Bowling for Columbine (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von der_dominator
Bowlen für den Frieden...?
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Es war der „Aufreger“ der Oskarnacht. Nicht nur, das mit „Bowling for Columbine“ ein Film, wenn auch „nur“ als beste Dokumentation ausgezeichnet, einen Oscar erhält, der, der amerikanischen „Waffengesellschaft“ schonungslos einen Spiegel vors Gesicht hält. Zudem tritt auch noch ein gewisser Herr Moore, seines Zeichens wohl größter Bushkritiker Amerikas, auf die Bühne, nimmt die goldenen Statue an sich und wettert, im selben Augenblick gegen den amerikanischen Präsidenten. „Schäm Dich Bush, Schäm dich Bush“ - na alle Achtung!
# Das übliche Vorgeplänkel
---------------------------------------
[Wer ist eigentlich dieser Moore? ]
Michael Moore ist wohl das, was sich der gewöhnliche Europäer, mit Vorurteilen behaftet, unter einem Amerikaner vorstellt. Er scheint recht ungepflegt und übergewichtig und könnte so als „typischer Amerikaner“ durchgehen. Schaut man „hinter diesen Berg an Klischees“ der sich einem nach dem ersten Blick offenbart, so sieht man einen freundlichen, liebenswerten Menschen, der im wesentlichen nichts anderes will, als den Leuten zu sagen, das das was lüft, verkehrt läuft. Dabei ist er nicht etwa anti-amerikanisch oder „links“ eingestellt. Vielmehr möchte er anhand von Recherchen auf vorhandene Missstände hinweisen. Nicht mehr und nicht weniger.
Bekannt wurde er, zumindest in den Vereinigten Staaten, durch sein „Erstlingswerk“ „Roger & Me“ das ende der Neunziger für Aufsehen sorgte, indem es General Motors vorwarf, durch die Schließung eines Werkes in „Flint“ (Michigan) für die schlechte Lage der Stadt verantwortlich zu sein, da das General Motors Werk den „Kern der Stadt“ bildete. Es folgte ein Buch namens „Downsize“ und im letzten Jahr „Stupid White Man“ - das im, die Regierung um Bush „und all die anderen Verbrecher“ kritisierend, zum endgültigen Durchbruch verhalf.
[Inhalt ]
Da geht’s schon los. Bei einem Film, der sich nicht wie eben dieser, Dokumentation, nennt, gibt es klassische Geschichten, die, natürlich variiert, immer wieder Verwendung finden. „Ritter A, bekämpft Drachen B um Prinzessin C von König D zu bekommen“ oder „Gangster überfällt Bank und versucht zu flüchten“ sind zwei der vielen Themen, auf die man, wenn man als Regisseur in der glücklichen Lage ist einen Film drehen zu dürfen, zurückgreifen kann.
Bei einer Dokumentation ist das nun anders, denn diese dokumentiert ein Geschehen, auf mehr oder weniger Witzige art und weise und kann deshalb entweder informativ, oder amüsant oder in unserem Falle sogar beides sein. Für eine solche „Veranschaulichung“ eines Themas ist es wichtig das „Geschehene“ möglichst genau zu erläutern und durch eine Unmenge an Interviews herauszufinden, warum es kam wie es kommen musste.
Seinen „Daseinsgrund“ erhält „Bowling for Columbine“ durch den Amoklauf zweier Schüler an der Columbine Highschool in Littleton (1999), bei dem 13 Menschen starben und unzählige verletzt wurden, auf dem Michael Moore seine „Kritik“ am, waffenbegeisterten, Volk stützt. Darauf aufbauend berichtet Moore, meist unkommentiert, dafür aber anhand einer Vielzahl an Fakten, über Waffennarren und den amerikanischen Sicherheitswahn, redet sowohl mit Opfern als auch mit Tätern und kommt zum Schluss das, das Volk der Amerikaner, im wesentlichen nichts anderes ist, als ein Volk voller paranoider Ängste.
[Film im Film ]
Dass der Film, der in Cannes 2002 zudem einen Spezialpreis erhielt, nicht „neu“ in unseren Kinos ist, sondern bereits seit dem 21. November des letzten Jahres durch die Lichtspielhäuser wandert, wissen wohl die wenigsten, denn leider schaffte er es nicht in all die großen Kinos Deutschlands und wurde wohl eher in „kleineren Programmkinos“ angepriesen. Schade, denn auch ich kam so lange Zeit nicht in den Genuss der wirklich unterhaltsamen, wenn auch schockierenden Dokumentation. Wer sich aber, zumindest einen kurzen Blick auf den Film werfen möchte, dem empfehle ich einen (B)klick auf: www.bowlingforcolumbine.com, wo, man sich, unter Filmclips, „die kurze Geschichte Amerikas“ in Form eines wirklich unterhaltsamen Zeichentrickfilms ansehen kann.
# Meine Meinung zum Film…
---------------------------------------
Auch hier ist es schwer das ganze „einzuordnen“. Über Schauspieler, und Kamerafahrten, kann man hier genauso wenig sagen wie über einen vorhandenen Spannungsbogen. Wenn ich also überlege, welche Kriterien für eine Dokumentation „zu Rate“ gezogen werden sollten, so denke ich treffen es „Informationsgehalt“, „Anschaulichkeit“ und „Unterhaltungswert“ am besten - und in allen drei Punkten glänzt Moores „Film“.
Im wesendlichen ist es die Frage nach dem „wer“, die sich wie ein roter Pfaden durch den gesamten Film zieht. Wer ist Schuld am „Massaker in Littleton“? Diese Frage kann natürlich auch Moore nicht eindeutig beantworten, dennoch gibt er durch eine Menge an Interviews und „Livemitschnitten“ Anregungen mit deren Hilfe, sich der Zuschauer eine eigene Meinung bilden muss, oder er es aber auch einfach sein lässt. Warum sagt niemand das „bowlen“ Schuld daran ist, das es soviel Gewalt gibt? Sicherlich, auf den ersten „Blick“, genauer nach dem ersten hören dieses Satzes wird man vielleicht mit der Stirn runzeln und sich fragen was diese Aussage soll, doch immerhin waren die beiden Amokläufer vor ihrer Tat bowlen.
Doch das ganze wäre zu einfach und passt, verständlicher Weise, nicht ins Bild und so sind sich die selbsternannten Experten bereits kurz nach dem „Ereignis“ sicher das die Medien Schuld sind. Sei es in Form von Videospielen, Gewaltfilmen oder aber „Marylin Manson“, den sich die Presse schnell zum Feindbild Nummer eins heraussucht. Es folgt ein Interessantes Interview, in dem man erfährt, dass am Tage des „Anschlags“ die heftigsten Bombardements im Kosovo seit langem geflogen wurden. Wen also sollte man eher als schlechtes Vorbild sehen: Manson oder den Präsidenten der Vereinten Nationen?
Aber auch sonst erfährt man eine Menge, sei es durch die zahlreichen Interviews, mit Anwohnern oder den Mitgliedern einer Bürgerwehr, die sich sicher ist, das Richtige zu tun, wenn sie „Selbstjustiz“ verübt. Förmlich erschlagen wird man mit Zahlenmaterial, das dennoch, passend präsentiert und das unterstützt, was Moore in eben diesem Moment behauptet.
Ganz nebenbei erhält man, hier und da, auch noch einen Abriss der amerikanischen Geschichte. Zum einen in der sehr unterhaltsamen „kurzen Geschichte Amerikas“ die in Form eines Zeichentrickfilms erläutert wird und aufzeigt warum jeder Ami daheim eine „Knarre“ hat, zum anderen durch immer wieder zum Vergleich, bzw. zum besseren Verständnis herangeholte Fakten aus eben dieser amerikanischen Historie.
Vielleicht ist es ja eben diese Geschichte Amerikas (die mit Asuwanderung und Unterdrückung begann), die Schuld daran ist, das die Amerikaner so ängstlich sind, denn Videogames, Filme und Marylin Manson gibt es ebenso in Frankreich, Japan oder Deutschland - dennoch sind die Zahlen der Menschen, die durch eine Waffe sterben dort weitaus geringer. Eher aber sind es, so die nächste These Moores, die Medien, ständig und überall, die immer auf der Suche nach noch schrecklicheren Nachrichten den Amerikanern Angst machen; sei es vor Haien, Killerbienen oder dem „Jahr 2000 Problem“. Auch diese belegt der Regisseur wieder durch eine Vielzahl an Beispiele, bleibt dabei verständlich und zieht nachvollziehbare Schlüsse.
[also dann…]
Es ist die „Verständlichkeit“ die „Bowling for Columbine“ auszeichnet. Dinge die jeder sieht und anprangert, zeigt Moore und fügt sie zu einem Großen und Ganzen zusammen. Dabei ist das ganze gut recherchiert und nur wenige, kühne „Patrioten“ werden sicher auf die Idee kommen, das, was Moore dem Kinogänger suggeriert anzuzweifeln - die Amerikaner sind ein ängstliches Volk, das sich zu schützen versucht und dabei das ganze „nicht unter Kontrolle halten kann“. Das, das ganze für den Zuschauer nicht langweilig oder trocken wirkt ist die „Schuld“ der ständig wechselnden „Interviewten“, die zudem zu der ein oder anderen, unfreiwillig komischen Aussage kommen. Wichtig dabei, das Moore, durchaus in der Lage provokante Fragen zu stellen, immer locker bleibt und für den ein oder anderen „guten Spruch“ immer zu haben ist.
Ebenfalls gelungen ist, und das habe ich bereits erwähnt, die Umsetzung der Informationen die der Zuschauer hier erhält. In ihrer Anzahl scheinbar „unlimitiert“ werden Jahres- und andere Zahlen für den Zuschauer gut portioniert und nie „allein“, also immer in direkter Verbindung zu einem bestimmten Fakt, bzw. als Vergleich zu anderen Nationen, dargestellt. So kann auch der nicht ganz so gut „informierte“, in den Kinosessel gepresste Kinogänger, auf der Suche nach ein wenig Unterhaltung, das ganze Einordnen und eigene Schlüsse ziehen.
Was meine „drei“ Kriterien angeht, punktet Moores Film auf ganzer Linie und auch darüber hinaus weiß er zu gefallen. So wurde auf eine „Eindeutschung“ verzichtet und das ganze kommt im englischsprachigen Original in unsere Kinos, wohl gemerkt aber mit deutschen Untertiteln, was den ein oder anderen sicherlich erleichtert aufatmen lässt, dabei aber den Dokumentationscharakter wahrt, auch wenn Moore, hier und da vom eigentlichen Thema abkommt um sich Dingen wie „Killerbienen“ zu widmen.
[was ich noch sagen wollte, ist dass… ]
… natürlich nicht jeder Amerikaner ein potentieller Mörder ist, auch wenn das vielleicht nach dem schauen des Films der Eindruck sein könnte. Aber ich denke, das will Moore (und im Grunde tut er es auch gar nicht) uns mit „Bowling for Columbine“ nicht sagen. Es sind verschiedene Dinge die dafür sorgen, dass etwas ist wie es ist. So kommt, neben der inflationären Panikmache durch die Medien, ein recht bedenkliches Sozialsystem genauso zum tragen wie die Tatsache, dass Waffen in Amerika einfach zu erhalten sind. Eröffne ich in einer Bank in Michigan etwa ein Konto, so bekomme ich als „Begrüßungsgeschenk“ eine Flinte, denn die Bank ist nebenbei noch Waffengeschäft. [jetzt ist es an der Zeit den Kopf zu schütteln]
# Fazit
---------------------------------------
Alles andere als Langweilig, gut recherchiert, zudem informativ und unterhaltsam - all das ist „Bowling for Columbine“. Schockierend und traurig - das ist Bowling for Columbine zudem! Ich möchte dennoch (oder gerade deswegen) eine ganz klare Empfehlung aussprechen, die sich nicht unbedingt an „Kritiker des amerikanischen Systems“ richtet, aber auch. Eine rundum gelungene Dokumentation, die es schaffen sollte, selbst gegen den größten Widerstand, zum Nachdenken anzuregen. Gerade in Zeiten von Krieg und Leid…
[haben und nicht haben ]
Auf der „Habenseite“ verbucht Moore eine authentische Dokumentation, die gut recherchiert unterhaltsam und vor allem informativ ist, ohne dabei auch nur ein einziges Mal Langweilig zu werden. Was der „Bowlingfilm“ nicht hat, sind Verfolgungsjagden zwischen Polizei und Gangstern, handfeste Action und eine epische Handlung. Aber das wäre in einer Dokumentation wohl auch nicht angebracht…
[unterm Strich bleibt ]
Bowling for Columbine [Original: Bowling for Columbine]
USA / Kanada 2002, 122 Minuten
Regie: Michael Moore
Darsteller: Michael Moore (als Michael Moore), George W. Bush (selbstverständlich als George W. Bush), Dick Clark (ebenfalls als er selbst), Charlton Heston (…), Marilyn Manson (auch er mimt „sich“) u.v.a.
“Right of people to keep and bear arms shall not be infringed”
© der_dominator / Ende März 2003 - sehr empfehlenswert!
# Das übliche Vorgeplänkel
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[Wer ist eigentlich dieser Moore? ]
Michael Moore ist wohl das, was sich der gewöhnliche Europäer, mit Vorurteilen behaftet, unter einem Amerikaner vorstellt. Er scheint recht ungepflegt und übergewichtig und könnte so als „typischer Amerikaner“ durchgehen. Schaut man „hinter diesen Berg an Klischees“ der sich einem nach dem ersten Blick offenbart, so sieht man einen freundlichen, liebenswerten Menschen, der im wesentlichen nichts anderes will, als den Leuten zu sagen, das das was lüft, verkehrt läuft. Dabei ist er nicht etwa anti-amerikanisch oder „links“ eingestellt. Vielmehr möchte er anhand von Recherchen auf vorhandene Missstände hinweisen. Nicht mehr und nicht weniger.
Bekannt wurde er, zumindest in den Vereinigten Staaten, durch sein „Erstlingswerk“ „Roger & Me“ das ende der Neunziger für Aufsehen sorgte, indem es General Motors vorwarf, durch die Schließung eines Werkes in „Flint“ (Michigan) für die schlechte Lage der Stadt verantwortlich zu sein, da das General Motors Werk den „Kern der Stadt“ bildete. Es folgte ein Buch namens „Downsize“ und im letzten Jahr „Stupid White Man“ - das im, die Regierung um Bush „und all die anderen Verbrecher“ kritisierend, zum endgültigen Durchbruch verhalf.
[Inhalt ]
Da geht’s schon los. Bei einem Film, der sich nicht wie eben dieser, Dokumentation, nennt, gibt es klassische Geschichten, die, natürlich variiert, immer wieder Verwendung finden. „Ritter A, bekämpft Drachen B um Prinzessin C von König D zu bekommen“ oder „Gangster überfällt Bank und versucht zu flüchten“ sind zwei der vielen Themen, auf die man, wenn man als Regisseur in der glücklichen Lage ist einen Film drehen zu dürfen, zurückgreifen kann.
Bei einer Dokumentation ist das nun anders, denn diese dokumentiert ein Geschehen, auf mehr oder weniger Witzige art und weise und kann deshalb entweder informativ, oder amüsant oder in unserem Falle sogar beides sein. Für eine solche „Veranschaulichung“ eines Themas ist es wichtig das „Geschehene“ möglichst genau zu erläutern und durch eine Unmenge an Interviews herauszufinden, warum es kam wie es kommen musste.
Seinen „Daseinsgrund“ erhält „Bowling for Columbine“ durch den Amoklauf zweier Schüler an der Columbine Highschool in Littleton (1999), bei dem 13 Menschen starben und unzählige verletzt wurden, auf dem Michael Moore seine „Kritik“ am, waffenbegeisterten, Volk stützt. Darauf aufbauend berichtet Moore, meist unkommentiert, dafür aber anhand einer Vielzahl an Fakten, über Waffennarren und den amerikanischen Sicherheitswahn, redet sowohl mit Opfern als auch mit Tätern und kommt zum Schluss das, das Volk der Amerikaner, im wesentlichen nichts anderes ist, als ein Volk voller paranoider Ängste.
[Film im Film ]
Dass der Film, der in Cannes 2002 zudem einen Spezialpreis erhielt, nicht „neu“ in unseren Kinos ist, sondern bereits seit dem 21. November des letzten Jahres durch die Lichtspielhäuser wandert, wissen wohl die wenigsten, denn leider schaffte er es nicht in all die großen Kinos Deutschlands und wurde wohl eher in „kleineren Programmkinos“ angepriesen. Schade, denn auch ich kam so lange Zeit nicht in den Genuss der wirklich unterhaltsamen, wenn auch schockierenden Dokumentation. Wer sich aber, zumindest einen kurzen Blick auf den Film werfen möchte, dem empfehle ich einen (B)klick auf: www.bowlingforcolumbine.com, wo, man sich, unter Filmclips, „die kurze Geschichte Amerikas“ in Form eines wirklich unterhaltsamen Zeichentrickfilms ansehen kann.
# Meine Meinung zum Film…
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Auch hier ist es schwer das ganze „einzuordnen“. Über Schauspieler, und Kamerafahrten, kann man hier genauso wenig sagen wie über einen vorhandenen Spannungsbogen. Wenn ich also überlege, welche Kriterien für eine Dokumentation „zu Rate“ gezogen werden sollten, so denke ich treffen es „Informationsgehalt“, „Anschaulichkeit“ und „Unterhaltungswert“ am besten - und in allen drei Punkten glänzt Moores „Film“.
Im wesendlichen ist es die Frage nach dem „wer“, die sich wie ein roter Pfaden durch den gesamten Film zieht. Wer ist Schuld am „Massaker in Littleton“? Diese Frage kann natürlich auch Moore nicht eindeutig beantworten, dennoch gibt er durch eine Menge an Interviews und „Livemitschnitten“ Anregungen mit deren Hilfe, sich der Zuschauer eine eigene Meinung bilden muss, oder er es aber auch einfach sein lässt. Warum sagt niemand das „bowlen“ Schuld daran ist, das es soviel Gewalt gibt? Sicherlich, auf den ersten „Blick“, genauer nach dem ersten hören dieses Satzes wird man vielleicht mit der Stirn runzeln und sich fragen was diese Aussage soll, doch immerhin waren die beiden Amokläufer vor ihrer Tat bowlen.
Doch das ganze wäre zu einfach und passt, verständlicher Weise, nicht ins Bild und so sind sich die selbsternannten Experten bereits kurz nach dem „Ereignis“ sicher das die Medien Schuld sind. Sei es in Form von Videospielen, Gewaltfilmen oder aber „Marylin Manson“, den sich die Presse schnell zum Feindbild Nummer eins heraussucht. Es folgt ein Interessantes Interview, in dem man erfährt, dass am Tage des „Anschlags“ die heftigsten Bombardements im Kosovo seit langem geflogen wurden. Wen also sollte man eher als schlechtes Vorbild sehen: Manson oder den Präsidenten der Vereinten Nationen?
Aber auch sonst erfährt man eine Menge, sei es durch die zahlreichen Interviews, mit Anwohnern oder den Mitgliedern einer Bürgerwehr, die sich sicher ist, das Richtige zu tun, wenn sie „Selbstjustiz“ verübt. Förmlich erschlagen wird man mit Zahlenmaterial, das dennoch, passend präsentiert und das unterstützt, was Moore in eben diesem Moment behauptet.
Ganz nebenbei erhält man, hier und da, auch noch einen Abriss der amerikanischen Geschichte. Zum einen in der sehr unterhaltsamen „kurzen Geschichte Amerikas“ die in Form eines Zeichentrickfilms erläutert wird und aufzeigt warum jeder Ami daheim eine „Knarre“ hat, zum anderen durch immer wieder zum Vergleich, bzw. zum besseren Verständnis herangeholte Fakten aus eben dieser amerikanischen Historie.
Vielleicht ist es ja eben diese Geschichte Amerikas (die mit Asuwanderung und Unterdrückung begann), die Schuld daran ist, das die Amerikaner so ängstlich sind, denn Videogames, Filme und Marylin Manson gibt es ebenso in Frankreich, Japan oder Deutschland - dennoch sind die Zahlen der Menschen, die durch eine Waffe sterben dort weitaus geringer. Eher aber sind es, so die nächste These Moores, die Medien, ständig und überall, die immer auf der Suche nach noch schrecklicheren Nachrichten den Amerikanern Angst machen; sei es vor Haien, Killerbienen oder dem „Jahr 2000 Problem“. Auch diese belegt der Regisseur wieder durch eine Vielzahl an Beispiele, bleibt dabei verständlich und zieht nachvollziehbare Schlüsse.
[also dann…]
Es ist die „Verständlichkeit“ die „Bowling for Columbine“ auszeichnet. Dinge die jeder sieht und anprangert, zeigt Moore und fügt sie zu einem Großen und Ganzen zusammen. Dabei ist das ganze gut recherchiert und nur wenige, kühne „Patrioten“ werden sicher auf die Idee kommen, das, was Moore dem Kinogänger suggeriert anzuzweifeln - die Amerikaner sind ein ängstliches Volk, das sich zu schützen versucht und dabei das ganze „nicht unter Kontrolle halten kann“. Das, das ganze für den Zuschauer nicht langweilig oder trocken wirkt ist die „Schuld“ der ständig wechselnden „Interviewten“, die zudem zu der ein oder anderen, unfreiwillig komischen Aussage kommen. Wichtig dabei, das Moore, durchaus in der Lage provokante Fragen zu stellen, immer locker bleibt und für den ein oder anderen „guten Spruch“ immer zu haben ist.
Ebenfalls gelungen ist, und das habe ich bereits erwähnt, die Umsetzung der Informationen die der Zuschauer hier erhält. In ihrer Anzahl scheinbar „unlimitiert“ werden Jahres- und andere Zahlen für den Zuschauer gut portioniert und nie „allein“, also immer in direkter Verbindung zu einem bestimmten Fakt, bzw. als Vergleich zu anderen Nationen, dargestellt. So kann auch der nicht ganz so gut „informierte“, in den Kinosessel gepresste Kinogänger, auf der Suche nach ein wenig Unterhaltung, das ganze Einordnen und eigene Schlüsse ziehen.
Was meine „drei“ Kriterien angeht, punktet Moores Film auf ganzer Linie und auch darüber hinaus weiß er zu gefallen. So wurde auf eine „Eindeutschung“ verzichtet und das ganze kommt im englischsprachigen Original in unsere Kinos, wohl gemerkt aber mit deutschen Untertiteln, was den ein oder anderen sicherlich erleichtert aufatmen lässt, dabei aber den Dokumentationscharakter wahrt, auch wenn Moore, hier und da vom eigentlichen Thema abkommt um sich Dingen wie „Killerbienen“ zu widmen.
[was ich noch sagen wollte, ist dass… ]
… natürlich nicht jeder Amerikaner ein potentieller Mörder ist, auch wenn das vielleicht nach dem schauen des Films der Eindruck sein könnte. Aber ich denke, das will Moore (und im Grunde tut er es auch gar nicht) uns mit „Bowling for Columbine“ nicht sagen. Es sind verschiedene Dinge die dafür sorgen, dass etwas ist wie es ist. So kommt, neben der inflationären Panikmache durch die Medien, ein recht bedenkliches Sozialsystem genauso zum tragen wie die Tatsache, dass Waffen in Amerika einfach zu erhalten sind. Eröffne ich in einer Bank in Michigan etwa ein Konto, so bekomme ich als „Begrüßungsgeschenk“ eine Flinte, denn die Bank ist nebenbei noch Waffengeschäft. [jetzt ist es an der Zeit den Kopf zu schütteln]
# Fazit
---------------------------------------
Alles andere als Langweilig, gut recherchiert, zudem informativ und unterhaltsam - all das ist „Bowling for Columbine“. Schockierend und traurig - das ist Bowling for Columbine zudem! Ich möchte dennoch (oder gerade deswegen) eine ganz klare Empfehlung aussprechen, die sich nicht unbedingt an „Kritiker des amerikanischen Systems“ richtet, aber auch. Eine rundum gelungene Dokumentation, die es schaffen sollte, selbst gegen den größten Widerstand, zum Nachdenken anzuregen. Gerade in Zeiten von Krieg und Leid…
[haben und nicht haben ]
Auf der „Habenseite“ verbucht Moore eine authentische Dokumentation, die gut recherchiert unterhaltsam und vor allem informativ ist, ohne dabei auch nur ein einziges Mal Langweilig zu werden. Was der „Bowlingfilm“ nicht hat, sind Verfolgungsjagden zwischen Polizei und Gangstern, handfeste Action und eine epische Handlung. Aber das wäre in einer Dokumentation wohl auch nicht angebracht…
[unterm Strich bleibt ]
Bowling for Columbine [Original: Bowling for Columbine]
USA / Kanada 2002, 122 Minuten
Regie: Michael Moore
Darsteller: Michael Moore (als Michael Moore), George W. Bush (selbstverständlich als George W. Bush), Dick Clark (ebenfalls als er selbst), Charlton Heston (…), Marilyn Manson (auch er mimt „sich“) u.v.a.
“Right of people to keep and bear arms shall not be infringed”
© der_dominator / Ende März 2003 - sehr empfehlenswert!
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