Zürich Testbericht

Zuerich
ab 132,57
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Erfahrungsbericht von princesse

wenn Eine eine Reise....

Pro:

Sehr schöne Stadt mit viel Angebot

Kontra:

ziemlich teuer

Empfehlung:

Ja

Zürich ist die heimliche Hauptstadt der deutschsprachigen Schweiz auch wenn Nicht-Zürcher die Krätze bekommen bei solch einer Aussage. Seltsamerweise schimpfen nämlich die Nicht-Zürcher vehement über "diese arroganten Grossstädter", in der (deutschsprachigen) Schweiz neigt man im allgemeinen eher zum Understatement und da passt Zürich nicht ganz in eben dieses Bild.
Denn anders als die tatsächliche Hauptstadt Bern, welche eher beschaulich und viel schweizerischer daherkommt oder Basel welches trotz des Grossstadtflairs doch eher provinziel wirkt, protzt Zürich mit dem was es hat. Völlig unschweizerisch.
In Zürich liegt das viele Geld, das der Schweizer und das der restlichen Welt, in Zürich sind die Banken und die Börse. Das zieht natürlich viele junge dynamische Yuppies an, welche dieser Stadt zusätzlich eine Prägung geben, alles Nichtzürcher die dem Mief der eidgenössischen Provinzen entfliehen und ihr Glück in der Metropole suchen. Für diese wurden unzähliche Restaurants und Bars eröffnet, Shops und neue Dienstleistungen, Wohnungen gebaut, eben jene teuren für Yuppies.
Das gibt Zürich diese schöne Mischung aus Alt und Neu, aus traditionell und modern, da ist für jeden was dabei, da langweilt sich einer nicht so schnell.

Zürich ist teuer, sehr teuer. Am deutlichsten zeigt sich das anhand einer der berühmtesten und teuersten Einkaufstrassen mindestens Europas, die Zürcher Bahnhofstrasse. Sie führt direkt vom Hauptbahnhof (vis a vis) bis hin zum Zürichsee. Diese Einkaufsmeile ist überwiegend geprägt von Boutiquen und Juweliergeschäften, manchmal ein Delikatessen-Shop (z.b. Sushi zum Mitnehmen) oder ein Reisebüro, wenig Restaurants, ist Fussgängerzone, nur das Tram (Strassenbahn) fährt hinauf und hinunter.
Sie ist schön, die Bahnhofstrasse und breit, wie es sich für eine der teuersten Einkaufstrassen gehört.
Also entweder hast du ein üppiges Taschengeld oder du schaust eben nur, aber schauen macht auch Spass.

Als ich 19 war erlaubte ich mir etwas ungeheuerliches, eben auch der Provinz entflohen, kaufte ich mir in Zürich (Ende 70er) ein weites langes wallendes schwarzes Kleid aus Baumwollkrepp und spazierte mit diesem bekleidet barfuss die Bahnhofstrasse entlang. Das war für mich der Inbegriff von Freiheit und Abschütteln des Provinzmiefs, denn auf dem Dorf hätten sie sich das Maul über "so eine" zerrissen, hätten meine Mutter gefragt; "wie läuft den ihre Tochter rum" und Mitleid wäre ihr gewiss gewesen. In Zürich interessiert das niemanden und keine schielte als ich einherstapfte.
(Es ist auch heute noch so, nur die Mutigen (oder die Naiven?) verlassen ihr Provinznest und stürzen sich todesmutig und abenteuerlustig ins Grossstadtgewühl.) Anlässlich einer Einladung zu einem Klassentreffen ("wir haben uns 25 jahre nicht mehr gesehen und bevor die ersten abdanken...") war eine Adressliste dabei, von den über 50 ehemaligen Mitschülern waren sicher 90% noch dort wo sie angefangen hatten (geografisch) oder maximal 10 Km weiter in nächsten Kaff.

Heute machen die Jungen das anders, sie angeln sich einen gutbezahlten Job und verfallen dem Einkaufsrausch, erstmal. Nun ja, ich habe damals auch etwas übertrieben, ich fuhr mit dem Taxi zum Einkaufen, ein Chauffeur für zwei, drei Stunden quer durch Zürich, das war lustig.

Bist du nun einmal dort und hast die Bahnhofstrasse hinter dir gelassen könnte als nächstes das "Niederdorf" auf dem Programm stehen. Ein Stadtteil Zürichs mit einem ganz eigenen Charm, ein Teil der Altstadt mit engen kopfsteinbepflasterten Gassen und schönen alten Häusern. Die Schweizer pflegen ihre alten Häuser, restaurieren und erhalten und stecken da tatsächlich eine Menge Geld hinein, und es lohnt sich. Teilweise sind die Fassaden bemalt, viele der Häuser wurden um die Jahrhundertwende gebaut was den Prunk und eine gewisse Verschwendungssucht dieser Epoche erahnen lässt und einen guten Teil des Stadtbild prägt. Viele dieser dicht an dicht gebauten Häuser beherbergen kleine Läden und es macht wirklich Spass an deren Schaufenstern vorbei zu schlendern.
Das Niederdorf zieht sich parallel zur Limmat ( ein Fluss der bei Zürich in den See mündet) und wenn man nur ein paar Schritte in Richtung derselben geht kann man sich einen Café au lait oder ein Glas Wein mit Blick aufs Wasser genehmigen.
Es bleibt noch anzumerken dass das Niederdorf nachts ein leicht veruchtes Flair bekommt, nämlich dann wenn Zürichs weibliche und männliche Schwalben ihrem Gewerbe nachgehen, nichtsdestotrotz ist dies in diesem Stadtteil eher eine diskretere Erscheinung, um tatsächlich dem Rotlichtmilieu folgen zu wollen müsste der Besucher sich in einen anderen Stadtteil, hinter dem Bahnhof gelegen, begeben, Kreis 4 und Kreis 5 sind die Gebiete welche ein Touri nur in Begleitung Erwachsener aufsuchen sollte, da gehts manchmal wirklich richtig hart zu und her.

Zürich ist eine Reise wert wenn man ein etwas grösseres Budget nicht scheut oder eine Freundin, so wie ich, in Zürich hat. Hotelzimmer unter 100 Schweizer Franken sind illusorisch, und beim derzeitigen Wechselkurs bedeutet dies cirka ca 75.- Euro - pro Person- , versteht sich. Zürich ist eine Reise wert vorallem in den wärmeren Jahreszeiten, im Winter ist es dort sehr kalt und oft neblig und entsprechend ungemütlich und der Charme der Stadt verliert sich im Zähneklappern.

Einmal in Zürich kann man Ausflüge unternehmen zum Beispiel nach Luzern (50Km), eine der schönsten Städte überhaupt oder zum Bodensee (ca 90 Km). Da Zürich geografisch so ziemlich in der Mitte der Schweiz liegt und diese ja flächenmässig zum Beispiel kleiner als der Freistaat Bayern ist, sind Entfernungen von Zürich aus in der Regel "nichts", wenn man mal davon absieht dass manche Ziele nur zu erreichen sind, indem man über einen oder mehrere Pässe fährt. Wenn diese befahrbar sind und du Zeit hast sind solche Tagesreisen allerdings ausgesprochen reizvoll und können zu einem einzigartigem Erlebnis werden bezogen auf die Landschaft welche sich einem offenbahrt.

Kultur in Zürich gibts auch, neben diversen Museen hat Zürich natürlich auch Theater, mein Lieblingstheater ist das Bernhard-Theater, welches eher unüblich Tische und Stühle und Getränke anbietet, mehr so Richtung Cabaret und Varieté.
Operhaus, Schauspielhaus und diverse kleinere sorgen für ein abwechslungsreiches kulturelles Programm. Wer lieber Rockkonzerte besucht der geht ins Hallenstadion, dort findet meines Wissens auch das berühmte Sechs-Tage-Rennen statt.

Zürich bietet Events wie das Sechseläuten, ein überaus traditioneller Brauch welche mich an Fasching erinnert, - aber der Gedanke ist ketzerisch. Es ist ein Umzug von Kindern und Erwachsenen in mittelalterlichen Kostümen mit entsprechender Musik. Der Höhepunkt ist das verbrennen des "Böggs", eine Figur die den Winter darstellt. Also ein typisch heidnischer Brauch um den Winter zu vertreiben.

Ein anderes Event in Zürich ist die Street-Parade, etwas ähnliches wie die Love-Parade, findet meist im August statt.

Für weitere Informationen empfehle ich die Web-Page von Zürich:

http://www.zuerich.ch/

deren Aufbau und Layout ich aber für nicht besonders gelungen halte, aber zum informieren reichts.

des weiteren vorallem für solche die da hin ziehen wollen:

http://www.stadt-zuerich.ch/

Denn merke, Zürich ist nicht nur der Name einer Schweizer Grossstadt sondern auch der des Kantons (sowas wie ein Bundesland).

Nach Zürich kommst du von Deutschland aus entweder über die A5 und dann Basel-Zürich oder über die A von München nach Lindau und dann immer geradeaus den Schildern nach.

Ich bin übrigens im Schnitt alle 2-3 Monate dort und habe früher auch mal in Zürich gelebt und ein kleines Stück meines Herzens ist für immer dort geblieben. Aber mein Herz ist eh mittlerweile in scheiben geschnitten, und überall fast habe ich eine kleine liegen gelassen :-) und dann und wann besuch ich sie.

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