Catch Me If You Can (VHS) Testbericht

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Erfahrungsbericht von andy77

Die Leichtigkeit des Betrugs...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Inhalt:

Frank W. Abagnale (Leonardo DiCaprio) war nicht nur als Arzt und Rechtsanwalt erfolgreich, sondern auch als Kopilot einer großen Fluglinie. Das alles erreichte er vor seinem 21. Geburtstag. Er ist ein Meister der Täuschung, aber auch ein brillanter Fälscher. Durch geschickte Scheckbetrügereien ist er zu einem Vermögen von mehreren Millionen Dollar gekommen. FBI-Agent Carl Hanratty (Tom Hanks) hat ihn schon länger im Visier und macht sich zur Aufgabe, Frank zu fassen und vor Gericht zu bringen. Frank ist ihm jedoch immer einen Schritt voraus und macht sich einen Spaß daraus, seinem Verfolger kleine Köder vorzuwerfen, damit die Jagd weiter geht...

Kritik:

Frank Abagnale junior war zwischen 1964 und 1969 einer der meist gesuchtesten Kriminellen in Amerika. Mit 16 Jahren läuft er von zu Hause weg und beginnt sich mittels Scheckbetrug über Wasser zu halten. Innerhalb von 5 Jahren betrog er die Amerikanischen Banken um 4 Millionen Dollar, flog als angeblicher Co-Pilot der PanAm über 2 Millionen Freiflug-Meilen, praktizierte als Oberarzt in Georgia und war als Anwalt in Louisiana tätig. Eine Geschichte, die so unglaublich wie wahr ist. Der amerikanische Traum auch wenn er nur durch Betrug zu erreichen ist?

Spielberg gibt darauf keine Antwort, warum auch. Ihm geht es vielmehr um die Geschichte zwischen dem Jäger und Gejagten, um eine befremdliche, doch liebenswürdige Vater-Sohn Beziehung und vor allem um sein Bild der sechziger Jahre. Man bekommt eine Zeit zu sehen, in welcher der Schein mehr zählt als jede Wirklichkeit, eine Zeit der teuren Anzüge, der bunten Bikinis; eine Zeit, in der die Stewardessen noch nach Modelmaßstäben ausgesucht und romantische Poolparties gefeiert wurden. Ein sehr eigenwilliges Sittenbild dieser Zeit, geprägt von Eleganz und Dekadenz, so leichtfüßig inszeniert, als wäre alles nur ein schöner Traum. Doch Träume, so predigt es der amerikanische Traum sind da um gelebt zu werden.

Man hätte von Spielberg erwarten können, dass er diese inhaltliche Leere, wenn auch eine geschmackvolle inhaltliche Leere, mit historisch schweren, überaus wichtigen Ereignissen zu verstellen vermag. Doch diesmal gelang es ihm, anders in allen seinen vorigen Filmen, dies außen vor zu lassen. Er konzentrierte sich vielmehr auf die leichfüßige Inszenierung dieser gelebten Dekadenz. Er lebte, wie seine Hauptfigur, die Verantwortungslosigkeit seiner Handlungen voll aus und man glaubt es kaum, es scheint dem sonst so bedeutungsschwangeren Spielberg unheimlichen Spaß zu machen. Diese kleinen Episoden, die Geschichten innerhalb der großen zusammenhängenden Geschichte, bereichern den Film ungemein. Es sind Handlungsstränge, die nicht unbedingt erzählt werden müssten, doch ohne sie wäre der Film seelenlos. So erzählt der Film an mehreren Stellen von den zwei Mäusen, die in einen Sahnetopf fallen. Die eine trinkt die Sahne und stirbt, die andere dagegen beginnt zu strampeln und mit der Zeit verfestigt sich diese Sahne zu Butter und die Maus kann den Topf sicher verlassen. Oder eben die Geschichte zu Beginn der Verbrecherkarriere des Frank Abagnale jr., der in eine neue Schule kommt und die Gelegenheit nutzt sich als Vertretungslehrer seiner zukünftigen Klasse auszugeben. Ein Schelmenstück, das nicht nur innerhalb der Kinoleinwand zu Schmunzeln bewegt.

Wie in vielen Spielberg- Filmen, steht auch in \'Catch me if you can\' eine problematische Vater- Sohn Beziehung im Vordergrund. Hervorzuheben ist dabei die meiner Ansicht nach wichtigste Schauspielerpaarung des Films. Leonardo DiCaprio schafft es endlich einmal eine glaubwürdige Darstellung abzuliefern. Er schlüpft gleichermaßen überzeugend in die Rolle des 15jährigen, 19jährigen und gezeichneten Mitzwanzigers. Man durchlebt die Lebensabschnitte des Frank Abagnale jr. geprägt von der Unsicherheit des Teenagers, über die neu gewonnene Cleverness und Kühnheit, bis zur arroganten Selbstüberschätzung. Sein Gegenüber ist Christopher Walken, dessen beeindruckende Performance über den Film hinaus im Gedächtnis bleiben wird. Frank Abagnale sr. ist eine zutiefst tragische Figur. Er hat sein Geschäft in den Ruin geführt, seine Frau (Frankreichs Schauspieler Ikone Nathalie Baye) an einen ehemaligen Geschäftspartner verloren und ständig das FBI im Nacken. Seine Träume und Ambitionen scheint er an seinen Sohn weitergegeben zu haben. Aus diesem Grund verurteilt er dessen neue Karriere auch nicht, sondern lässt sich jedes Mal ein zufriedenes Lächeln entlocken, wenn er wieder einen der Streiche seines Sohnes erfährt.

Doch darf man auch Tom Hanks nicht vergessen. Seine Rolle ist ungemein humorlos, zuweilen sogar recht langweilig. Genau daraus zieht der Charakter jedoch seine Wichtigkeit. Er verkörpert sozusagen den Gegenpart der Abagnales und ist trotzdem ein weiterer Sympathieträger. Er ist das schlechte Gewissen von Abagnale jr. und deshalb wird er zu seinem jahrelangen Begleiter. Beide brauchen einander, nicht nur, um jedes Weihnachten, von Einsamkeit geplagt, miteinander zu telefonieren. Der eine um seine Sorglosigkeit hin und wieder zu hintefragen, der andere, um seinem Leben einen weiteren Sinn zu geben.

Ich gehöre zugegebener Maßen zu den überzeugten Kritikern eines Steven Spielberg. Um so überraschter war ich über dieses Portrait des charmanten Schwindlers Abagnale. Zwar bietet Spielberg keine filmische Offenbarung. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man diesen Film schnell wieder vergessen wird. Für den Moment bietet er jedenfalls federleichte, perfekt inszeniert Unterhaltung.
Ich hätte nie gedacht, dies einmal über einen Film von Spielberg sagen zu können.

Der amerikanische Traum lebt. Wenn auch nur für 140 Minuten.

Wertung: 8,5/10

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