Wir treffen uns wieder in meinem Paradies (Taschenbuch) / Christel Zachert, Isabell Zachert Testbericht

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Erfahrungsbericht von Chicy

Der Leidensweg eines krebskranken Teenagers

Pro:

sehr gefühlvoller und emotionaler Roman

Kontra:

----

Empfehlung:

Ja

„Wir danke allen Freunden, die unser Schicksal mitgetragen haben, und all denen, die uns geholfen haben, es zu akzeptieren. Christel und Hans Zachert, Christian und Matthias, November 1992“

Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter! Das habe ich mir vorgenommen, als ich nach dem Lesen der letzten Seite dieses Buch zuschlug. Im Klappentext finden wir einen Satz, der diesen Gedanken sehr schön unterlegt: „Gib dich selbst nie auf, auch wenn deine Situation aussichtslos erscheint. Die Qualität des Lebens hängt nicht von dessen Länge ab, sondern davon, was jeder Mensch aus seinem Leben macht.“

Isabell Zachert ist 15 Jahre alt, als ihre Eltern von einer Romreise nach Hause zurückkehren und sie mit einer anscheinenden Grippe vorfinden. Da sich ihr Zustand auch nach einigen Tagen nicht besserte wurde sie zum Arzt geschickt, der beim Röntgen der Lunge einen Tumor im Endstadium feststellte. Mit dieser Diagnose beginnt für Isabell eine schwere einjährige Zeit mit vielen langen Krankenhausaufenthalten, Therapien und Schmerzen. Sie beginnt mit allen ihr wichtigen Freunden und Bekannten einen intensiven Briefkontakt aufzunehmen und ein Tagebuch zu schreiben, in dem sie ihre Gedanken und Gefühle zusammenfasst.

Isabells Mutter Christel Zachert schrieb dieses einfühlsame Buch 10 Jahre nach dem Tod ihrer Tochter unter Verwendung ihrer schmerzlichen Erinnerungen sowie Isabells Briefe und Tagebucheinträge und schildert so den Krankheitsverlauf im letzten Lebensjahr des Mädchens.

Dieses Buch hat mir stellenweise Gänsehaut beschert und auch teilweise Tränen in die Augen getrieben. Die Briefe und Tagebuchauszüge in denen Isabell ihre Ängste und Hoffnungen mitteilt sind sehr ergreifend und gaben mir teilweise das Gefühl dieses Mädchen persönlich zu kennen und mir blieb nichts anderes als mit ihr und ihrer Familie zu bangen und zu hoffen.

Sie hat es immer wieder geschafft, anderen kranken Menschen Mut zuzusprechen, obwohl sie selber wusste, dass ihr Tumor inoperabel war und sie daran sterben würde. „... Für dich gab es aber auch noch andere Dinge, die dich beschäftigten. Marens (Isabells beste Freundin, war durch eine Krankheit querschnittsgelähmt) Zustand hatte sich verschlimmert, sie musste nach Münster in die Orthopädie, um ein Korsett angepasst zu bekommen. Du warst sehr um sie besorgt. .... Meine liebe Maren! Jetzt bist Du schon so viele Stunden in Münster. Ich hoffe diese Umstellung ist Dir nicht zu schwer gefallen. Ich verspreche Dir auch, Dich so sehr zu unterstützen und zu helfen, wie ich es nur irgend kann. ...“

Auch ihren eigenen Willen noch weiter leben zu dürfen hat sie ergreifend in ihrem Tagebuch niedergeschrieben: „... Es hängt jetzt auch von mir ab, wie lange noch therapiert wird. Ich will aber noch nicht aufgeben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es sein könnte, wenn man nicht mehr lebt. Nein ich darf nicht sterben. ... Ich hatte mir ja meine Mauer auf Ende dezember gesetzt. Ich glaube, jetzt werde ich wirklich zeigen müssen, wie sehr ich noch leben will. Es gibt noch so viele Sachen, die ich geplant habe. ...“

Da die Schmerzen für Isabell immer unerträglicher werden und sie nach vielen Gesprächen mit Ärzten und der Familie keine Angst mehr vor dem Tod hat und sogar an ein Leben nach diesem glaub, entscheidet sie sich dafür, ihren Leidensweg nicht länger unnötig zu gehen und die lebensnotwendigen Maschinen abschalten zu lassen. Sie stirbt am 17. November 1982 im Alter von 16 Jahren.

„Wir treffen uns wieder in meinem Paradies“ ist ein sehr ergreifendes Werk, welches zum Nachdenken über Sinn und Gestaltung des Lebens animiert. Erschienen ist es 1993 im Gustav-Lübbe-Verlag unter der ISBN 3-7857-0682-0.

Isabells Mutter gründete 1995 die „Isabell-Zachert-Stiftung“ welche von der Deutschen Kinderkrebsstiftung verwaltet wird und sich hauptsächlich mit der psychologischen Betreuung erkrankter Kinder und deren Angehörigen beschäftigt, aber auch mit Pilotprojekten, um z. B. Krankenhausaufenthalte der Betroffenen zu verkürzen.


auch veröffentlicht bei Ciao am 26.04.2003 unter gleichem Nick

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