Auf immer und ewig (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von catmother

Aschenputtel einmal ganz anders

Pro:

witzig, sehr romantisch, Drew Barrymore in ihrem Element

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

Ihr denkt, ihr kennt Märchen? Dornröschen kein Problem? Rumpelstilzchen schon immer geliebt? Aschenputtel kennt man auswendig?
Wenn du dich da mal nicht täuschst. Märchen kann man nämlich auch ganz anders erzählen.


** Die Geschichte **
„Es war einmal... ein junges Mädchen, das liebte seinen Vater über alle Maßen.“
Seigneur Auguste de Barbarac (Jeren Krabbé) hat Glück. Nach dem Tode seiner Frau hat er endlich eine neue Frau und damit auch Mutter für seine kleine Tochter gefunden. Nun führt er Baronesse Rodmilla de Gent (Anjelica Huston) und deren Töchter Marguerite (Megan Dodds) und Jaqueline (Melanie Lynskey) auf sein Gut. Leider verläuft das Willkommen nicht ganz so, wie er es dachte, denn seine Tochter sieht von einer Schlacht mit dem Freund gerade aus wie ein Schwein.

Danielle ist nämlich ein kleiner Springinsfeld, kleidet und benimmt sich wie ein Junge, ist altklug und fröhlich. Am liebsten hört sie den Gutenacht-Geschichten ihres Vaters zu, der ihre am Bett Thomas Moore oder die alten Griechen vorliest.
Und nun freut sie sich auf die neuen Schwestern und auf die Stiefmutter.

Zwei Wochen später bricht Auguste nach Avignon auf und vor dem Tor zusammen. Ein Herzinfarkt rafft den Mann in der Blüte seiner Jahr dahin, zur großen Trauer von Danielle und zum Entsetzen von seiner Frau, die hier ja noch völlig fremd ist.
Damit bricht ein hartes Regime für die Bewohner des Hauses de Barbarac an. Rodmilla de Gent ist herrisch, verbittert und verschwenderisch.

10 Jahre später ist das Gut heruntergekommen und verschuldet, weil die Baronesse und ihre verwöhnten Töchter keinen Finger krumm machen, es zu erhalten. Rodmilla räumt für ihre exklusiven Bedürfnisse heimlich das Haus aus, verkauft alle Habseligkeiten und schiebt es den Dienstboten in die Schuhe und zieht ihren Lohn ein. Und auch Danielle ist seit dem Tod ihres Vaters zur Dienstmagd degradiert worden, um sozusagen alles abzuarbeiten, was ihre Stiefmutter für sie getan hat.
Und Rodmilla ist von einem einzigen Gedanken beseelt, ihre Tochter Marguerite mit dem Prinzen zu vermählen.


Mittlerweile im Schloß: Francois, König von Frankreich (Timothy West) hat einen Kontrakt mit dem König von Spanien für seinen einzigen Sohn Prinz Henri (Dougray Scott) geschlossen. Zwar ist Königin Marie (Judy Parfitt) überzeugt, daß bei einer Heirat auch Liebe im Spiel sein sollte, aber das schert den König wenig. Hier zählen politische Interessen. So bleibt Henri nichts anderes als seine Freiheit durch regelmäßige Flucht zu ertrotzen.

Eines Morgens erwischt Danielle denn auch einen Mann, der versucht, das einzige Pferd des Hauses zu stehlen. Mit Äpfeln bringt sie ihn zu Fall und erstarrt kurz darauf: es ist der Prinz, dessen Pferd auf der Flucht ein Hufeisen verlor. Für ihr Schweigen wird sie allerdings dann königlich bezahlt. Und das Geld kann sie gut gebrauchen, denn die Baronesse hat Maurice, den Mann der Magd Louise verkauft, um ihre Steuern zu zahlen. Und der soll jetzt nach Amerika verschifft werden.

Mit Hilfe ihres einzigen Freundes Gustave, einem teuren Kleid und dem Geld des Prinzen macht sich Danielle auf, Maurice wieder auszulösen. Da begegnet sie erneut dem Prinzen, dem sie gleich eine Lektion in Menschenrechtsphilosophie à la Thomas Moore erteilt und ihn damit aufs Höchste verblüfft. Natürlich will er sofort wissen, mit wem er es hier zu tun hat. Da Danielle ihren eigenen nicht sagen kann – sie ist ja nur eine Dienstmagd in einem schönen Kleid – nennt sie den ihrer Mutter, Nicole de Langret.

Und nun beginnt ein Verwirrspiel um Liebe und Lüge, mit Intrigen und Ränken, bei der Leonardo da Vinci, ein Glaspantoffel, Zigeuner und Flügel eine Rolle spielen. Doch das seht euch selbst an.


** Darsteller **
Die Rolle des modernen Aschenputtels, der energischen und aufgeklärten Dienstmagd ist Drew Barrymore (E.T., Bad Girls) wie auf den Leib geschrieben. Schwungvoll und emphatisch schlägt sie sich durch den Film, ist selbst im dreckigsten Kleid noch sehenswert.

Dagegen bleibt Dougray Scott (Mission Impossible 2, Enigma) wirklich etwas blaß als unentschiedener Prinz, der sich in die falsche Frau verliebt, ihr den Himmel verspricht und sie dann auch noch bei der ersten Bewährungsprobe im Stich läßt. Na gut, die Hautperson ist ja eigentlich auch Cinderella, aber etwas mehr Farbe hätte ich vom Prinzen schon erwartet.

Ein Highlight, wenn auch leider negativ belegt, ist dagegen Anjelica Huston (Die Addams Family, Hexen hexen) als attraktive, aber bitterböse Stiefmutter.

Weiter sind noch Timothy West (Johanna von Orleans), Judy Parfitt (Dolores, Oscar Wilde), Jeroen Krabbé (Der vierte Mann, Auf der Flucht) und Jeanne Moreau (Katharina die Große, Les Misérables) als Grand Dame zu sehen.


** Filmkritik **
Jeder kennt wohl das Märchen und bestimmt auch viele seiner Verfilmungen, von DEFA bis Trickfilm. Deshalb war es sicher auch nicht so einfach, einen zeitgemäßen Märchenfilm zu drehen, der dem modernen Publikum nicht wahre Gähnattacken verursacht.
Das aber ist, so finde ich, Andy Tennant hervorragend gelungen. Der Regisseur solcher romantischen Leinwand“märchen“ wie Anna und der König, Fools Rush in oder Sweet Home Alabama hat es geschafft, die Geschichte einerseits so zu entstauben, daß sie flott und zeitgemäß daherkommt, erhält aber im Wesentlichen Handlung, Zeit und Örtlichkeiten.

Er entfernt die meisten märchenhaften Elemente, so daß die Geschichte real vorstellbar ist – noch dazu bestätigt von der Rahmenhandlung, wo die Grand Dame die beiden Grimms Brüder darüber aufklärt, daß ihre Cinderella keine Erfindung der Menschen war. So gibt es im Film keine Feen, keine Mäuse, die zu Pferden werden, oder Tauben, die das wahre Aschenputtel offenbaren.
Aber immerhin der Glasschuh ist geblieben, ein immanenter Bestandteil dieses Märchens.

Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Märchenvarianten ist wohl der, daß Cinderella hier immer wieder hofft, ihre Stiefmutter würde was für sie empfinden. Während sich Aschenputtel sonst immer der Feindseligkeit ihre Stiefmutter bewusst waren wie z.B. in Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, erträgt Danielle hier alles mit einer hoffnungsvollen Freundlichkeit, die schon weh tut, denn Rodmilla reicht immer mal wieder eine Hand, um dann draufzuschlagen.

Ansonsten ist der Film einfach nur schön, romantisch, nachdenklich, poetisch und auf jeden Fall sehr humorvoll. Bei einigen Szenen mußte ich schon heftig lachen. Auch das macht seinen modernen Touch aus.
Kostüme und Kulissen sind prächtig anzusehen und auch die Filmmusik ist in jedem Fall stimmig.

Und wenn am Ende die Grande Dame rekapituliert: „Die Wahrheit über ihre Liebe war zu einem einfachen Märchen reduziert worden. Und während Cinderella und ihr Prinz tatsächlich auf immer und ewig glücklich zusammen lebten, ist das Wesentliche doch, daß sie gelebt haben.“, dann wird mir immer ganz warm ums Herz.


** Meine Meinung **
Eine mit viel Witz und Ironie, hervorragenden Schauspielern und passender Ausstattung inszenierter romantischer Film, der wohl jedem Spaß machen dürfte.
Unbedingt sehenswert.


** Daten **
USA 1998
Genre: Lovestory
Originaltitel: Ever After - A Cinderella Story
Regie: Andy Tennant
Musik: George Fenton
Produzent: Mireille Soria, Tracy Trench
FSK 6

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