American Pie - Jetzt wird geheiratet (VHS) Testbericht

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ab 9,40
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Erfahrungsbericht von wildheart

Wenig schmackhaft

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Glorie Halleluja! Der dritte Teil der Pie-Serie ist in den Kinos und ich könnte wetten, dass ein weiterer – mehr oder weniger – bereits geplant ist. Und alle Fans von Pie werden auch diesen Film – mehr oder weniger – wieder mögen. Ich gehöre nicht dazu. Vielleicht liegt es an meinem Alter, vielleicht an der speziellen Mixtur von minimaler Handlung (wenn man davon überhaupt sprechen kann), ausgiebig breit getretenem Humor zwischen Pubertät und „Unterm Dirndl wird gejodelt“ (wie einer dieser 70er-Jahre-Streifen hieß), über den ich jedenfalls nicht lachen kann, und absonderlichen Charakteren, deren Träger, genannt Schauspieler, nicht viel mehr zu bieten haben als jede etwas bessere Provinzbühne (einschließlich Eugene Levy, bei dem wenigstens noch eine Spur dessen zu bemerken ist, dass er das entsprechende Handwerk gelernt hat).

Handlung. Nun gut, es gibt auch andere Filme, die nicht gerade Ereignisreiches zu bieten haben. In „American Wedding“ allerdings beschränkt sich das Minimalistische auf die Ereignisse zwischen einem Heiratsantrag Jim Levinsteins (Jim Biggs) in Richtung Michelle (Alyson Hannigan) und der dann endlich nach mühseligen 97 Minuten stattfindenden Hochzeit. Dazwischen passiert etliches, nur dass der Zusammenhang mit der Handlung eher von der Art „sehr locker“ geprägt ist. Das, was passiert, besteht aus einer ganzen Reihe eben zusammenhangloser Sketche, Witze, Situationskomik am laufenden Meter. Wenn ich dies mit einem formal vergleichbaren Film wie „My Big Fat Greek Wedding“ (2002) vergleiche, werden die Unterschiede deutlich. In Zwicks und Nia Vardalos Ethno-Komödie ist von Anfang an in die Zeitspanne zwischen Heiratsantrag und Hochzeit eine Art Katalysator eingebaut, der der Komödie die Basis verleiht, auf der sich dann die gut aufgelegten Schauspieler austoben können: Eine amerikanische Griechin verliebt sich in einen Durchschnittsamerikaner aus kleinbürgerlichem Elternhaus, und die griechische Familie, insbesondere der Vater, powern (anfangs) dagegen. Aus dieser „Kultur-Differenz“, die zudem eine reale Basis hat, entfaltet sich eine herzhaft schwungvolle Komödie. Die Erwartungen werden erfüllt. Die Sketche, der Wortwitz usw. werden in die Handlung eingebunden, sie gehören dazu, sind unverbrüchlicher Teil der Personen und der Handlung. Die Mentalität der Beteiligten wird sozusagen schonungslos und daher eben auch komisch offengelegt. Grandios.

Anders in „American Wedding“: Es gibt gar kein Problem, keinen Konflikt, nicht das geringste, was dieser banalen Hochzeit von Jim und Michelle im Wege stehen würde. Dass die Großmutter (Angela Paton) „bemängelt“, die Angebetete sei keine Jüdin, ist nur ein Drehbuchtrick, um daraus einen nicht besonders komischen Gag zu zaubern: Stifler (Seann William Scott) macht sich im Dunkeln einer Kammer statt über Michelles jüngere Schwester Cadence (January Jones) über Grandma her, die von Jims Freunden dort abgestellt wurde, weil sie am laufenden Bande nervt. Diese Szene war bereits im Trailer zu sehen, ebenso die meisten anderen „Glanzpunkte“ des Streifens, und wesentlich mehr hat er denn auch nicht zu bieten. In „American Wedding“ funktioniert der Zusammenhang zwischen Handlung und Komik im Vergleich zu „My Big Fat Greek Wedding“ also genau umgekehrt: Das Drehbuch konstruiert bemüht Situationen, aus denen sich Gags entwickeln oder entwickeln sollen, statt dass sich aus einer Geschichte komische Situationen ergeben.

Es wird gemunkelt, „American Wedding“ sei im Vergleich zu „American Pie 2“ zur Komik zurückgekehrt. Gemeint sind damit offenbar solche Szenen wie die (die auch schon im Trailer zu sehen war), in der Jim seine Schamhaare abrasiert, aus dem Fenster schüttelt und HoHoHo die Haare dann anderen in den Mund fliegen. In einer weiteren Szene (nicht im Trailer) verliert Stifler einen der Trauringe, einer der Hunde schluckt den Ring, Stifler wartet, dass er hinten raus kommt, packt den Ring samt Hundekot ein, wird von einer der Mütter (wenn ich mich recht entsinne) gefragt was er in der Hand habe, er behauptet es sei eine Praline, sie will ihm das Ding aus der Hand reißen, weil sie diese Pralinen so gern mag – und Stifler weiß sich nicht anders zu helfen, als die Köstlichkeit in den Mund zu stecken. Ich glaube gern, dass es Leute gibt, die das für den Gipfel an Komik halten; ich gehöre nicht dazu.

Was für die Komik gilt, gilt für die Figuren. Auch hier ist der Vergleich mit der griechischen Hochzeit hilfreich. Während in Nia Vardalos Geschichte, die im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Leben gegriffen ist, praktisch alle Hauptpersonen „rund“ sind, das heißt im prallen Leben stehen, sind Adam Herz Figuren Kunstprodukte. Es mag sein (und es wäre merkwürdig, wenn es nicht so wäre), dass Eigenschaften von Stifler, Jim, Paul, Kevin und den anderen Protagonisten von „American Wedding“ durchaus mit realen Personen in Einklang gebracht werden können. Betrachtet man sie jedoch als Ganzes, ist jeder von ihnen mehr oder weniger entweder ein Drehbuch-Konstrukt (so Stifler) oder eine Katalysator-Figur (wie Grandma, die Eltern oder die anderen Freunde von Jim), die nichts anderes zu tun hat, als zum nächsten Sketch oder Wortdialog zu führen. Auch wenn ich mir heftige Proteste einhandeln sollte: die Figur des Stifler fand ich zum Kotzen erdrückend (nomen est omen: to stifle = erdrücken). Stifler ist so eine Art Egomane, ein Egozentriker par excellence, der nur sich und Sex im Kopf hat, und seine Art von Spaß. So ist er jedenfalls als Figur angelegt. Das was Seann William Scott daraus macht, ist einfach ein Typ, dem ich nicht nur nie begegnen will, sondern der auf mich abstoßend wirkte, weniger wegen dem Hundekot im Mund, sondern wegen seiner impertinenten Aufdringlichkeit und seiner in jeder Hinsicht abstoßenden Art. Kurzum: solchen Figuren will ich nicht einmal im Film begegnen.

Der Rest der Crew: Jason Biggs liefert eine durchschnittliche, nichtsdestotrotz ganz passable Leistung, während Michelle Flaherty auf mich irgendwie nur als Dummchen vom Lande oder aus der Stadt wirkte. Eugene Levy als Vater zwischen Entsetzen (etwa in der Anfangsszene, als Michelle ihrem Verlobten unter dem Tisch des Restaurants Freuden bereitet und Papa Jim mit heruntergelassener Hose zum Aufstehen zwingt) und guten Ratschlägen fand ich lächerlich. Vor allem wird auf dieser Konstruktion der Figur immer wieder herumgeritten, etwa als Jim und Stifler in einer derart künstlich überzogen zusammengeschusterten Situation mit zwei Hunden in einer „eindeutigen“ Position von Papa Levinstein überrascht werden. HohoHo.

Alles in allem: Nicht mein Fall. Mag darüber lachen wer will, ich freue mich für die, die diese Art von Komödie mögen, und darüber, dass ich Alternativen zum Lachen kenne und habe. C'est la vie.

Wertung: 2 von 10 Punkten.

American Pie – Jetzt wird geheiratet
(American Wedding)
USA 2003, 97 Minuten
Regie: Jesse Dylan

Drehbuch: Adam Herz
Musik: Christophe Beck
Director of Photography: Lloyd Ahern II
Schnitt: Stuart Pappé
Produktionsdesign: Clayton Hartley, Gregory A. Weimerskirch
Hauptdarsteller: Jason Biggs (Jim Levinstein), Seann William Scott (Steve Stifler), Alyson Hannigan (Michelle Flaherty), Eddie Kaye Thomas (Paul Finch), Thomas Ian Nicholas (Kevin Myers), January Jones (Cadence Flaharty), Eugene Levy (Jims Vater), Molly Cheek (Jims Mutter), Deborah Rush (Mary Flaherty), Fred Willard (Harold Flaherty), Angela Paton (Großmutter), Eric Allan Kramer (Bear), Amanda Swisten (Fräulein Brandi), Nikki Schieler Ziering (Officer Krystal), Lawrence Pressman (Head Coach)

Internet Movie Database:
http://german.imdb.com/Title/tt0328828

Weitere Filmkritik(en):
„Chicago Sun-Times“ (Roger Ebert) (3 von 4 Punkten):
http://www.suntimes.com/ebert/ebert_reviews/2003/08/080101.html

„Movie Reviews“ (James Berardinelli) (2,5 von 4 Punkten):
http://movie-reviews.colossus.net/movies/a/american_pie3.html


© Ulrich Behrens 2003 für
www.ciao.com
www.yopi.de
www.dooyoo.de

40 Bewertungen, 1 Kommentar

  • XXLALF

    23.04.2010, 09:53 Uhr von XXLALF
    Bewertung: besonders wertvoll

    die ganze reihe der american pie serien hat mich nicht vom hocker reißen können, zumal ich sowieso sehr, sehr viele amerikanische komödien einfach blöd finde. wenn ich nur an das gezeder, geschrei und das überaus blöde getue der weiber denke, könnt ich schon drein schlagen. super bericht und ganz liebe grüße