Maria, ihm schmeckt''s nicht! (Taschenbuch) / Jan Weiler Testbericht

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ab 6,28
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Erfahrungsbericht von Traumpaar

Leckere Lektüre

Pro:

sehr flüssig zu lesen, tolle Urlaubslektüre, humorvoll, großartige Reflektion des italienischen Lebensstils

Kontra:

kaum lohnenswertes Bonuskapitel

Empfehlung:

Nein

Es begab sich zu der Zeit... da hatte Bonnies halbe Verwandtschaft schon Jan Weilers Werk "Maria, ihm schmeckt`s nicht!" gelesen, das auch allgemein in deutschen Landen die Bestsellerlisten für sich erobert hat, wozu man aber sagen muss, dass Bonnies halbe Verwandtschaft sich nochmals teilen kann: in griechische Gene und in eben italienische - "Maria, ihm schmeckt`s nicht" hat dieser Sippschaft nun sehr schön verdeutlicht, auch ohne exakte Gen-Untersuchungen, dass die italienische Genetik stark dominiert.
Und so verstand es sich von selbst, dass dieses Buch auch zur Pflichtlektüre für Bonnie werden musste - nicht zuletzt, nachdem diverse Freunde es sich auch zu Gemüte geführt hatten, und meinten, Bonnie zwischen den Zeilen wiedererkannt zu haben, weswegen auch Clyde es natürlich lesen musste und zusammen müssen wir es euch jetzt uuuunbedingt vorstellen! :)

- Allgemeines zum Buch -

"Maria, ihm schmeckt`s nicht" mit dem Untertitel "Geschichten von meiner italienischen Sippe" ist bei Ullstein (www.ullstein-taschenbuch.de) erschienen; das Taschenbuch zum Preis von exakt 10€ hat die ISBN 978-3-548-26426-4 und ist 2003 erstmals erschienen und inzwischen in der x.ten Auflage veröffentlicht worden.
Unsere Ausgabe verfügt zudem noch über eine Bonusgeschichte.

Der 1967 geborene Autor Jan Weiler war von 2000-2005 Chefredakteur des "Süddeutsche Zeitung Magazin", in dem dieses Buch auch auszugsweise und gekürzt veröffentlicht worden ist - man kann es wohl auch "Kolumne" nennen. ;)
Jan Weiler hat eine Halbitalienerin ge- und damit in einen riesigen italienischen Clan eingeheiratet und "verarbeitet" hier seine ersten Eindrücke der Familie und seine Erfahrungen.

- Klappentext -

Die gewohnte Kurzzusammenfassung findet sich nicht auf der äußeren Klappe, sondern am Anfang des Buches und lautet wie folgt:

"Nach der Hochzeit verändern sich die dinge grundlegend - besonders wenn man wie Jan Weiler in eine italienische Großfamilie einheiratet: "Es gibt nämlich einen riesenhaften Stammbaum, der sich in der Mitte in zwei etwa gleich starke Äste teilt. Man hat sich vor vielen Jahren endgültig zerstritten, aus Gründen, die keiner mehr so richtig kennt. Seitdem heißt es vom einen Zweig, er sei blöd, und vom anderen, er sei geizig. Die meisten Männer der einen Familienhälfte heißen Mario (blöd), die meisten Männer der anderen heißen Antonio (geizig). Mein Schwiegervater ist ein Antonio und gar nicht geizig. Jedenfalls lassen beide Familienhälften kein gutes Haar aneinander."
Die herrlich komische Geschichte einer unglaublichen Verwandtschaft aus der italienischen Region Molise, die laut ihrer Bewohner "am A... der Welt" liegt."

- Inhalt -

Der vorherige Abschnitt hat es ja schon angedeutet: nach zwei Jahren wilder Ehe hat Jan Weiler den Entschluss gefasst, den Eltern seiner halbitalienischen Freundin Sara die Aufwartung zu machen, um ganz förmlich um Saras Hand anzuhalten und ab diesem Moment geht auch alles hoppladihopp - plötzlich findet sich Jan inmitten eines italienischen Clans wieder, der sowohl vollends verwirrend als auch faszinierend ist.

Das Buch hat einen wahren Hintergrund, ist sozusagen autobiografisch, auch wenn der Autor im Schlusswort betont, die Namen geändert zu haben und einräumt, einige Szenarien verändert zu haben - oder auch nicht.
Bonnie ist felsenfest davon überzeugt, dass mindestens 98% stimmen und die Behauptung, eventuell etwas verfälscht zu haben, nur darauf fußt, den Beteiligten ein gewisses Gefühl der Sicherheit bieten zu können: wenn man auf etwas allzu Schräges angesprochen wird, sagt man einfach, DAS wäre doch nur erdacht gewesen.

Jan Weiler gibt aber freimütig zu, den Vornamen seines Schwiegervaters übernommen zu haben, denn Antonio ist einfach Antonio und Antonio ist ein Original: aus Italien stammend, findet er sein Zuzugsland Deutschland total toll, wenn er in Italien ist. Auf deutschem Boden preist er hingegen unentwegt die Vorzüge Italiens und seiner Bevölkerung.
Im Prinzip ist Antonio auch die Hauptfigur im Buch, denn Antonio ist einfach immer präsent; er weiß es, sich in Szene zu setzen; und Jan Weiler kann nur staunen ob aller italienischen Eigenheiten, die sich ihm so darbieten, innerhalb der gesamten Familie Marcipane (von denen einige Mitglieder aufgrund eines Fehlers von Behördenseite verwirrenderweise MarcipanO heißen)/Carducci, und versuchen, sich im dichtbeblätterten Stammbaum inklusive italienischer Mentalität mit all der "anderen" Lebensart (und dem merkwürdigen italienischen Dialekt, wo Jan Weiler bis dahin doch nur reines Italienisch spricht, und das wohl auch eher nur, um sich in Italien halbwegs zurechtzufinden - Urlaubs-Italienisch eben oder wie Weiler es bezeichnet: "Speisekarten-Italienisch" - und nicht, um wirklich und ausschließlich auf Italienisch zu kommunizieren) ohne Tritte ins Fettnäpfchen zurechtzufinden.

Bei italienischen Sippschaften ist das in der Regel wirklich schwierig; das schafft man als "Familienfremder" nicht so leicht und kann es eigentlich nur mit Humor nehmen und Jan Weiler nimmt es mit einem seltsam faszinierten Humor auf, der sich in seinen Betrachtungen auch deutlich zeigt.

Während er in der ersten Hälfte noch mit sich und vor Allem mit all den neuen Dingen und Menschen, die ihm auf Italienreisen/Verwandtenbesuchen gegenüberstehen, kämpft, berichtet Jan Weiler in der zweiten Hälfte von einer Italienfahrt, die er allein mit seinem Schwiegervater unternimmt, und auf der Antonio, der tastsächlich nicht immer einen leichten Stand hatte und sich trotzdem aber nie unterkriegen ließ, ihm seine Lebensgeschichte erzählt.

- Leseprobe -

(Nachdem er erfolgreich um Saras Hand gebeten hat, unternimmt Jan mit seinem Schwiegervater in spe Antonio einen Spaziergang, bei dem dieser ihm die Schönheiten der Umgebung zeigen will.)

"Die Hauptattraktionen der Nachbarschaft sind: der Garagenhof, die Garage, der dort geparkte Mercedes, Kinderspielplatz, Bäcker, Getränkemarkt und Lottoannahmestelle.
Dorthin zieht es Antonio mit aller Macht, denn Lotto ist für ihn das Größte. Er spielt immer dieselben Zahlen, nämlich seinen sowie die Geburtstage seiner Kinder. Das führt zwangsläufig dazu, dass kein Zahlenwert höher ist als 11, denn seine Töchter haben nun einmal am 6.7. und am 10.1. Geburtstag, er selbst am 2.1., so dass er immer wieder aufs Neue 1, 2, 6, 7, 10, 11 tippt.
"Wann haste du Geburtstag?", fragt er mich.
"Am 28. Oktober", antworte ich, und er kreuzt anstelle der 11 die 28 an.
"Wenn ich ein Million gewinne, bekommst du die Hälfte", versichert er mir, und es besteht überhaupt kein Zweifel, dass er das auch so meint. Es gilt das gesprochene Wort.
"Binne i keine Geizhalse, liebe Jung. Wenni habe, gebe auch und machte mir nix aus."
Ich warte auf die üblichen Schwiegersohn-Gespräche, irgendwie habe ich mich sogar darauf gefreut. Es ist doch schön, wenn man ermahnt wird und die Fragen beantworten muss, die ein besorgter Vater sich stellt. Ob man die Tochter denn auch ernähren könne. Und ob man Kinder wolle, schließlich seien Kinder das Salz der Erde. Und was denn der eigene Vater beruflich mache. Und ob man Abitur habe. Und wie das alles weitergehe. Aber ich warte vergebens. Antonio, stelle ich fest, hat sich für mich entschieden, nicht ich mich für seine Tochter. Ich könnte auch Bratschist in einem usbekischen Kammerorchester sein oder Schiffschaukelbremser auf der Kirmes oder Außenminister von Österreich.
Als habe er meine Gedanken erahnt, bleibt er plötzlich stehen und sagt ernst: "Auptsach, du bist keine carabiniere."
"Keine was?"
"Keine carabiniere. Dorfpoliziste. Aber du bist keine dumme Salat."" (S.29/30)

- Eindruck -

Der politisch korrekte Deutsche wird nach dem Lesen zu sagen geneigt sein, dass Jan Weiler sehr mit Klischees spielt und die Italiener sehr überspitzt darstellt; der politisch nicht minder korrekte Deutsche, der aber in einer deutsch-italienischen Partnerschaft lebt wird erleichtert aufatmen, mit der Erkenntnis: "Ich habe ja doch nicht das einzig bekloppte Wesen der Art erwischt!". Und Diejenigen, in deren Adern italienisches Blut fließt, fühlen sich ertappt, denn die "Klischees" sind größtenteils Teil der italienischen Lebensart.

Es fängt an bei Jan Weilers Verwunderung, warum die italienische Bevölkerung angesichts ihrer Ernährung nicht längst mit einem lauten Knall geplatzt ist, denn erstens dreht sich bei den Italienern alles ums Essen und zweitens ernähren sie sich fast ausschließlich von Kohlenhydraten.
Auch das von Ernährungswissenschaftlern oft gepredigte Credo "Morgens essen wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler" stammt offensichtlich nicht aus Italien und findet wenig Zuspruch; Bonnie findet es auch schwachsinnig, genauso wie die Empfehlung, nach 18 Uhr nichts zu essen - bei dem, was in Deutschland von Ernährungsexperten gepredigt wird, kann man hierzulanden auch nicht anders als sich zu wundern, wieso Italien kein ausgestorbenes Land ist: Bonnie meint, es liegt am Olivenöl und dass Olivenöl wahnsinnig toll ist und Kohlenhydrate hingegen nicht so schlecht sind, wie hierzulande immer behauptet wird.
Kohlenhydratarmen- oder gar -freien Ernährungsweisen steht Bonnie komplett fassungslos gegenüber; ob nun das lustige David-Kirsch-Programm "So habe ich Heidi Klum und Sarah Connor nach ihren Schwangerschaften wieder schlank gekriegt!" oder Low Carb im Allgemeinen; Zitat: "Dabei kann man ja nur abnehmen, und zwar solang, bis man dann verhungert ist!"
Als eine ernährungsbewusste Bekannte Bonnie zuletzt fragte, ob sie sich es denn gar nicht vorstellen könnte, ihre Kohlenhydratzufuhr wenn nicht aufzugeben, sondern zumindest drastisch einzuschränken, bekam sie lapidar zur Antwort: "Hühnerbrühe sind keine Kohlenhydrate, oder? Doch dann ja - wenn ich krank bin!"
Natürlich können Italiener nicht ohne Kohlenhydrate, denn was wäre ein Italiener ohne seine Pasta?

Auch die weichen italienischen Betten sind kein Klischee: so gab es bei uns auch einst wilde Diskussionen, denn wir wollten unbedingt ein Bett mit nur einer Matratze; es wären fast doch zwei geworden *lol*, Italiener scheinen wirklich keine Wirbelsäule zu haben - als wir mit Freunden zusammen in einem kleinen Italien-Kurzurlaub waren, wobei noch eine Freundin italienischstämmig ist, waren diese und Bonnie die Einzigen, die wirklich tief und "wie auf Wolken" geschlafen haben.

Und über die italienischen Fahrkünste und den dort vorherrschenden Verkehr muss man sich gar nicht weiter auslassen, denn um es mit Jan Weilers Worten zu sagen "Am besten bewegt man sich als Fußgänger im italienischen Straßenverkehr möglichst rasch und furchtlos. Der italienische Autofahrer ähnelt nämlich dem deutschen Schäferhund: Wenn er merkt, dass man Angst hat, dann schnappt er zu." (S.72)
Wir wollen nicht unerwähnt lassen, dass es auf Seiten von Bonnies italienischer Verwandtschaft auch sehr gute Fahrer gibt, zu denen Bonnie zu Clydes Missvergnügen aber absolut nicht gehört; Bonnies Motto ist nicht: "Wer langsam fährt, kommt auch ans Ziel!", sondern "Hauptsache, man kommt irgendwie ans Ziel!" und das "irgendwie" ist ein "auf Biegen und Brechen" oder ein "auf Schramme und Kratzer". Stoßstangen sind schließlich, wie der Name es unschwer erkennen lässt, zum Stoßen da!
Und was nicht passt, wird passend gemacht... oder es wird zumindest versucht und anschließend der Versicherung erklärt, wieso sich die tiefen Kratzer am Kotflügel nun wirklich nicht vermeiden ließen und dass und warum man selbst doch nichts dafür konnte.
Kennt ihr diese lustigen Versicherungsmeldungen vonwegen "Ich fuhr ganz gemächlich die Straße lang, als direkt vor mir plötzlich ein Baum auf die Straße sprang!": so ist Bonnie!

Der gemeine Fußgänger/Radfahrer muss sich im allgemeinen Straßenverkehr aber wenig Sorgen machen, Bonnie zum Opfer zu fallen: zum Einen hat sie sich auf abenteuerliche Blechschäden spezialisiert, zum Anderen meidet sie Orte, an denen zu viele Leute "einfach so" unterwegs sein können - spätestens mit Erreichen der Stadtgrenze wird ein Fahrerwechsel durchgeführt, Innenstädte befährt Bonnie nicht mit dem Auto (das ist ihr zu gefährlich, und damit meint sie nicht, dass sie sich als gefährdet ansieht), wobei Fahrerwechsel? Naja... Clyde versucht es schon weitesgehend zu vermeiden, dass Bonnie am Steuer sitzt, insbesondere wenn er mit im Auto sitzt, und auch Bonnie nimmt ungern Leute mit. Bekannte Leute lassen sich aber sowieso auch ungern von Bonnie mitnehmen, nicht mit ihrem Fahrstil vertraute Menschen nehmen es zunächst auf die leichte Schulter, wenn Bonnie warnt: "Ich würde dich wohl mitnehmen - aber wenn ich du wäre, würde ich nicht zu mir ins Auto steigen!" / "Willst du wirklich mit mir mitfahren?" / "Willst du das wirklich?" / "Echt? Letzte Chance, auszusteigen!" und dieser Fragekatalog wird wirklich genauso abgespult! Die Fahrten enden immer damit, dass die Mitfahrer froh sind, mit heiler Haut heimgekommen zu sein und einer erleichterten Bonnie, weil sie ihre Passagiere los ist, denn die haben "ständig rumgekeift, oh Gott, da ist dies, da ist jene und ach Göttchen aufpassen! Dabei hab ich die vorher ja extra gewarnt! - Und so schlimm wars echt nicht, das Auto hat nicht einen Kratzer abgekriegt!"

Und außerdem sind ja alle auch am Zielort angekommen, denn eine weitere wahre Erkenntnis aus dem Buch ist, dass "Mit Italienern zu reisen, ist fast nicht möglich, es sei denn, man ist selber Italiener. Italiener reisen nicht, sie irrlichtern. Obwohl Antonio den Weg wohl mehr als einhundert Mal zurückgelegt hat, findet er ihn nicht auf Anhieb.": jeder, der uns und dieses Buch kennt, hat spätestens hier auf S.68 von 276 nur noch an unseren weiblichen Part gedacht; Bonnie ist in unserem Freundeskreis die größte Irrlichterin.
Kürzlich hat sie es geschafft, sich auf dem Weg von A nach C über B so zu verfahren und zwar in C, dass sie letztlich wieder in B (deutlich abgegrenzte 15km von C entfernt) herauskam.
Wie gesagt: in unserem Freundeskreis in dieser Hinsicht die Nummer 1, aber in ihrer Familie immer noch übertroffen - von einer seit fast 40 Jahren auf dem Land in einem kleinen Dorf, wo es keine 30 Straßen gibt, lebenden Verwandten, die es tatsächlich geschafft hat, sich drei Straßen von daheim zu verfahren!

Allerdings hat Bonnie im Gegensatz zu Antonio noch nie inmitten eines Kreisverkehres gestoppt, um den richtigen Weg wieder herauszufinden; aber: wir haben es in Italien schon mal miterlebt, wie jemand in einen Kreisverkehr hineinfuhr und damit auch in den nächsten Wagen, der sich bereits in diesem befand; dann standen hier die verkeilten Autos, die Insassen gestikulierend (wie sagte im Übrigen letztens ein Bekannter zu Bonnie? "Die Italienerin in dir muss jedem sofort klar sein: wenn man dir die Hände zusammenbindet, kannst du doch auch nicht mehr reden!") und diskutierend in der Mitte des Kreisverkehres und rundherum der Verkehr staute sich für 10 Minuten, bis die nächsten Fahrer dann entschieden, dass da noch genug Platz sei, um an den Autos vorbeikommen, d.h. mit der Hälfte der Reifen auf der linken Seite befindet sich man durchaus noch auf dem Asphalt, der Rest des Autos fährt oder hoppelt vielmehr durch die Außenbegrünung und so wurde dann der gesamte Verkehr rund um die Verunfallten fortgesetzt, und Bonnie fragt sich immer noch, wieso hier selbst bei solchen Lappalien der Verkehr umgeleitet wird bzw. Wagen zurücksetzen und den Umweg über die nächste Seitenstraße wählen, wenn es so doch auch geht und doch viel unkomplizierter ist - nun ja, bei Bonnie besteht da nun auch die Gefahr, sich in besagter Seitenstraße zu verfahren, von daher macht ein engmaschiges Umfahren einer Unfallstelle für Italiener wohl durchaus Sinn!

Das Schöne an den Beschreibungen der italienischen Eigenarten ist bei "Maria, ihm schmeckt`s nicht", dass diese sehr fließend in die Erzählung (es sind nicht wirklich vereinzelte, in sich geschlossene Geschichten seiner Sippe, sondern ein Fließtext) eingebaut sind; es ist keine bloße Aneinanderrreihung von "Klischees", die nicht wirklich welche sind! Diese Marotten und eigenartigen Verhaltensweisen werden auch nicht so dargelegt, dass sie wie "Und dann sind die auch noch so blöd, dass..." oder eben in irgendeiner Weise negativ klingen, sondern es ist eine sehr zärtliche Umschreibung - wie Axel Hacke zu diesem Buch bemerkte: "Wer noch keine italienischen Verwandten hat, wird nach der Lektüre unbedingt welche haben wollen." Und man merkt Jan Weiler an, wie sehr er den italienischen Teil seiner Familie nun liebgewonnen hat und dass er sich wirklich freut, diese italienischen Verwandten zu haben.
Nach dem Lesen hat sich Clyde auch nur noch mehr gefreut, eine Freundin mit italienischem Anteil zu haben und Bonnie sich erstmal von dem Schock erholt, dass ein Wildfremder sie so gut ("Ach du grüne Neune, ich bin wirklich so, oder? - Bin ich echt sooooo?" charakterisieren konnte.
Diverse Mitglieder ihrer Familie haben "Maria, ihm schmeckt`s nicht" zwischenzeitlich ja auch gelesen und während der deutsche Teil den italienischen Part eindeutig wiedererkannte, identifizierte der italienische alle Mititaliener einwandfrei: "Also ich bin ja ganz anders, aber der und der und die sowieso und eh alle..."
Es ist einfach herrlich!

Während "Maria, ihm schmeckt`s nicht" anfangs noch dem dolce vita frönt, wird es schließlich, wenn Jan Weiler und Antonio Marcipane einer Kommoden-Überführung wegen zusammen nach Italien aufbrechen und Antonio Jan, der schließlich "keine dumme Salat" ist, seine Autobiografie erzählt, ein wenig tiefgründiger und dem Leser wird sehr anschaulich übermittelt, dass auch Antonio Marcipane, der als ein sehr charmanter, aber fest entschlossener und energischer Mann dargestellt wird, vom deutschen Wesen anfangs ebenso verwirrt war wie Jan Weiler vom italienischen und dass Antonio diese Unterschiede immer noch nicht begreifen kann.
Während dieser Erzählungen ändert sich auch der Schreibstil etwas: das Buch wirkt tiefgründiger, der Inhalt geht aber auch tiefer, er beschäftigt sich nicht mehr mit der Konfrontation mit oberflächlichen Wesenszügen, sondern mit dem Fremdsein in einem anderen Land, inmitten einer anderen Mentalität, und dem Gefühl des Alleinseins, selbst wenn man inmitten vieler Menschen ist - und letztlich mit den Beweggründen, warum jemand, in diesem Fall eben spezifisch Antonio, einst als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen ist; hier spiegeln sich dann auch Hoffnungen und geplatzte Träume wieder.
Dem Unterhaltungsfaktor tut es aber keinen Abbruch, denn die Erzählungen von Antonios Leben sind durchaus interessant, nur eben nicht mehr so amüsant wie die Schilderungen der italienischen Lebensart.
Dass dieser "Antonio-Teil" eingebaut ist, tut dem Buch aber sehr gut, denn so hat der Leser nicht nur den Eindruck, dass Italiener ausschließlich die "Leichtigkeit des Seins" ausleben, sondern auch mehr in ihnen steckt als nur jede Menge an Kohlenhydraten. ;)

Damit das Buch aber nicht zu melancholisch und rückblickend endet, wird im letzten Kapitel noch einmal kurz eine Reise ans Meer mit der gesamten italienischen Sippschaft angerissen, was den Leser zwar durch die Schilderung eines kleinen peinlichen, sprachlichen Verwechslungsfehlers wieder ein wenig aufmuntert, aber das große Schmunzeln bleibt dann doch aus, weil das Buch hier einfach aus ist und man immer noch auf "mehr" wartet.
Ein oder zwei weitere Kapitel zum Ausklang hätten dem Roman hier einen schöneren Abschluss gegeben, so kommt er doch sehr kurz.

Unsere Ausgabe verfügt ja nun noch über eine Bonusgeschichte, die davon erzählt, wie sich Antonio ein neues Auto kauft, natürlich in Begleitung von Jan Weiler, denn schließlich ist es auch sein Auto: es soll nämlich das Letzte sein, was Antonio sich kaufen will, und später einmal an Jan vererbt werden - was an sich schon ein lustiger Gedanke ist: denn Antonio ist so alt nun wieder wohl auch noch nicht und strotzt vor Leben.
Allerdings fehlt diesem Extra-Kapitel der Witz, es ist eher eine doch recht nüchterner Wiedergabe eines Besuches in einem Autohaus.
Wer "Maria, ihm schmeckt`s nicht" ohne diesen Bonus im Besitz hat, muss sich deswegen auch nicht grämen: da verpasst er nicht wirklich etwas!
Wer sich das Buch nun aber noch zulegen will: ohne das Extrakapitel ist das Buch für 9€ zu haben und das muss dann jeder für sich entscheiden, ob er den zusätzlichen € noch investieren möchte; nötig ist es nicht, andererseits ist ein Euro nun nicht die Welt - allerdings kann man ihn genauso gut in eine Kugel Eis beim Italiener stecken! ;)

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"Maria, ihm schmeckt`s nicht" ist ein absolut lesenswertes Buch, was Einen prima unterhält und auf Sommer und Italien-Urlaub ;) Laune macht; es ist die ideale Urlaubslektüre und eigentlich Pflicht für jeden, der eine persönliche Bindung (welcher Art auch immer) zu Italien bzw. Italienern unterhält.
Auch für Lesefaule eignet sich dieser Stoff prima: Bonnies Vater, der wirklich alles andere als eine Leseratte ist, aber sich immer wieder bemüht, hatte das Buch auch in relativ kurzer Zeit ausgelesen und war doch sehr angetan, dass er nun auch unbedingt den Nachfolger "Antonio im Wunderland" kennenlernen möchte.
Auch das Lesealter ist recht uneingeschränkt: Kindergartenkindern würden wir es nicht vorlesen, Grundschülern auch nicht unbedingt schauen, aber jedem, der flüssig lesen kann, sollte der Roman doch auch ein gewisses Amüsement bereiten!

Wir finden es auch beide total klasse und von daher kann es natürlich nur eine Empfehlung geben! ;)

15 Bewertungen, 8 Kommentare

  • Turbotisl1

    05.02.2008, 20:44 Uhr von Turbotisl1
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und lg

  • Kjeldi

    10.07.2007, 11:49 Uhr von Kjeldi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht

  • Mondlicht1957

    07.07.2007, 04:18 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH LG Pet

  • morla

    06.07.2007, 22:42 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    wünsche dir ein schönes wochenende. l. g. petra

  • viertelvordrei

    06.07.2007, 20:21 Uhr von viertelvordrei
    Bewertung: sehr hilfreich

    topfmops Du irrst - Sie meint YNEP

  • topfmops

    06.07.2007, 19:16 Uhr von topfmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    ODYX meint die Administration dazu.

  • LittleSparko

    06.07.2007, 18:34 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • waltraud.d

    06.07.2007, 18:33 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich