Erfahrungsbericht von Die_böse_Maus
Ein absolut kranker Film!
Pro:
blutig, verstörend, gesellschaftskritisch
Kontra:
sollte ab 18 sein, manchmal verwirrend, das Buch ist sicher besser
Empfehlung:
Ja
Willkommen bei der bösen Maus!
„American Psycho“ dürfte wohl fast jedem ein Begriff sein. Auf der Basis des schockierenden Romans von Bret Easton Ellis entstand der gleichnamige Film und über diesen möchte ich Euch berichten.
/// Die obligatorischen Randdaten ///
„American Psycho“
USA, Kanada 2000
Drehbuch: Bret Easton Ellis, Mary Harron,Guinivere Turner
Kamera: Andrzej Sekula
Schnitt: Andrew Marcus
Produzenten: Christian Solomon, Chris Hanley, Edward Pressmann
Laufzeit: 102 Minuten
FSK 16
Quelle: http://outnow.ch/Movies/2000/AmericanPsycho/
/// Handlung ///
Die Handlung ist schnell erzählt:
Der 27jährige Patrick Bateman hat alles, wovon man träumt: Er ist jung, extrem attraktiv, sportlich, erfolgreich im Job (er arbeitet an der Wall Street) und vor allem reich. Zwischen dem Plausch mit Kollegen in diversen Luxusrestaurants, in dem standardgemäß die Platinkreditkarte zur Bezahlung gezückt und verglichen wird, wer die exklusivere Visitenkarte hat, einem Rendezvous mit seiner Verlobten Evelyn (Reese Witherspoon) und dem schnellen Quickie mit deren besten Freundin Courtney, lauern Patricks bestialische Begierden – seine Lust Menschen zu töten! Eiskalt und ohne je eine negative Emotion zu empfinden. Um die Morde zu vertuschen, nimmt er die Identität der Ermordeten an, lügt und betrügt und verstrickt sich aus Unsicherheit und weil er immer mehr die Kontrolle zu verlieren scheint in Widersprüche. Die Polizei scheint ihm auf die Schliche zu kommen…
/// Test und Bewertung ///
„American Psycho“ ist auf der einen Seite ein recht blutiger und brutaler Thriller, (der meiner Meinung nach erst ab 18 freigegeben werden dürfte) auf der andere eine intelligente Gesellschaftssatire. Das Buch habe ich nicht gelesen – es soll bekanntlich noch besser als der Film sein -, aber ich muss sagen, dass der Film mich schon beeindruckt hat. Nach einer kurzen Selbstvorstellung Patricks, in der deutlich wird mit welch präziser Oberflächlichkeit, mit welchem Egozentrismus und mit welcher Arroganz er durchs Leben geht, werden verschiedene Personen vorgestellt, mit denen er in Kontakt steht – zahlreiche Frauen, deren Namen mir gar nicht mehr alle einfallen (diese Tatsache sorgt auch dafür, dass man bis zur Mitte des Films ein bisschen verwirrt ist, weil man nicht zuordnen kann, welche Frau noch mal welche war)
Frauen, mit denen er eine Affäre hat, Frauen die er am Straßenstrich aufliest und mit in sein Appartement nimmt, Frauen, die für ihn arbeiten, Frauen, die auf eine Zukunft mit ihm hoffen. Man hat zunächst den Eindruck, als habe man es hier mit einem klassischen Vertreter der amerikanischen High Society zu tun, der sich um Geld keine Gedanken machen muss und lediglich nach Vergnügen strebt, ohne jegliche menschliche Werte zu kennen. Unsymphatisch wird Patrick Bateman dem Zuschauer allerdings erst, als er den ersten Mord begeht: einen völlig sinnlosen Mord an einem an einer Seitenstrasse hockenden Obdachlosen, der fürchtet in diesem Winter zu verhungern oder zu erfrieren.
Es folgen massenhaft Morde. Morde an Kollegen, auf die er neidisch ist, Morde an Prostituierten, die er zuvor zu sexuellen Praktiken zwang, die er filmte, Morde an Frauen, an denen er das Interesse verloren hat. Patrick verwahrt Köpfe der Leichen im Kühlschrank auf, hängt ihre Leichen in Kleiderschränken oder verscharrt sie irgendwo – und niemand scheint ihn zu verdächtigen! Das Auffälligste ist, dass Patrick die Morde mit absoluter Präzision ausführt, dass er diese meist im Voraus plant und ihn (fast) nie etwas davon abhält sie zu begehen.
Mit wem hat man es hier zu tun? Mit einem geistesgestörten Killer, den man in die Psychiatrie sperren und nie wieder herauslassen sollte? Oder mit einem Opfer unserer Konsumgesellschaft, in der es dem modernen Menschen an Halt und Orientierung mangelt? Einer Gesellschaft, in der sich Identität nur noch durch Markenkleidung, den perfekten Körper und Geld en masse auszeichnet?
Meiner Meinung nach spielt Christian Bale seine Rolle sehr überzeugend. Jared Leto verkümmert leider durch einen Auftritt von wenigen Minuten als Patricks Kollege Paul und Reese Witherspoon wirkt recht kindlich und unglaubwürdig. Die Schauspieler hätten noch etwas besser ausgewählt und in Szene gesetzt werden sollen, so dass ich aufgrund dessen einen Stern abziehen muss. Der Soundtrack dagegen kann sich wieder sehen lassen….Gute Laune Songs aus den 80ern wie „Walking on Sunshine“ stehen für das amüsante Yuppie – Leben, in dem so ein kleiner Mord, auf den schon Zeitungen auf den Boden hindeuten, untergeht….
[Achtung: Hier wird das Ende verraten]
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Es gibt eine Situation, in der Patrick beinah gefasst wird – oder doch nicht? Mir hat sich nach der Schluss-Szene, in der Patrick eine Art Geständnis ablegt und andeutet, dass er die Gesellschaft für alles verantwortlich macht – die Frage gestellt, ob die Morde nun wirklich passiert sind oder ob das gezeigte nur kranke Phantasien waren, die bildlich dargestellt wurden. Denn wie kann jemand, der so viele Morde begangen hat, sie sogar einem Anwalt auf den Anruferbeantworter spricht ungestraft davon kommen? Ob nun die Morde tatsächlich passiert sind oder ob sie lediglich Symbolcharakter besitzen: „American Psycho“ zeigt ohne viele Worte, Hintergrundinformationen oder gar Analysen, wie leicht es ist zum Mörder zu werden. Sie fallen im Alltag nicht auf, sie sind der Arbeitskollege, der Nachbar von nebenan, der liebevolle Ehemann, der Vater von zwei kleinen Kindern. Ihre kranken Phantasien verbergen sie (wie Patrick Bateman am Anfang unter einer Peeling – Maske), ihre Andeutungen werden überhört – bis es zu spät ist!
Ein absolut kranker Film! Schockierend, aufrüttelnd und unheimlich zugleich! 4 Sterne und eine Empfehlung!
Vielen Dank für Eure Lesungen, Bewertungen und Kommentare!
Eure böse Maus (Mausimausmaus bei ciao)
„American Psycho“ dürfte wohl fast jedem ein Begriff sein. Auf der Basis des schockierenden Romans von Bret Easton Ellis entstand der gleichnamige Film und über diesen möchte ich Euch berichten.
/// Die obligatorischen Randdaten ///
„American Psycho“
USA, Kanada 2000
Drehbuch: Bret Easton Ellis, Mary Harron,Guinivere Turner
Kamera: Andrzej Sekula
Schnitt: Andrew Marcus
Produzenten: Christian Solomon, Chris Hanley, Edward Pressmann
Laufzeit: 102 Minuten
FSK 16
Quelle: http://outnow.ch/Movies/2000/AmericanPsycho/
/// Handlung ///
Die Handlung ist schnell erzählt:
Der 27jährige Patrick Bateman hat alles, wovon man träumt: Er ist jung, extrem attraktiv, sportlich, erfolgreich im Job (er arbeitet an der Wall Street) und vor allem reich. Zwischen dem Plausch mit Kollegen in diversen Luxusrestaurants, in dem standardgemäß die Platinkreditkarte zur Bezahlung gezückt und verglichen wird, wer die exklusivere Visitenkarte hat, einem Rendezvous mit seiner Verlobten Evelyn (Reese Witherspoon) und dem schnellen Quickie mit deren besten Freundin Courtney, lauern Patricks bestialische Begierden – seine Lust Menschen zu töten! Eiskalt und ohne je eine negative Emotion zu empfinden. Um die Morde zu vertuschen, nimmt er die Identität der Ermordeten an, lügt und betrügt und verstrickt sich aus Unsicherheit und weil er immer mehr die Kontrolle zu verlieren scheint in Widersprüche. Die Polizei scheint ihm auf die Schliche zu kommen…
/// Test und Bewertung ///
„American Psycho“ ist auf der einen Seite ein recht blutiger und brutaler Thriller, (der meiner Meinung nach erst ab 18 freigegeben werden dürfte) auf der andere eine intelligente Gesellschaftssatire. Das Buch habe ich nicht gelesen – es soll bekanntlich noch besser als der Film sein -, aber ich muss sagen, dass der Film mich schon beeindruckt hat. Nach einer kurzen Selbstvorstellung Patricks, in der deutlich wird mit welch präziser Oberflächlichkeit, mit welchem Egozentrismus und mit welcher Arroganz er durchs Leben geht, werden verschiedene Personen vorgestellt, mit denen er in Kontakt steht – zahlreiche Frauen, deren Namen mir gar nicht mehr alle einfallen (diese Tatsache sorgt auch dafür, dass man bis zur Mitte des Films ein bisschen verwirrt ist, weil man nicht zuordnen kann, welche Frau noch mal welche war)
Frauen, mit denen er eine Affäre hat, Frauen die er am Straßenstrich aufliest und mit in sein Appartement nimmt, Frauen, die für ihn arbeiten, Frauen, die auf eine Zukunft mit ihm hoffen. Man hat zunächst den Eindruck, als habe man es hier mit einem klassischen Vertreter der amerikanischen High Society zu tun, der sich um Geld keine Gedanken machen muss und lediglich nach Vergnügen strebt, ohne jegliche menschliche Werte zu kennen. Unsymphatisch wird Patrick Bateman dem Zuschauer allerdings erst, als er den ersten Mord begeht: einen völlig sinnlosen Mord an einem an einer Seitenstrasse hockenden Obdachlosen, der fürchtet in diesem Winter zu verhungern oder zu erfrieren.
Es folgen massenhaft Morde. Morde an Kollegen, auf die er neidisch ist, Morde an Prostituierten, die er zuvor zu sexuellen Praktiken zwang, die er filmte, Morde an Frauen, an denen er das Interesse verloren hat. Patrick verwahrt Köpfe der Leichen im Kühlschrank auf, hängt ihre Leichen in Kleiderschränken oder verscharrt sie irgendwo – und niemand scheint ihn zu verdächtigen! Das Auffälligste ist, dass Patrick die Morde mit absoluter Präzision ausführt, dass er diese meist im Voraus plant und ihn (fast) nie etwas davon abhält sie zu begehen.
Mit wem hat man es hier zu tun? Mit einem geistesgestörten Killer, den man in die Psychiatrie sperren und nie wieder herauslassen sollte? Oder mit einem Opfer unserer Konsumgesellschaft, in der es dem modernen Menschen an Halt und Orientierung mangelt? Einer Gesellschaft, in der sich Identität nur noch durch Markenkleidung, den perfekten Körper und Geld en masse auszeichnet?
Meiner Meinung nach spielt Christian Bale seine Rolle sehr überzeugend. Jared Leto verkümmert leider durch einen Auftritt von wenigen Minuten als Patricks Kollege Paul und Reese Witherspoon wirkt recht kindlich und unglaubwürdig. Die Schauspieler hätten noch etwas besser ausgewählt und in Szene gesetzt werden sollen, so dass ich aufgrund dessen einen Stern abziehen muss. Der Soundtrack dagegen kann sich wieder sehen lassen….Gute Laune Songs aus den 80ern wie „Walking on Sunshine“ stehen für das amüsante Yuppie – Leben, in dem so ein kleiner Mord, auf den schon Zeitungen auf den Boden hindeuten, untergeht….
[Achtung: Hier wird das Ende verraten]
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Es gibt eine Situation, in der Patrick beinah gefasst wird – oder doch nicht? Mir hat sich nach der Schluss-Szene, in der Patrick eine Art Geständnis ablegt und andeutet, dass er die Gesellschaft für alles verantwortlich macht – die Frage gestellt, ob die Morde nun wirklich passiert sind oder ob das gezeigte nur kranke Phantasien waren, die bildlich dargestellt wurden. Denn wie kann jemand, der so viele Morde begangen hat, sie sogar einem Anwalt auf den Anruferbeantworter spricht ungestraft davon kommen? Ob nun die Morde tatsächlich passiert sind oder ob sie lediglich Symbolcharakter besitzen: „American Psycho“ zeigt ohne viele Worte, Hintergrundinformationen oder gar Analysen, wie leicht es ist zum Mörder zu werden. Sie fallen im Alltag nicht auf, sie sind der Arbeitskollege, der Nachbar von nebenan, der liebevolle Ehemann, der Vater von zwei kleinen Kindern. Ihre kranken Phantasien verbergen sie (wie Patrick Bateman am Anfang unter einer Peeling – Maske), ihre Andeutungen werden überhört – bis es zu spät ist!
Ein absolut kranker Film! Schockierend, aufrüttelnd und unheimlich zugleich! 4 Sterne und eine Empfehlung!
Vielen Dank für Eure Lesungen, Bewertungen und Kommentare!
Eure böse Maus (Mausimausmaus bei ciao)
13 Bewertungen, 2 Kommentare
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25.07.2004, 15:10 Uhr von simong
Bewertung: sehr hilfreichhört sich doch recht interessant an. den sollte ich mir auch mal anschauen. der bericht ist gelungen und macht neugierig!
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25.07.2004, 14:50 Uhr von Spani1986
Bewertung: sehr hilfreichDein Bericht hat mich neugierig auf den Film gemacht, den ich leider noch nicht gesehen habe. Werd ihn mir mal ausborgen oder kaufen. Mfg Spani
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