Aimée & Jaguar (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von catmother

Hat mich nicht überzeugt von der großen Liebe

Pro:

Thema ist immer interessant, Darstellerinnen

Kontra:

hat mich nicht überzeugt

Empfehlung:

Nein

Normalerweise gebe ich ja gern im Vorhinein Filmtips für die Fernsehwoche ab, damit ihr es leichter mit der Suche nach einem sinnvollen TV-Programm habt. Leider hab ich es nicht geschafft, weil ich am Wochenende unterwegs war und so müßt ihr euch meine Rezension im Nachhinein gefallen lassen.


** Die Geschichte **
Felice (Maria Schrader) ist eine lebenslustige, risikofreudige und selbstbewußte Frau, und sie ist lesbisch. Und das im Dritten Reich. Nebenbei arbeitet sie auch noch konspirativ, beschafft Informationen aus dem Büro des Redaktionsleiters der Nazi-Zeitung, für die sie arbeitet. Natürlich unter einem falschen Namen, denn Felice ist Jüdin.

Eines Tages begegnet sie der Hausfrau Lilly (Juliane Köhler), bei der ihre derzeitige Geliebte Ilse Dienst tut. Und sie fängt an, mit dieser blonden Frau zu flirten, ihr den Hof zu machen. Bis sie es schließlich schafft, Lilly ins Bett und ans „andere Ufer“ zu kriegen.
Als deren Mann die Affäre mitbekommt, ergreift Lilly die Flucht nach vorn und verlangt die Scheidung. Doch das ist dem Kreis aus lesbischen Freundinnen um Felice nicht recht, denn das würde sie alle gefährden.

Überhaupt wird das Leben für die unter falschen Namen lebenden Jüdinnen immer schwieriger.
Als eine von ihnen bei einer Ausweis-Kontrolle erschossen wird, taucht Felice für eine Weile unter. Doch das Netz um sie herum wird enger.


** Darsteller **
Die beiden Hauptdarstellerinnen tragen den Film fast allein und haben mich eigentlich jede Menge Leidenschaft in ihr Spiel gelegt.

Vor allem Juliane Köhler (Nirgendwo in Afrika), für die das immerhin erst ihr zweiter Kinofilm war, ist sehr überzeugend als unbedarfte Hausfrau, die von dieser Leidenschaft überrumpelt wird und den Halt unter den Füßen verliert.

Maria Schrader (Bin ich schön?, Rosenstraße) ist geradezu Spezialistin für schwierige und emanzipierte Frauengestalten. Auch hier spielt sie eine unüberlegte, temperamentvolle und kompromißlose junge Frau, der ihre Leidenschaft zum Verhängnis wird.


** Filmkritik **
Irgendwie hat mich diese vielgepriesene Verfilmung der Erinnerungen von Lilly Wust nicht überzeugt. An der Besetzung kann es nicht gelegen haben – Juliane Köhler und Maria Schrader spielen sich die Seele aus dem Leib. Aber für mich ist die Handlung, die Geschichte, die Entwicklung der beiden nicht schlüssig genug, oder fast an den Haaren herbeigezogen. Normalerweise kann ich Handlungsweisen von Figuren durchaus nachvollziehen, nachfühlen, wenn sie Sinn machen.

Ich halte das einfach für eine Verklärung oder einseitige Interpretation dieser „Frauenliebe“. Für mich stellte sich bis fast zum Ende des Films folgende Konstellation: Felice ist vom Verhalten her wie ein untreuer Mann, macht Eroberungen, läßt sie fallen und nennt das Freiheit. Wie (manche) Männer eben sind. Die charakterlich, mental und sozial völlig andere Lilly (blond und bürgerlich) muß ihr wie ein Wesen vom anderen Stern vorgekommen sein. Eine Eroberung, die sich lohnt, zumal sie auch noch hetero ist. Und wie wir wissen, wird es manchmal für Homos zum Sport, Heteros zu „bekehren“.
Die einsame, vernachlässigte und unbedarfte Lilly fällt natürlich darauf herein. Und wird plötzlich zur Lesbe? Genau das ist für mich leider nicht die logische Schlußfolgerung. Logisch erscheint mir dann allerdings ihr Klammern an dieser „Liebe“, das wahrscheinlich nichts anderes ist als die Leidenschaft, mit der man sich an jemanden klammert, der sexuell weiß was man will und einem ein gutes Gefühl, vielleicht auch das Gefühl der Sicherheit gibt. Wie ein Hündchen bittet sie um Liebe, ist regelrecht von ihrer Geliebten abhängig.

Und wie (manche) Männer so sind, sobald die Frau, die man eigentlich nur verführen wollte, plötzlich anfängt Besitzansprüche zu stellen, macht man sich aus dem Staub. Selbiges tut Felice. Natürlich auch, weil sie in Gefahr ist.
Die einzige, die mit den Füßen auf dem Boden bleibt, ist für mich Ilse. Doch diese Figur bleibt leider etwas unbelichtet.

Im letzten Viertel des Films habe ich allerdings an meinem eher nüchternen Eindruck von der Beziehung der beiden Frauen gezweifelt. War es nun doch Liebe? Oder eher Schuldgefühle von Felice, die sie dazu bewegten, in Berlin und bei Lilly zu bleiben?
Und warum handelte Lilly dann so unüberlegt, besuchte Felice im Konzentrationslager, was deren sicheren Tod bedeutete? Und als sie zur Rede gestellt wird, fällt ihr nichts Besseres ein, als eine Eifersuchtsszene zu machen.

Ich werde es nie erfahren. Und das muß ich auch garnicht. Es gibt bessere Filme zum Thema Liebe in der Nazizeit.

Wer übrigens mal über die vielen Ungereimtheiten des Films nachlesen will, da gibt es einen informativen Artikel von Esther Dischereit (zu finden im Internet).


** Meine Meinung **
Die beiden Darstellerinnen sind für mich das einzig überzeugende an dem Film, dessen fehlende Inspiration wohl am Drehbuch oder an der literarischen Vorlage liegen mag.
Ich persönlich finde, man muß ihn nicht gesehen haben.


** Daten **
Deutschland 1998
Genre: Drama
Regie: Max Färberböck
FSK 12

Gute Links zu diesem Film:
http://yachad.israel-live.de/01/msd/msdold/13-Aimee.html
http://www.hagalil.com/archiv/99/10/jaguar.htm

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