10 Dinge, die ich an dir hasse (DVD) Testbericht

Normalerweise schaue ich mir ja Teenagerfilme in meinem gesetzten Alter ja nicht mehr oder wirklich gaaanz selten an. Mit diesem habe ich mal eine Ausnahme gemacht, weil ich in der Programmzeitschrift eine recht gute Rezension des Films gelesen habe und mir dachte, dann kann es ja nicht schaden.
Hier also meine Einschätzung.


** Die Story **
Das fängt ja gut an: Als Cameron (Joseph Gordon-Levitt) sich in der neuen Schule anmeldet, ist er geplättet. Die Direktorin (Allison Janney) ist dermaßen sarkastisch und scharfzüngig, daß er zunächst denkt, er ist im falschen Büro. Auch Patrick (Heath Ledger), das Schwarze Schaf der Schule, holt sich wegen eines Vorkommnisses gerade einen Anschiß ab und ist ob solcher Schlagfertigkeit verblüfft. Doch Ms Perky hat wichtigeres zu tun, als sich mit den Wichsern von Schülern herumzuärgern – schreibt sie doch gerade an einem schwülstigen Liebesroman und ist beschäftigt mit „sahnigen Schenkeln und pulsierenden Gliedern“...

Ansonsten ist das eine ganz normale High School; alle gehören irgendwelchen Cliquen an, labern geistloses Zeug und denken nur an Markenklamotten oder daran, in eine der auserwählten Gruppen reinzukommen. Cameron wird von Michael unter die Fittiche genommen, einem Jungen, der leider nicht zu einer der Cliquen gehört, weil er nicht schillernd oder blasiert genug ist.

Kat (Julia Stiles) ist die gefürchtete Emanze der Schule. Sie sagt, was sie denkt, wettert gegen die Unterdrückung von allem und jedem und ist ganz und garnicht beliebt. Das wäre an sich kein Problem, hätte sich Cameron nicht gleich am ersten Tag ausgerechnet in ihre Schwester Bianca (Larisa Oleynik) verliebt. Und ihr alleinerziehender Vater (Larry Miller), ein „übler Spießer“ und Gynäkologe mit Erfahrung bei der Entbindung von 15jährigen, hat eine eiserne Regel: kein Date vor dem Abschluß der Schule. Nach einer heftigen Diskussion mit seinen Töchtern ändert er diese Regel um: Bianca bekommt ihre Verabredung..., wenn Kat auch eine hat. So ein Mist, denn Kat ist in den Augen ihrer Schwester ein Mutant.

Cameron versucht, an Bianca heranzukommen. Zufällig sucht sie gerade jemanden für die Nachhilfe in Französisch. Als sie ihm von der neuen Regel erzählt, braucht Cameron nur noch einen völlig Verrückten, der mit Kat ausgeht. Patrick scheint genau der richtige dafür zu sein, auch wenn man ihm nachsagt, er habe im Gefängnis gesessen. Trotzdem, für Geld machen solche Leute ja alles. Patrick sagt zu und erweist sich als hartnäckiger (gedungener) Verehrer.
Schließlich, auch nach verzweifeltem Bitten ihrer Schwester, willigt Kat ein, auf eine abgefahrene Party zu gehen. Die endet eher katastrophal, weil sich die Emanze angewidert besäuft. Und schließlich weigert sich ihr Verehrer auch noch, sie zu küssen, als sie es darauf anlegt. Jetzt ist sie sauer, doch Patrick kann nicht mehr von ihr lassen, denn er hat sich in Kat verliebt. Trotzdem nimmt er noch einmal Geld für eine zweite Verabredung.


** Darsteller **
Die Darsteller Julia Stiles als Katarina und Heath Ledger als Patrick beweisen trotz ihrer Jugend eine Menge Talent. Allein das spitzbübische Lächeln von Ledger ist jede Filmminute wert.

Julia Stiles hatte zwar vor diesem Film schon Minirollen, u. a. als Tochter von Harrison Ford in \"Vertrauter Feind\", aber erst mit \"10 Dinge...\" ihren Durchbruch. Inzwischen ist sie mit Rollen in \"Save the last dance\" oder \"Die Bourne-Identität\" sehr bekannt geworden.

Heath Ledger war vor diesem Film eigentlich nur in Australien bekannt, wo er geboren wurde. Nach dem Erfolg einer Serie wagte er den Sprung in die USA und bekam die Rolle des Patrick. Seinen Durchbruch hatte er endgültig als Sohn von Mel Gibson in \"Der Patriot\" und spielte dann in dem Kassenhit wie \"Ritter aus Leidenschaft\" und zuletzt in \"Monsters Ball\" und \"Sin eater\".

Sämtliche Rollen finde ich gut und entsprechend besetzt, wenn mich auch die Erwachsenen am meisten überzeugten.


** Filmkritik **
Die Geschichte ist, wie nicht zu übersehen sein mag, eine moderne Version der so gut bekannten Shakespeare-Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ (\"The Taming of the Shrew\"), die schon in allen möglichen Varianten verfilmt wurde (am schrägsten übrigens vor 24 Jahren mit Ornella Muti und Adriano Celentano). Zugegeben, wenn ich das nicht in der Beschreibung gelesen hätte, wäre ich von allein nicht darauf gekommen. Und der Vergleich mit dem Original-Stück oder der wohl besten Verfilmung mit Richard Burton und Elizabeth Taylor ist sicher auch etwas hergeholt.
Aber die Idee macht ja manchmal schon einen guten Film.

Obwohl ich schon lange nicht mehr in dem Alter von Teenie-Problemen bin, hat mir diese sehr zeitgemäß inszenierte Kömödie um Liebe und Verwirrungen im schönsten Alter recht gut gefallen.
War die Story um die beiden Paare in Liebesnöten aber bestenfalls nett, die Lehrer in jener High School waren einfach der Hit. So schräg, cool, schlagfertig und witzig sollten bei uns die Lehrer mal sein, dann hätten sie die Schüler eher im Griff.
Mit der Darstellung der Geistlosigkeit jugendlicher Gespräche (z. B. der Unterschied zwischen Lieben und Mögen erklärt sich durch einen Prada-Rucksack) und Cliquenbildung hebt sich der Film für mich schon fast auf das Niveau einer filmischen Karikatur mit einem sehr treffenden Bild von den „wahren Problemen“ der heutigen Jugend. (Es sage mir bitte keiner, das wäre ein rein amerikanisches Phänomen.)

Die auf den Geschmack von Teenagern zugeschnittene Musik ist eine passende Ergänzung und rundet das Bild eines charmanten Films ab.


** Daten **
USA 1999
Genre: Komödie
Regie: Gil Junger
Drehbuch: Karen McCullah Lutz, Kirsten Smith, Musik: Richard Gibbs
Produzent: Jody Hedien.
FSK 6