Zivildienst Testbericht

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Erfahrungsbericht von tobi.birkner

Zivildienst oder Bund? Meine Verweigerung

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Hallo Leute, heute hab ich mir mal ein etwas ernsteres Thema vorgenommen, schließlich spielt diese Entscheidung ein große Rolle im Leben eines männlichen Schulabgängers.
Soll ich zum Bund gehen, zwei Monate durch den Matsch robben und dann 7 Monate nur saufen oder soll ich etwas sinnvolles tun, unserem Sozialsystem, welches wir spätestens im Alter alle mal in Anspruch nehmen, bischen Erleichterung schaffen.
Für mich war diese Frage klar,es kam nur ein Kriegsdienstverweigerung in Frage.
Und ich muss sagen, ich hab es bis heute nicht bereut.
Meine Diensstelle ist ein ein Heim für gehörlose oder schwerhörige Kinder, die dort wohnen in die SChule gehen oder gerade eine Ausbildung machen.
Trotz anfänglicher Kommunikationsprobleme( auf meiner Wohngruppe sind alle völlig gehörlos, können nicht von den Lippen ablesen, beherrsche naber die Gebärdensprache)und dem Erlernen der Gebärdensprache funktioniert das aber mittlerweile echt gut.
Total lockerer Job, super Kollegen, die Jungs sind meistens auch oK, ich kann mich also nicht beschweren.
Außerdem lernt man während seiner ZIvizeit glaube ichmehr fürs Leben, als in 13 Jahren Schule.
doch nun aber zu meiner Verweigerung, die man natürlich nicht so wie sie ist abschreiben darf, aber man kann sie als Vorlage benützen.

Die Begründung meiner Gewissensentscheidung

Am Anfang meines Weges zum Kriegsdienstverweigerer stand die Erziehung meiner Eltern. Als überzeugte Kriegsgegner und Pazifisten versuchten sie mir schon sehr früh beizubringen, dass alle Konflikte, auch mit "bösen Kindern", friedlich und ohne Gewalt lösbar waren.
Ein anderer entscheidender Grund zu meiner Entscheidung zur Kriegsdienstverweigerung ist meine religiöse Grundeinstellung, wobei hier vor allem zwei zentrale Aspekte des Christentums zum Tragen kommen. Das Gebot der Nächstenliebe ("Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" 3. Buch Mose Kap.19 V.18) und das fünfte Gebot ("Du sollst nicht töten" 2. Buch Mose Kapitel 20, Vers 13); sie sind für mich als Christ absolut bindend und bestimmen so meinen Alltag und den Umgang mit anderen Menschen. Dieses christlich geprägte Bild vom Menschen bedeutet deshalb für mich unbedingten Respekt vor der Einzigartigkeit des Lebens jeden Menschens, egal welcher Hautfarbe, Rasse oder Religion er angehört. Diese Einstellung versuche ich stets durch meine Lebensweise und durch den Umgang mit anderen Menschen in die Tat umzusetzten.
Ab derzehnten Klasse beschäftigten wir uns zunehmend sowohl in den Fächern Religion und Geschichte als auch in Gemeinschaftskunde mit dem Thema Krieg und Tod. Sogar jetzt in der 13. Klasse ist das Thema Krieg und Frieden eins der zwei großen Unterrichtsthemen im Fach Politik.
Unser Lehrer, Herr Köchling, war immer sehr darauf bedacht das Thema Krieg auch unter moralischen Aspekten zu beleuchten.Er wies uns schon damals darauf hin, dass wir aus dieser Unterrichtseinheit auch persönliche Konsequenzen ziehen könnten. Zu meiner Freude stieß das Thema allgemein auf großes Interesse, so dass wir einige Stunden lang eine tiefgreifende Diskussion, auch über den Wehrdienst und die persönliche Entscheidungfür oder gegen das Töten, führen konnten. Am Ende dieser für mich sehr prägenden Unterrichtseinheit kam ich zu der Überzeugung, das ich absolut gegen mein Gewissen handeln würde, müsste ich einen anderen Menschen töten. Deshalb will ich niemals an irgendwelchen Kriegshandlungen teilnehmen und lehne Waffengebrauch zu Beilegung von Konflikten, egal welcher Art, ab. In meiner Vorstellung von mir selbst und vom Umgang mit anderen Menschen muss ich jeglichen Waffengebrauch, mit dem Ziel andere Menschen zu verletzten oder sogar zu töten, ablehnen. Ich bin deshalb auch nicht bereit, gegen mein Gewissen, bei der Bundeswehr eine Ausbildung zu durchlaufen, deren Ziel es ist, mir beizubringen, wie ich einen anderen Menschen töten kann. Meine Ablehnung des Dienstes an der Waffe wurde auch durch Berichterstattungen verschiedener Medien vor allem zum Kosovo- Krieg noch verstärkt. Hier wurde mir bewußt wie unsinnig und grausam ein Krieg doch eigentlich ist. Auch leiden in neuerer Zeit unter diesen Kriegen hauptsächlich Unschuldige und die Zivilbevölkerung.
Es wäre für mich eine unerträgliche Vorstellung einem anderen Menschen genüberstehen zu müssen, um ihn zu töten, vor allem da ich durch den Unfalltod eines Freundes am eigenen Leib spüren und bei seiner Familie sehen musste, welchen Schmerz ein solcher Verlust verursacht.
Diese persönliche Konfrontation mit dem Tod brachte mich neben anderen Faktoren zu der Überzeugung, dass man den Tod nie selber "künstlich" herbeiführen darf. Die Ausbildung bei der Bundeswehr hat aber genau das zum Ziel: Methoden zu erlernen um anderes Menschenleben gewaltsam zu zerstören.
Für mich ist jedes Leben heilig und jeder Mensch ein potentieller Freund. So könnte ich es mit meinem Verständnis von Gewissen nicht verantworten, gegen irgenjemanden eine Waffe zu ziehen und zu schießen. Dieses müsste ich aber tun, um die Menschen in Deutschland zu verteidigen. Wenn ich jemals in solch eine Lage geraten würde , müsste ich unweigerlich innerlich zerbrechen. Darum verweigere ich den Kriegsdienst. Ich bin der Meinung, dass es für jedes Problem und jeden Konflikt eine gewaltfreie Lösung gibt, und das Toleranz und Verständniss in jedem Fall besser sind als eine gewalttätige Lösung. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist wohl Mahatma Ghandi, der trotz der gegen ihn gerichteten Gewalt immer gewaltfrei handelte und so sein Ziel auch erreichte.
Genauso, wie mir mein Gewissen jegliche Gewaltanwendung, auch im ganz normalen Alltag, verbietet, so gebietet mir mein Gewissen auch Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ich bin froh dass ich in einem demokratischen Staat lebe, dessen Gesetzte mir es erlauben der Entscheidung meines Gewissens zu Folgen. Deshalb will ich meine Fähigkeiten und Überzeugungen im Rahmen des Zivildienstes zum Einsatz bringen. Deshalb nehme ich auch gerne die etwas längere Dienstzeit in Kauf.

19 Bewertungen, 2 Kommentare

  • campimo

    29.04.2007, 13:02 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    ‹^› ‹(•¿•)› ‹^› H & LG ‹^› ‹(•¿•)› ‹^›

  • leser@tte

    08.05.2002, 12:27 Uhr von leser@tte
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sicher für manchen nützlich, aber irgendwie auch kein Erfahrungsbericht über Zivildienst - oder?