Der Teufel trägt Prada (Taschenbuch) / Lauren Weisberger Testbericht

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ab 6,24
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Erfahrungsbericht von vampire-lady

und das mit einem Klump-Fuß!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Ich glaube der Bericht wird verhältnismäßig kurz. So viel gibt das Buch nämlich nicht her. Die Geschichte, die Lauren Weisgerber in „der Teufel trägt Prada“ auf 474 Seiten erzählt, erinnert an einen dieser entsetzlichen TV-Romane, die vorzugsweise auf SAT1 oder PRO7 gesendet werden und in 75% der Fälle Sofie Schütt in der Hauptrolle haben. Die deutsche Übersetzung erschien im Juni 2003, die Goldmann-Ausgabe, die ich von meiner Arbeitskollegin ausgeliehen habe, hat sie € 8,95 gekostet (Original „The Devil wears Prada“ Doubleday NY 2003).

Eigentlich ein dummer Zufall, daß ich dieses Buch doch noch las. Ich hatte im Sommer eine positiv angehauchte Empfehlung in einer Zeitschrift beim Friseur gelesen, was mich schon mal skeptisch werden lies – es war so eine Frauenzeitschrift. Anscheinend soll das Buch eine nach Klappentext „höchst witzige, beschwingte Lektüre“ sein, „hinreißend komisch“ und „köstlich gemein“. Nebenbei eine Satire in Richtung „Vogue“ (Modezeitschrift) und deren Chefin Anna Winthour. Das Buch hat mich am Ende gereizt, aber ich war skeptisch genug, es dann doch nicht zu kaufen, und das ist auch gut so.

Erst einmal die Geschichte, die man in wenigen Sätzen schildern kann und sollte, mehr wäre Buchstabenvergeudung. Andrea Sachs kommt gerade vom College, zieht nach New York und will dort Schreiberling bei einer ernstzunehmenden Zeitung werden. Da diese natürlich nicht auf einen Studi warten, muß sie zunächst nehmen was kommt, was zufällig der Job sein wird, um den sie „Millionen junger Frauen beneiden werden“ – kurz gesagt, Tippse („persönliche Assistentin“) bei Miranda Priestley, der Herausgeberin DES Modemagazins Runway. Andrea stürzt sich in den Job, hört sie doch das Gerücht, daß nach einem Jahr bei Miranda, diese ihr mittels ihrer Beziehungen alle Türen auf dem Weg zu ihrem Traumjob öffnen wird.

Im Laufe der Geschichte erleben wir, wie Andrea quasi ein Jahr ihres Lebens an den Teufel Miranda verschenkt, in der Hoffnung den Weg zu ihrem Traumjob als Journalistin abkürzen zu können. Bezeichnend ist die Information die ihr am Anfang gegeben wird, manchmal wirst du einen 14-Stunden-Tag haben, aber das wird selten sein. Doch diese Tage werden zur Regel. Die Ich-Erzählerin Andrea bekommt gar nichts mehr mit, weder die wachsende Distanz zu ihrer Familie, die Entfremdung von ihrem Freund, noch die Tatsache, daß ihre beste Freundin zur Säuferin mutiert. Zentrum von Andreas Leben wird einzig und allein Miranda, die die Welt an sich, ihre Redaktion im speziellen und ihre beiden persönlichen Assistentinnen im besonderen im wahrsten Sinne des Wortes terrorisiert – mit nichtigen Kinkerlitzchen, unverständlichen Anweisungen, privaten Schnickschnack und überzogenen Ansprüchen. Dazu gehört allein schon, daß die Mitarbeiter/innen in Designerklamotten zur Arbeit auftauchen müssen. Anfangs ein Problem für Andrea bis diese den schier unerschöpflichen Fundus der magazineigenenen Kleiderkammer (teils in Kombination mit ebay) und die Möglichkeiten eines ebenso unerschöpflichen Spesenkontos entdeckt. (Auch wenn in der Zeitschrift in der ich über das Buch gelesen habe stand, man würde Einblick hinter die Kulissen erhalten, machen sich bei mir doch hier mehr als nur leise Zweifel an der Qualität dieser Aussage bemerkbar.)

Interessant ist Andreas neue Stellung in der Welt. Auf der einen Seite die Juniorassistentin, welche im Gegensatz zur Seniorassistentin, die ganzen Sklavendienste und Drecksarbeiten, wie Kaffee-, Essenholen und Spülen etc. pp. zu erledigen hat. Auf der anderen Seite ist sie die persönliche Assistenten und somit der Schlüssel zur wohl wichtigsten Frau im Modegeschäft und die halbe Welt (die von Miranda abhängt) pinselt ihr den Bauch. Richtig wach wird Andrea als sie das Jahr fast überstanden hat und Miranda ihr andeutet, daß sie sich in Andrea als junge Frau wiedererkennt. Endlich passiert das, was man von Beginn an erwartet. Leider nur verbal, ich hatte auf fliegende Würstchen oder überschwappenden Kaffee gehofft, aber ok es reichte auch so.

Miranda Priestley steht für Anna Winthour (übrigens soll Winthour dafür gesorgt haben, das die NY Times Weisgerbers Buch per Kritik zerfetzt. Weisgerber selbst hat als deren persönliche Assistentin gearbeitet). Die spleenige Chefin der Vogue soll, wie ich unlängst im TV sah, wirklich ein abgebrochener Riese von einem Drachen sein. Miranda hat auch optisch eine gewissen Ähnlichkeit (klein, blond, dafür große Klappe). Außerdem ist Miranda eine absolute Egoschnalle. Für Sie zählt Miranda und Mode, und danach kommt sehr lange nichts. Die Frau bekommt es fertig, von Paris nach New York zu telefonieren, um sich mit ihrem Nachbarn im Hotelzimmer verbinden zu lassen. Ihre zahlreichen Spleens und Unfreundlichkeiten werden damit toleriert, daß sie so beschäftigt ist, um sich auch noch um Kleinigkeiten zu kümmern, damit entschuldigt das kriecherische Umfeld alles. Allerdings hat die gute Frau genug Zeit, sich Schikanen auszudenken, denn manche Anweisungen erfolgen nur aus diesem Grunde (was selbst Andrea nicht mehr bemerkt).Im Prinzip ist Miranda als Figur meiner Ansicht nach zu stark überzogen, obwohl ich einige ihrer Chefanwandlungen schon selbst erlebt habe, nur daß ich so ein Verhalten in den Ausmaßen nicht entschuldigen kann.

Eigentlich bin ich fertig, will aber doch noch auf den Einstieg des Buches zurückkommen – es flog nämlich zunächst nach 5 gelesenen Seiten wieder in die Ecke. Ich war derbe genervt, als mir eine Blondine in Guccihose und Manolos erzählt, daß sie zu dämlich ist einen Porsche zu fahren, weil er UmGottesWillenWirSindInAmiland eine ganz ganz schlimme Gangschaltung hat. Wie schrecklich doch die Welt ist. Nach dem vierten Markennamen war ich zumindest erst einmal so angekotzt, wie von einem Werbetrailer „Sex and the City“ (ich verstehe die Serie nicht). Und dann erzählt diese Amitussi, die sich im weiteren auch noch als intelligent darstellen will (wahrscheinlich, weil sie zweisilbige Wörter auf ein Scrabblebrett legen kann) auch noch, daß man ganz Europa in vier Wochen abgrasen kann. Ach Gott, was ist Europa doch süß und niedlich! Eigentlich habe ich Andrea danach ihren Job gegönnt, zweifelte ich doch selbst mitunter (und zusammen mit Miranda) an Andreas Geisteskraft. Hab ich jetzt das Zeug zum Teufel?

Dann noch eine Anmerkung zur Erzählweise:
„Aan-dreh-aa“ – in dieser Art und Weise wird Andreas Name geschrieben, wenn Miranda sie anspricht. Man mag es sich kaum vorstellen, daß es unfassbar nervtötend sein kann, dieses Buchstabenkonstrukt seitenweise vor Augen zu haben.
Und dann diese Neigung der Autorin zu Aufzählungen! Grauenhaft. Ich meine der geneigte Leser kann sich unter einem Raum voll von überteuerten Designerschrott, sorry Luxusmode, wohl durchaus was vorstellen. Da muß man dann nicht noch extra diverse mögliche Kleidungsstücke aufzählen. Vor allem nicht, wenn es einen einzigen Effekt hat, den Leser zu langweilen. Auf eben diese Art und Weise habe ich immer mal wieder die eine oder andere Seite überblättert.
Auch Mirandas Nervattacken wiederholen sich gerne ein- bis zweimal. Hätte man hier gerafft, wären dem Leser sicherlich 100 Seiten erspart geblieben!

Tja und dann zurück zum Klappentext......
Lustig?
Amüsant?
Gemein?
Witzig?
Beschwingt?

Öhhhhhhhh

Nö!

Nicht wirklich...

ich meine gemein ist, wenn man die Oma die Treppe runterschmeißt und fragt, ob sie gestolpert ist. Aber das Buch? Gemein? Erkenne ich nicht! Und witzig? Ich verfalle ins Grübeln, habe ich gelacht? Definitiv nicht. Vielleicht hätte ich anfangs gelacht, wenn Andrea Miranda das Frühstück auf die Gucci-Weste gepfeffert hätte, aber später? Als sie Miranda mit dem Götz-Zitat in freier Abwandlung beglückt? Nö, das war es dann schon Schluss mit lustig.

Empfehlung?
Weisgerber schreibt in ihrer Danksagung, ihre Lektorin Stacy Creamer hätte die lustigsten Stellen gestrichen. Wenn man das Buch also nicht mag, sei Stacy Schuld. Nun also liebe Stacy: DU BIST SCHULD! Also die Empfehlung: neue Lektorin für die Zukunft!

(Ooooooooppsi, doch länger als ich dachte, was?)

54 Bewertungen, 2 Kommentare

  • kingston_bb

    19.05.2005, 01:17 Uhr von kingston_bb
    Bewertung: sehr hilfreich

    war wohl nichts mit kurzer bericht... gut geschrieben. gruß ich

  • TheBrick

    10.10.2004, 20:41 Uhr von TheBrick
    Bewertung: sehr hilfreich

    Für einen kurzen Bericht aber sehr ausführlich ;)