Yamaha KX-690 Testbericht

Yamaha-kx-690
ab 114,16
Auf yopi.de gelistet seit 03/2005
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Summe aller Bewertungen
  • Ausstattung:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut
  • Aufnahmequalität:  gut
  • Bedienung:  einfach
  • Verarbeitung:  durchschnittlich
  • Support & Service:  schlecht

Erfahrungsbericht von mg1970

Bester Klang auch bei fremdbespielten Kassetten!

5
  • Ausstattung:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut
  • Aufnahmequalität:  gut
  • Bedienung:  einfach
  • Verarbeitung:  durchschnittlich
  • Support & Service:  schlecht
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein

Pro:

Play Trim (Optimierung alter Bänder), Dolby S und HX-Pro vorhanden

Kontra:

leichtere Bauweise als einige ältere Yamaha - Decks, kleiner Aufnahme - Aussteuerungsregler, etwas wählerischer bei den verwendeten Kassetten als vielleicht einige sehr alte Yamahas

Empfehlung:

Ja

Die Kompaktkassette ist nun ganz klar ein aussterbendes Produkt, eigentlich schon seit ein paar Jahren. Dementsprechend wenige gute Tapedecks sind heute noch erhältlich. Dies war einer der letzten Vertreter dieser aussterbenden Spezies, zumindest in einer solchen Güte.

Ich selbst war 25 Jahre lang ein großer Kassettenfan und -sammler (1976 bis 2001), davon 20 Jahre im HiFi-Bereich. Natürlich hatte ich in der Zeit so einige Aufnahme- und Abspielgeräte. Das Yamaha KX-690 war mein letztes gekauftes Tapedeck - und zugleich eins der beiden besten, die ich jemals hatte (das andere Spitzengerät war das Yamaha K-560 aus dem Jahr 1981, welches durch eine besonders brillante Aufnahmequalität und gute Verarbeitung überzeugte). Das KX-690 war auch das letzte Kassettendeck, das noch in meinem Besitz war, als ich mich schon langsam von der Kassette verabschiedete. Seit bereits zwei Jahren habe ich nun schon gar keine Kassetten und Kassettendecks mehr, da ich alles inzwischen auf CD oder auch als LP habe. Dieses Deck verkaufte ich schließlich auch im vergangenen Jahr, als ich die letzten Kassetten nicht mehr benötigte.


ALLGEMEINES ZUM YAMAHA KX-690

Das KX-690 war, wie schon in der Einleitung angedeutet, das letzte „große“ Kassettendeck-Modell, das bei Yamaha im Programm war. Eingeführt wurde das Gerät im Jahr 1997, und bis etwa 1999 oder 2000 wurde es produziert. Das Baujahr meines Gerätes war 01/1998, damals bezahlte ich dafür umgerechnet ca. 400 Euro, ein stolzer Preis für ein Kassettendeck!
Das Gerät war insgesamt 5½ Jahre in meinem Besitz. Bis zweite Hälfte 2001 machte ich noch Aufnahmen damit (wobei ich allerdings schon ab Anfang 1999 nach und nach auf CD-R umstieg), und die letzten knapp 2 Jahre war das Gerät meistens im Einsatz, um meine bisherigen Aufnahmen zu digitalisieren, was gerade mit diesem Gerät besonders gut geklappt hat (dazu später noch).
Das KX-690 war übrigens das Nachfolgemodell des ebenfalls schon sehr erfolgreichen KX-670. Beide Geräte waren wahlweise in Schwarz oder Titan erhältlich. Ich entschied mich damals für die schwarze Ausführung, weil die anderen Anlagenbausteine überwiegend schwarz sind.


AUFNAHMEEIGENSCHAFTEN

Erst einmal war mir bei jedem Kauf eines Kassettendecks stets eine bestmögliche Aufnahmequalität wichtig (hatte auch mit einem Gerät eine sehr schlechte Erfahrung gemacht, weshalb ich noch wählerischer wurde).

Neben dem Dolby HX-Pro, das spätestens bei Decks ab Baujahr ca. 1990 eigentlich selbstverständlich sein sollte, verfügt dieses Deck auch schon über Dolby S (und das ist der größte technische Unterschied zum Vorgänger KX-670, der „nur“ Dolby B und C hatte).

Eine automatische Bias-Kalibrierfunktion (zu bedienen per Knopfdruck) stellt sich auf das verwendete Bandmaterial ein und optimiert noch mal die Aufnahme. Ebenfalls sind hier noch manuelle Einstellungen über einen Regler möglich. So kann man z.B. selbst noch einiges optimieren, wenn man spezielle Klangeigenschaften haben will. Außerdem funktioniert bei sehr alten Kassetten oft die automatische Einmessung nicht, so dass man "Hand anlegen" kann. Ich habe versucht, mehrere sehr alte Kassetten (AGFA, BASF: verschiedene Ausführungen von Anfang bis Ende der 70er Jahre) noch mal neu zu bespielen. Oft war das gar nicht möglich mit dem Gerät, oder bestenfalls wurde die Aufnahme verzerrt. Geklappt hat das dagegen noch mit meinem „Konkurrenzmodell“, dem Yamaha K-560 aus den frühen 80ern. Überhaupt scheint das Bespielen historischer Kassetten mit der neueren Kassettendeck-Generation problematisch zu sein, deshalb rate ich einfach von der Verwendung solcher Kassetten ab.
Hochwertige Chromkassetten ab 1980er Baujahr können dagegen fast ohne Einschränkung in diesem Deck neu bespielt werden. Die besten Erfahrungen machte ich mit Maxell und TDK.

Geeignet ist das Deck für Normal- (LH, Low Noise, Ferro, Typ I), Chromdioxid- (CrO2, Typ II) und Reineisenkassetten (Metal, Typ IV). Wobei es letztere ja inzwischen nicht mehr neu zu kaufen gibt.

Übrigens handelt es sich um ein Dreikopf-Gerät, was also eine Hinterbandkontrolle direkt während der Aufnahme ermöglicht. D.h. mit einem Umschalter kann man, einen entsprechenden Verstärker mit "Tape Monitor" vorausgesetzt, bereits WÄHREND der Aufnahme die neue Kassette anhören. Dies geschieht natürlich minimal zeitversetzt. So erkennt man sofort, ob die Aufnahme etwas geworden ist. Bei alten Kassetten und/oder nicht ganz sauberen Tonköpfen ist das nämlich nicht immer der Fall, und wenn man durch die Hinterbandkontrolle die verminderte Qualität sofort hört, spart man Zeit und Enttäuschungen, indem man die Aufnahme am besten dann abbricht.

Insgesamt bewerte ich die Aufnahmequalität dieses Decks mit der Note "gut". Vorausgesetzt man verwendet eine neue oder neuwertige Kassette (CrO2 besonders empfehlenswert). Das Gerät gehört zwar zu den Modellen mit der besten Aufnahmequalität aus dieser Zeit, aber für ein „sehr gut“ hat es doch nicht ganz gereicht, da noch kleine Details im Höhen- und Dynamikbereich fehlen, welche ich damals mit dem alten K-560 schon erreichen konnte. Aber das fällt nur bei wirklich „geschulten“ Ohren auf, so dass ich trotz dieser minimalen Abweichung die vollste Empfehlung aussprechen kann, was Aufnahmequalität betrifft. Schließlich gehe ich auch vom heutigen Standard aus (nach meiner eigenen Erfahrung waren die frühen 80er die Hoch-Zeit des Kassettendecks, und diese Qualität wurde später – wie bei so vielen anderen Gerätegattungen – nicht mehr erreicht aufgrund von „Sparmaßnahmen“).


WIEDERGABEEIGENSCHAFTEN

Auch nach dem Umstieg auf digitale Aufnahme habe ich mich immer sehr gefreut, welch gute Wiedergabeeigenschaften dieses Gerät bietet. So waren meine letzten Kassetten alle schon ziemlich alt. Auf jedem Standard-Deck klingen diese Kassetten extrem dumpf. Nur auf dem KX-690 nicht! Es hat nämlich einen Regler namens "Play Trim". Damit kann man die Höhen älterer/schlechterer Aufnahmen optimieren - und das sogar bei eingeschaltetem Dolby, ohne dabei ein unausgewogenes Klangbild, das berühmte "Pumpen", zu haben.
Meistens muss man den Regler nach rechts drehen, dadurch werden die Tonhöhen angehoben. Fehlende Höhen sind nämlich sicher bei mindestens 95% aller Fremdaufnahmen und „alternden“ Kassetten der Fall.

Im Zeitraum 2001 bis 2003 trennte ich mich nach und nach von meiner kompletten Kassettensammlung (ca. 450 Stück) und brannte alles noch interessante Material auf CDs - mit Hilfe dieses "Play Trim" Reglers wurden die meisten CD-Aufnahmen wirklich brauchbar! Wer die CD nun hört und es nicht weiß, erkennt oft nicht im Geringsten, dass das Quellmaterial von einer (meist Chrom-) Kassette stammt! Eine klangliche Nachbearbeitung mit bestimmter Computersoftware war in den meisten Fällen auch nicht nötig.

Für die Wiedergabe vergebe ich sogar die Bestnote. Auch die anderen Kassettendecks, die in meinem Besitz waren, erreichten bei weitem nicht solche Wiedergabeeigenschaften. Was so ein kleines Knöpfchen namens „Play Trim“ so alles ausmachen kann!


GLEICHLAUFEIGENSCHAFTEN

Die meisten Markenkassetten, die ab den 80er Jahren im Umlauf sind, kann man ohne Einschränkungen verwenden. Viele sehr alte Kassetten (älter als 15 - 20 Jahre) laufen auf diesem Gerät sogar trotz ihres hohen Alters komplett durch ohne Leiern und Aussetzer. Ich hatte schon wesentlich teurere Geräte, auf denen eine ältere Kassette (sagen wir mal ab ca. 15 Jahre) schon nach wenigen Minuten schlapp machte und einfach nicht weiterspielen wollte, oft folgte Bandsalat mit anschließendem Reißen des Bandes. Mit diesem Deck hatte ich nur selten solche Probleme. Sogar die kritischen BASF-Modellreihen der 80er Jahre, die manches noch teurere Gerät nicht abspielen wollte (oder nur mit Leiern und mechanischem Jaulen), konnte ich in der Regel verwenden. Hier hatte ich vielleicht mechanische Probleme mit ca. 20% der Bänder, während auf meinem noch wesentlich schwerer verarbeiteten Akai GX-67 um die 95% der alten BASF nicht liefen.

Meine Sorgenkinder waren beim KX-690 nur jene Schätzchen aus den 70ern, aber was kann man schon von einer Kassette in diesem Alter erwarten (man kann höchstens dafür eine „Maschine“ aus den 70ern bis frühen 80ern verwenden, wenn man diese noch ohne Gleichlaufprobleme hören will, z.B. Yamaha K-x50/x60, Revox…) – aber allgemein sind die neueren Kassettendecks dafür nicht mehr ausgelegt. Die meisten stoppen heute den Abspielvorgang automatisch, sobald ein Band sehr schwergängig ist. Beim Retten dieser Aufnahmen auf CD habe ich das Band der alten AGFA etc. einfach in ein anderes Kassettengehäuse „verpflanzt“, und dank „Play Trim“ waren die Ergebnisse nicht einmal so übel!
Besitzern solch alter Kassetten empfehle ich eher ein gutes Deck aus der „goldenen HiFi-Zeit“ (also mindestens 20-25 Jahre alt) – oder (noch besser) die Konservierung der Aufnahmen auf CD etc.


VERARBEITUNG

Die Verarbeitung des Gerätes ist für heutige Verhältnisse auch noch recht gut. Optisch sieht es sehr schön aus, ein paar Metall-Teile wurden noch verwendet, aber der Kunststoff ist natürlich hier auch schon dominierend. Die Zeiten kommen wohl nie zurück, dass Gerätegehäuse und Regler noch aus Metall waren. Trotzdem, mit seinen 5 kg ist das Gerät nicht gerade ein Leichtgewicht. Die Laufeigenschaften sind wie gesagt für heutige Ansprüche zufrieden stellend, da ich davon ausgehe, dass die meisten nicht mehr solch uralte Kassetten verwenden, die in fast jedem neueren Deck eher problematisch sind.

Übrigens ist das Gerät auch fernbedienbar - in Verbindung mit einem passenden Yamaha Verstärker (z.B. AX-x90, DSP-A x90). Dem Gerät selbst liegt keine Fernbedienung bei. Fernbedienen kann man die Funktionen Start, Stop, Vor-/Rücklauf, Aufnahme(bereitschaft) und Titelsuchlauf. Spezielle Einstellungen wie Dolby oder Auto-BIAS muss man direkt am Gerät machen.


FAZIT

Das KX-690 ist meiner Meinung nach geeignet für alle, die nach wie vor nur auf Kassette aufnehmen (Dolby B/C/S/HX-Pro, Kalibrierung), dann für alle, die oft etwas ältere und/oder fremdbespielte Kassetten hören wollen und das in möglichst optimaler Qualität (Play Trim, stabiler Bandlauf), und auch für diejenigen, die ihre Kassetten möglichst ohne Klangverlust auf CD brennen wollen.

Überhaupt: wer jetzt noch ein gutes Tapedeck haben möchte, sollte dieses in die nähere Auswahl nehmen. Erhältlich ist es zwar heute nicht mehr, aber man bekommt es als noch relativ junges Gebrauchtgerät. Auf jeden Fall hat man dann noch etwas Solides für die nächsten Jahre. Für so manchen HiFi-Fan ist es vielleicht auch das letzte gekaufte Kassettendeck – so war’s bei mir!

Als Alternative bietet sich auf dem Gebrauchtmarkt der schon erwähnte Vorgänger KX-670 an. Die Funktionen sind im Allgemeinen gleich, lediglich hat das 670er noch kein Dolby S.
Der aktuelle „Marktwert“ beider Geräte ist bei ca. 90 bis 100 Euro.

Erstveröffentlichung von mir unter gleichem Benutzernamen bei ciao.de in 11/2002 (Erstversion)

31 Bewertungen, 2 Kommentare

  • anonym

    18.10.2005, 21:19 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr ausführlicher, informativer Bericht. Gruß Luigi

  • Audiomanic

    23.03.2005, 15:06 Uhr von Audiomanic
    Bewertung: sehr hilfreich

    das niemand hier diesen Bericht kommentieren will. Gewohnt herforragend. Ich hatte ja früher auch mal eine komplette Yamahaanlage, würde auch gern wieder Yamaha kaufen, wenn´s nicht so teuer wäre. Ausserdem weist Du ja auch, dass die Qualit&