Maria, ihm schmeckt''s nicht! (Taschenbuch) / Jan Weiler Testbericht

Heute wollte ich Euch mal ein Buch vorstellen, über das ich mich beim Lesen ständig bekichert habe. Der mir anvertraute Mann ist schier irre geworden, wenn ich abends im Bett gelegen habe und ständig vor mich hin giggerte, während er dumm sterben musste.

Das erste Mal von diesem Buch gehört habe ich in einer Sendung mit Jürgen von der Lippe und Anette Frier.

Nachdem nun jeder der drei Moderatoren sich beim Lesen begackerte, während kleine Anekdötchen zum Besten gegeben wurden, dachte ich, dieses Buch musst du haben.

Erst mal das Technische:

Jan Weiler
Maria, ihm schmeckt’s nicht
250 Seiten
Taschenbuch
Erschienen im Ullstein-Verlag
Kostet 10,00 Euro (z.B. beim Buchhändler um die Ecke oder Amazon)
Das Hörbuch ist gerade als 4er CD beim Stern beigegeben.


Ich hab meins bei eBay für knapp 2,00 Euro ersteigert (plus Porto natürlich und gebraucht).

Zum Inhalt:

Jan Weiler erzählt, wie er seine zukünftige Frau kennen lernt, lieben lernt und vor allem dann – weil die beiden heiraten wollen – auch deren Familie kennen lernt. Sarah ist Halbitalienierin, ihr Vater, Antonio, ist mehr oder weniger die Hauptperson von Weilers Buch. Denn Antonio hat eine sehr eigene Lebensphilosophie.

Voller Zuneigung und liebevoll erzählt Jan Weiler über die täglichen Fallstricke des Lebens ins Deutschland für Antonio, von dessen Eigenartigkeiten (z.B. dem Antonio-eigenen Fahren auf der Autobahn) bzw. dessen Version Tabu zu spielen und grundsätzlich das Falsche zu lesen.

Er erzählt von unzähligen Urlauben in – selbstverständlich – Italien, bei denen er die gesamte Sippe der Marcipanes kennen lernt (alle Männer in Antonios Familie heißen Antonio und alle Frauen Maria), von seiner Schwieger-Großmutter, die koch und kocht und kocht und nur ihn zum Essen nötigt. Gibt er vorzeitig auf, weil satt, kommt der anklagende Spruch (den ich auch von meiner Schwiegermutter kenne, seufz) „Maria! Ihm schmeckt’s nicht!“ und so muss er weiter essen.

Heiterkeitsausbrüche ohne Ende löste die Beschreibung des „Baumschaum-Kuchens“ aus, der in Italien zu Weihnachten in Massen verschenkt und gegessen wird, den der Autor nicht mag, aber sogar bis nach Deutschland hinterhergeschickt bekommt.

Jan Weiler berichtet von Strandurlauben mit quirligen lauten Italienern, die ständig in Bewegung sind, wo er doch einfach nur lesen möchte, vom abendlichen Defilée auf der Strandpromenade, von Restaurantbesuchen, von Antonio auf der falschen Hochzeit „Ah, die Braute iste aberr viiil schöner alse unsere Braute!“. Er berichtet von seinen mangelnden Sprachkenntnissen, die ihm bei einem Autounfall zum Verhängnis werden und und und.

Eines Tages fährt Jan mit seinem Schwiegervater allein nach Italien. Antonio hat beschlossen, ihm seine Lebensgeschichte zu erzählen und dann geht nur im begleitenden Rahmen der Umgebung, einer gottvergessenen winzigen Kleinstadt im Süden Italiens.

Und Antonio erzählt, von Pastoren, die das Beichtgeheimnis nicht so ganz genau nehmen, bei denen man beichten geht, wenn man will, dass es das ganze Dorf erfährt, von verfeindeten Jungs-Cliquen, von Armut und Hunger, von seinem Entschluss nach Deutschland zu gehen, vom Gastarbeiterleben in Deutschland und wie er zu dieser Lebensphilosophie gekommen ist.

Denn Antonio fällt auf. Überall. Immer. Immer zu laut, immer zu bunt, immer zu vorlaut. Aber Antonio würde auch so überall auffallen und so beschloss er vor langer Zeit, absichtlich aufzufallen. Das „Ich-bin-der-bunte-Gaul“-Prinzip ist Antonio in Fleisch und Blut übergegangen.

Allein die Beschreibung des Reihenhäuschen von Weilers Schwiegereltern haben Lachkrämpfe bei mir ausgelöst, sah ich doch die Scheibchen-Villa meiner Eltern direkt vor mir.

Ich habe mich über dieses Buch schlapp gelacht. Jan Weiler bedient sich schon sehr der Klischees, die es über Italiener gibt. Aber in der Mitte des Buches – Jan ist mit Antonio in Italien und lauscht beim Espresso dessen Lebensgeschichte – da fängt man langsam an, Antonio nicht nur als nervtötendes Unikum zu sehen, sondern zu verstehen, warum er so ist und nicht anders. Und man fängt an, wie Jan Weiler, Antonio von Herzen lieb zu haben und ihm alle Fehler zu verzeihen. Schließlich kann man diesem treu-blickenden Italiener mit dem riesengroßen Herzen einfach nicht böse sein. Und der „liebe Jung“, der nicht mal „hohle Salate“ ist, erst recht nicht.

Fazit: lesen, lachen, leiden, lieben.
Für Männer und Frauen gleichermaßen, Antonio ist die Wucht.