Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt (DVD) Testbericht

Bevor Disneys Erfolgsproduzent Don Hahn mit seinem Stab diesen Film in Angriff nahm, wälzten sie sicherlich unzählige Bücher über den alten Mythos Atlantis. Auch gönnte sich das kreative Team wohl den Spaß unzählige Abenteuerfilme, angefangen von den vielen Umsetzungen von „20 000 Meilen unter dem Meer“, über „In 80 Tagen um die Welt“ bis hin zu den „Indiana Jones“ Filmen, zwecks Inspiration zu studieren.

Diese gewonnenen Eindrücke wurden dann in das eigene Filmprojekt eingebracht und mit der Disney eigenen Magie als eigenständiges Werk erschaffen.Zum Schluss noch ein Hauch Mystik, ein wenig New Age - und schon kann die Suche nach einer Legende beginnen, deren Geschichten Platon schon vor über 2000 Jahren niedergeschrieben hat, um sie vor dem Vergessen zu bewahren.



Filmhandlung


Milo hat einen Traum. Er träumt davon eines Tages loszuziehen und auf große Forschungsreise zu gehen. Das Ziel dieser Leidenschaft ist die Suche nach dem geheimnisvollen Atlantis, von dem er eine genaue Vorstellung hat. Die nötige Überzeugungskraft um sie den anderen Wissenschaftlern schmackhaft zu machen, besitzt er jedoch nicht - mitleidig wird er belächelt. Eines Tages begegnet Milo dem verschrobenen Whitmore - einem altern Greis, der sein angesammeltes Vermögen nun aber in ein Projekt steckt, dass Milos Herz sofort schneller schlagen lässt.

Der reiche Tattergreis hat schon eine komplette Mannschaft von Spezialisten angeheuert, um auf große Forschungsreise zu gehen. Doch das wohl wichtigste Utensil - ein Buch in dem die Lage des untergegangenen Kontinents beschrieben wird - erhält der begeisterte Atlantis-Fan von Whitmore persönlich zur Aufbewahrung. Mit einer U-Boot Flotte, geht es erst mal auf Tauchstation. Bald schon müssen sich die aus den verschiedensten Teilen der Erde angereisten Expeditionsteilnehmer, mit einer unvorstellbaren Bedrohung auseinandersetzen, die hier unten in den Tiefen lauert.

Nach einem verlustreichen Kampf gelingt es schließlich den geretteten Abenteurern, sich in eine riesige Unterwasserhöhle abzusetzen, in der es mit Hilfe des Buches Atlantis zu finden gilt.
Tatsächlich gelingt es ihnen die uralten Ruinen zu finden, die ihnen den Weg weisen. Als sie auch noch unerwartet auf Einwohner treffen, ist die Überraschung perfekt. Die Atlanter leben in einer besonderen Harmonie mit ihrer Umwelt und die technischen Errungenschaften die sie einst hatten, sind längst in Vergessenheit geraten.

Milo freundet sich mit Kira, der Tochter des Oberhaupts von Atlantis an und beginnt mit ihr gemeinsam nach Spuren in der Vergangenheit der alten Kultur zu suchen. Irgendwo muss es eine starke Quelle der Macht geben, die an diesem mythischen Ort alles nährt.
Doch diese Kraftquelle haben auch noch andere, finstere Gestalten für weniger noble Ziele ins Auge gefasst...



Kritik


Als zum 100. Geburtstag von Walt Disney dieser neue Pfade betretende Animationsfilm in die Lichtspielhäuser kam, wurde er nicht ungedingt mit ungeteiltem Lob überhäuft. Viel mehr hagelte es teils harsche Häme von Seiten der Kritik. Auch die Zuschauerreaktion war sicher nicht dass, was sich die Macher so vorstellten.
An und für sich eigentlich unverständlich, denn betrachtet man den Film für sich, wird einem eine größtenteils doch recht spannende Abenteuermixtur serviert.

Gezeichnete Elemente wurden mit computergenerierten Bildern zu einer perfekten Einheit verschmolzen, wie dies bis dahin noch nicht zu sehen war. Eingebettet in eine Handlung die sich zwar von den Perlen des Genres bedient, aber dennoch einen eigenen, sehr unterhaltenden Stil bildet. Leider gibt es ein paar Punkte die mir weniger gut gefielen, nichts wirklich weltbewegendes, aber vielleicht dennoch so wichtig, dass der Gesamteindruck des Films darunter etwas gelitten hat, und deswegen der ganz große Erfolg ihm vielleicht verwehrt blieb.

Die Figuren sind durchweg fast alle in einer gewöhnungsbedürftigen, kantigen Form gezeichnet. Gerade bei der Heldenfigur Milo, der am Anfang doch einige Zeit braucht bis er zum Sympathieträger wird, ist dies sehr markant. Wie ich finde ist überhaupt ein großes Manko des Films, dass nicht wirklich eine einzige Figur vorkommt, die man sofort uneingeschränkt akzeptiert. Bei einem Disney-Zeichentrickfilm sicher kein kleiner Fehler.
Aber die Hintergründe sind teils wunderschön detailreich, teils sehr stilisiert entworfen worden. Auch die 3-D und 360°- Kamerafahrten, sind jederzeit beeindruckend in Szene gesetzt. Wobei mir noch auffiel, dass der optische Eindruck im zweiten Teil des Streifens leider etwas nachlässt.

Die Handlung die am Anfang wie die fesselnden Geschichten eines Jules Vernes oder H.G. Wells angelegt sind, nimmt ab etwa der zweiten Hälfte einen etwas anderen Charakter an. Im fast schon mystischen Stil japanischer Amnies wird an die magische und naturbezogene Seite des Zuschauers, in ausschweifenden Bildern appelliert. Leider gerät dadurch aber auch ab und zu der Handlungsfluss mit ins stocken.

Musik und Soundeffekte, die auf George Lucas legendärer „Skywalker-Ranch“ aufgenommen wurden, sind sehr überzeugend zur epischen Geschichte umgesetzt. Auf Gesangseinlagen wurde erstmals völlig verzichtet. Keine schlechte Entscheidung für diese Art von Film denke ich. Im Original leiht Michael J. Fox dem Atlantis-verrückten Milo seine Stimme. Ein perfektes und unübertroffenes Resultat ist die Folge. Da lohnt es sich ganz sicher auch mal die englische Fassung einzuwerfen. Obwohl es Stephan Kampwirth der dem "deutschen" Milo Leben einhaucht, lobenswerter Weise fast ähnlich gut macht.



Resümee


Und wieder bestätigt sich eine weise Lebensregel, die auch für diesen Film gelten könnte: Der Weg ist das Ziel - und allemal spannender zu verfolgen als eine Ankunft, die einen wegen der hochgesteckten Erwartungen meist doch nicht ganz befriedigen kann.

Diese ganzen pseudo-mystisch, ökologischen Aspekte, die ab dem Eintreffen auf dem verschollenen Kontinenten im Film überwiegen, nehmen nicht nur das Tempo aus der Geschichte, sondern setzt sie in eine Ecke die ihr nicht gut tut. Fehlte nur noch, dass in jeder Ecke von Atlantis Recycling-Behälter rumstehen und auf jeder Tätowierung die das Naturvolk zu tragen pflegt, unübersehbar der grüne Punkt als markantes Symbol prangt. Schade, denn ansonsten gibt es wirklich nicht viel zu meckern, bei dem Versuch jenseits ausgetretener Disney-Wege einen etwas anderen (eher erwachseneren) Kurs einzuschlagen.

Denn das Finale, ist dann wieder mit einem krachenden und versöhnlichen Showdown gestaltet, wie er am Ende eines jeden solchen Abenteuers stehen sollte.
So bleibt ein Disney-Film übrig, der trotz einiger leichten Ausrutscher immer noch sehr unterhaltend ist, und allein schon wegen seiner zum Teil überwältigen Optik einen ganz hervorragenden Eindruck macht.



DVD


Die DVD gibt es in zwei Versionen, einmal die Deluxe Edition mit zwei DVDs, dann noch die Scheibe auf den sich mein Bericht stützt. Würde ich mich heute entscheiden müssen, dann ganz sicher zu Gunsten der etwas teureren Doppelscheibe.
Denn das Vollbild auf der getesteten DVD ist nun wirklich nicht das gelbe vom Ei. Da bietet die Deluxe Edition schon ein Originalkinobild, ohne dass Einzelheiten links und rechts des Streifens einfach abgeschnippelt werden.

Davon abgesehen ist das Bild aber Ok. Der leichte Blauton ab der zweiten Hälfte des Films ist wohl beabsichtigt. Auch der Ton lässt keine Wünsche offen. Die Effekte fliegen einem bei den vielen actionbehafteten Sequenzen regelrecht um die Ohren. Die fantastische Filmmusik ist darin eingebettet und überzeugt mit einer ungeheuren Bandbreite an Emotionen.



Extras


Audiokommentar:

Ein sehr informativer und kurzweiliger Kommentar, der mich fast genau so gut unterhalten hat wie der eigentliche Film. Don Hahn plaudert mit den Regisseuren Kirk Wise und Gary Trousdale in lockerer Runde, die sich dann auch als wahre Fundgrube für den Trickfilmbegeisterten Fan erweist.


Visueller Kommentar:

Ist dieses Feature aktiviert, wird der Streifen an verschiedenen Stellen unterbrochen um Animationsprozesse, zusätzliche Sequenzen, oder sonstige interessante Arbeitsschritte zu beleuchten, danach geht’s automatisch zum Film zurück.
11 Einspielungen warten darauf in dieser Form gezeigt zu werden, sie können aber auch separat betrachtet werden.


Atlantis-Quiz: Fakt oder Fiktion

Verschiedene Theorien um den verlorenen Kontinent werden besprochen. Wo könnte es liegen, wie könnte man es erreichen usw.
Andere Entdeckungen - verschollene Kulturen – Mystische Städte – die Pyramiden – Stonehenge usw. 6 Einzel anwählbare Kapitel, leider etwas kurz.


Die Reise beginnt:

Produzent und Regisseure erzählen, wie sie auf die Idee von „Atlantis“ kamen und diese dann schließlich langsam Gestalt annahm. Ca. 8 Minuten lang.


Ein Mythos entsteht:

Die Macher zeigen hier wie sie die vorhandenen Beschreibungen von Atlantis verwendet haben, und dann ihre eigenen Visionen daraus gemacht haben.


Digitale Produktion:

Anhand von 4 Beispielen werden digitale Abläufe und sonstige Demonstrationen gezeigt. Auch etliche Zeichnungen die während der Entwicklungsphase gemacht wurden, können hier bewundert werden. Ca. 8 Minuten lang.

Alle Extras sind synchronisiert oder deutsch untertitelt.



Fazit: DVD


Wie schon gesagt dürfte die Deluxe Edition die bessere Wahl sein. Auch dann, wenn man mit noch mehr Extras nicht unbedingt viel anfangen kann. Spätestens beim Originalbild zahlen sich die paar Euro an Mehrinvestition dann sicher aus.
Auch ein dts-Tonformat ist dann für den Filmfreund vorhanden, wenn der mit einer entsprechenden Ausrüstung ausgestattet sein sollte.
Eine absolut empfehlenswerte, weil mit viel Liebe zum Detail erstellte Scheibe, bieten aber eigentlich beide Versionen.


Filmdaten


Laufzeit: ca. 92 Minuten

Sprachen: Deutsch / Englisch / Türkisch / Arabisch Dolby Digital 5.1

Untertitel: Deutsch / Englisch / Französisch / Italienisch / Spanisch / Türkisch

Bildformat: 4:3 (1:1,33)

(c) winterspiegel für Ciao & Yopi