Zeitung austragen Testbericht

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Erfahrungsbericht von sam88

Erfahrungen mit dem Austragen von Zeitungen

Pro:

Geld verdienen und gleichzeitig Fitness-Training.

Kontra:

Regelmäßiges Aufstehen in der Nacht, Wind und Wetter.

Empfehlung:

Ja

Geld verdienen durch Zeitungen austragen

Vor einigen Monaten habe ich angefangen, Geld durch Zeitungen austragen zu verdienen. Mit diesem Bericht möchte ich meine Erfahrungen und Tipps weitergeben.

Ich arbeite für eine regionale Großzeitung im Ruhrgebiet, deren Zeitungsboten nicht nur die Ausgaben dieses Verlages austragen, sondern auch die Ausgaben überregionaler Blätter. So trägt man neben der Hauptzeitung (größte Stückzahlen) auch Titel wie FAZ, FR, SZ, Welt, Tagespiegel, TZ, Financial Times etc. aus.

Warum trägt man Zeitungen aus:
a) man möchte Geld verdienen, und gleichzeitig den Rest des Tages für andere Tätigkeiten frei sein (eigene Firma, anderer Teilzeitjob etc.)
b) bezahlte Bewegungstherapie für Leute, die viel am PC arbeiten, und sich ohne Zwang nicht regelmäßig bewegen.

Meine Motivation war eine Mischung aus beidem. In den folgenden Zeilen möchte ich an Hand von Einzelfaktoren darlegen, was dabei zu beachten ist.

Verdienst:
Die Bezahlung besteht aus mehreren Komponenten.
1. Pro Zeitung und Monat erhält man eine Vergütung von 1,40 €.
2. Pro Zeitung und Monat erhält man eine zusätzliche Vergütung von 0,15 € für die beiliegenden Werbungen.
3. Dazu erhält man pro Zeitung und Monat einen steuerfreien Zuschlag von 0,27 € als Nachtzuschlag.
4. Für die Fahrten im Austragungsrevier erhält man ein jeweils für das Revier festgelegtes steuerfreies Kilometer-Geld. Nicht bezahlt wird die An- und Abfahrt zum Revier, diese Kosten kann man nur als Werbungskosten bei der Steuererklärung einreichen.

Daraus folgt, dass man umso mehr Geld verdient, je mehr Zeitungen man austrägt. Diese einfache Regel ist in der Praxis aber vielschichtiger als es zuerst aussieht. Denn neben dem Verdienst sollte ja auch berücksichtigt werden, wie groß der Aufwand dafür ist. Je nach Struktur des Reviers kann man z.B. für 400 Zeitungen 2 Stunden oder auch 4 Stunden benötigen. Um dies zu verdeutlichen, möchte ich einige typische Reviere beschreiben und dabei den Einfluss auf das Zeitungen austragen verdeutlichen.

Hochhaussiedlung:
Eine Hochhaussiedlung ist durch eine Reihe von einzelnen Hochhäusern gekennzeichnet mit vielleicht 30 Parteien im Haus. Theoretisch eine gute Gegend, da bei einer durchschnittlichen Quote von 10 Zeitungen pro Haus rechts schnell viele Zeitungen verteilt werden können. Dies setzt aber voraus, dass alle Zeitungen über ein Zeitungsfach oder einen Zeitungsschlitz zugestellt werden können. Dies wird aber nur sehr selten der Fall sein, da dann viele Zeitungen im Haus verschwinden werden durch Nachbarn, die sich eine kostenlose Zeitung verschaffen wollen oder Besucher. Wahrscheinlicher ist daher eine Zustellung in einzelne Briefkästen, was erheblichen Zeitbedarf nach sich ziehen kann (Suche im Dunkeln mit Taschenlampe nach den richtigen Namen, erst nach einiger Zeit weiß man automatisch, wo die Zeitungen hinkommen.
Fazit: Von dem Verhältnis Zeitungsanzahl / Zeitaufwand eher mittelmäßig.

Villengegend, Prominentensiedlung:
Diese ist gekennzeichnet durch Einzelhäuser, Villen etc. Teilweise kommt man gar nicht bis zum Gebäude, sondern nur bis zu einer Mauer, Zaun etc mit Briefkästen, Postfächern o.ä. Positiv ist hier dass die Bewohner oftmals Vielleser sind, also mehrere Titel beziehen. Negativ ist der teilweise große Abstand der Häuser, der zu langen Wegezeiten führt. Von Vorteil ist als subjektiver Eindruck die Tatsache, durch eine angenehme Umgebung zu gehen (Grünzonen, gepflegte Vorgärten etc.) Für denjenigen, der aus Trainingsgründen Zeitungen austrägt ein positiver Nebeneffekt. Als Besonderheit gibt es noch die Gegenden, die an Hanglagen o.ä. liegen. Hier kommt ein besonderer Trainingseffekt zustanden, wenn viele Treppen bewältigt werden müssen. Für denjenigen der nur Geld verdienen will ist das dann sehr harte Arbeit.

Innenstadtbereich, geschlossene Straßenzeilen:
Im Gegensatz zu Villengegenden ist hier das Ambiente deutlich schlechter. Die Strassen sind oftmals verschmutzt, die Zeitungsschlitze, Postfächer etc. machen keinen besonders hygienischen Eindruck. Auf der anderen Seite kann hier die Zeitungsdichte sehr hoch sein, dazu ist der Hausabstand sehr klein, dadurch ist das Verhältnis Zeitungsanzahl / Zeitaufwand hoch. Im Gegensatz zu Hochhäusern werden in Häusern mit 6-8 Parteien meistens alle Zeitungen durch einen Zeitungsschlitz geworfen, das geht dann natürlich schnell. Zu beachten ist hier noch der Einfluss der Nationalitäten. In Gegenden mit großer ausländischer Population ist die Zeitungsdichte geringer, da Ausländer ihre ausländischen Zeitungen oft am Kiosk kaufen und seltener deutsche Zeitungen beziehen.
Fazit: Oft sehr gutes Verhältnis Verdienst / Zeitaufwand also für denjenigen geeignet, der viel Geld verdienen will, negativ die oft schmutzige Umgebung.

Neben diesen Revierarten gibt es natürliche noch alle möglichen Mischformen. Ein besonderes Bonbon kann eine große Firma in einem Revier sein. Ich hatte in einem Revier die Zentrale eines großen Handelskonzerns. Hier wurden ca. 60 Zeitungen direkt an der Pforte abgegeben, das waren also ca. 100 € für ca. 5 Minuten pro Tag.

Weitere Kriterien:
Die Zeitungen müssen bis 6:00 zugestellt sein. Angefangen werden kann erst dann, wenn die Zeitungen an der Abladestelle eintreffen. Vom Zeitungsverlag werden die Zeitungen für meist mehrere Reviere an über das Stadtgebiet verteilte Abladestelle gebracht. Dies können überdachte Bushaltestellen, Tankstellen, Eingänge von Post, Sparkasse etc. sein. Hier spielt jetzt ein weiterer Aspekt hinein. In der Regel kann man sagen, dass die Zeitungen eher in der Nähe des Zeitungs-Druckhauses abgeliefert werden als in den Randbezirken. Der früheste Zeitpunkt liegt bei ca. 2:00, manche werden auch erst gegen 3:30 an der Abladestelle eintreffen. Bis zur Deadline 6:00 hat man dann also maximal 4 Stunden zum Austragen. Wenn man also zwei oder mehr Gebiete austragen will, ist dies meist nur in den Innenstadtbereichen möglich.

Wie kommt man an einen Job als Zeitungsausträger:
Manchmal werden Anzeigen in den jeweiligen Zeitungen geschaltet, ich habe meinen Job aber durch Nachfragen in den Vertriebsabteilungen erhalten. Vor allem im Ruhrgebiet kann es sich lohnen, auch in den Nachbarstädten nachzufragen. Dabei muss man aber immer den Gesamtaufwand und den Nutzen gegenüberstellen. Die An- und Abfahrt zum Revier wird wie oben erwähnt nicht bezahlt, so dass man für sich ausrechnen muss, ob es sich lohnt, in der Nachbarstadt auszutragen.
Zurzeit habe ich kein eigenes Revier, sondern mache jeweils Vertretungen (Urlaub, Krankheit) für ein, zwei oder drei Wochen. Das hat den Vorteil, dass man nicht immer das gleiche macht, auf der anderen Seite braucht man in den ersten Tagen immer länger als der Stammbote. Ich warte jetzt, dass ein Revier frei wird, in dem ich als Stammbote arbeiten kann. Wenn man ein Angebot erhält sollte man sich unbedingt das Revier bei Tage anschauen und wenn möglich mit dem letzten Stammboten sprechen um von ihm zu erfahren wie lange er gebraucht hat.

Körperliche Anstrengung:
Diese sollte man nicht unterschätzen, insbesondere wenn man um viel zu verdienen, viele Zeitungen austrägt. Man geht dann meisten schneller und trägt mehr Zeitungen auf einmal. Ich teile mein Revier jeweils in einzelne Bereiche auf, so dass ich nicht mehr als 40-45 Zeitungen auf einmal in der Tragetasche habe. Man sollte seine persönliche Maximallast immer nach den Wochenendausgaben ausrichten, die meistens doppelt so dick sind wie unter der Woche.

Wetter:
Wenn man nicht in der Lage ist, mehrere Stunden durch strömenden Regen, Gewitter, Sturm und Schneegestöber zu laufen, ist es definitiv der falsche Job. Denn diese Verhältnisse treten immer mal auf, es sei den man macht nur eine Vertretung in den Sommerferien. Ich sehe dies aber auch positiv. Da ich in den letzten Jahren meistens nur am PC gearbeitet und so gut wie keinen Sport gemacht habe, pflegte ich im Winter regelmäßig meine grippalen Infekte etc. In diesem Jahr hatte ich überhaupt keine Probleme. Es ist einfach so, man härtet sich einfach ab. Auch die persönliche Fitness nimmt stetig zu.

Fazit:
Abschließend möchte ich sagen, dass ich die Arbeit bis jetzt nicht bereut habe. Man verdient keine Unsummen, aber man hat den Tag für andere Dinge Zeit. Meine körperliche Fitness hat sich zudem stark verbessert. Man muss allerdings in der Lage sein, regelmäßig mitten in der Nacht aufzustehen, und bei jedem Wind und Wetter stundenlang durch teilweise dunkle Strassen zu laufen. Ich würde jedem Interessierten empfehlen, zunächst nur eine Vertretung für vielleicht zwei Wochen zu machen, um auszutesten, ob man dafür geeignet ist.

14 Bewertungen, 1 Kommentar

  • campimo

    02.03.2007, 10:00 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

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