Weltreise - Schiller Testbericht

Schiller - damit verbindet man in erster Linie klassisches deutsches Dichtertum.
Doch auch in den heutigen Tagen ist Schiller wieder in aller Munde.
in diesem Fall meine ich aber weder den Dichter, noch dessen Werke.
Schiller macht Musik - und zwar sehr gute!

Letztes Jahr stieß ich auf den Titel "Ein Schöner Tag" - Musik des Projekts Schiller. Ich hielt die Formation zu diesem Zeitpunkt für eins der vielen Dance-Projekte, in diesem Fall mit der persönlichen Note, deutsche Sprache einzusetzen. Und zwar ist dort die deutsche Synchronsprecherin der "Scully" aus der Fernsehserie "Akte X" zu hören, die zwei bedeutungsschwangere Sätze zum besten gibt.
Zusätzlich kommt man in den Genuß des sirenenartigen Gesangs der Interpretin Isgaard.
Die Melodie besteht aus eingängigen Synthesizer-Rhythmen, wobei man Melodie hier wirklich wörtlich nehmen kann. Einfach stark!
Das Ganze stellt für mich einen Song des Genre "Trance" dar, und zwar in perfekter Umsetzung.

Im Sommer dieses Jahres tauchte Schiller erneut in den Charts auf.
Diesmal mit dem Sänger Heppner. Der Song "Dream Of You" gefiel mir sofort und gefällt mir immer noch hervorragend.

Im Zuge dieser Single und offenbar im Fahrtwind deren Erfolgs erklomm das Album "Weltreise" die Spitzenposition der LP-Charts.
Sehr beachtlich, wie ich finde. Das machte mich um so neugieriger, wie denn wohl die Qualität des Longplayers sei.
Doch erst vor zwei Wochen landete die Scheibe in meinem CD-Player.
Ich kam in den Genuß eines außergewöhnlichen Stücks Musik.
Stück kann, muß man aber nicht, wörtlich nehmen.
Was ich damit meine, ist die Tatsache, dass alle Tracks ineinander übergehen und somit ein Gesamtwerk ergeben. Unabhängig davon sind alle Tracks jedoch mehr oder weniger eigenständige Themen.

Es lohnt sich wirklich die Platte am Stück zu hören, um die vielen Facetten der musikalischen Bandbreite zu entdecken - am Besten per Kopfhörer.
Freilich kann man seine Perlen auch einzeln anwählen, um so direkt seine(n) Favoriten anzusteuern. Beides ist drin.


Die Tracklist
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Auf dem Album befinden sich 18 Tracks.

01 Der Anfang - 1:43 Minuten
02 Distance - 6:56 Minuten
03 Dream Of You - 4:00 Minuten
04 Schiller - 7:07 Minuten
05 Ein schöner Tag - 3:51 Minuten
06 Träume - 5:29 Minuten
07 Aufbruch - 2:02 Minuten
08 Fernweh - 4:00 Minuten
09 Der Prophet - 1:14 Minuten
10 Dancing With My Loneliness - 4:47 Minuten
11 Heimweh - 4:41 Minuten
12 Strandmusik - 5:15 Minuten
13 Zaubergarten - 5:11 Minuten
14 Destiny - 4.21 Minuten
15 Einsamkeit - 4:42 Minuten
16 Expedition - 3:54 Minuten
17 Weltreise - 2:42 Minuten
18 Das Ende - 1:18 Minuten


Einzelkritik
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01 "Guten Abend! Willkommen in der Welt von Schiller." Mit diesen Worten beginnt die Weltreise. Hier kommt wieder die deutsche "Scully-Stimme" zum Einsatz. Markant und mit Nachhall bekommen die gesprochenen Sätze zusätzliche wirkung durch die sphärischen Klänge im Hintergrund. "Der Anfang" ist die Einleitung des Albums - nicht mehr und nicht weniger.

Wertung -> MITTELMÄßIG

02 Jetzt hört man erstmals Ansätze einer Melodie. "Distance" ist eins der wenigen Gesangsstücke auf der Platte. Die tolle Stimme von Kim Sanders (einigen sicher bekannt durch ihr Engagement beim Projekt Culture Beat) rettet den etwas eintönigen Song leider nicht wirklich. Zu sehr steht der Rhythmus im Vordergrund.
In den letzten Takten hört man wieder markige Worte, diesmal von der deutschen Synchronstimme Mulders, ebenfalls aus Akte X - sie erzielt eine gute Wirkung.

Wertung -> MITTELMÄßIG

03 Nach einer nur dezent verlängerten Anfangspassage startet die Single "Dream Of You" mit dem Sänger Heppner - ein erstes Highlight! Siehe oben...

Wertung -> SEHR GUT

04 Nun folgt ein außergewöhnliches Instrumentalstück, das mit verzerrten "Schiller-Sprachfetzen" startet und dann in eine honigsüße Piano-Synthesizer-Melodie übergeht.
Mein absolutes Lieblingslied. Mit ihrem namensgebenden Song haben sie sich ein wahres Denkmal gesetzt!
Anspieltipp!

Wertung -> SEHR GUT

05 Die oben schon näher beschriebene ehemalige Singleauskoppelung "Ein schöner Tag" - die Scheibe hat´s in sich.

Wertung -> SEHR GUT

06 Dieser Track startet wieder mit der "Mulder-Stimme". "Unsere Träume, unsere Sehnsüchte... wollen ernst und wichtig genommen werden...". Scheinbar bewußt wird die Parallele zur Fernsehserie Akte X gesucht, als sie noch gut war. Zu diesem Zeitpunkt ertönte oft Mulders oder Scullys Stimme aus dem Off. Daran wird man unfreiwillig erinnert.
Der Stil dieses Tracks liegt irgendwo zwischen Jean Michel Jarre und Enigma.

Wertung -> GUT

07 Das relativ kurze Stück "Aufbruch" ist ein plötzlicher Stilbruch - klassische Streicher erzeugen eine völlig diffizile Atmosphäre, unerwartet aber dramatisch gut.

Wertung -> GUT

08 Nach dieser Episode ertönen plötzlich Bongos und Percussions, man fühlt sich nach Afrika versetzt, bis ein indisch anmutendes Instrument erklingt und fernöstliche Töne dazusteuert - der Name des Titels "Fernweh" trifft es tatsächlich. Zwischenzeitliche Breaks, die Verwendung von Schellen, sowie orientalische Samples erzeugen eine schöne Stimmung.

Wertung -> GUT

09 Mit einer Synthesizer-Überleitung und -Untermalung startet das nur knapp 1-minütige Gedicht "Der Prophet", gesprochen von Otto Sander.

Wertung -> GUT

10 Was kommt denn nun? Eine nachklingende dumpfe Gitarre á la Chris Isaak ertönt. Schiller weiß wirklich zu überraschen...
Dann setzt ein etwas lieblos programmierter Drum-Computer ein, untermalt von tiefen Bässen. Im Hintergrund die Gitarre - und dann hört man ein zweites mal die schöne Stimme von Kim Sanders. "Dancing With My Loneliness" ist wahrlich kein Ohrwurm, eher ein depressiver düsterer Akt auf der Platte, allerdings mit viel Atmosphäre - was für Muße-(Buße-) Stunden?!

Wertung -> SEHR GUT

11 Der Übergang zum nächsten Track erhellt das Gemüt nicht sofort.
Nach etwa 1 Minute setzt jedoch eine fantastische Synthesizer-Melodie ein und der Song führt durch mehrere Breaks zu einem eindrucksvollen Trance-Erlebnis, immer wieder werden kleine verzerrte Samples eingestreut - mit erstaunlicher Wirkung.
Anspieltipp!

Wertung -> SEHR GUT

12 "Strandmusik" - wieder eine treffende Bezeichnung für den Track. Meeresrauschen wird von einer schnell angezupften Gitarre abgelöst. Im Hintergrund ertönen orientalisch anmutende Gesangs-Samples und dann eine Flöte. Die elektronische Soundunterlegung wird von einer funkig gespielten Gitarre getoppt, ich hätte mir lediglich ein echtes Schlagzeug für die Beats gewünscht - die klingen leider zu künstlich.

Wertung -> GUT

13 Wassergeplätscher und Vogelgezwitscher erzeugen die virtuelle Illusion eines tropischen Regenwalds. Dann ertönt eine kirchlich anmutende Frauenstimme. Plötzlich wird es ruhig und kurze Zeit später hämmern unvermittelt schnelle Bass-Beats. Nach einiger Zeit setzt ein Synthi-Teppich ein, etwas danach eine eindrucksvolles Melodie, die aufgelockert von Breaks ein regelrechtes Techno-Stakkato in edelster Form erzeugt.
Wieder drängt sich mir ein Vergleich mit Jean Michel Jarre auf, allerdings in wesentlich modernerer und schnellerer Form.

Wertung -> GUT

14 Schicksal - warum heißt dieser Track so? Er beginnt etwas traurig, dann setzten kurze Drum-Beats und anschließend schnelle Bässe ein. Dann folgt eine Piano-Melodie, die von Synthesizer-Sequenzen unterbrochen wird. Erinnert mich stark an die Musik von Paul van Dyk.

Wertung -> GUT

15 "Wenn dich alles verlassen hat, kommt das Alleinsein - wenn Du alles verlassen hast, kommt die Einsamkeit", beschwört Scullys Stmme. So heißt dann auch der Track.
Doch erstaunlicherweise folgt kein weiterer depressiver Song. Ein Glockenspiel erklingt, gefolgt von wummernden Bässen. Mit einem Peitschenknall setzt der Drum-Computer ein, hört sich so ähnlich an wie "Sadeness" von Enigma, bis eine starke Synthi-Melodie einsetzt. Ein echter instrumentaler Ohrwurm! Ich will nicht zu viel verraten, aber den Sound nach dem Break sollte man unbedingt per Kopfhörer genießen.
Anspieltipp!

Wertung -> SEHR GUT

16 Mit Straßengeräuschen wird die "Expedition" eingeleitet, dann ertönt eine Flöte und der Sound aus dem Synthesizer. Mit orientalischen "Heul-Samples" und den flötenartigen, sowie Xylophon-Tönen plätschert der Song vor sich hin.

Wertung -> MITTELMÄßIG

17 Wieder Vogelgeräusche und Sprachfetzen, dazu einige Keyboardeinsätze und das gesprochene "Weltreise". Na ja. Für einen Titeltrack zu wenig!

Wertung -> SCHWACH

18 Der Abschlußtrack bietet lediglich die Klänge eines Windspiels und einige Keyboardwaben, übertönt von markanten Worten der Scully-Stimme.

Wertung -> MITTELMÄßIG


Fazit
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Dieses Album ist schon sehr außergewöhnlich. Es verbindet mehrere Musikstile zu einem beindruckenden Klangerlebnis. Ein Novum ist auch die Aufnahmequalität. Meines Wissens ist dies das erste Album, das in Dolby Surround aufgenommen wurde.
Da ich keine Dolby Surround Stereoanlage besitze, kann ich über diese spezielle Wirkung kein Urteil abgeben. Fest steht, dass die Musik per Kopfhörer auch im normalen Stereo-Verfahren ein Hörgenuß ist.

Meine persönlichen Favoriten und Anspieltipps sind:
Schiller , Heimweh und Einsamkeit, sowie die bereits veröffentlichten Singles.



(c) HiRD1