Ich war Saddams Sohn (Taschenbuch) / Karl Wendl, Latif Yahia Testbericht

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Erfahrungsbericht von Sepp-das-Wiesel

Zwischen Folter, Mord, Vergewaltigung und Senfgas !!

Pro:

einfacher Schreibstil, leicht zu lesen

Kontra:

dafür umso schwerer Verdaulicher Inhalt

Empfehlung:

Ja

Meine Mutter rief mitten in der Nacht an, um mich auf Alfred Bioleks Talkshow aufmerksam zu machen. Ein besonderer Gast war angekündigt.
Als ich den Fernseher einschaltete, konnte ich nur noch die letzten drei Minuten des Interviews sehen – leider. Was ich mir aber besorgen konnte, war das Buch, das Latif zusammen mit dem Österreicher Karl Wendel geschrieben hatte.

Latif Yahia, in Bagdad am 14. Juni 1964 geboren, nur drei Tage älter als einer der gefährlichsten Söhne der Welt. Odai Hussein, Sohn von Saddam Hussein, dem wohl brutalsten und gefühllosesten Menschen auf diesem Planeten (ausser den Leuten die über livinghandy.de schreiben)

Latif Yahia war für mehr als vier Jahre der „Fidai“ von Odai Hussein. Fidai sind Doppelgänger, die bei besonders pikanten „Auftritten“ ihren Kopf herhalten müssen. Sie sind Zielscheiben – Kugelfänger und Sklaven ihrer Herren
Das Saddam Hussein über solche Doppelgänger verfügt, und sogar einer von ihnen ermordet wurde, ist allgemein bekannt.
Die Fidai sind Leute aus dem eigenen Clan, die durch ihre Ähnlichkeit zu ihren Verwanden eingesetzt wurden und immer noch werden. Latif hingegen stammt aus einer angesehenen Iraker Kaufmanns Familie.

Yahia schildert in leicht lesbaren Worten seinen Werdegang. Er beschreibt seine Ausbildung als Soldat der Irakischen Armee zum Offizier. Seine Ähnlichkeit zu Saddams Sohn war schon in jungen Jahren verblüffend, was Latif allerdings nie richtig bewusst war.
Erst als er von Hohen Militärs von der Front des damaligen Irak-Iran Krieges weg, in die Hauptstadt Bagdad gebracht wird. Latif trifft mit Odai zusammen, den er schon aus gemeinsamer Schulzeit an der Uni kennt.
Odai war Universitäts-Bester, obwohl er noch nicht mal schreiben konnte. Der Autor schildert wie Odai schon in jungen Jahren seine Untertanen zu bestimmen und zu führen weiss.
Ein Uniprofessor der auch nur einen Hauch von Aufmüpfigkeit an den Tag legt, verschwindet auf ungeklärte Art und Weise von der Bildfläche. Odai steht auf Sportwagen, Mädels und Partys. Er fährt mit seinen Porsches etc. auf den Schulhof, schaut sich ein Mädchen aus und will es haben. Weigert sich das Mädchen, schickt Odai einfach seine Bodyguards. Die erledigen den Rest. Ist das Mädchen dann immer noch nicht gefügig, wird es von allen Vergewaltigt und verschwindet ebenso wie jeder andere Staatsfeind ohne Wiederkehr!!
So einfach ist das.

Latif wird nach einer sehr delikaten Folter zum Fidai ausgebildet. Latif bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig, als sich seinem genau geplanten Schicksal zu ergeben.
Er lernt wie Odai zu reden, zu sprechen. Er nimmt seine Gestik und Mimik an. Er rauch die dicksten Havannas, lernt Autofahren, bekommt sein eigenes Zimmer in einem der unzähligen Paläste. Sogar seine Zähne werden korrigiert – Odai hat einen starken Überbiss. Nachdem Saddam mit Latif zufrieden ist, wird dessen Ausbildung vollendet..


Man fühlt mit dem Autor mit – seine Ängste und Gefühle.
Ab und zu muß ich das Buch zur Seite legen, und erst mal einen eigenen klaren Gedanken fassen. Die Erzählungen gehen einem arg an die Substanz.
Die Gewalt, die Folterungen, die Partys mit ihren Exzessen, Vergewaltigungen, die Morde, die Intrigen und alles was sich im Palast abspielt wird so genau beschrieben, das mir ab und an richtig schlecht wird. Man fragt sich – Mensch oder Tier? Und kommt zu dem Ergebnis, das noch nicht mal Tiere solche Grausamkeiten begehen können.
Das Leben im Palast macht Latif anfangs sogar Spass – doch was bleibt ihm auch anderes übrig. Die Angst, das Odai seiner Familie etwas antun könnte, ist viel zu groß.
Die ersten öffentlichen Auftritte als Odai Hussein erledigt Latif gekonnt, ohne großes Aufsehen. Nach wenigen Monaten erkennt Latif das wahre Gesicht Odais.
Mord und Folterung stehen an der Tagesordnung.
Latif versucht das System, das der Clan der Hussein aufgebaut hat zu erklären.
Sämtliche hohen Positionen sind mit Familienmitgliedern besetzt. Wiedersetzt sich einer von ihnen den Befehlen, oder muckt gegen den Führer auf – Tod! Intrigen bestimmen das tägliche Leben.
Jeder Kontrolliert jeden – und sollte jemand angeklagt werden etwas negatives über die Regierung gesagt zu haben, drohen Gefängnis, Folter – schlussendlich der Tod.
So einfach wird man seine Feinde los. Das Volk wird somit ständig unter Druck gehalten. Aufständler oder Oppositionelle haben keine Chance.

Odai ist der älteste Sohn Saddams, und liebt seine Mutter über alles. Die Sexgeschichten und Affären seines Vaters machen Odai rassend vor Wut. Das ganze Eskaliert als eine Geliebte Saddams ein Kind erwartet. Saddam will seine Frau verlassen. Daraufhin ermordet Odai kaltblütig Saddams Vorkoster, der seinem Vater die Frauen besorgte.
Odai soll wegen Mordes vor Gericht. Die Anklage wird auf bitten des Bruders des Ermordeten fallen gelassen – ja klar, muss er, sonst wird er selbst liquidiert!!

Der Kuwait Krieg steht vor der Tür. Odai verdient sein Geld durch Schmuggel von Alkohol, Drogen, Autos etc. Der Einmarsch der Irakischen Truppen, nutzt Odai zu einem Plünderungszug durch Kuwait. Sämtliche Luxuskarossen, Schmuck, Gold, Elektroartikel werden von Trupps in den Irak gebracht, und dort vertickt.
Latif macht sich hier selbst strafbar. Heute bereut er das ganze! Tja, zu spät.
Die Sympathien für Latif schrumpfen bei mir.

Durch die Wirren des Kuwait Krieges und dem damit verbunden Einmarsch der Amis, kann Odai fliehen. Er wurde noch einige Wochen von Kurden gefangen genommen, was einfach mit seiner Ähnlichkeit zu Odai zu tun hatte, ehe er von Uno-Leuten über die Türkei nach Österreich gebracht wurde. In Wien arbeitete sein Bruder als Zahnarzt!



Ist Latif glaubwürdig?
Ich meine – JA.
Natürlich wurden seine Geschichten von verschiedenen Stellen überprüft.
Flüchtlinge und Überläufer, Geheimdienste und Schriftstücke beweisen die Richtigkeit seiner Zeilen.
Mir wird schon wieder schwummrig im Magen! Die knapp 350 Seiten hab ich ohne große Mühen in drei Tagen durchgelesen. Die Kapitel lassen einen nicht los. Du musst immer weiter lesen, weil du nicht glauben willst, das das alles die Wahrheit ist – die nackte Realität.
Der Gesunde Menschenverstand wird schnell merken, das der Clan der Husseins auf gut Deutsch nicht alle Tassen im Schrank hat.
Odai, zweitmächtigster Mann im Irak, ist Krank. Was andere in SM-Studios ausleben, wäre für Odai, als würde man an seinem kleinen Zeh kitzeln. Die Brutalität übersteigt alles Menschenmögliche. Skrupel kennt der Mann nicht.

Latif erklärte bei Biolek wie auch bei Stern TV das der Krieg die einzigste Möglichkeit darstellt, sich von diesem Diktator zu befreien. Wer das Buch gelesen hat, wird diese Worte verstehen.
Ich bin nicht für Kriege, in keinster Weise. Und erst recht nicht für einen Krieg mit diesen Zielen, wie ihn die Amerikanische Regierung mit ihren Speichelleckern von der Insel jetzt durchführt.

Das Buch ist im Goldmann Verlag erschienen und kostet 9,90 Euro
In jeder gut Sortierten Buchhandlung, oder bei allen bekannten Internetfirmen sollte das Buch erwerbbar sein.
ISBN 3-442-15249-6
GGT 15249

Empfehlen kann ich das Buch. Ein Schritt zurück in die Geschichte des Iraks. Die Sicht und Meinung aus einen anderen Blickwinkel.
Schonungslos – Direkt – einfach geschrieben – Erschütternd – Ehrlich!? – Abstoßend –


Wollen wir hoffen, das eines Tages Friede auf diesem Planeten herrscht.
Egal welcher Abstammung, welcher Hautfarbe oder Religion.
Ob Frau oder Mann, Alt oder Jung – wir sind alle Menschen auf dieser Erde.


makullubas am 7.april
unter Sepp-das-Wiesel auf Ciao

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