Zürich Testbericht

Zuerich
ab 132,57
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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Trüffel, publikumsscheue Tiere und Schnee auf Joyces Grab

Pro:

- siehe Text

Kontra:

- siehe Text

Empfehlung:

Nein

Von älteren Leuten hört man oft, früher sei alles besser gewesen. Ob ältere Zürcher da eine Ausnahme machen? Mir fällt es jedenfalls schwer, mir vorzustellen, in Zürich hätte es ein Früher geben können, das besser gewesen sein könnte als das Jetzt.



Nein, so ganz stimmt das sicher nicht, und frei von Koketterie ist der Einstieg schon gar nicht. Trotzdem schoss mir die Frage bei meinem kürzlichen ersten Besuch Zürichs durch den Kopf: Wie müsste man sich wohl Anzeichen eines kränkelnden Gemeinwesens und verlotternder Infrastruktur à la Suisse vorstellen? Gewiss, Zürich ist nicht die Schweiz, und die schmucke Innenstadt, die sich dem Zürich-Touristen präsentiert, ist sicher auch nur ein Teil von Zürich.

Irgendwo wird Zürich auch seine hässlichen Seiten haben. Die versteckt es aber immerhin so gut, dass ich sie in den sechs Tagen einer lange geplanten und immer wieder verschobenen Stippvisite nicht gesehen habe. Zugegeben: Ich habe auch nicht danach gesucht. Was ich jedoch vorgefunden habe, war eine Innenstadt, die selbst da, wo sie verrucht zu erscheinen versucht, nie ganz ihre Gutbürgerlichkeit ablegt. Das Radium Erotic Hardcore-Kino wirkte auf mich im Vorbeigehen so deplatziert und damit unfreiwillig komisch wie die Aushangfotos in den Schaukästen vor den Nachtbars im Amüsierviertel Niederdorf.

Wie hatte ich mir Zürich eigentlich vorgestellt? Sauber. Das Zürich, das ich vorfand war sauber – und dann wieder doch nicht. Teuer hatte ich mir Zürich vorgestellt. Das Zürich, das ich vorfand, war teuer – und dann wieder doch nicht.

Als meine Begleitung und ich am zweiten Weihnachtstag auf dem Flughafen Zürich-Kloten landeten, setzte kurz nach unserer Ankunft leichtes Schneetreiben ein – so als ob jemand beschlossen hätte, mir den letzthin zum x-ten Mal im Sinne eines resignierten Stoßseufzers geäußerten Wunsch nach einer weißen Weihnacht doch zumindest teilweise zu erfüllen.

Wenn ein Flughafen die Visitenkarte einer Stadt ist, dann ist der Flughafen Zürich-Kloten das Pendant zu auf handgeschöpftem Büttenpapier gedruckten Stahlstich-Visitenkarten mit Goldrand und Blindprägung. Schon der Transfer vom just gelandeten Flieger zum Zollbereich ist ein Erlebnis: Nach dem Ausstieg geht’s zu Fuß oder über ein Personenförderband (so was gibt’s in München auch – hier ist es allerdings bedeutend kürzer) in Richtung einer langen Rolltreppe, die einen hinab in einen kleinen Bahnhof befördert, der mit seiner luftigen Deckenhöhe und hohen Betonsäulen so scheint, als wolle er einen Vorgeschmack auf die imposante Bahnhofshalle des Hauptbahnhofs in Zürich bieten. Automatische Ansagen auf Deutsch und Englisch erklären, wie’s weitergeht – nämlich mit einer futuristisch wirkenden Bahn. Wahrscheinlich bin ich nicht der erste Science Fiction-Fan, den das Ambiente an den Film „Westworld“ erinnert hat. Im Zug, dessen Passagiere nun eine kurze Fahrt durch eine Betonröhre antreten, wird der Reisende dann automatisch mit Kuhglockengeläut, Jodeln und Alphornklängen beschallt, in Fahrtrichtung rechts läuft dann plötzlich ein kurzer Film ab, der die verschneite Schweizer Bergwelt zeigt – und der natürlich aus einzelnen Plakaten besteht, die entlang der Tunnelröhre geklebt sind und erst durch die Fahrtbewegung des Zuges zu einem kurzen Filmclip verschmelzen. Das Prinzip dieser speziellen Bahnwerbung kannte ich schon vorher, in Aktion erlebt habe ich es erst jetzt.

A propos Beton: Wer wie ich Sichtbeton mag, kommt auf dem Flughafen von Zürich auf seine Kosten. Nichtraucher werden den Flughafen ebenfalls zu schätzen wissen, denn das Rauchen ist nur in den von der Firma Camel gesponserten Lounges gestattet. Sehr gut durchdacht und für den mit öffentlichen Verkehrsmittel Reisenden überaus bequem geht’s dann auch weiter: Den an der Gepäckrückgabe ziemlich zügig wieder in Empfang genommenen Trolley am langen Arm, geht’s raus aus dem Ankunftsterminal, kurz über die Straße – und dann gleich wieder hinein. Ins Bahnhofsgebäude nämlich, denn die Bahnstation der Zuglinie, die den Flughafen mit dem Hauptbahnhhof verbindet, liegt praktischerweise unter dem Flughafen. Frieren, nass werden, planlos durchs Außengelände eines unbekannten Flughafens irren? Das muss in Zürich alles nicht sein, und das finde ich natürlich bomfortionös.

Mein Lob auf den Zürcher Hauptbahnhof habe ich bereits an gegebenem Ort gehudelt, so dass ich die chronologische Schilderung an dieser Stelle getrost abbrechen und stattdessen eher impressionistisch ein paar Highlights aneinanderreihen möchte.

Während der ganzen sechs Tage in Zürich hatte ich immer wieder den gleichen Eindruck: die ganze Innenstadt von Zürich atmet förmlich aus jeder Pore Gutsituiertheit. Ganz Zürich ist wohlgestalt, und das gut gekleidete Laufpublikum, das durch die mondäne Bahnhofstraße eilt, wirkt jung, dynamisch und so, als ob die sprichwörtliche Präzision von Schweizer Uhren ihren Ursprung in dem dringenden Wunsch danach hätte, die Umrechnung von Zeit in Geld möglichst akkurat vorzunehmen. Statt Abgasen umweht die Nase eine Melange von unterschiedlichen Parfümdüften, und obwohl Zürichs Prachtmeile für den Autoverkehr gesperrt ist und nur „das Tram“ die Bahnhofstraße durchfährt, geht es deshalb nicht unbedingt entspannter zu. Ein jeder und eine jede scheint ein Ziel zu haben, und das scheint eines zu sein, dass man schnellstmöglich erreichen muss. Wer Rempeleien ausweichen will, sollte jedenfalls nicht darauf vertrauen, dass es sein Gegenüber ist, das höflich ausweicht.


Agenten-Feeling mit Seeblick

Noch ein Eindruck hat mich die ganze Zeit über nicht losgelassen: Zürich ist eine Kulisse für Agentenfilme. Zürich wirkt auf mich wie einer der wirklich guten, alten James Bond-Filme aus den 60er Jahren, die vor einiger Zeit in einer blitzsauber restaurierten Edition erschienen sind. Ist es Zufall, dass einige wenige kurze Szenen meines liebsten James Bond-Films „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ aus dem Jahr 1968 in Zürich spielen? Und ist es ein Zufall, dass der Regisseur des nächsten 007-Films aus der Schweiz stammt?

Am Ende der Bahnhofstraße angelangt, am Ufer des Zürichsees, in meinem Rücken der zu dieser Jahreszeit gähnend leere Bellevue-Platz, ließ ich den Blick über den See schweifen. Ein paar Meter zu meiner Rechten saß auf der Ufermauer ein junger Mann, aß ein Sandwich und ignorierte die Entenschar, die, offenbar in der Hoffnung auf ein paar Brosamen, eilends herbei geschwommen war. „Schauen Sie sich jetzt nicht um“, sagte plötzlich eine männliche Stimme direkt neben mir, „wir werden beobachtet“. Ich blickte weiter unverwandt auf das Wasser hinaus. „Dieser Treffpunkt ist nicht mehr sicher. Ich werde jetzt gehen. Folgen Sie mir nicht direkt. Treffen Sie mich in zehn Minuten im Sternen Grill des Restaurants Vorderer Sternen.“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich ein hoch gewachsener Mann entfernte. Bevor er an der Ampel die Straße überquerte, schaute er nach rechts und links. Im Profil sah er ein bisschen aus wie Michael Caine. Als ich zehn Minuten später im Sternen Grill einkehrte, habe ich ihn dort aber nicht wieder getroffen. Vielleicht hatte ich mir meine Begegnung ja auch nur eingebildet? Ich tröstete mich mit einer Kalbsbratwurst zu 6 Franken 50, trank ein Bier der Marke „Calanda“ und bekam für den Zehner, mit dem ich bezahlte, außerdem nicht nur eines der „Bürli“ genannten leckeren Brötchen, sondern auch noch 60 Rappen Wechselgeld. Die Bratwurst, von der mein Reiseführer behauptete, es sei die „weltbeste Kalbsbratwurst“, schmeckte. Das frischgezapfte Bier mundete ebenfalls gut; später sollte ich bereuen, nicht auch eine oder zwei der Dosen mitgenommen zu haben, in denen das „Calanda“ im Sternen Grill ebenfalls verkauft wurde. Bier, Wurst, das angenehm hemdsärmelige Ambiente und der Heizstrahler in meinem Rücken trösteten mich darüber hinweg, dass ich wohl nie erfahren würde, welches Geheimnis Michael Caine mir anzuvertrauen gehabt hätte.

Auch in die Fraumünsterkirche folgte mir niemand. Dabei wäre der stille Seitenflügel, in dem man auf Stühlen Platz nehmen kann, um die drei prächtigen, von Marc Chagall gestalteten Glasfenster in aller Ruhe und eingehend zu bewundern, für eine konspirative Kontaktaufnahme wie geschaffen gewesen.


Verschnaufpause im 5-Sterne-Nest

Im Tea Room des Hotel „Zum Storchen“, von dem aus man bei einer „Schale“, also einer Tasse Kaffee, einen wunderbaren Blick auf die Limmat und die Häuser am jenseitigen Ufer des Flusses hat, war mir dann wieder so, als benutze der Herr am Nebentisch seine Zeitung eher zur Tarnung denn als Lektüre. Gewundert hätte es mich nicht – der Kaffee mochte mit 5,90 Franken noch als erschwinglich gelten, die Zimmer, die laut Reiseführer pro Nacht ab 450 Franken aufwärts zu mieten waren, konnten sich wohl nur die Top-Spione leisten, die in der Welt der Doppelnull-Agenten zu Hause waren, die Dom Perignon schlürfen und Maßgefertigtes aus der Savile Row tragen. Der Blick, mit dem die zwei älteren Damen am Nebentisch mich musterten, schien unausgesprochene Missbilligung auszudrücken, die aufmerksamen, adretten Kellner hingegen ließen durch nichts erkennen, dass sie an meinen Einkaufstüten oder an meinem praktischen Räuberzivil aus Jeans, Pulli und gut eingetragenen Hiking Boots etwa Anstoß genommen hätten. Im Unterschied zu dem Menschlein, das vor mir an meinem Tisch gesessen und dem Kellner 10 Rappen hinterlassen hatte, gab ich ein Trinkgeld, das den Namen verdient. Ich finde, wer Trüffel bei Honold kauft, kann sich auch einer aufmerksamen Bedienung gegenüber anständig zeigen.


Immer feste truffe

Bei Honold handelt es sich übrigens um eine der ersten Confiserien am Platze. Die anderen sind Sprüngli und Teuscher, und sicher macht der, der bei allen dreien Truffe kauft, ebenso wenig einen Fehler wie der, der nur in einer der drei edlen Schokoladen-Boutiquen etwas kauft. Tatsächlich hat mich Sprüngli am Paradeplatz überfordert: Die Auswahl war einfach zu überwältigend groß, als dass ich mich hätte entscheiden können. Bei Honold habe ich dafür kurz entschlossen Trüffel mit Islay Malt Whisky und Habanero-Chili gekauft. Die habe ich noch nicht probiert, aber dafür habe ich bereits die Absinth-Trüffel aus dem kleinen und vielsagend Truffe getauften Laden in der Schlüsselgasse gekostet, in dem eine nette Dame namens Elisabetta Capei nicht nur Schweizer Schokoladenspezialitäten verkauft, sondern auch Nougat aus dem Piemont sowie selbst entworfene Postkarten und andere schöne Dinge.


Billig ist anders. Zu teuer aber auch.

Und auch hier gilt das, was ich in Zürich immer wieder und überall festgestellt habe: Die Dinge haben ihren Preis, aber der Gegenwert stimmt. Man bekommt etwas geboten für sein Geld. Billigen Nepp, bei dem Minderwertiges zu überhöhten Preisen den Besitzer wechselt, habe ich in den sechs Tagen meines Aufenthaltes nicht erlebt. Und so stimmt, was ein guter Freund mir vorab auf meine Frage nach einem entsprechenden Anhalt geantwortet hatte: Ich solle in Zürich einfach mit einem Preisniveau rechnen, wie ich es auch in der Düsseldorfer Altstadt kennen gelernt hätte. Diesen Hinweis fand ich sehr hilfreich, und ich kann ihm nur hinzufügen, dass ich an der „längsten Theke der Welt“ durchaus schon Nepp erlebt habe. Wie übrigens auch in München, Hamburg oder London, die, glaube ich, auch nicht unbedingt zu den Spitzenreitern im Rennen um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zählen. Wie gesagt: Zürich ist teuer – und dann eben doch wieder nicht. Fans von Lindt-Tafeln, die in der Schweiz vergleichsweise günstiger sind als in Deutschland (im Schnitt kostete jede der Tafeln bei ccop city 1,90 Franken) werden ganz sicher auf ihre Kosten kommen, Biertrinker vielleicht eher nicht. Außer dem bereits erwähnten „Calanda“ habe ich lediglich im rustikal wirkenden Zeughauskeller ein Bier getrunken, das mir angenehm im Gedächtnis geblieben wäre: Das dunkle Jubiläumsbier, das dort in Krügen zu 3 bzw. 4 dl (in der Schweiz rechnet man in Dezilitern) auf den Tisch kommt, hat mich an englische und irische Ales wie etwa Smithwick’s und das auch in Deutschland populäre Kilkenny erinnert. Wer das geschickt vermarktete, aber leider überteuerte Duckstein schätzt, darf ebenfalls auf ein Glas einkehren. Wer etwas Deftiges von der Speisekarte bestellen möchte, sollte aber tunlichst reservieren – die Lokale und Cafés in der Zürcher Altstadt erfreuen sich bei Touristen wie bei Einheimischen oder einfach nur in Zürich heimisch Gewordenen großer Beliebtheit und brauchen sich offenkundig zu keiner Tagesstunde mangelnden Besuchs zu beklagen.


Mitten im Zürcher Winter: 27°C bei 100% Luftfeuchtigkeit

Gut besucht war auch der Zürcher Zoo – meine Begleitung und ich waren offenkundig nicht die einzigen, die kurz vor Ende des alten Jahres noch einen Besuch im Tierpark eingeplant hatten. Der reguläre Eintritt für erwachsene Besucher beträgt 22 Franken, wer Bus und Bahnen mit der drei Tage lang gültigen ZüriCard zu 34 Franken benutzt, darf sich über 10% Rabatt und weitere Vergünstigungen beim Besuch von Museen freuen. Noch günstiger wird’s für Kinder im Alter bis zu sechs Jahren, denn die haben freien Eintritt. Die meisten Tiere waren zur Nachmittagszeit des 28.12. aber wohl zu Tisch – die Pinguine, die durch den Zoo paradierten (findet zu bestimmten Uhrzeiten statt, wenn die Witterung kalt genug ist), waren dicht umlagert, ein Großteil der restlichen Zoobewohner ließ sich aber gar nicht erst blicken. Die Tiger waren spurlos verschwunden, der Löwe schlief, die Pandas hatten sich auf einem Baum zum Nickerchen zusammengerollt, und auch die Schnee-Eule wirkte schläfrig. Die Äffchen in der gut geheizten Masoala-Regenwald-Halle hingegen wirkten kregel, waren gar nicht scheu und beglotzten die Besucher mindestens so neugierig, wie die sich die putzigen Äffchen beguckten – schwer zu sagen, wer da wen besichtigte. Die madegassischen Äffchen dürften sich bei 27°C aber heimischer gefühlt haben als ihre unbehaarten Verwandten, denen 100% Luftfeuchtigkeit im Nu die Jeans am Bein kleben lässt.

Derweil lag draußen noch immer mehrere Fingerbreit hoch Schnee. Nicht nur auf Straßen und Gehwegen, sondern auch auf den Grabsteinen des Friedhofs Fluntern, den man auf dem Weg aus der Stadt zum Zoo zwangsläufig passiert. Schnee lag still und unberührt auf den stillen Wegen des Friedhofs, Schnee bekränzte weiß das Haupt der Bronzestatue, die 1966 zu Ehren des großen irischen Autors James Joyce errichtet hat, der schon 1941 seine letzte Ruhe in Fluntern gefunden hat. Joyces Grabstein war blitzblank gefegt, in den Schnee auf einem Grabstein gleich nebenan schien jemand mit der Hand einen Namen gemalt zu haben. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich die in den Stein gefräste Signatur als die von Elias Canetti. Was hatte Heinrich Böll über seinen Besuch am Grab von Joyces Landsmann Yeats geschrieben? „Nass war Yeats’ Grab, kalt der Stein, und der Spruch, den Yeats sich hatte auf seinen Grabstein schreiben lassen, war kalt wie die Eisnadeln, die aus Swifts Grab heraus auf mich geschossen worden waren“. Kalt war es auf dem Friedhof in Fluntern, aber so gefröstelt wie Böll habe ich dann doch nicht.


Eiszeit

Tatsächlich war mir mitten im Winter nach Eis zumute. Oder vielleicht sagen wir besser: Am Kiosk im Inneren der Talstation der Dolderbahn, mit der wir täglich zwischen Hotel und Innenstadt pendelten, war mir eine Tafel aufgefallen, die für Eiscrème der Marke Ben and Jerry’s warb.

Irgendwann auf dem Rückweg bergauf würde ich mir einen Becher der von Fans hochgelobten Eiscrème kaufen. An den meisten Tagen kehrten wir zu spät von unseren Stadtbummeln zurück, als dass der kleine Laden noch geöffnet gewesen wäre, aber am 31. Dezember klappte es dann doch. Das Pärchen, das den Kiosk betrieb, war freundlich, stammte dem Anschein nach aus Indien und war offensichtlich ziemlich überrascht, dass ich mitten im Winter Eis kaufen wollte. Sie zwitscherte „Eis – sehr kalt!“, er präsentierte mir ein weiteres Pappschild, das er irgendwo zutage gefördert hatte. Nein, von den Sorten wollte ich keine. Ich wollte das Eis von Ben und Jerry’s, das auf dem an der Betonsäule angebrachten Plakat beworben wurde. Der Herr aus Indien schloss eine Tür gegenüber des Kiosk aus und verschwand erstmal. Meine Begleitung und ich blieben tapfer vor dem kleinen Lädchen stehen. „Sorry“, zwitscherte die Dame im Kiosk entschuldigend, „very sorry!“ Ich zuckte die Schultern, linste auf meine Uhr und fragte mich, ob wir die nächste Bahn bergauf wohl noch erwischen würden und ob etwas werden würde aus meinem Eiskauf.

Irgendwann kam der Eisverkäufer wieder zurück. Offensichtlich hatte er tatsächlich zwei Pappbechern der gewünschten Marke in irgendeiner Kühltruhe hinter den Kulissen gefunden. Meine Begleitung wollte zwar kein Eis, aber ich nickte den Kauf von zwei Becherchen trotzdem ab. Dass die Sorte nicht die auf dem Plakat beworbene Cookies and Cream war, übersah ich großzügig. Schließlich würde es nur noch wenige Minuten dauern, bis unsere Bahn kam. In solchen Momenten muss man Prioritäten setzen.

Das Eis hatte unser Verkäufer gefunden. Den Preis dafür noch nicht. Deshalb begann er jetzt, irgendein Pulldown-Menü an seinem Kiosk-PC zu durchsuchen. Seine Adlata schaute sich derweil interessiert die Deckel der Becherchen an. „Chun-ki mun-ki!“ flötete sie amüsiert in dem für ihre Heimat typischen Zungenschlag, den ich so charmant finde. Chunky Monkey hieß die Sorte, und das heißt soviel wie: Bananen-Eis mit Stückchen kakaohaltiger Fettglasur und Walnüssen. Ausgerechnet … Walnüsse. Die mag meine Begleitung nun gar nicht. Ich würde also zwei Becherchen auslöffeln. Dürfen. Oder vielleicht doch müssen?

„Very sorry!“, flötete die Dame dann wieder, verdreht die Augen und zischte ihrem vergeblich suchenden Eisverkäufer zu, wenn er die Preise nicht kenne, solle er sein Eis halt verschenken.
Trotz der kundenfreundlichen Fürsprache zeigte sich der Mann hartleibig, blieb gelassen und fand den Preis dann doch noch. Wir zahlten die fünf Franken pro Becher, freuten uns, dass wir die Bahn erwischten und beförderten die beiden Eisbecher dann erstmal ins Eisfach des „Frigo“ in unserem Zimmer. Was noch zu sagen wäre: Ich fand das Eis gut, aber nicht überragend.


Und was wäre sonst noch zu sagen über Zürich?

Ich bin mir sicher: vieles. Schließlich habe ich nur den Kern der Innenstadt besichtigt, habe in den vier kompletten Tagen zwischen An- und Abreise kein einziges Museum besichtigt und hätte meinen Aufenthalt spielend noch mindestens eine Woche verlängern können, ohne dass mir Zürich langweilig geworden wäre.

Weil aber auch dieser Urlaub schneller zu Ende ging, als der Mensch sich’s wünscht, bleibt noch viel zu entdecken – ich hoffe, mein Besuch in Zürich war nicht der letzte. Was einstweilen bleibt, sind viele interessante Eindrücke einer Stadt mit sehr internationalem Flair, positive Erinnerungen an öffentliche Verkehrsmittel ohne lärmende Musikwiedergabegeräte und Schnappschüsse von Fassaden, die so schmuck sind, wie die Gehwege en gros wirklich sauber sind.

45 Bewertungen, 22 Kommentare

  • clockwork_orange

    16.03.2008, 19:02 Uhr von clockwork_orange
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schön

  • Wegeno

    23.01.2008, 14:43 Uhr von Wegeno
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Werner

  • Tut_Ench_Amun

    06.01.2008, 00:07 Uhr von Tut_Ench_Amun
    Bewertung: sehr hilfreich

    Zürich. Jaja. Bei denen hab ich auch einige Versicherungen, doch Michael Caine kam noch nie für ein Beratungsgespräch raus - liegt wohl daran, dass hier keine Kalbsbratwürste gereicht werden... Eidgenössische Grüße vom chemisch neutralen Pharao

  • alge52

    05.01.2008, 18:02 Uhr von alge52
    Bewertung: sehr hilfreich

    kenn wohl Basel und das wars! Ach ja Zürich, den See hab ich schon gesehen und so ein Ortsteil ist mir noch bekannt, Perikon oder so ähnlich. Trotzdem, dein Bericht ist sehr informativ, hast dir echt Mühe gemacht!

  • Django006

    05.01.2008, 01:37 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan ;>))))

  • Striker1981

    04.01.2008, 23:43 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hallo. Ich bin wieder dar und lese Berichte und deiner war nicht schlecht ...und vielleicht schaust du dir auch mal meine Berichte an :) Ich hoffe wir lesen uns ...mfg STRIKER

  • sandraberg

    04.01.2008, 23:24 Uhr von sandraberg
    Bewertung: sehr hilfreich

    bin auch wieder mal hier um ein paar neue berichte zu bewerten *zwinker* glg sandra

  • bigmama

    04.01.2008, 23:08 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Anett

  • DOMMEL

    04.01.2008, 22:13 Uhr von DOMMEL
    Bewertung: sehr hilfreich

    hahahihi hoho hier ein shh un doo

  • Miss_Piper

    04.01.2008, 22:09 Uhr von Miss_Piper
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ja, Zürich möcht ich auch irgendwann mal besuchen.

  • Sabse0802

    04.01.2008, 21:38 Uhr von Sabse0802
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich! Schöner Bericht! Und liebe Grüße natürlich auch! *grins*

  • gerrhosaurus1978

    04.01.2008, 21:26 Uhr von gerrhosaurus1978
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG, Daniela

  • tobbbbi

    04.01.2008, 21:24 Uhr von tobbbbi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht! Total ausführlich und gut gegliedert! LG Tobias

  • GSiebert

    04.01.2008, 19:54 Uhr von GSiebert
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Georg

  • anonym

    04.01.2008, 19:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • campino

    04.01.2008, 18:47 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - lg andrea

  • MasterT86

    04.01.2008, 18:06 Uhr von MasterT86
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht, auch für jemanden der Zürich noch nie gesehen hat. Liebe Grüße Tobias

  • mrwong

    04.01.2008, 16:31 Uhr von mrwong
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh.........................ich freu mich auch über jede GEGENLESUNG von euch viele und liebe grüße Felix :-)

  • bea1502

    04.01.2008, 16:29 Uhr von bea1502
    Bewertung: sehr hilfreich

    zürich ist ne reise wert, und man braucht sicherlich auch hier mehr als 6 tage, um alles sehenswerte besuchen zu können... lg bea

  • viertelvordrei

    04.01.2008, 16:16 Uhr von viertelvordrei
    Bewertung: sehr hilfreich

    Deine Begleitung, mit der Du in Kloten gelandet bist, war nicht zufällig eine I, die ich hiermit herzlich grüßen lasse... auch wenn Walnüsse doch eigentlich gut schmecken...

  • echodelta

    04.01.2008, 16:09 Uhr von echodelta
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das ging mir dort ähnlich! Museum! Keine Zeit, es gibt doch soviel zu sehn! LG KAI

  • Markusgeiger86

    04.01.2008, 13:50 Uhr von Markusgeiger86
    Bewertung: sehr hilfreich

    mfg, Markus