Arlington Road (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von mima007

Diese Straße ist leider eine Sackgasse

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ein Washingtoner Geschichtsprofessor, gespielt von Jeff Bridges, deckt die Identität eines Bombenlegers in der Nachbarschaft auf - mit fatalen Folgen für ihn selbst und seine Familie. Wegen des pessimistischen Endes floppte der spannende und ernste Film an den amerikanischen Kinokassen.

Filminfos

O-Titel: Arlington Road (USA, ca. 1999), DVD: 2002
FSK: ab 12
Länge: 117 Min.
Directed by: Mark Pellington
Drehbuch: Ehren Kruger

Darsteller:
Jeff Bridges.... Michael Faraday
Tim Robbins .... Oliver Lang/William Fenimore
Joan Cusack .... Cheryl Lang
Hope Davis (I) .... Brooke Wolfe
Robert Gossett .... F.B.I. Agent Whit Carver
Mason Gamble .... Brady Lang
Spencer Treat Clark .... Grant Faraday

Handlung
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Im ganzen Film geht es um die Bedrohung der inneren Sicherheit der USA von innen heraus: Milizen, Bombenleger, Terroristen. Michael Faraday, ein Professor, der an der George Washington University politische Geschichte der USA lehrt, hat seine Frau, eine FBI-Agentin, vor kurzem bei einem Einsatz gegen vermeintliche Terroristen verloren. Doch die \"Terroristen\" waren lediglich harmlose Waffensammler.

Der Professor ist daher für das Thema innere Sicherheit sensibilisiert und ein wenig gegen das FBI und andere Regierungsstellen voreingenommen. Als er merkt, dass sein neuer Nachbar, der Architekt Oliver Lang (Tim Robbins), unter falschem Namen lebt, stellt er daher erst einmal eigene Nachforschungen an. Schon bald hat er herausgefunden, dass der Architekt bereits einmal in St. Louis und Kansas aufgefallen war. Mit 16 Jahren legte er angeblich eine Bombe, um die Enteignung und den darauf folgenden Selbstmord seines Vaters zu rächen.

Faraday entwickelt einen ausgewachsenen Verfolgungswahn und durchstöbert das Büro des Architekten. Er stößt auf merkwürdige Baupläne. Will dieser Ex-Terrorist etwa ein Gebäude in die Luft jagen?! Dann will er seine Freundin von seinem Verdacht überzeugen, beißt aber auf Granit. Auch der Versuch, seinen einzigen Sohn (Spencer Treat Clark ) von der Familie des Architekten, die ein Ferienlager veranstaltet, fernzuhalten, schlägt fehl.

Dennoch hat Faraday Recht, wie sich zeigt. Denn als seine Freundin (Hope Davis) dem Architekten zu einem dubiosen Lieferservice folgt, entdeckt sie, dass größere Koffer umgeladen werden. Soll das nahe Einkaufszentrum gesprengt werden? Doch schon bald ist die Spürnase mausetot.

Faraday gerät in Panik und versucht, wenigstens seinen Sohn zu retten. Zu spät: Die Familie des Architekten hat ihn bereits entführt und hält ihn als Geisel fest. Offenbar steckt eine weitverzweigte Organisation hinter dem Architektenehepaar.

Leider gibt Faraday nicht auf, sondern forscht stur weiter; er alarmiert sogar das FBI. Damit bringt er sich in höchste Gefahr. Eine höchst perfide eingefädelte Aktion der Terroristen bereitet seinem Leben ein jähes Ende. Er begreift bis zum Schluss nicht, auf welche Weise er selbst missbraucht wurde.

Mein Eindruck
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Der Film beginnt zunächst recht idyllisch, wie es sich für eine intakte amerikanische Vorstadt von wohlhabenden und friedliebenden Menschen gehört. Doch allmählich zeigen sich Risse und Verwerfungen im Leben des Professors: Seine Frau, um die er insgeheim trauert, wurde erschossen, seine neue Freundin, eine Studentin, glaubt ihm nicht, sein Sohn wird ihm abspenstig gemacht.

Dann erweist sich auch die umgebende Realität als trügerische Fassade: der falsche Name des Nachbarn, verdeckte Bauzeichnungen, uralte Verbrechen, eine geheime Organisation, die sich des Sohnes bemächtigt. Unser Prof entwickelt schnell die typische Paranoia des Einzelkämpfers. Und so bitter es erscheinen mag: Selbst wenn jemand zu ihm hält, so muss derjenige doch dafür büßen.

Denn die Gefahr, die der Prof als einziger zu sehen scheint, ist nur allzu real. Dass die Katastrophe nicht zu vermeiden und von niemandem zu verhindern ist, grenzt an Defätismus und ist mit dem Ethos des aufrechten Amerikaners nicht zu vereinbaren. Und schon gar nicht, dass es Geheimorganisationen gibt, die die Regierungsbehörden von innen heraus bekämpfen.

Es ist nicht schwer zu begreifen, dass dieser psychologisch bezwingend aufgebaute, politisch engagierte Thriller an den US-Kinokassen floppte. Es ist ein relativ europäischer Film. Spielte er in Italien oder Deutschland in den Siebzigern (der \"heiße Herbst\") oder Anfang der Achtziger, so würde er gut in die Landschaft passen: Verfolgungswahn, verdeckt operierende Bombenleger und Kindesentführer, bedrohte Regierungsstellen, eine trügerische Wirklichkeit.

Die Darsteller

Jeff Bridges spielt eine der besten Rollen seines Lebens, besser noch als in dem ähnlich aufgebauten Film \"K-PAX\" von 2002, aber nicht so gut wie den Dude in \"The Big Lebowski\". Doch Tim Robbins hat ihm wenig entgegenzustellen. Lediglich in einer einzigen Szene lässt er seine Wut und seinen Frust offen durch seine ruhige bürgerliche Fassade durchschimmern. Doch da ist der Prof bereits völlig isoliert.

Schwächen

Die Inszenierung schwingt sich im letzten Drittel zu einem hektischen Hinundhergehetze auf, das an blinden Aktionismus grenzt und daher nicht zum Rest des Films passen will. Die fast ergebnislosen Verfolgungsjagden, die der Prof durch Washington führt, steigern sich, bis es zu mehreren Höhepunkten kommt. Dass sich der Geistesmensch als prügelnder Macho entpuppt, will auch nicht recht zum Bild passen, das man sich von ihm gemacht hat. Am Ende ist er jedenfalls der Dumme. Vielleicht hätte er ein wenig nachdenken sollen, statt wie wild andere Autos zu verfolgen?

Unterm Strich

\"Arlington Road\" erinnert stark an europäische Thriller à la \"Der Schakal\" oder \"Das Todesspiel\". Vom Plot her wird auch die typische Paranoia ausgenutzt, die für Spannung in vielen Akte-X-Folgen und ähnlichen Mystery-Thrillern sorgt. Es erinnert ein wenig an \"Jacob\'s ladder\".

Leider spielt einzig und allein Jeff Bridges seine Rolle hervorragend - der Rest des Teams verblasst dagegen, selbst Tim Robbins. Der Film endet in blindem Aktionismus und einer niederschmetternden Katastrophe. Kein Happy-end diesmal, aber auch wenig Logik zum Schluss. \"Arlington Road\" hat sicher nicht die richtigen Zutaten für einen zünftigen Sonntagabendfilm.

Michael Matzer (c) 2003ff

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