Bowling for Columbine (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von _matthias_
Shame on u, Mister Bush!
Pro:
"heißes Eisen", man wird es mögen, wenn man mit Moore konform geht. Erschütternd, aber nicht ehrverletzend oder sensationsgeil
Kontra:
Einige Szenen sind schockierend, einige Passagen etwas länglich
Empfehlung:
Ja
Michael Moore dürfte mittlerweile einen gewissen Popularitätsgrad erreicht haben. Das liegt zum EInen sicher an seinem aktuellen Bestseller \"Stupid White Men\", zum anderen vielleicht auch an seinem Auftritt bei der letzten Oscar-Verleihung, bei der er durch sein \"Shame on You, Mister Bush!\" sicher eines der Highlights einer doch eher langweiligen Veranstaltung im Stil von Ich-danke-meinen-Eltern-Dankesreden setze konnte, vielleicht aber auch durch den Film, für den er den Oscar erhalten hat. In der Kategorie \"Bester Dokumentarfilm\" wurde nämlich \"Bowling for Columbine\" ausgezeichnet.
Und eben jenen Film haben wir uns am Wochenende als DVD geliehen und ich war neugierig, ob es die zugegebenermaßen hoch gesteckten Erwartungen würde erfüllen können.
Im Mittelpunkt des Films stehen die Ereignisse des 20. April 1999, als an der Columbine High School in Littleton, USA zwei Schüler Amok liefen und 11 Schüler und einen Lehrer hinrichteten. Aufbauend auf dieser Tatsache holt Michael Moore zu einer Art Rundumschlag aus. Die Waffenpolitik der Vereinigten Staaten - einerseits gegenüber seinen Bürgern, die ja das Recht haben, eine Waffe zu tragen und zu benutzen (in einem Staat scheint es wirklich ein Gesetz zu geben, dass seine Bürger zum Besitz einer Waffe gesetzlich verppflichtet), zum anderen aber auch die Waffenpolitik gegenüber anderen Ländern, in die Waffen exportiert wurden ... entweder als Lieferung um politische Interessen durchzusetzen, oder aber als Lieferung durch Abwurf von Bomben ... ebenfalls um politische Interessen durchzusetzen.
Das Massaker von Littleton wird immer wieder thematisiert, Bilder von Überwachungskameras gezeigt, Augenzeugen und Angehörige verstorbener Kinder kommen zu Wort, all das in einer nicht ehrverletzenden, aber dennoch schockierenden Art und Weise.
Aber der Film geht weiter. Insbesondere geht Moore auch anderen Fragen auf den Grund. So gab es in Moores Heimatstadt den Fall eines sechsjährigen Jungen, der in seiner Grundschule ein gleichaltriges Mädchen erschoss. Die Waffe hatte er im Haus eines Verwandten gefunden, bei dem er untergebracht war, während seine Mutter in einem Arbeit-statt-Sozialhilfe-Programm teilnehmen musste, zuvor Haus und Job verloren hatte und sich nicht um ihren Sohn kümern konnte, sodass dieses Unglück vielleicht durch andere Umstände hätte vermieden werden können.
Die Kreise, die Moore zieht, schließen sich wieder und wieder, denn während er noch den Umgang der Politik anprangert, nimmt er auch die Wirtschaft in die Pflicht und protestiert mit zwei Schülern, die in Littleton schwer verletzt wurden, bei der Supermarktkette K-Mart gegen den Verkauf von Munition, die die Amokläufer von Littleton benutzt hatten. Und auch wenn die Sprecher K-Marts nicht müde wurden zu betonen, dass es sich \"lediglich\" um Munition für die Jagd und Sportschützen handelte, so konnte durch die Beharrlichkeit von Moore und dem zunehmenden öffentlichen Interesse erreicht werden, dass K-Mart den Verkauf von Munition in ihren Häusern binnen 90 Tagen einstellen würde.
Abschließend sei noch der Lieblingsverband von Michael Moore erwähnt (neben General Motors wahrscheinlich), der National Rifle Association (NRA), bei dem Moore sarkastischerweise sogar Mitglied zu sein scheint und die nichts Besseres zu tun haben, als ein ums andere Mal zu betonen, dass es die Pflicht eines jeden Bürgers ist eine Waffe zu beitzen um sich, seine Familie und das gelobte Land zu beschützen und verteidigen. Ich weiß nicht, wie er es immer wieder schafft, aber auch in diesem Fall hat Moore es geschafft mit dem bekanntesten Vertreter der Gruppe, Charlton Heston, ein Interview zu bekommen, obwohl dieser doch eigentlich sehr genau wissen sollte, dass es kein Spaziergang werden würde. Es kam, wie es kommen musste: Moore war eindeutiger \"Sieger nach Punkten\", Heston brach das Interview irgendwann ab, als er merkte, dass er sich selbst in eine rassistische Ecke drängte und auf einfache Fragen, die zugegebenermaßen schon gemeinerweise auf den gesunden Menschenverstand abzielten, keine Antwort mehr wusste ...
Michael Moore habe ich zufällig mal im Fernsehen gesehen, als ich beim Zappen an einem seiner Dokumentarfilme hängenblieb, der gerade im WDR gezeigt wurde. Schon damals war seine \"Masche\" stets die Gleiche. Zunächst schmierte er den Wirtschaftsgrößen dieser Welt etwas Honig ums Maul, diese trauten sich aus Ihren Verstecken heraus, wurden lockerer, um dann in den festen, sarkastischen Würgegriff von Michael Moore zu kommen und sich nur schwerlich herauswinden konnten. Schon damals war General Motors eines seiner Lieblingsziele, aber auch Nike hat einige Federn lassen müssen, was die Geschäftspraktiken angeht, die Moore spielerisch, aber in vollster Überzeugung aufdeckte.
Und in den dazwischenliegenden zehn Jahren scheint Moore sich kaum verändert zu haben. Mit entwaffnender Freundlichkeit deckt er Missstände auf, zeigt Alternativen auf und stellt seine Interviewpartner auf eine Weise bloß, die beim Zuschauen Freude macht, wenn man mit Moores Ansichten konform geht. Kaum ein ausgestrahltes Interview endet anders, als dass Moores Interviewpartner flüchtet. Moore stellt sich dann kindlich dumm und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen ... man war doch (scheinbar) so dicht an einer Lösung dran. In Wahrheit aber hat er nur die Absurdität von Wirtschaft, Waffenlobby und Politik aufgedeckt, die aber niemand zu ändern vermag, weil es doch schon so lange so läuft, wie es läuft ...
Dass Moore dann grauenvolle Bilder zu patriotischer Musik zeigt, hat sicher etwas Zynisches und man wird ihm Anti-Patriotismus vorwerfen, dennoch wird er behaupten sein Land zu lieben, aber ändern zu wollen und ich stimme ihm zu!
Knapp zwei Stunden geht der Film und nebenbei habe ich noch eine Menge gelernt beziehungsweise neue Denkanstöße erhalten. So habe ich erfahren, dass es in Kanada relativ gesehen kaum weniger Waffen zu geben scheint, aber nur einen Bruchteil an Morden, die durch Schusswaffen verübt werden. Einen interessanten Lösungsansatz findet Moore im Verhalten der Medien, die scheinbar die Angst der Leute schüren und schier paranoid werden lassen. Denn kaum gibt es irgendwo den Ansatz eines Verbrechens, sind die TV-Hubschrauber aller Fernsehsender schon in der Luft um die Bevölkerung \"aufzuklären\" und zu warnen, in welch gefährlicher Welt sie doch leben. Und dieser Tatsache wird sich wohl niemand verschließen können, in einem Land, in dem man gegen Gebühr angepiept werden kann, wenn im Fernsehen eine Live-Übertragung eines Verbrechens, einer Verfolgungsjagd oder Sonstigem übertragen wird ...
Der Film ist klasse, nicht gerade erheiternd, aber dennoch ein weiterer Meilenstein in Moores TV-Biographie. Ab und zu wqeiß der Zuschauer nicht genau, was Moore mit der einen oder anderen Passage bezweckt, dennoch fügen sich die einzelnen Teile zu einem Gesamtwerk zusammen, dass es sich zu sehen und darüber nachzudenken lohnt.
Zur DVD an sich noch ein paar Worte: positiv fällt auf, dass der deutsche Ton zwaqr die Erzählerstimme synchronisiert, nicht aber die Interviews, die dann mit deutschen Untertiteln versehen werden. Alles andere hätte auch an diese unsäglichen Saftpressen-Werbefilme erinnert, die nachts auf den Privatsendern laufen. An Extras gibt es hauptsächlich eine dreiviertelstündige Pressekonferenz und ein elfminütiges Interview von Moore mit sich selber, die einige Fragen zum Film aufwerfen und die meisten auch beantworten.
Unparteiisch ist der Dokumentarfilm nicht, teilweise werden mehr Fragen gestellt als beantwortet, daher auch nicht eine Weltklasse-Bewertung, aber dennoch eine dicke Empfehlung für einen der besseren Dokumentarfilme, die sich mit einem schwierigen Thema auseinandersetzen.
Grüße, euer _matthias_ (c) 30.6.2003
Respect all Colours.
Und eben jenen Film haben wir uns am Wochenende als DVD geliehen und ich war neugierig, ob es die zugegebenermaßen hoch gesteckten Erwartungen würde erfüllen können.
Im Mittelpunkt des Films stehen die Ereignisse des 20. April 1999, als an der Columbine High School in Littleton, USA zwei Schüler Amok liefen und 11 Schüler und einen Lehrer hinrichteten. Aufbauend auf dieser Tatsache holt Michael Moore zu einer Art Rundumschlag aus. Die Waffenpolitik der Vereinigten Staaten - einerseits gegenüber seinen Bürgern, die ja das Recht haben, eine Waffe zu tragen und zu benutzen (in einem Staat scheint es wirklich ein Gesetz zu geben, dass seine Bürger zum Besitz einer Waffe gesetzlich verppflichtet), zum anderen aber auch die Waffenpolitik gegenüber anderen Ländern, in die Waffen exportiert wurden ... entweder als Lieferung um politische Interessen durchzusetzen, oder aber als Lieferung durch Abwurf von Bomben ... ebenfalls um politische Interessen durchzusetzen.
Das Massaker von Littleton wird immer wieder thematisiert, Bilder von Überwachungskameras gezeigt, Augenzeugen und Angehörige verstorbener Kinder kommen zu Wort, all das in einer nicht ehrverletzenden, aber dennoch schockierenden Art und Weise.
Aber der Film geht weiter. Insbesondere geht Moore auch anderen Fragen auf den Grund. So gab es in Moores Heimatstadt den Fall eines sechsjährigen Jungen, der in seiner Grundschule ein gleichaltriges Mädchen erschoss. Die Waffe hatte er im Haus eines Verwandten gefunden, bei dem er untergebracht war, während seine Mutter in einem Arbeit-statt-Sozialhilfe-Programm teilnehmen musste, zuvor Haus und Job verloren hatte und sich nicht um ihren Sohn kümern konnte, sodass dieses Unglück vielleicht durch andere Umstände hätte vermieden werden können.
Die Kreise, die Moore zieht, schließen sich wieder und wieder, denn während er noch den Umgang der Politik anprangert, nimmt er auch die Wirtschaft in die Pflicht und protestiert mit zwei Schülern, die in Littleton schwer verletzt wurden, bei der Supermarktkette K-Mart gegen den Verkauf von Munition, die die Amokläufer von Littleton benutzt hatten. Und auch wenn die Sprecher K-Marts nicht müde wurden zu betonen, dass es sich \"lediglich\" um Munition für die Jagd und Sportschützen handelte, so konnte durch die Beharrlichkeit von Moore und dem zunehmenden öffentlichen Interesse erreicht werden, dass K-Mart den Verkauf von Munition in ihren Häusern binnen 90 Tagen einstellen würde.
Abschließend sei noch der Lieblingsverband von Michael Moore erwähnt (neben General Motors wahrscheinlich), der National Rifle Association (NRA), bei dem Moore sarkastischerweise sogar Mitglied zu sein scheint und die nichts Besseres zu tun haben, als ein ums andere Mal zu betonen, dass es die Pflicht eines jeden Bürgers ist eine Waffe zu beitzen um sich, seine Familie und das gelobte Land zu beschützen und verteidigen. Ich weiß nicht, wie er es immer wieder schafft, aber auch in diesem Fall hat Moore es geschafft mit dem bekanntesten Vertreter der Gruppe, Charlton Heston, ein Interview zu bekommen, obwohl dieser doch eigentlich sehr genau wissen sollte, dass es kein Spaziergang werden würde. Es kam, wie es kommen musste: Moore war eindeutiger \"Sieger nach Punkten\", Heston brach das Interview irgendwann ab, als er merkte, dass er sich selbst in eine rassistische Ecke drängte und auf einfache Fragen, die zugegebenermaßen schon gemeinerweise auf den gesunden Menschenverstand abzielten, keine Antwort mehr wusste ...
Michael Moore habe ich zufällig mal im Fernsehen gesehen, als ich beim Zappen an einem seiner Dokumentarfilme hängenblieb, der gerade im WDR gezeigt wurde. Schon damals war seine \"Masche\" stets die Gleiche. Zunächst schmierte er den Wirtschaftsgrößen dieser Welt etwas Honig ums Maul, diese trauten sich aus Ihren Verstecken heraus, wurden lockerer, um dann in den festen, sarkastischen Würgegriff von Michael Moore zu kommen und sich nur schwerlich herauswinden konnten. Schon damals war General Motors eines seiner Lieblingsziele, aber auch Nike hat einige Federn lassen müssen, was die Geschäftspraktiken angeht, die Moore spielerisch, aber in vollster Überzeugung aufdeckte.
Und in den dazwischenliegenden zehn Jahren scheint Moore sich kaum verändert zu haben. Mit entwaffnender Freundlichkeit deckt er Missstände auf, zeigt Alternativen auf und stellt seine Interviewpartner auf eine Weise bloß, die beim Zuschauen Freude macht, wenn man mit Moores Ansichten konform geht. Kaum ein ausgestrahltes Interview endet anders, als dass Moores Interviewpartner flüchtet. Moore stellt sich dann kindlich dumm und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen ... man war doch (scheinbar) so dicht an einer Lösung dran. In Wahrheit aber hat er nur die Absurdität von Wirtschaft, Waffenlobby und Politik aufgedeckt, die aber niemand zu ändern vermag, weil es doch schon so lange so läuft, wie es läuft ...
Dass Moore dann grauenvolle Bilder zu patriotischer Musik zeigt, hat sicher etwas Zynisches und man wird ihm Anti-Patriotismus vorwerfen, dennoch wird er behaupten sein Land zu lieben, aber ändern zu wollen und ich stimme ihm zu!
Knapp zwei Stunden geht der Film und nebenbei habe ich noch eine Menge gelernt beziehungsweise neue Denkanstöße erhalten. So habe ich erfahren, dass es in Kanada relativ gesehen kaum weniger Waffen zu geben scheint, aber nur einen Bruchteil an Morden, die durch Schusswaffen verübt werden. Einen interessanten Lösungsansatz findet Moore im Verhalten der Medien, die scheinbar die Angst der Leute schüren und schier paranoid werden lassen. Denn kaum gibt es irgendwo den Ansatz eines Verbrechens, sind die TV-Hubschrauber aller Fernsehsender schon in der Luft um die Bevölkerung \"aufzuklären\" und zu warnen, in welch gefährlicher Welt sie doch leben. Und dieser Tatsache wird sich wohl niemand verschließen können, in einem Land, in dem man gegen Gebühr angepiept werden kann, wenn im Fernsehen eine Live-Übertragung eines Verbrechens, einer Verfolgungsjagd oder Sonstigem übertragen wird ...
Der Film ist klasse, nicht gerade erheiternd, aber dennoch ein weiterer Meilenstein in Moores TV-Biographie. Ab und zu wqeiß der Zuschauer nicht genau, was Moore mit der einen oder anderen Passage bezweckt, dennoch fügen sich die einzelnen Teile zu einem Gesamtwerk zusammen, dass es sich zu sehen und darüber nachzudenken lohnt.
Zur DVD an sich noch ein paar Worte: positiv fällt auf, dass der deutsche Ton zwaqr die Erzählerstimme synchronisiert, nicht aber die Interviews, die dann mit deutschen Untertiteln versehen werden. Alles andere hätte auch an diese unsäglichen Saftpressen-Werbefilme erinnert, die nachts auf den Privatsendern laufen. An Extras gibt es hauptsächlich eine dreiviertelstündige Pressekonferenz und ein elfminütiges Interview von Moore mit sich selber, die einige Fragen zum Film aufwerfen und die meisten auch beantworten.
Unparteiisch ist der Dokumentarfilm nicht, teilweise werden mehr Fragen gestellt als beantwortet, daher auch nicht eine Weltklasse-Bewertung, aber dennoch eine dicke Empfehlung für einen der besseren Dokumentarfilme, die sich mit einem schwierigen Thema auseinandersetzen.
Grüße, euer _matthias_ (c) 30.6.2003
Respect all Colours.
35 Bewertungen, 2 Kommentare
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11.06.2009, 19:22 Uhr von Striker1981
Bewertung: sehr hilfreichSH und Liebe Grüße vom STRIKER
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11.06.2009, 14:34 Uhr von Clarinetta2
Bewertung: sehr hilfreichsehr gut vorgestellt.
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