Wirtschaftsassistent/in Testbericht

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Erfahrungsbericht von Dini2000
Ja, ich bin eine Wirtschaftsassistentin!
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ich würde sagen, dass die Ausbildung vergleichbar ist mit der zur Bürokauffrau, denn es ist ja auch eine büroliche Ausbildung. Und davon möchte ich Euch heute berichten.
Allgemeines
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Die Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten ist leider bundesweit nicht einheitlich geregelt. So kann sie z.B. als schulische Ausbildung in Berufsfachschulen oder Berufskollegs erfolgen, zum anderen ist sie im dualen System möglich. Dies wusste ich z.B. auch noch nicht. Denn das duale System bedeutet ja , dass man zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsakademie/-schule abwechselnd lernt. Ich dachte immer, es gebe nur die Ausbildung so, wie ich sie gemacht habe.
Meine Ausbildung ist nun schon ein Weilchen her und inzwischen bin ich sogar schon Dipl.-Betriebswirtin, aber das ist eine andere Geschichte... Ich machte die Ausbildung im Lande Brandenburg in der Stadt Königs Wusterhausen, um genau zu sein. Dort wurde im Jahr 1993 die erste "ASSW"-Klasse aufgemacht und ich war eine der Schülerinnen. Es war also etwas ganz neues.
Die Zugangsvoraussetzungen unterscheiden sich wohl auch in allen Bundesländern, doch meist ist es ein mittlerer Bildungsabschluss. Ich fand nach Abschluss der Realschule trotz des ziemlich gutem Durchschnitts keine Lehrstelle und versuchte so hier mein Glück. Einige andere gingen dann aufs Gymnasium, weil sie auch nichts fanden.
Übrigens waren unsere Klasse aber auch etwas bunt zusammengesetzt. Zwei hatten schon mal eine Ausbildung begonnen, wurden dann entlassen, hatten das Berufsgrundbildungsjahr gemacht und kamen so zu uns. Drei waren etwas älter als wir, sie hatten schon eine Ausbildung, jedoch z.B. vor der Wende gemacht.
Bei mir dauerte die Ausbildung 2 Jahre. Es war eigentlich wie in der Schule, es war also eine überbetriebliche Ausbildung. Jeden Tag hatte man Unterricht und auch Ferien, wie z.B. die Gleichaltrigen auf dem Gymnasium. Geld gab es keins, lediglich die Fahrkosten wurden erstattet. Das war aber immerhin etwas. Man konnte auch Bafög beantragen, doch wer bekommt das schon?
Die Unterrichtsfächer
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Zum Lehrplan gehörten folgende Fächer:
Deutsch - wie früher in der Schule auch
Englisch - das machte mir schon immer Spaß, hier ging es in den wirtschaftlichen Bereich
Politische Bildung - welcher Azubi kann das Fach schon leiden?
Sport - und ich dachte damals, mit der Schule hätte ich auch den Sport hinter mir gelassen..
Wirtschaftsmathematik/Statistik - z.B. Dreisatz und Währungsrechnen
Wirtschaftslehre - eigentlich Betriebswirtschaft, fand ich sehr interessant, z.B. Kennzahlen berechnen wie die Liquidität oder Rentabilität des Unternehmens
Rechnungswesen - jede Menge Buchführung auf Kontenblättern (Soll-an-Haben), das machte mir eigentlich Spaß, am Ende hatten wir auch noch den Betriebsabrechnungsbogen usw.
Bürowirtschaft/Sekretariat - im Lernbüro wurde das nicht existierende Unternehmen "Rand-OHG" durchgespielt
Organisationslehre/Informatik - Word, Excel und die Informatik-Theorie
Textverarbeitung/Automation - 10-Finger-Tastschreiben, das konnte ich gut und kann es noch immer – erleichtert viel, denn während des Studiums war ich längst fertig, wenn die anderen noch was abtippen mussten *grins*
Steno - hatten wir nur im 1. Lehrjahr und konnten es auch nie leiden, danach wurde es abgebrochen und es steht nicht mal auf dem Zeugnis – wir haben uns also im 1. Jahr total umsonst damit rumgequält :-(
Praktikum
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Ja, auch ein Praktikum gehörte zur Ausbildung. Zu Beginn des 2. Ausbildungsjahres, gleich nach den Sommerferien, war jeder für 6 Wochen in einem Unternehmen als Praktikant beschäftigt. Dieses Unternehmen suchte jeder selbst und eine Lehrerin kam rum und schaute sich bei jedem mal kurz um. So wie richtige Auszubildende im dualen System mussten wir in dieser Zeit auch einen Ausbildungsnachweis schreiben.
Nun konnte man im "Real-Life" das Büroleben mitkriegen und u.a. den Posteingang, Postausgang, Schriftverkehr, Kopierarbeiten usw. übernehmen. Ich durfte auch ein paar Sachen am PC buchen, denn in welchem Unternehmen wird schon auf T-Konten-Blättern gebucht? Das macht kein Mensch mehr..
Da die Ausbildung ja rein schulisch war, hatte man so wenigstens eine kurze Gelegenheit mal das echte Leben kennen zu lernen. Ich finde das sehr wichtig.
Probezeit, Zwischen- und die Abschlussprüfung...
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Die Probezeit dauerte bei uns 6 Monate. Hört sich lang an. Doch das liegt am Zeugnis. Anhand des ersten Zeugnisses und den darin enthaltenen Noten, wurde festgelegt, wer bleiben durfte und wer nicht. Ich glaube 2 mussten gehen, weil sie sich einfach nicht genug angestrengt hatten und eh lieber was anderes machen wollten. Zwei oder drei weitere wurden "durchgezogen", in dem die schlechten Noten mit guten ausgeglichen werden konnten. Man sieht also, die Ausbildung war auch nicht für jeden mit links hinzukriegen.
Bei Ausbildungen nach Ausbildungsrahmenplan von IHK oder HWK gibt es auch Zwischenprüfungen. Die Noten davon werden jedoch nirgends mit einbezogen. Es ist sozusagen nur eine Übung für den Azubi, aber auch für den Ausbilder um zu sehen wo die Schwächen sind.
Bei uns gab es auch eine Zwischenprüfung, doch die Noten wurden ins Zeugnis mit einbezogen.
Auch eine Abschlussprüfung gab es bei uns. Diese waren wohl besser als bei "normalen" Azubis im dualen System. Dort gibt es ja eine praktische und eine schriftliche Prüfung, für die jeweils 1 Tag ausreichen muss. Und an diesem Tag wird alles geprüft. Wir hatten dagegen an 4 Tagen je eine Prüfung in einem Fach. So konnte man sich auf jedes Fach auch am Nachmittag nach einer Prüfung noch etwas vorbereiten.
Wo können Wirtschaftsassistenten eingesetzt werden?
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So wie Bürokauffrauen kann man u.a. im Finanz- und Rechnungswesen, Sekretariat, Material- und Fertigungswirtschaft, Marketing und Personalwesen beschäftigt werden.
Man kann als Sachbearbeiter umfassende Aufgaben übernehmen, Arbeitsabläufe organisieren, Verhandlungen führen und selbstständig Korrespondenz- und Sekretariatsaufgaben erledigen.
Was machte ich nach meiner Ausbildung?
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Ich schloss auch diese Ausbildung ziemlich gut ab. Doch danach entschloss ich mich gemeinsam mit anderen aus der Klasse, danach das Fachabitur im Bereich Wirtschaft in 1 Jahr zu machen. Wenn schon keine "richtige", duale und 3-jährige Ausbildung, dann wollte ich wenigstens mit dem Fachabi im meinem Lebenslauf etwas glänzen und eventuelle Mitbewerber ausstechen.
Jedoch suchte ich mir auch nach dem Fachabitur keinen Job, sondern studierte Betriebswirtschaft. Wie man sieht, auch mit einer rein schulischen Ausbildung kann man was werden!
Meine Meinung
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Eigentlich war die Ausbildung sehr gut. Mir hat natürlich auch gefallen, weiterhin Ferien zu haben. Außerdem hatte man gegen 14 oder 15 Uhr Schulschluss (bei Schulbeginn um 7 oder 8 Uhr).
Schlecht ist gegenüber einer normalen Ausbildung natürlich, dass es kein Geld gibt.
Aber am wichtigsten ist: es fehlt einfach die Praxis. Auch die 6 Wochen Praktikum können das nicht ausgleichen. Denn was darf man in den 6 Wochen schon groß machen? Anders wäre es, wenn man Geld bekäme und dafür in den Ferien arbeiten gehen müsste. So würde man das Arbeitsleben richtig kennen lernen. Außedem denke ich, dass dual ausgebildete Büroleute (die wissen, wies im Büro abgeht) doch eher eingestellt werden, als welche die nur auf der Schulbank gesessen haben.
Das Wissen, dass man gelehrt bekommt, ist sehr gut. Beim Fachabitur und BWL-Studium konnte ich es gut anwenden und hatte es oft leichter als andere, die mit dem Stoff noch gar nicht vertraut waren.
Wenn man vergleicht, wieviel Zeit Bürokauffrau-Auszubildende im dualen System in der Berufsschule verbringen und wieviel Zeit wir dort verbrachten, muss man sagen, dass wir sicher mehr gelernt haben, bzw. intensiver in den Stoff eintauchen konnten und mehr Beispiele durchgehen konnten.
Würde ich diese Ausbildung wieder machen? Wenn ich wieder keinen Ausbildungsplatz bekommen würde: aber klar! Der Bürobereich ist einfach das richtige für mich.
Es wäre nur schöner, wenn man auch etwas Geld bekäme in dieser Zeit. Jeder andere Azubi, der Geld bekommt, kann danach auch etwas Arbeitslosengeld bekommen. Dies wäre hier auch nicht der Fall.
Wegen der negativen Punkte gibt es nicht die volle Punktzahl. Da mir die Ausbildung jedoch gefallen hat und mir auch fast brachte, gibts von mir ein "gut" dafür.
Ich hoffe, Euch diese Ausbildung näher gebracht zu haben. Und wenn Ihr noch Fragen habt oder etwas unklar ist, dann schreibt es ins Kommentar. Ich freu mich drauf!
Viele Grüße, Eure Dini2000
16 Bewertungen, 5 Kommentare
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17.03.2005, 13:51 Uhr von plötzlichpapa
Bewertung: sehr hilfreicheinfach über seinen Lehrberuf zu schreiben. Dein Bericht ist sehr umfangreich, klar strukturiert und lässt wenige Fragen offen. Nur eine: Wie sieht es momentan mit Arbeitsplätzen in Deinem Job aus ? Viele Grüße, Uwe
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23.03.2002, 16:12 Uhr von engel06
Bewertung: sehr hilfreichhallo. Ich bin zurzeit noch mittendrin in der ausbildung zum o.g. beruf, allerdings hat sich einiges verändert. Ich werde auch gleich einen bericht darüber schreiben. Schau doch dann mal bei mir vorbei. vlg kristin
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26.02.2002, 14:40 Uhr von Neo1900
Bewertung: sehr hilfreichinteressanter Beitrag! gruß Andy
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21.02.2002, 19:50 Uhr von Darkangel07
Bewertung: sehr hilfreichSehr interresant.
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13.02.2002, 16:07 Uhr von Juliaroberts13
Bewertung: sehr hilfreichMit den 18 Euro das tut mir leid, ich war auch gerade bei 14 Euro. bye Angy
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