfrau! Und dabei gar nicht zickig. Als "Dick" sie mal doof anquatscht, verpasst sie ihm einen rechten Haken, der sich gewaschen hat! Und als sie mit "Dick" über dem Abgrund hängt, hält sie ihn und seinen Rucksack fest. Als sie aus dieser beschisenen Lage wieder herauskommt, hat sie sich den kleinen Finger abgeknickt, heult aber keineswegs wie ein Schlosshund, sondern befiehlt Peter garrett, den Finger wieder gerade zu richten. Um sie abzulenken, verwickelt er sie in ein nettes Gespräch, in dem sie ihre Träume offenbart. Sie hat es satt, die geliebte eines untreuen Bergführers zu sein und will nach Paris, um dort ihr Medizinstudium fortzuse- autsch, das hat wehgetan!

Die Witzfiguren Cyril und sein Kumpan: ein witziges Gespann à la Dick und Doof, der eine dick und kess (ein Weiberheld), der andere dünn und ängstlich (Cyril). Auch wenn's nicht zunächst nicht so aussieht: Wenn's drauf ankommt, zeigt sich, dass sie einander herzlich zugetan sind. Das Duo, das mich ein wenig an Rosencrantz und Güldenstern aus "Hamlet" erinnert, ist ein guter Kontrast zu der ganzen ernsthaften Baggage, die sich den Berg hinaufquält. Leider kehren die beiden nicht zurück, der K2 war stärker.

Martin Campbell, der Regisseur, war für so manchen der Schauspieler der rettende Anker, wie sie bekennen. Er hielt alles zusammen, denn er hatte eine genaue Vorstellung, wie eine Szene von einer Figur gestaltet werden sollte. Auch seine visuelle Kreativität ist beträchtlich, wie die Auswahl des gedrehten Materials belegt. Um eine Lawine nicht aus dem Computer zu bekommen, sondern eine echte, die mit Sturmwind und Donnerhall daherfegt, ließ er solche Lawinen künstlich erzeugen (= sprengen) und von einem echten Lawinen-Fan filmen. Diese kostbaren Bilder werden zwar mehrmals verwendet, aber das macht nichts: Sie erzeugen eine Gänsehaut.

Ich konnte nur einen visuellen Bug entdecken, aber der hat mich wirklich verwirrt und geärgert. Als Peter Garrett seinen Kumpel, den Bergsteiger Skip sucht, fragt er dessen Freundin Monique nach ihm. Dabei steht O'Donnell in einem Licht, dass man einen handfesten Schnurr- und Kinnbart sieht, den er in der Szene davor noch nicht trug. Ergo schließt man, dass inzwischen Tage vergangen sein müssen. Is aber nich! Als er in der nächsten Einstellung Skip gegenübersteht, trägt er wieder seinen gewohnten Flaum um Oberlippe und Kinn. Das nenne ich Irreführung des Betrachters durch falsche Beleuchtung.

Die Ausstattung der DVD

Der Zuschauer kann zwischen den Sprachen Englisch und Deutsch sowie zwischen zwei Soundstandards (siehe Liste) wählen. Außerdem lässt sich als Extra der Kommentar von Regisseur von Martin Campbell und von Lloyd Phillips hinzuschalten.

Das Zusatzmaterial kann sich durchaus sehen. Es entspricht guter Mittelklasse. Das Making-of "Surviving the Limit" ist rund 20 bis 25 Minuten lang. Hier kommen die wichtigsten Ausführenden und Darsteller zu Wort. Die Schauspielerinnen hat durchaus enste Angst, als sie auf vereisten Hängen ihre akrobatischen Szenen spielten. Sie waren durch nicht weniger als 24 Sicherheitsspezialisten geschützt, so dass ihnen nichts passierte. Scott Glenn fasst am besten zusammen, was dieser Dreh für ihn bedeutete. Leider werden diese interessanten Beiträge immer wieder von einer marktschreierisch dramatisierenden Stimme aus dem Off unterbrochen.

Aufschlussreich ist unter anderem, an welchen Locations gedreht wurde. Der Mount Cook in den neuseeländischen Alpen sieht beinahe so eindrucksvoll aus wie der echte K2. Natürlich drehte auch ein Team am K2 selbst. Es bestand u.a. aus den Profis Ed Viesturs und Barry Blanchard.

Diese beiden alten Bergfexe bestreiten den Löwenanteil am zweiten Hintergrundbericht: "Search and Rescue Tales", der rund 30 Minuten dauert. Sie erzählen vom "Trekking to K2", vom Nervenkitzel, den ihnen Lawinen verursachen; von der Todeszone, die bei 8000 Metern Höhe beginnt; und vom "Elixier des Lebens", Dexomethazon, das im Film schlicht als => "Dex" bezeichnet wird. Dex bekämft die Auswirkungen des Lungenödems, bei dem der Betroffene an der Flüssigkeit, die sich in seiner Lunge sammelt, langsam erstickt. Die drei in der Eishöhle Eingeschlossenen werden nacheinander Opfer dieser bedrohlichen Krankheit.

Von besonderem Interesse fand ich die beeindruckenden Visual Effects des Films, die recht aufwändig gemacht sind. Hier sieht man, welche Bildbestandteile aus dem Computer kommen und welche vor Ort existierten. Leider ist die Eishöhle sofort als Plastik und Pappmaché auszumachen.

Der enorme Sprung hingegen, den Chris O'Donnell hinlegt, um freihändig auf den gegenüberliegenden Felsen zu fliegen, ist eingehend erklärt. Dieser Abschnitt ist mit der ironisch Überschrift "As easy as falling off a cliff" versehen. Den Abschluss von "Search and rescue tales" bilden die langen Credits & Danksagungen. Die einzelnen, gelb gezeichneten Menü-Punkte der "Tales" sind auf eine K2-Bergsilhouette projiziert, und es ist gar nicht so einfach, nur mit der Fernbedienung zwischen den Punkten zu navigieren. Mit der Maus kommt hier wohl besser durch.

Fazit

"Vertical Limit" ist sicherlich kein langweiliger Film, sondern bietet Action satt. Das ganze ist garniert mit wundervollen Landschaftsaufnahmen und gefühlvollen Human-Drama-Szenen. Letztere können allerdings durch ihre hölzernen Dialoge wenig überzeugen. Dass der Einsatz von Nitro in den Bergen blanker Wahnsinn ist, dürfte ja wohl klar sein. Was die restlichen Bergunglücke angeht, so erklärt uns einer der Bergspezialisten, Barry Blanchard, dass sich diese wirklich ereignet hätten, allerdings nicht in weniger als 24 Stunden...

Michael Matzer © 2001ff

25 Bewertungen, 2 Kommentare

  • XXLALF

    15.07.2010, 09:24 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und einen lieben gruß

  • DrDuke

    19.05.2002, 13:19 Uhr von DrDuke
    Bewertung: sehr hilfreich

    irgendwie hört man da nur gutes über den Film