C/O COMING OUT (gebundene Ausgabe) Testbericht

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Erfahrungsbericht von Mandinka
Oh mein Gott ich bin es wirklich
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Nein
Coming Out
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Coming Out heißt wörtlich über setzt herauskommen. Man versteht darunter, dass man mit irgendwelchen Dingen an die Öffentlichkeit tritt. Der eine outet sich als Autofreak, während der andere seit Jahren als geouteter Haribo Fan in Frankreich lebt. Man kann sich zu den verschiedensten Dingen bekennen. Sich zu outen bedeutet zu etwas zu stehen, dass nicht der „Norm“ entspricht. So gibt es unter uns auch Menschen, die sich zu ihrer Sexualität bekennen, sich outen.
Mein Coming Out
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Mein Coming Out hatte mehrere Phasen, ich bin nicht gleich überall herum gerannt und habe herum erzählt, das ich lesbisch bin. Die Voraussetzung für das Outing ist erstmals die Erkenntnis, dass man in gewisser weiser anders fühlt, so war die erste Phase erst einmal zu selbst zu erkennen, was da in mir vorgeht. Ich mußte erst lernen damit umzugehen, bevor ich mich einer Freundin anvertraut habe.
Ich war ungefähr vierzehn, als ich merkte, dass ich nicht wie die anderen Mädels in meinem Alter anfing, den älteren Jungs auf unserer Schule hinter zu schauen. Doch langsam kam ich damit zu recht und fing an zu akzeptieren was ich bin.
Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem ich mich meiner Besten Freundin anvertrauen wollte, ich wollte endlich mit jemanden über meine Gefühle reden können. Ich traute mich nicht ihr direkt ins Gesicht zu sagen, dass ich lesbisch bin, also hab ich ihr einen Brief geschrieben und versucht ihr so meine Gefühle zu erklären. Natürlich sprach sie mich dann am nächsten Tag auf den Brief an und wollte wissen, ob das wirklich mein Ernst sei. Als ich ihr dann erklärte, dass mich Jungs einfach nicht interessieren und ich viel lieber Mädels küssen würde als Jungs, nahm sie mich in den Arm und meinte, dass sie mich lieb hat egal ob ich nun auf Mädels oder Jungs stehe. Ich war super glücklich darüber, denn immer hin war sie meine Beste Freundin und es war super wichtig für mich, von ihr akzeptiert zu werden.
Das war die erste Stufe meines Coming Outs. Nachdem es jetzt meine Beste Freundin wußte, wollte ich auch, das es meine Clique weiß, also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und erzählte es ihnen an einem Nachmittag, als wir über Mittag in der Schule waren. Das waren meine ersten Berührungen mit dem Coming Out.
Mein eigentliches Coming Out, damit meine ich das Coming Out bei meinen Eltern lief ganz anders. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade wieder eine Freundin. Wir waren erst ein paar Tage zusammen und wollten uns unbedingt so schnell wie möglich wieder sehen. Es war an einem Samstag, meine Ma wollten gerade mit ein paar Bekannten essen gehen, als ich so kurz zwischen durch mal erwähnte, dass mein Schatz mich heute abend besuchen käme, meine Mutter strahlte über das ganze Gesicht und freute sich wahnsinnig für mich als sie dann fragte, wie meine Schatz denn hieße, sagte ich ihr bloß, dass es eine sie sei. Plötzlich war sie völlig geschockt, mußte sich erst einmal hinsetzen und rauchte eine Zigarette, ohne ein Wort zu sagen. Dann stand sie auf und ging zum Essen. Es ging etwa 10 min, da klingelte es an unserer Haustüre und die Bekannte meiner Ma stand vor der Türe und grinste mich an. Ich war völlig fertig und konnte nicht mehr. Sie meinte dann, ich solle doch mit zum Essen gehen. Ich wollte nur noch heulen und war völlig durch den Wind, weil ich nicht wußte was jetzt war. Wir stiegen dann in ihr Auto und sie ließ mich einfach nur erzählen, hörte sich alles an und fing immer mehr an zu lachen. Es tat richtig gut, dass sie so locker damit umgegangen ist. Sie nahm mich dann in den Arm und meinte nur ich solle Geduld mit meiner Mutter haben, sie bräuchte bloß ein bißchen Zeit, denn schließlich hat sie mich doch lieb.
Wir fuhren dann also zu den anderen zum Griechen, wo wir gemütlich aßen. Mein Vater und mein Bruder gingen dann schon etwas früher als wir, weil sie müde waren, so konnten wir zu dritt noch einmal ganz in Ruhe reden. Am Schluß unseres Gespräches bestellte meine Ma dann noch drei Gläser Sekt und wir stoßen so zu sagen auf meine Homosexualität an. Das war einfach spitze.
Am nächsten Morgen, hatte ich dann noch ein weiteres Coming Out vor mir, nämlich bei meinem Vater. Meine Tante hatte Geburtstag und so war die ganze Familie dort eingeladen. Irgendwann gingen ich und mein Pa dann raus um gemütlich eine zu rauchen. Ich sagte dann zu ihm, dass ich ihm was zu sagen hätte und er doch ein paar Schritte mit mir gehen solle. Wir liefen also ein bißchen spazieren und irgendwann platzte ich dann einfach und sagte du ich glaube ich bin lesbisch. Er schaute mich dann nur an, nahm mich in den Arm und meinte, wo ist das Problem, er konnte gar nicht glauben, dass ich mich nicht traute ihm das zu sagen.
Es läßt sich also sagen, dass das Coming Out bei meinen Eltern wohl wirklich was besonderes war. Ich muss sagen auch wenn das jetzt nicht so rüber kommt, es hat ziemlich viel Kraft und Tränen gekostet mich vor meinen Eltern zu meiner Sexualität zu bekennen. Ich war mir einfach super unsicher was jetzt passieren wird. Dennoch muss ich sagen, dass ich selten so froh war endlich offen und ehrlich sein zu können. Jetzt kann ich offen mit meiner Sexualität umgehen und es ist um einiges leichter für mich selbst, da ich mich nicht mehr verstellen muss.
Mittlerweile bin ich eigentlich überall geoutet, bei meinen Freunden, bei meiner Familie und bei den meisten Bekannten, ich verstecke mich nicht mehr und leugne meine Sexualität nicht. Ich persönlich kann nur sagen, dass ich bei meinem Coming Out keine schlechten Erfahrungen gemacht habe, mir wurde immer sehr viel Verständnis und Liebe entgegen gebracht. Dennoch weiß ich, dass es mir damit sehr gut ergangen ist und es nicht immer so gut laufen muss. Habt trotzdem den Mut euch zu eurer Sexualität zu bekennen.
27 Bewertungen, 9 Kommentare
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19.02.2003, 22:04 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichglückwunsch zu deinen eltern!!!
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16.11.2002, 16:15 Uhr von Yakuza
Bewertung: sehr hilfreichSo einen offenen und ehrlichen Bericht ließt man selten. Glückwunsch auch zu Deinen Eltern. Ein guter Freund von mir wurde von seinen Eltern rausgeschmissen, als er sich zu seiner Homosexualität bekannte.
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11.08.2002, 12:45 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichSchöner Bericht! Bei mir war es auch nicht so schlimm, wie ich dachte!
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08.07.2002, 16:02 Uhr von AmbrosiaWP
Bewertung: sehr hilfreichBei mir ging es Gott sei Dank auch so gut aus mit meinem Outing. Aber es gibt leider immer noch viel zu wenige, denen es so geht, wie uns. Aber ich denke, wenn Leute wie Du darüber erzählen, dann hilft das auch dennen, die sich noch nicht trauen
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02.07.2002, 13:19 Uhr von Guntram2
Bewertung: sehr hilfreichwirklich guter bericht, ist es wirklich so wenn man lesbisch ist, dass jungs einen überhaupt nicht interessieren?
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26.06.2002, 11:26 Uhr von Fahrenheit451
Bewertung: sehr hilfreichHallo :) Ein sehr offener und persönlicher Bericht! Klasse geschrieben! Liebe Grüße Fahrenheit451
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12.06.2002, 14:44 Uhr von darkeye669
Bewertung: sehr hilfreichda hast du ja echt glück mit deinen eltern ;-)
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11.06.2002, 13:49 Uhr von aldobar
Bewertung: sehr hilfreichWow, was für eine positive Reaktion Deiner Eltern. Hach, zu schade, daß Du Frauen magst - wollte mich gerade in dein Foto verlieben *g*; aldobar e
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10.06.2002, 22:34 Uhr von liskailonka
Bewertung: sehr hilfreichAber wieso muß man sich eigentlich outen? Es müßte doch eigentlich egal sein welche Sexvorlieben man hat. Meine Mama hätte bestimmt doof geguggt, wenn ich der erzählt hätte: Mama, hör mal, ich steh auf Jungs. Leben und
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