Chocolat (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von HaloB
Sinn und Sinnlichkeit
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Gerade bin ich in den sinnlichen Genuss eines Filmes gekommen, den ich persönlich zu den absoluten Highlights zähle, und der nicht zu Unrecht gleich für 5 Oscars nominiert wurde: \"Chocolat\".
Zwar war ich nach der etwas enttäuschenden Vorstellung von Johnny Depp in \"In stürmischen Zeiten\" skeptisch, doch diesmal bin ich positiv überrascht. Johnny Depp überzeugt in seiner (Neben-)Rolle ebenso wie Juliet Binoche (die ich sehr verehre) und der Rest der Schauspieler-Riege.
Doch eins nach dem anderen:
Die Handlung
*************
In einem verschlafenen französischen Städtchen anno 1959 herrscht ein konservativ-christlicher Bürgermeister Reynaud (Alfred Molina). Unter seinem Einfluss unterzieht sich das ganze Dorf dem Gebot der \"Tranquilité\", der \"Ruhe\" und Genügsamkeit. Sonntägliche Kirchgänge gehören mehr als zum guten Ton in der Gemeinde, und der Pfarrer ist nur noch zum Sprachrohr und zur moralischen Marionette des Bürgermeisters verkommen, der für ihn die Predigten schreibt.
In dieses anachronistische Idyll platzt eines Tages die schöne Vianne (Juliet Binoche) mit ihrer unehelichen Tochter und mietet ein verlassenes Gebäude, um eine Chocolaterie zu eröffnen.
Daß der Zeitpunkt der Eröffnung mitten in die christliche Fastenzeit fällt, ist dem Bürgermeister ein erster Dorn im Auge. Und daß Vianne mit ihren in Schokolade gegossenen Aphrodisiaka fortan die Moral der ganzen Gemeinde unterläuft, macht diese zu seiner persönlichen Feindin und Rivalin.
Vianne, die ihre traditionellen südamerikanischen Rezepte schon seit Generationen nomadenhaft in ganz Europa feilbietet, wird zum Stein des Anstosses in der Gemeinde, und wird schon bald vordergründig gemieden. Im Stillen allerdings verfallen die braven Bürger nach und nach den lukullischen Versuchungen und so entsteht eine Doppelmoral. Vor dem Hintergrund der gutbürgerlichen Fassade schlemmen jene die verführerischen Pralinés und geben sich den sinnlichen Verführungen hin.
Mit dem Wecken von verborgenen und unterdrückten Gefühlen bei den Bürgern richtet Vianne schon bald darauf ein heillosen Chaos an und stellt sich offen der Konfrontation mit den Bürgern und der Obrigkeit. Doch auch diese kann irgendwann den Versuchungen kaum noch widerstehen.
Richtig brisant wird die Geschichte, als mit Johnny Depp und seiner Sippschaft eines Tages ein auf Hausbooten lebendes fahrendes Volk am Ufer anlegt und weitere Entrüstungsstürme hervorruft. Doch Vianne schlägt sich auf die Seite der geächteten und kämpft für eine Verständigung und Toleranz zwischen den unterscheidlichen Lagern, wobei sie sich in den wilden Rue (Johnny Depp) verliebt.
Verschiedene Einzelschicksale und rührende bis witzige Situationen komplettieren den Film des Newcomers Lasse Hallström auf dem Regiestuhl (\"Gottes Werk und Teufels Beitrag\") zu einem amüsanten Gesamtkunstwerk der leisen Töne, das bewegend und mit erfrischender Leichtigkeit vorgetragen wird.
Die Schauspieler
*****************
Johnny Depp, wieder einmal als \"Zigeuner\", doch diesmal weitaus überzeugender (und, ehrlich gesagt, auch besser aussehend als in \"In stürmischen Zeiten\") spielt eigentlich nur eine Nebenrolle und stört den Film ebensowenig, wie er ihn bereichert. Die Seele und Herzenswärme der schönen Vianna aka Juliet Binoche ist der Grundpfeiler des Konzeptes, und wirkt an keiner Stelle übertrieben.
Auch die Nebendarsteller Alfred Molina als Bürgermeister, Lena Olin und Carrie-Anne Moss sind liebevoll gespielt und wirken echt. Die kauzige Vermieterin Armande avanciert schon bald zum geerdeten Liebling des Filmes und spielt sich in die Herzen der Zuschauer.
Mein Eindruck
**************
Daß im gut besetzten Kino überwiegend Frauen zu finden waren, war wohl kein Zufall. Diese Art von subtilen und feinfühligen Filmen verschließt sich wohl einem Großteil der männlichen Zuschauer, aber darauf möchte ich nicht weiter herumreiten.
Viel wichtiger ist es, daß in etwas zwei Stunden in keinem Moment Langeweile aufzukommen vermag, und daß die zugegeben etwas hochstilisierte Geschichte zur Parabel mit moralischem Anspruch wird. Natürlich ist die eklatante Wirkung der Süßspeisen auf die Bürger etwas übertrieben dargestellt, aber die ist Teil eines sensiblen Statements für Menschlichkeit und Lebenslust. Sie ist ein Plädoyer für Offenheit und Toleranz, und ist doch nicht wirklich mit erhobenem Zeigefinger versehen.
Vielmehr wird die Botschaft beschwingt, leichtfüßig und mit viel Sinn für Situationskomik überbracht und unterhält im gleichen Maße, wie sie zum Denken anregt. Und wenn man aus dem Kino geht, dann behält man dieses Gefühl bei, und die Lust am Tanzen auf einer ausgelassenen Party auf einem sommerlichen Hausboot.
Was man ansonsten anschließend tut, bleibt jedem selbst überlassen. Aber für mich ist \"Chocolat\" ein herzerfrischender filmischer Leckerbissen mit viel Sinn (des Lebens) und Sinnlichkeit.
Absolutes MUSS für Kinofans abseits des Knall-Bumm-Päng-Genres, und für mich ein schwer zu überbietendes Highlight des kineastischen Jahres. Vielleicht sogar einer der besten Filme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, aber das ist bekanntlich Geschmackssache.
Zwar war ich nach der etwas enttäuschenden Vorstellung von Johnny Depp in \"In stürmischen Zeiten\" skeptisch, doch diesmal bin ich positiv überrascht. Johnny Depp überzeugt in seiner (Neben-)Rolle ebenso wie Juliet Binoche (die ich sehr verehre) und der Rest der Schauspieler-Riege.
Doch eins nach dem anderen:
Die Handlung
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In einem verschlafenen französischen Städtchen anno 1959 herrscht ein konservativ-christlicher Bürgermeister Reynaud (Alfred Molina). Unter seinem Einfluss unterzieht sich das ganze Dorf dem Gebot der \"Tranquilité\", der \"Ruhe\" und Genügsamkeit. Sonntägliche Kirchgänge gehören mehr als zum guten Ton in der Gemeinde, und der Pfarrer ist nur noch zum Sprachrohr und zur moralischen Marionette des Bürgermeisters verkommen, der für ihn die Predigten schreibt.
In dieses anachronistische Idyll platzt eines Tages die schöne Vianne (Juliet Binoche) mit ihrer unehelichen Tochter und mietet ein verlassenes Gebäude, um eine Chocolaterie zu eröffnen.
Daß der Zeitpunkt der Eröffnung mitten in die christliche Fastenzeit fällt, ist dem Bürgermeister ein erster Dorn im Auge. Und daß Vianne mit ihren in Schokolade gegossenen Aphrodisiaka fortan die Moral der ganzen Gemeinde unterläuft, macht diese zu seiner persönlichen Feindin und Rivalin.
Vianne, die ihre traditionellen südamerikanischen Rezepte schon seit Generationen nomadenhaft in ganz Europa feilbietet, wird zum Stein des Anstosses in der Gemeinde, und wird schon bald vordergründig gemieden. Im Stillen allerdings verfallen die braven Bürger nach und nach den lukullischen Versuchungen und so entsteht eine Doppelmoral. Vor dem Hintergrund der gutbürgerlichen Fassade schlemmen jene die verführerischen Pralinés und geben sich den sinnlichen Verführungen hin.
Mit dem Wecken von verborgenen und unterdrückten Gefühlen bei den Bürgern richtet Vianne schon bald darauf ein heillosen Chaos an und stellt sich offen der Konfrontation mit den Bürgern und der Obrigkeit. Doch auch diese kann irgendwann den Versuchungen kaum noch widerstehen.
Richtig brisant wird die Geschichte, als mit Johnny Depp und seiner Sippschaft eines Tages ein auf Hausbooten lebendes fahrendes Volk am Ufer anlegt und weitere Entrüstungsstürme hervorruft. Doch Vianne schlägt sich auf die Seite der geächteten und kämpft für eine Verständigung und Toleranz zwischen den unterscheidlichen Lagern, wobei sie sich in den wilden Rue (Johnny Depp) verliebt.
Verschiedene Einzelschicksale und rührende bis witzige Situationen komplettieren den Film des Newcomers Lasse Hallström auf dem Regiestuhl (\"Gottes Werk und Teufels Beitrag\") zu einem amüsanten Gesamtkunstwerk der leisen Töne, das bewegend und mit erfrischender Leichtigkeit vorgetragen wird.
Die Schauspieler
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Johnny Depp, wieder einmal als \"Zigeuner\", doch diesmal weitaus überzeugender (und, ehrlich gesagt, auch besser aussehend als in \"In stürmischen Zeiten\") spielt eigentlich nur eine Nebenrolle und stört den Film ebensowenig, wie er ihn bereichert. Die Seele und Herzenswärme der schönen Vianna aka Juliet Binoche ist der Grundpfeiler des Konzeptes, und wirkt an keiner Stelle übertrieben.
Auch die Nebendarsteller Alfred Molina als Bürgermeister, Lena Olin und Carrie-Anne Moss sind liebevoll gespielt und wirken echt. Die kauzige Vermieterin Armande avanciert schon bald zum geerdeten Liebling des Filmes und spielt sich in die Herzen der Zuschauer.
Mein Eindruck
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Daß im gut besetzten Kino überwiegend Frauen zu finden waren, war wohl kein Zufall. Diese Art von subtilen und feinfühligen Filmen verschließt sich wohl einem Großteil der männlichen Zuschauer, aber darauf möchte ich nicht weiter herumreiten.
Viel wichtiger ist es, daß in etwas zwei Stunden in keinem Moment Langeweile aufzukommen vermag, und daß die zugegeben etwas hochstilisierte Geschichte zur Parabel mit moralischem Anspruch wird. Natürlich ist die eklatante Wirkung der Süßspeisen auf die Bürger etwas übertrieben dargestellt, aber die ist Teil eines sensiblen Statements für Menschlichkeit und Lebenslust. Sie ist ein Plädoyer für Offenheit und Toleranz, und ist doch nicht wirklich mit erhobenem Zeigefinger versehen.
Vielmehr wird die Botschaft beschwingt, leichtfüßig und mit viel Sinn für Situationskomik überbracht und unterhält im gleichen Maße, wie sie zum Denken anregt. Und wenn man aus dem Kino geht, dann behält man dieses Gefühl bei, und die Lust am Tanzen auf einer ausgelassenen Party auf einem sommerlichen Hausboot.
Was man ansonsten anschließend tut, bleibt jedem selbst überlassen. Aber für mich ist \"Chocolat\" ein herzerfrischender filmischer Leckerbissen mit viel Sinn (des Lebens) und Sinnlichkeit.
Absolutes MUSS für Kinofans abseits des Knall-Bumm-Päng-Genres, und für mich ein schwer zu überbietendes Highlight des kineastischen Jahres. Vielleicht sogar einer der besten Filme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, aber das ist bekanntlich Geschmackssache.
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