Wernesgrüner Pilsener Testbericht

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ab 14,93
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Summe aller Bewertungen
  • Geschmack:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  gering

Erfahrungsbericht von retilein

Ich habe Durst auf ein gutes Bier

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Als heimatverbunden zu betrachtendes Menschlein zähle ich mich als Angehöriger des zänkischen Bergvolks der Harzer zu einer auserlesen Gruppe von Bewohnern deren Schicksal es ist, zwischen gleich 3 Bundesländern aufgeteilt zu sein, nämlich Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen, letzterem als meinigen Domizil.

Um zu überleben gilt es sich nur als gut erkundete Sachen zuzuführen. Es ist Abends und ich habe schlicht und ergreifend Durst. Ein kummervoller Blick in den Bierkasten zeigt mir, nur noch eine einzelne Bierflasche und da sie so einsam ist, widme ich mich dem Produkt mal einer näheren Würdigung, den die andere Flaschenkollegen stehen leider nur noch traurig, dh. leer, in den Kasten rum.

Das Bier ist in den neuen Bundesländern jedem bekannt und gehört hier zu den meistgetrunkenen Bieren. Es handelt sich um eine Halbliterflsche mit einem goldfarbenen Etikett mit grüner Schrift und ein paar Hopfen- und Weizenpflanzen darauf.

Ich rede vom Wernesgrüner Exportschlager, der Pils-Legende für höchste Trinkgenüsse. Auf 1436 geht die Gründung der Brauerei „Schorersche Gut“ in Bierdorf Wernesgrün zurück. In der DDR kommt die VEB Exportbierbrauerei Wernesgrün kaum dem steigenden Absatz und dem Export in andere europäische Länder nach und das trotz einer Produktion die 1986 immerhin schon stolze 630 000 hl erreichte. Nach der Wende wird eine privatisierte AG gegründet und das gesamte Unternehmen modernisiert.

Mittlerweile gehört die Brauerei der Bitburger Brauerei GmbH zu knapp 50 % und zu etwas über 50 % der Erfurter Riebeck-Holding GmbH und produziert in der Wernesgrüner Brauerei AG, in der Bergstrasse 4 von 08237 Wernesgrün. Für alle die es damit immer noch nicht einordnen können. Wernesgrün ist ein kleines Nest im Süden Sachsens (genauer gesagt im Vogtland), zwischen Rodewisch und Rothenkirchen am Wernesbach gelegen.

Übrigens kann ich jedem nur dem Besuch der Brauerei selbst zum eigenen Verkosten oder eben ersatzweise der sehr schön aufgemachten Homepage www.wernesgruener.de empfehlen. Der Hintergrund von letzterem ist natürlich grün und im Vordergrund zischt und schäumt ab und an mal aus einen gefülltes Glas. Man kann auch virtuell die Brauerei besichtigen, einen Brauprozess verfolgen und diverse andere Dinge.

Wernesgrüner setzte im Jahr 2001 mehr als 800 000 Hektoliter ab, 14 Prozent davon in Westdeutschland.. Ein ganz schön beachtlicher Aufstieg eines Ostbieres. Auch in einer Zeit, in der der Biermarkt in Deutschland stagniert, konnten die Wernnesgrüner Brauer ihren Absatz stetig steigern. Es wird auch viel Marketing bei Sportveranstaltungen, wie Fußball oder Motorsport von Wernesgrüner getätigt und das tat ein übriges zur Steigerung des Bekanntheitsgrades in ganz Deutschland. Übrigens für Volksmusikfans nur als Info. Seit 1991 ist die Biertenne des Wernesgrüner Brauereigutshofes Schauplatz für eine beliebte Fernsehproduktion, der \"Wernesgrüner Musikantenschenke\".

Womit kann man den guten Geschmack nun begründen.
Da wäre erstens mit 1516 ein wichtiges Datum in der deutschen Geschichte zu nennen. Just in jenem Jahr legte Bayernherzog Wilhelm IV. das Reinheitsgebot fest: \"Bier wird aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gebraut.\" also rein landwirtschaftliche Produkte, gebraut. Und obwohl in Deutschland das Reinheitsgebot für alle Brauereien Pflicht ist, gibt es dennoch große geschmackliche Unterschiede zwischen den Biersorten.
Und zweitens findet für den Brauvorgang natürlich nur weichstes Bergwasser vom nahegelegenen Steinberg Verwendung und das trinkt man spürend bei jedem Schluck.

Hier noch die zusätzliche Analysedaten von der Wernesgrüner Brauerei:

Brauart: Untergärig
Biergattung: Vollbier
Alkoholgehalt: 4,9 % Vol
Stammwürzegehalt: 11,3 % Gew.
Wirklicher Extrakt: 3,5 % Gew.
Vergärungsgrad: 85,0 %
Kohlensäuregehalt: Faß 4,9 g/l Flasche 5,3 g/l
Kaloriengehalt: pro 100 ml 41 kcal (171 kj)
Bittereinheiten: 30,0 mg/l
Farbe: 6 EBC

Am besten schmeckt dieses Pils natürlich vernünftig kredenzt bzw. eingegossen. in einem Pilsglas. Hervorzuheben ist der hervoragend getimte Schaum und die abgestimmte Würze. Vom Geschmack her ist das Bier für mich äußerst bekömmlich, nicht zu herben oder zu süß und auch die Kohlensäure stört mich nicht. Die Brauerei selbst gnennt es “spritzig-frisch” und dem kann ich nur zustimmen, bei angenehmer Säure und herben Nachgeschmack. Die Verträglichkeit ist sehr gut, denn auch, wenn man von diesem Pils zuviel getrunken hat, wacht man morgens nicht mit einem fremd gesteuerten Brummschädel auf. Der hohe Vergärungsgrad verleiht außerdem dem Bier seine zarte Vollmundigkeit und macht es leicht und bekömmlich. Es ist einfach als süffig zu bezeichnen. Für mich ein Kriterium, das man nach dem ersten Bier zumeist noch Appetit auf mehr bekommt. Auch der Preis mit 55 Cent erscheint mir ok.

An dieser Stelle muß ich einflechten, dass Wernesgrüner auch schon zu DDR Zeiten als eines der besten Biere ein Begriff war. Nun hat die Gilde Brauerei Hannover diese Brauerei übernommen und das unverwechselbare Pils wurde von den Braumeistern ein wenig verfälscht. Eingefleischte Bierkenner vergangener Tage, die dieses Pils noch in der Urform kennen konsternieren einen qualitativ etwas nachgelassener Geschmack und wenn man dann immer noch feststellen kann, das es allen großen Pilssorten in Deutschland Paroli bieten kann, dann weiß man erst das Wernesgrüner so richtig zu schätzen.

In diesem Sinne, nicht nur die schönsten Frauen kommen aus Sachsen, sondern auch eines der besten Pilsener. Logischerweise leistete mir beim Verfassen diesen Artikels das o.g. Fläschchen wertvolle Hilfe.

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