Zigarettenfabrik Yenidze Testbericht

Zigarettenfabrik-yenidze
ab 16,20
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Erfahrungsbericht von AnnaElisabeth

Wer erinnert sich noch an die Zigarette Senussi?

Pro:

voll renoviert, exotisches Flair von Tabak-Moschee und Karl-May-Romantik mit Cafe-Bar-Nightclub

Kontra:

in traurig örtlicher Umwelt etwas deplaziert wirkend

Empfehlung:

Ja

Wer er innert sich noch an die ägyptische-orientalische Zigarette „Senussi“?

Schon als kleines Kind schaute ich immer mit großen, bewundernden Augen auf die Zigarettenschachteln, die mein Großvater mitbrachte. Die schönste, die mir am besten gefiel, und die mich mit ihrer buntenorientalischen Abbildung am meisten begeisterte war ganz anders geformt als die anderen. Sie hatte eher die Form einer Zigarilloschachtel, breiter, schmaler, einlagig gepackt, 10 oder 12 Zigaretten. Doch das alles war unwichtig,
entscheidend war die eher an orientalische Märchen von Karl May erinnernde Frontseite der Schachtel, die zeigte einen Orientalischen Palast, kann auch eine Moschee sein, wie manche behaupten, bunt und abenteuerlich, wie eben orientalischer Tabak, soweit die Erinnerung meiner Kindheit.

Nach der Wende kam ich dann mit dem Wagen nach Dresden, wo ich ankommend eines Abends durch die Weißeritzstraße in Dresdens Westen fuhr, damals noch eher „Neuland“ für mich. Und dann sah ich sie, die „Orientalische Tabak- und Cigarettenfabrik Yenidze“, gegründet 1986 und seit Generationen Germanischer Raucher die Heimstadt Türkischer Tabake aus, wie kann es bei dem Namen anders sein, der türkischen Region gleichen Namens. All das kann man natürlich von außen nicht sehen. Was man sehen kann, und das haut, unvorbereitet und auf leeren Magen, einen überraschten Zufalls-Besucher von den Brettern das was man in Ganz Deutschland schlicht „die Tabaks-Moschee“ nannte, - offensichtlich das Original meiner Senussi-Schachtel-Motiv-Schönheit.

Bei diesem ersten zufälligen Besuch im Vorbeifahren war alles irgendwie grau, düster-bedrohlich und heruntergekommen, - irgendwie ziemlich verwahrlost, - um so besser kam die für Deutschland einzigartige Architektur dieses Moschee-Palastes der Sächsischen Tabak-Barone zur Geltung, wirklich beeindruckend.

In der Zeit zu beginn der Wende kam ich dann des Öfteren vorbei, - so erinnere ich mich an Umbauten, dann prangte eines Tages stolz „SüGro“ ausgeschrieben „Süßwaren-Großhandel“ an dem Gebäude, einer der größten Tabak- und Kioskwaren-Belieferer aus dem Westen, aus dem Rheinland.

Wie ich dann hörte wurde das Haus voll renoviert und steht seit 1996 wieder als Bürobegäude der Gruppe im Dienst. Auch ein tolles Cafe soll es jetzt dort geben.

Ohne als solches wohl besonders beachtet zu werden war das Yenidze-Gebäude mit seinem 10-stöckigen Mittelbau eines der ersten größeren Hochhäuser in Deutschland, fertiggestellt 1910, gekrönt von einer 20 m hohen spitzbogigen Kuppel in Form und Stil der Kalifengräber in Ägypten, noch heute oder besser heute wieder voll farbig verglast und zur besseren Wirkung von Innen angestrahlt, ein wirklich einzigartiger Anblick!

Abgerundet wird der gute Eindruck des Hauses durch eine Fassade im Jugendstil aus Granit, farbigem Betonwerkstein, Ziegel und normalem, bunt bemaltem Verputz, wer sich auskennt würde feststellen, dass das ganze in einem Stahlbetonkorsett ruht.

Während eine echte Moscheen oft 3 Türme, 1 Minarett und 1 Kuppel hat, so hat dieses Gebäude wegen seiner größe und seinem gedachten Pomp, den es vermitteln sollte, weitere dekorative Türme, - es sollte ja auch nur von Ferne an eine Moschee erinnern.
On Wirklichkeit wusste ja jeder, hier arbeitete Sachsens größte und bedeutendste Tabak-Fabrik, ein Betrieb von Weltgeltung. Mit SüGro, einem der größten Tabak-Händler ist sie zwar keine Fabrik mehr, aber ein großes Zwischenlager und die Verwaltungszentrale dieses mächtigen Konzerns im Osten.

Wer mit den Tabakfreuden nichts am Hut hat, der kann dennoch an der Kuppel seine Freude haben, hier gibt es nämlich seit geraumer Zeit auch ein tolles Cafe, genauer gesagt ist dieses Restaurant rund um die Uhr auf, so dass es ein geeigneter Nachzielpunkt sein kann, soll sich auch als Nachklub ganz gut sehen lassen können, jedenfalls gibt es an der Tabak-Turm-Bar auch morgens um 3,00 oder 4,00 Uhr noch einiges trinkenswertes zu finden.

Ob ich wissentlich als Besucher dorthin gehen würde weiß ich nicht, jedoch ist es und wird es immer ein Stück meiner romantischen arabisch-orientalisch schwärmenden, Karl May nahen Kindheit bleiben, und als solches für mich, und wie ich mir denken kann auch für manchen anderen.

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