Bowling for Columbine (VHS) Testbericht

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Erfahrungsbericht von mima007

Unbequeme Fragen, gewagte Antworten

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Woher kommt es eigentlich, dass die Amerikaner so vernarrt in Waffen sind? Hat es etwas damit zu tun, dass jeder Ami ein Recht darauf hat, eine Handfeuerwaffe zu besitzen? Und ist das der Grund dafür, dass an der Columbine High School in Littleton zwei Schüler ein Massaker anrichten konnten?

Filminfos

O-Titel: Bowling for Columbine, 2002; Kinostart Deutschland : 21. November 2002
FSK: ab 12
Regisseur: Michael Moore
Darsteller/Sprecher: Michael Moore, Charlton Heston u.a.
Spielzeit: 120 min

Inhalte

Michael Moore ist der Regisseur und Hauptdarsteller dieses Dokumentarfilms. Er ist auch der Autor des Bestsellers \"Stupid white men\". Er stellte sich die oben genannten Fragen und begab sich in seinem Heimatland auf die Suche nach den Antworten. Er fragte eine Heimwehr, er fragte die Mutter eines kleinen Jungen, der zum Mörder geworden war. Er fragte Waffengegner und Waffenbefürworter wie etwa die National Rifle Association, die NRA. Moore ist selbst NRA-Mitglied und interviewte deren Vorsitzenden,
den Schauspieler Charlton Heston.

Als Moore die Antworten - oder zumindest Theorien - herausgefunden hatte, verglich er sie mit den Erfahrungen, die man gleich jenseits der US-Grenze mit Waffen macht: in Kanada. Genauer gesagt, in
Windsor, gleich Detroit oder Flint gegenüber, auf der anderen Seite eines Flusses, der die Großen Seen miteinander verbindet. In Windsor sind die Haustüren unverschlossen, und man lädt unangemeldete Besucher ein, herein zu kommen. Es gibt kaum Tote durch Waffeneinwirkung. Ein seltsames Land, dieses Kanada!

Und Moore ergreift Initiative. Er brachte die Supermarktkette K-Mart - wenigstens im Film - dazu, keine Waffenmunition mehr zu verkaufen. Sein bestes Argument: ein junger Mann im Rollstuhl, der durch einen Schuss an der Wirbelsäule verletzt worden war.

Mein Eindruck

\"Bowling for Columbine\" macht erst einmal Bestandsaufnahme. Moore zeigt die Überwachungsvideos vom Littleton-Massaker. Das haut den Zuschauer erst einmal um. Auch das Interview mit dem Bruder des
Oklahoma-City-Bombenattentäters (Tim McVeigh) enthält einen Hammer: Der Mann schläft mit einem Revolver unterm Kopfkissen. Offenbar gibt es im \"Land der Freien und Tapferen\" eine Menge Paranoia.

Dass dies möglicherweise am latenten Rassismus liegen könnte, zeigen Statistiken und ein etwas überspitzter Animationsfilm im Stil von \"South Park\" (vom gleichen Macher). Moore setzt verschiedenste Stilmittel ein, um den Zuschauer durch ein Wechselbad der Gefühle zu jagen. An keiner Stelle kann Langeweile aufkommen. Vielmehr bleibt das Interesse auch dann erhalten, wenn Moore eine längere Geschichte erzählt, etwa die vom kindlichen Killer und seiner Mutter.

Am interessantesten und wohl auch am quälendsten ist hingegen der Höhepunkt des Films: das Interview mit NRA-Präsident Charlton Heston. Der alte Filmhaudegen weicht Fragen aus, flüchtet in Ausreden und verweigert schließlich die Antwort, steht auf und verlässt den Ort des Interviews. Zurück bleiben nur die Poster seiner Filme.

Unterm Strich

\"Bowling for Columbine\" ist eine Dokumentation, die von ehrlichem Engagement und tiefem menschlichen Mitgefühl getragen ist. Der Amerikaner Moore beweist Mut und Ehrlichkeit, er scheut vor unbequemen Fragen nicht zurück, formuliert Theorien überspitzt, nimmt seine Landsleute unter die Lupe und schaut mal über den Zaun nach Kanada und den Rest der Welt.

Der Film macht betroffen und nachdenklich, während er informiert und bewegt. Die Doku ist ohne Zweifel eines der filmischen Highlights im sonst so flachen Jahr 2002.

Michael Matzer (c) 2003ff

Webseiten:
- englisch: http://www.bowlingforcolumbine.com
- deutsch: http://www.bowling-for-columbine.de

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