Bowling for Columbine (VHS) Testbericht

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ab 19,76
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Erfahrungsbericht von T_Goose

Ist das Kegeln schuld ?

Pro:

Schonungslose Offenheit, viele Informationen, gute Recherche

Kontra:

absolut nichts

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Leser. Mit dem Film „Bowling for Columbine“ hat sich der Macher „Michael Moore“ in den USA einige Feinde gemacht. Doch dabei weißt er in seinem Dokumentarfilm bloß auf einige wichtige Dinge hin, die nun mal im amerikanischen Alltag stattfinden. Er ist auf der Suche nach Antworteten, warum es in seinem Land so viele Waffen und die daraus resultierenden Ereignisse gibt. Auch wenn er nicht immer auf sonderlich viel Bereitschaft stößt, lässt er nicht locker, und setzt seine Recherche fort. Über diesen Dokumentarfilm möchte ich euch nun berichten.

Der Film :
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Eine richtige Geschichte gibt es in dem Film eigentlich nicht. Vielmehr sind es zahlreiche Informationen, die aufzeigen, warum die Amerikaner so viele Waffen haben, wie sie mit ihnen umgehen und warum vieles nun mal so ist, wie es ist. Daher gibt es keine Geschichte, die sich anhand von Ereignissen aufbaut, vielmehr sind es kleine „Tatsachenberichte“, in denen Moore auf zahlreiche Missstände hinweißt.

Zu Beginn des Films merkt man sofort, dass Moore die Zuschauer zum Nachdenken anregen möchte. Er möchte bei einer Bank ein Konto eröffnen. An für sich nichts verkehrtes, denn wieso sollte man sein Geld nicht anlegen? Doch das besondere bei der Kontoeröffnung ist, dass jeder danach ein Gewehr bekommt! Nach dem Ausfüllen des Formulars, bei dem sich Moore nicht gerade gut anstellt und Hilfe braucht. Anschließend bekommt er eine der 500 Waffen, die ständig auf Lager sind! Bedenken, dass die Waffen vielleicht in falsche Hände kommen könnten hat in der Bank niemand. Mit Stolz erhobener Waffe verlässt Moore die Bank.

Mit dieser Aktion möchte Moore darauf aufmerksam machen, dass es in den USA sehr einfach ist, an eine funktionsfähige Waffe zu kommen. Es ist schon wirklich erschreckend mit anzusehen, dass Moore die Waffe bekommt, obwohl er den Fragebogen nicht einmal richtig ausfüllen kann und bei den Feld „Psychische Probleme“ erst einmal nachfragt, ob er sein Problem eintragen soll oder nicht. Mit seiner neuen Waffe könnte er jetzt durch die Straßen ziehen und sein Unwesen treiben.

Doch das eigentliche Thema in diesem Film ist, dass die NRA, die National Riffle Association ( zu deutsch der nationale Waffen Verband ), eine zu große Macht besitzt und diese auch schamlos ausnutzt.

Bei dem Schulmassaker im Jahr 1999 an der Columbine Highschool in Littleton, starben 13 Menschen und es gab zahlreiche Verletzte. Moore arbeitet den Fall noch einmal auf und bringt sehr interessante Dinge zum Vorschein. Alle waren betrübt in dieser Zeit. Doch die eigentlichen Schuldigen, die NRA, die den einfachen und problemlosen Zugang zu ihren Waffen ermöglicht, sah die Schuld nicht bei sich. Sie hatte auch nicht den geringsten Skrupel, am Tag nach dem schrecklichen Massaker eine Versammlung in dem kleinen Ort in Colorado abzuhalten. Ihr großer Vertreter, Charlton Heston, interessierten die Vorfälle ganz und gar nicht und er ignorierte sie einfach.
Diese für mich wirklich unbegreifliche Situation wird von Moore zusätzlich dadurch verschärft, da er teilweise Originalmitschnitte von Notrufen oder Fernsehkamera zeigt. Dadurch wird man wieder an die Bilder erinnert und wird noch einmal in diese Situation hineinversetzt.

Dies ist der zentrale Punkt in diesem Film. Es wird nach Antworten und den Schuldigen an dieser Tat gesucht. Schonungslos wird hier recherchiert, was bei Moores Gegenüber nicht immer auf Gegenliebe stößt.

Schnell findet Moore dabei heraus, dass die Medien eine tragende Rolle spielen. Sie sind es eigentlich, die Amerika zu dem gemacht haben, was es jetzt ist.
Ganz Amerika wird als furchtbar brutal und gewalttätig dargestellt. Reporter ziehen es eher vor von einer Messerstecherei oder Schießerei zu berichten, da sie so mehr Zuschauer an die Fernsehgeräte fesseln können. Da die Gefahr praktisch an jeder Ecke lauern kann, braucht man eine Waffe, um sich im Ernstfall zu verteidigen. Eine bessere Werbung könnte sich die NRA gar nicht vorstellen, denn so werden ihre Kasse prall gefüllt und sie bekommen durch diese „angebliche“ Gefahr weiter breite Unterstützung! So ist es nicht verwunderlich, dass die Amerikaner den größten Waffenbesitz der Welt haben!
Selbst wenn es einmal eine Flaute geben sollte, so wird von den Medien eine künstliche Angst verbreitet. So waren es die „angeblichen“ Killerbienen, die eine neue Gefahr für das amerikanische Volk sind. Jeder versuchte sich vor der drohenden Gefahr zu schützen, doch die Bienen trafen nie ein! Ein Wunder? Ganz sicher nicht. Denn auch vor dem Y2K, dem Jahr 2000 Problem, wurde viel gewarnt. Es sei die Pflicht eines jeden, sich davor zu schützen und jegliche Vorsichtsmaßnahmen mussten getroffen werden. So hamsterten die Bürger Lebensmittel, Batterien, aber auch Waffen, damit sie sich bei Unruhen verteidigen könnten. Diese derart übertriebene Vorsicht, die meines Wissens in Deutschland bei weiten nicht so schlimm war, hätte wirklich nicht sein müssen. Den wie wir alle wissen, passierte gar nichts und wir alle kamen gut in das neue Jahr!

Also muss es eine andere Schuld geben. Wir sind immer noch dem Schulmassaker und der Frage, wieso kamen die jugendlichen Attentäter an Waffen und was hat sie zu ihrer Tat gebracht?

Die NRA hat da eine ganz andere Lösung! Vielleicht liegt es am Bowling! Das klingt komisch, aber für sie scheint es eine Erklärung zu sein. Immerhin waren die beiden Attentäter vor ihrem Amoklauf um 6 Uhr bowlen. Hat sie der Klang von rollenden Kugeln und fallenden Holz aggressiv gemacht? Mit großer Wahrscheinlichkeit hat das Bowlen nicht dazu geführt, dass diese schlimme Tat vollbracht wurde. Aber es gab Moore die Idee zu dem Titel seines Films.

Doch die wahren Schuldigen sind auch für die NRA die Medien. Doch sie sehen die Schuld nicht bei den Nachrichtensendungen, sondern eher bei Gewaltfilmen und Musikübertragungen von Marylin Manson, der für sie schnell zum Feindbild Nummer 1 auserkoren wird. Auch brutale Videospiele tun ihren Teil dazu bei, dass Jugendliche ganz legal in ihrem eigene Zimmer am PC ihr Attentat üben und sehr genau planen können.

Moore geht diesen Dingen nach, da er sie nicht so recht glauben kann und findet schnell heraus, dass es in anderen Ländern die selbe Musik und Videospiele gibt. Auch gibt es Länder, die einen fast genauso hohen Waffenbesitz haben, aber die Zahl der getöteten durch Schusswaffen ist deutlich geringer.
Das schlimmste Beispiel ist da für mich Kanada. Hier gibt es pro Kopf gesehen fast genauso viele Waffen wie im Nachbarland USA. Da liegt es doch nah anzunehmen, dass die Verhältnisse ähnlich sind. Doch es gibt ein wie ich finde, sehr interessantes Ergebnis. Im Jahr 2001 im Kanada 2 Todesfälle durch eine Schusswaffe, während es in den USA im gleichen Zeitraum deutlich über 11.000 Todesfälle dieser Art gab! Da komme ich echt ins grübeln.

Sehr erschreckend finde ich, als sich Moore am Ende mit Charlton Heston trifft. Er stellt ihn zur Rede und möchte von ihm persönlich wissen, wie er zu der NRA und Waffen steht. Heston verteidigt dabei seine positive Meinung zu Waffen. Er bedauert zwar, was in Littleton passierte, doch die Schuld sieht er nicht bei den Waffen. Als er immer und immer wieder von Moore mit diesem Thema konfrontiert wird, verlässt er den Raum und für ihn ist das Interview gelaufen.
Das finde ich eine sehr schwache Leistung von Heston, die doch zeigt, dass die NRA eine hohe Mitschuld an dem Attentat in Littleton hat.

Meinung :
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Ich habe den Film recht ausführlich beschrieben und auch schon hin und wieder zu gewissen Szenen meine Meinung abgegeben. Doch diese bezog sich eben nur auf die einzelnen Szenen und ich möchte aber auch noch einmal auf den gesamten Film eingehen.

Zuerst muss ich erst einmal sagen, dass ich den Hut vor Michael Moore ziehe. Ich finde es sehr beachtlich, dass er den Mut hat, einen solchen Dokumentarfilm zu drehen. Er greift damit wirklich schonungslos die Waffenindustrie an und macht somit auf einen sehr großen Missstand in den USA aufmerksam.

Der Film an sich besitzt keine richtige Handlung. Es sind vielmehr kleine Filmchen, sogar schon Episoden, in die „Bowling for Columbine“ unterteilt ist. Doch alle handeln im Prinzip vom Thema Waffen, was sich durch den gesamten Film zieht. Es kommt dabei sehr deutlich heraus, dass die Waffenindustrie durch gezielte Panikmache über die Medien, die Angst im Land schürt, und sich somit in eine sehr wichtige Position bringt. Denn nur durch sie, könnte man sich überhaupt noch sicher fühlen! Doch für mich bliebt da eine Frage bestehen, würde es nicht besser funktionieren, wenn es die NRA überhaupt nicht gäbe?!? Denn ohne Waffen, oder zumindest weniger Waffen, gibt es auch sicherlich weniger Gewalt!

Dieses Problem kann zwar Moore in seinem Film nicht lösen, dann wäre er sicherlich ein großer Held. Aber er weckt den interessierten Zuschauer auf und allein damit hat er sich schon meinen Respekt verdient.

Die schauspielerische Leistung in diesem Film kann nicht so richtig bewertet werden, da es keine richtige Schauspieler gab. Aber Moore’s Gesprächspartner gaben eine sehr gute Figur ab, auch wenn Charlton Heston vor Angst den Schwanz einkniff und wortlos verschwand. Deshalb bewerte ich ihre Leistung, und die hat mir sehr gut gefallen.

Aber mit einem riesengroßen Plus kann ich den Informationsgehalt im Film loben. Da steckt wirklich eine Menge an Informationen drin, die ich nicht wusste oder nach dem Attentat bereits wieder vergessen hatte.
Dabei ist besonders hervorzuheben, dass die Anzahl der Waffen in USA und Kanada etwa gleich sind, aber es in Kanada bloß 2 Todesfälle in den USA allerdings weit über 11.000 Todesfälle gab. Eine sehr erschreckende Zahl!
Auch das Interview des damaligen Präsidenten Bill Clinton sollte noch kurz erwähnt werden. Er verurteilte das Attentat in Littleton aufs schärfste, befahl aber sogleich den heftigsten und stärksten Bombenangriff im Kosovo! Da sollte er sich lieber mal selbst an die Nase packen.

Der Film ist nur teilweise in deutsche übersetzt worden. Das wurde deswegen gemacht, damit die Authentizität nicht verloren geht. Bloß ein paar Stellen, in denen Moore etwas zu Bildern erzählt, sind übersetzt worden. Das finde ich wirklich sehr gut, da wie gesagt die Authentizität dadurch absolut nicht verloren geht!
Aber auch diejenigen, die der englischen Sprache nicht so mächtig sind, brauchen sich vor dem Film nicht zu scheuen. Zum ersten, sind die Dialoge nicht sonderlich schwer und sehr gut zu verstehen, zum anderen sind deutsche Untertitel im Film vorhanden.

Daten :
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Titel : Bowling for Columbine
Land : USA/Kanada 2002
Länge : 122 Minuten
Regie / Drehbuch : Michael Moore

Fazit :
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Mein Fazit fällt diesmal relativ kurz aus. Ich war von dem Film begeistert und gleichzeitig geschockt. Dieser Dokumentarfilm ist sehr gut gemacht und gibt dem Zuschauer erschreckende, aber sehr wichtige Informationen. Jeder der den Film gesehen hat, wird wachgerüttelt! Sehr gut hat mir auch noch gefallen, dass der Film im Original-Ton ausgestrahlt wurde.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als dem Film „Bowling for Columbine“ die Note 1 zu geben. Wer ihn noch nicht gesehen haben sollte, schaut ihn euch an! Der Film dürfte zwar nur noch in den Programmkinos laufen, aber es lohnt sich auf alle Fälle, sich dieses wahre Meisterwerk anzusehen.

Ich danke euch allen fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren.

Ciao T_Goose

30 Bewertungen