Verwaltungsfachangestellte/r Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Einstellungschancen:  durchschnittlich
  • Aufstiegschancen:  durchschnittlich
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von kiri1969

Weniger Paragraphenreiterei als gedacht

3
  • Einstellungschancen:  durchschnittlich
  • Aufstiegschancen:  durchschnittlich
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Pro:

vielseitig

Kontra:

Theorie knochentrockene Paragraphenreiterei

Empfehlung:

Ja

Nach fast 20 Jahren in der Verwaltung kann ich mit gutem Gewissen schreiben \"I survived\" !!!

Und seit August diesen Jahres bin ich zur (nebenamtlichen) Ausbildungsleiterin \"mutiert\" und sehe das Berufsbild aus einem etwas anderen Blickwinkel.

Zu den generellen Aufgaben und Tätigkeiten wurde in den anderen 3 Erfahrungsberichten sehr viel (und auch sehr gut) geschrieben - spare ich mir daher.

Verwaltungsfachangestellten werden in den unterschiedlichsten Behördenzweigen ausgebildet, wie Stadt- oder Kreisverwaltungen, bei der Kirche, beim Land undund (Hier kann das Arbeitsamt mit seinen bewährten Blättern zur Berufskunde weiterhelfen!). Bitte in jedem Fall vor einer Bewerbung beim Arbeitsamt über den Wunschausbildungsberuf informieren, sonst ist man schon zu Ausbildungsbeginn tierisch frustriert !

Hauptvorteil dieses Jobs ist, dass der Arbeitsplatz entweder relativ sicher ist (sofern man bereits länger bei der jeweiligen Behörde ist: nach 15 Jahren Berufstätigkeit bei einem Lebensalter von mindestens 40 Jahren ist man unkündbar) bzw. für Neueinsteiger eine eher schwankende Angelegenheit : Übernahmegarantieen nach bestandener Ausbildung geben heutzutage nur noch die wenigsten Behörden. Entweder wird man garnicht oder nur für einen bestimmten Zeitraum befristet und/oder nur mit einer Teilzeitstelle übernommen.

Um relativ gut in den Sattel zu kommen (und dort auch zu bleiben) ist meines Erachtens wichtig, dass man nicht nur in der Schule gut ist, sondern auch sich auch während der Praxiszeiten in der Behörde selbst bewährt.

Was nicht heissen soll, dass man bei den Kollegen eine breite Schleimspur hinterlässt. Vielmehr sind Höflichkeit und ein gewisses Engagement eher gefragt. Man kann auch ruhig und sachlich sagen, wenn einem etwas nicht passt (wenn man z.B. nur abheften oder fotokopieren muss => das kann nicht Sinn und Zweck der Ausbildung sein; schließlich gibt es auch noch gesetzliche Grundlagen wie den Ausbildungsrahmenplan, die festlegen, in welchen Bereichen/Tätigkeiten ausgebildet wird) bzw. fragen, wenn man Erklärungen nicht verstanden hat. Es ist auch kein Weltuntergang, wenn mal ein Fehler passiert..irgendwie kriegt man alles wieder geradegerückt. Man muss sich nur melden !

Die praktische Ausbildung steht und fällt mit dem-/derjenigen, die ausbildet. Man kann zum Beispiel in einem knochentrockenen Gebiet wie der Kämmerei (quasi die Finazabteilung einer Stadtverwaltung) sehr viel lernen, wenn man jemanden hat, der/die gut und interessant erklärt. Während eigentlich interssante Ausbildungsbereiche wie das Ordnungsamt dank eines muffeligen Ausbilders die Hölle sein können.

Im Rahmen einer Beurteilung bekommt man zum Ende des jeweiligen Ausbildungsabschnittes schriftlich mitgeteilt, wie die Leistungen waren. Normalerweise erhält man die Beurteilung im Rahmen eines Gesprächs vom Ausbilder ausgehändigt, Ausbilder und Auszubildender müssen sie unterschreiben. \"Müssen\" ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn wenn die Beurteilung offenkundig falsche Sachen enthält, kann man mit dem Ausbilder reden und u.U. eine neue fairere Beurteilung bekommen. Ein guter Ausbilder vergibt allerdings keine reinen Sympathiebeurteilungen danach, wessen Nase ihm passt oder nicht, sondern versucht, dem Auszubildenden Ansatzpunkte dafür zu geben, in welchen Bereichen er/sie sich noch verbessern kann.

\"Schule\" heisst zum einen Berufsschule (da gibt es aber auch so nette Fächer wie Sport und Reli), zum anderen -jedenfalls in NRW im kommunalen Bereich- \"Dienstbegleitende Unterweisung\" (1 Mal wöchentlich) durch das Studieninstitut.
Bei der dienstbegleitenden Unterweisung liegt der Schwerpunkt wirklich auf \"Fachchinesisch\" bzw. wie formuliere ich meine Bescheide an den Bürger so, dass er sie auch versteht !

Für jemanden, der frisch von der Schulbank kommt (meistens Realschüler, gelegentlich auch Abiturienten) ist diese Paragraphenreiterei natürlich Neuland und (anfangs garantiert) knochentrocken bis öde. Aber wenn man wirklich lebenslang diesen Job machen will (und nicht noch mal eine andere Ausbildung in einem anderen Beruf, der einem mehr liegt), muss sich leider dran gewöhnen !!

Auch nach der Ausbildung ist nicht Stillstand angesagt: Man sollte sich jede Fortbildung an Land ziehen, die man kriegen kann, um so mehr Qualifikationen zu bekommen und evtl. mal innerhalb der Behörde sein Aufgabengebiet zu wechseln bzw. vielleicht ja sogar einen Job bei einer anderen Behörde zu bekommen.

Ich selbst habe meine Ausbildung bei einem Rentenversicherungsträger gemacht (und durfte im 1.Jahr nach Ausbildungsende auch nur lochen, Zahlen eintippen und Briefe eintüten), war danach 10 Jahre in den verschiedensten Bereichen bei der Stadtverwaltung (\"Frontarbeit\" im Sozialamt ist zwar tierisch interessant, geht aber auch ziemlich an die Substanz) und bin jetzt bei Kirchens gelandet (nun ja...auch dazu stand in einem der anderen Erfahrungsberichte ein interessanter Passus)

Fazit : wer Beruf nicht mit Berufung verwechselt, kann sich mit dieser Ausbildung durchaus anfreunden

PS: Ich habe den Bericht bewusst nicht in trockenem Amtsdeutsch geschrieben, damit Ihr merkt, das man auch nach vielen Verwaltungsjahren kein Beamtensturkopp sein muss

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