Am Hang (Taschenbuch) / Markus Werner Testbericht

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Erfahrungsbericht von margy

am hang

Pro:

siehe bericht

Kontra:

siehe bericht

Empfehlung:

Ja

Zum Buch:

Die gebundene Ausgabe von 189 Seiten erschien im Fischer Verlag in der 10. Auflage am 20. Juli 2004 in der deutschen Sprache. Unter der ISBN 3100910660 ist das Buch zu einem Preis von 17,90 € erhältlich.

Buchumschlag:

Auf dem grau-türkisen Buchumschlag sitzt eine junge blonde Frau mit schwarzer Kopfbedeckung und türkisem Kleid auf einem Stuhl. Ihren rechten Arm lehnt sie über den Stuhl.

Autor:

Markus Werner wurde am 27. Dezember 1944 in Eschlikon (Kanton Thurgau) geboren. 1948 zog die Familie nach Thayngen (Kanton Schaffhausen) um. Dort besuchte Werner die Schule und absolvierte 1965 die Matura. Anschliessend studierte er Germanistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Zürich und promovierte 1974 mit einer Arbeit über Max Frisch, dessen Einfluss auf Werners Schreiben bedeutsam ist. Von 1975 bis 1985 war er Hauptlehrer, von 1985 bis 1990 Lehrbeauftragter an der Kantonsschule in Schaffhausen. Seit 1990 ist er freier Autor. Werner lebt heute in Schaffhausen.

Inhalt:

Clarin, ein Scheidungsanwalt trifft an einem Pfingstwochenende in einem Tessiner Hotel ein. Er sucht nache einem freien Platz auf der Terrasse und trifft auf Loos. Beide unterhalten sie sich. Dabei stellt sich heraus, dass Clarin ein lebensfroher Mensch ist, der Lust am Leben hat und Loss genau das Gegenteil.

Textausschnitt:

Alles dreht sich. Und alles dreht sich um ihn. Verrückterweise bin ich sogar versucht mir einzubilden, er schleiche in diesem Augenblick ums Haus – mit oder ohne Dolch. Dabei ist er ja abgereist, heißt es, und ich höre nur Grillen und aus der Ferne nächtliches Hundegebell. Da fährt man über Pfingsten ins Tessin, um sich in Ruhe zu vertiefen in die Geschichte des Scheidungsrechts, und dann kommt einem dieser Unbekannte in die Quere, dieser Loos, und bringt es fertig, mich so aufzuwühlen, daß alle Sammlung hin ist. Den Rest hat mir Eva gegeben, drüben in Cademario, heute, ich bin in ziemlicher Verwirrung hierher zurückgefahren und habe die Juristen-Zeitung angerufen beziehungsweise, da ja Pfingstsonntag ist, den Redaktor privat, um mitzuteilen, daß ich mich außerstande sähe, den Beitrag termingerecht abzuliefern. Eine akute, von Fieber begleitete Stirnhöhlenentzündung lege mich lahm, habe ich gesagt und mir während des kurzen Gesprächs mit Daumen und Zeigefinger die Nase zugehalten. Man höre förmlich, hat der Redaktor gesagt, wie bös es um mich stehe. Ja, eher bös. Zwar sind die Höhlen intakt, auch bin ich fieberfrei, und doch könnte ich das, was mir zusetzt, als eine Art Stirnfieber bezeichnen. Die Schläfen jedenfalls, auf die ich meine Finger presse, um den Tumult dahinter zu dämpfen, sind heiß, so als erzeugten die hektisch ums immer Gleiche kreisenden Gedanken Reibungswärme. Schlafen wär schön jetzt, Loos abschütteln, Loos’ Sätze, die wie Fusseln haften, aus dem Gehirn ausbürsten. Er selber hat zu mir gesagt: Vergessen Sie das Vergessen nicht, sonst werden Sie verrückt. – Er muß es wissen. Er sagte aber auch, freilich in einem anderen Zusammenhang, von allen Seuchen der Jetztzeit sei die Vergeßlichkeit die schleichendste und also schlimmste. Nun gut und so oder so, ich werde diesen Mann nicht los, indem ich mir befehle, nicht mehr an ihn zu denken. So würde er sich nur noch breiter machen und mein Bewußtsein noch irritierender verengen. Ich kenne das Phänomen, seit mich Andrea, es ist fünfzehn Jahre her und ich war zwanzig, wie einen Schirm hat stehenlassen. Inzwischen weiß ich eigentlich, wie man den Mechanismus unterläuft und wie mit einem Durcheinander von verfilzten Fäden methodisch zu verfahren wäre. Den Anfang suchen. Den Knäuel sorgsam entknoten, entwirren. Das Garn abwickeln, ohne Hast, und zugleich ordentlich und straff aufwickeln auf eine Spule. Leicht gesagt, nicht wahr, mein lieber Loos? Dir jedenfalls ist das gründlich mißlungen, falls du es überhaupt versucht hast. Hast du? Oder bist du mit deinem Knäuel, deinem Garn schon immer so – wie soll ich sagen – so wunderlich umgegangen wie auf der Bellevue-Terrasse? Am Freitag vor Pfingsten hat sich der Stau am Gotthard in Grenzen gehalten, ich bin schon gegen sechs hier angekommen, habe wie üblich zuerst den Wasserhaupthahn aufgedreht, die Sicherungsschalter gekippt, Boiler und Kühlschrank angestellt und mich dann kalt geduscht. Wie üblich habe ich die leeren Flaschen, die mein Anwaltskollege und Miteigentümer des Hauses an Ostern hier zurückgelassen hat, entsorgt. Ein Feuer im Kamin zu machen hat sich nicht aufgedrängt, der Juniabend war lau. So lau, daß ich um acht nochmals ins Auto stieg, von Agra hinunter nach Montagnola fuhr und vor dem Hotel Bellevue oder Bellavista parkte. Enttäuscht habe ich feststellen müssen, daß es auf der Terrasse keinen freien Tisch mehr gab, und da ich mich nicht in den verglasten Vorbau habe setzen wollen, blieb ich unschlüssig stehen, Ausschau haltend nach stühlerückenden Gästen. Da habe ich ihn entdeckt. Er saß als einziger allein, und zwar an einem Vierertisch in der linken Terrassenecke, ich habe mich aufgerafft, bin zu ihm hingegangen – er studierte die Speisekarte – und habe ihn auf italienisch gefragt, ob er gestatte. Er hat kurz aufgeschaut und nichts gesagt. Ich habe die Frage auf deutsch wiederholt und nach seinem abwesenden Nicken ihm gegenüber Platz genommen.

Schreibstil:

klug und spannend, großartige Gespräche, unterhaltsam, interessant

Meinung:

Die gegensätzlichen Ansichten der beiden Männer, die sich zwei Tage gemeinsam unterhalten und jeder seine Anischten preisgibt, zeigt, dass alle Dinge von mehreren Perspektiven zu beleuchten sind.
Sie reden über die Betrachtungen ihrer Ehe, die Liebe, Seitensprünge, Verlassenheit und das Sterben. Sie erzählen sich von ihren eigenen Lebenserfahrungen und die Betrachtungsweise.
Loos arbeitete in seinem Leben als Philologe, vertritt die Ansicht, sein Gegenüber zu akzeptieren und zu achten, wobei Clarin alles eher oberflächlich betrachtet, die Liebe nicht als inniges und tiefes Band ansieht, sondern die Frauen im Prinzip nur für eigene Zwecke benutzt oder auch ausnutzt.
Der folgende Ausspruch gefiel mir besonders gut:
" Wenn Du einen Riesen siehst, so frage dich zuerst, ob es sich um den Schatten eines Zwerges handelt."
Markus Werner setzt in seinem Buch Dinge des täglichen Lebens, wie Menschen beschaffen sind, ein. Es geht darum, dass sich Menschen oft verstellen, sich nicht geben, wie sie wirklich sind, sondern sich eine Maske aufsetzen und andere blenden. Doch das hat auf längere Sicht keinen Bestand. Irgendwann fällt dem Gegenüber auf, das nur gespielt wird.
Dabei sind die geführten Gespräche der beiden Männer großartig und wunderbar formuliert und zu Papier gebracht. Loos verlor seine Frau und trauert um sie, Clarin ist ein Junggeselle, immer schon gewesen und immer geblieben, der sein Leben meint zu genießen.
Unterhaltsam und spannend, richtig interessant sind die Gespräche über ihr eigenes Leben, ihre Wünsche und Bedürfnisse, ihre Ansichten, und ihre Geschichten über die Liebe und die Frauen.
Sehr genau, wahr, klug undd immer wieder auf den Punkt gebracht wirken die Dialoge auf mich.
Sehr konzentriert und oftmals nochmals gelesen, um alles zu verstehen, hing ich begeistert über den Worten des Schriftstellers.
Gefesselt las ich das Buch an einem Tag. Die 189 Seiten sind sehr informativ und ziehen in den Bann, da ja die Auseinandersetzung der verschiedenen Ansichten und Stellungnahmen sehr interessant den alltäglichen Lebensfluss schildern und darstellen.
Wie im wwirklichen Leben wirken die Unterhaltungen dabei.
Loos macht dabei immer wieder versteckte, verborgene oder unklare Andeutungen, die aber sehr schnell klar werden.
Jung und alt treffen hier aufeinander. Clarin ist der junge Rechtsanwalt, der sich meist um Scheidungen vor Gericht kümmert, Clarin ein alter Herr, der als Lehrer wirkte.
Mein Eindruck ist, dass einer von dem anderen lernen und Ansichten annehmen kann. Sehr drastisch wirkten die Gegensätze auf mich, die Lebenseinstellungen der beiden so unterschiedlichen Figuren, die Markus Werner in seinem Buch ins Leben ruft.
Diese beiden Männer, die sich unterhalten, stehen für alle Personen dieser Welt, denn überall und zu jeder Zeit gibt es von unterschiedlichen Menschen verschiedene Lebenseinstellungen und Denkweisen. Jeder führt sein Leben so, wie er es für richtig hält oder wie er mit dem Leben am besten zurecht kommt.
Der tiefgründige Sinn liegt meines Erachtens darin, dass der Leser angespornt wird, sich über Gott und die Welt verschiedene Ansichten zu bilden, alles aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten und dann die richtigen und passenden Entscheidungen zu treffen.
Oft läuft im Leben nicht immer alles nach einem Schema, nach einem Muster, sondern jeder muss sich auch auf den aneren einstellen und so seine eigene Ansicht überdenken.

28 Bewertungen, 7 Kommentare

  • morla

    09.08.2010, 17:57 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^petra

  • XXLALF

    09.08.2010, 16:34 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und einen guten wochenstart

  • 20mamacita88

    09.08.2010, 14:49 Uhr von 20mamacita88
    Bewertung: sehr hilfreich

    zum montag gibts von mir ganz liebe grüße und ein sh dazu!:-)

  • Iris1979

    09.08.2010, 14:11 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht. LG Iris

  • Lanch999

    09.08.2010, 13:10 Uhr von Lanch999
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht! LG von Lanch999

  • sigrid9979

    09.08.2010, 12:42 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße von Sigi

  • tina08

    09.08.2010, 11:31 Uhr von tina08
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße .... Tina