Chocolat (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von suppengirl
Wenn der Nordwind weht...
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Story:
*****
Eine provinzielle Stadt Ende der 50er Jahre in Frankreich. Unter den strengen Augen des Bürgermeisters und selbst ernannten Sittenwächters Comte " der Graf" de Reynaud geht alles in dem kleinen Ort seinen geregelten Lauf. Im Zentrum des Lebens steht der allsonntägliche Gottesdienst.
An einem windigen und eisigen Tag im Winter kurz vor Beginn der Fastenzeit erhält die Gemeinde Zuwachs: Vianne Rocher und ihre Tochter Anouk erreichen die Stadt. Wie schon so oft sind sie dem Ruf des Nordwindes gefolgt und haben ihre Zelte abgebrochen, um in einer neuen Stadt neu anzufangen. Vianne mietet die leer stehende Patisserie und eröffnet dort eine Chocolaterie. Und das mitten in der Fastenzeit, was dem gottesfürchtigen Bürgermeister natürlich ein Dorn im Auge ist.
Viannes Charme und ihre geheimnisvollen Schokoladenkreationen lassen sie schnell einige Freunde unter den Außenseitern der Stadt finden, deren Leben sie und ihre Schokolade verändern. Der Großteil der erzkonservativen, streng gläubigen und teils bigotten Bevölkerung meidet die junge Frau jedoch, nicht zuletzt wegen der gezielten und geschickten Methoden des "Grafen" sie in Verruf zu bringen.
Als Zigeuner am Fluss vor der Stadt anlegen, eskaliert die Situation und Vianne, die wieder den Nordwind spürt, will aufgeben und weiter ziehen...
Darsteller:
********
"Chocolat" ist eine bis in die kleinsten Rollen hochkarätig international besetzte Produktion.
Allen voran lebt der Film natürlich von der Französin Juliette Binoche, sicherlich die Idealbesetzung für die außergewöhnliche "Nomadin" Vianne. Zart, aber zäh, willensstark und doch sensibel und scheinbar immer auf der Flucht, gewinnt sie binnen kürzester Zeit die Herzen der Zuschauer.
Ihr Gegenpart - der "Graf" - wird dargestellt von Alfred Molina. Dieser ist Vielen sicher noch als iranischer Tyrann in "Nicht ohne meine Tochter" (ein entsetzlicher Film übrigens, aber das ist ein anderes Thema) bekannt. Wie so oft gibt er auch hier den Bösewicht, wobei dieser Ausdruck ein wenig übertrieben scheint, denn eigentlich muss man ihn bemitleiden. Es scheint zwar sein Hauptansinnen zu sein, die Kontrolle öber "seine" Stadt zu behalten, doch ist das nur ein Ausgleich für sein unausgefülltes von selbst auferlegtem Verzicht gepägtes Leben. Alfred Molina bringt dies Zerissenheit sehr gut zum Ausdruck und er schafft es tatsächlich im Zuschauer trotz seiner Machenschaften Mitleid zu erzeugen (zumindest bei mir!).
Der Rest der Galavorstellung soll natürlich auch nicht unerwähnt bleiben:
- Die wunderbare Judi Dench (die "M" im letzten James Bond) glänzt als alte, unkonventionelle und mitunter zynische Armande Voizin.
- Johnny Depp ("Gilbert Grape", "Ed Wood") sieht unverschämt gut und verwegen aus und überzeugt nicht nur deshalb als romantischer Zigeuner.
- Die Schwedin Lena Olin ("Mrs Jones") verwandelt sich von der kleptomanischen geschundenen Gattin in eine selbstbewusste aufblühende Frau.
- Peter Stormare ("Fargo") ist ihr herrlich ungeschickter, naiver und jähzorniger Ehemann.
- Carrie-Anne Moss überrascht alle, die sie bisher nur aus "The Matrix" kannten, in ihrer Rolle als Caroline Claimont - einer einsamen jungen Witwe und liebenden aber engstirnig strengen Mutter.
- Hugh O´Conor stellt Pere Henri - den neuen Pfarrer der Stadt - dar, der sich unbeholfen und ohne jede Authorität vom "Grafen" formen lässt.
- Die Altstars John Wood und Leslie Caron ("Gigi", lange nicht gesehen!) sind herrlich, wenn sie sich einander zögernd annähern.
- Und die talentierten Jungmimen Victoire Thivisol als Viannes Tochter Anouk und Arelien Parent-Koenig als Carolines Sohn Luc runden die Darstellerriege perfekt ab.
Regie und Umsetzung:
******************
Der Schwede Lasse Hallström ist Spezialist für "leise" Filme. Schon in "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa" arbeitete er mit Johnny Depp zusammen, und bescherte dem damals noch völlig unbekannten Leonardo di Caprio eine Oscar-Nominierung, womit er dessen Turbo-Karriere in Schwung brachte (Leider, denn eine Rolle wie in "Gilbert Grape" hat "Schlitzauge" Leo seither nicht mehr gespielt). Genannter Film war ein ruhiges, ungemein liebevoll inszeniertes Meisterwerk.
"Chocolat" bleibt diesem Stil treu: Lasse Hallström nimmt sich viel Zeit, um eine eigentlich wenig umfangreiche Geschichte zu erzählen. Die Story tritt in den Hintergrund, der Spannungsbogen bleibt unsichtbar, die Liebesgeschichte dezent. Und trotzdem ist man von der ersten bis zur letzten Minute gefesselt und möchte gar nicht, dass der Film zu Ende geht. Denn es geht hier nicht um Action oder Thrill, sondern einzig um die Charaktere. Sie sind so liebevoll gezeichnet, dass man sie einfach gern haben muss. Ja, sogar für den prügelnden linkischen Ehemann entwickelt man (zwischenzeitlich) gewisse Sympathien. "Stereotype" ist für Lasse Hallström mit Sicherheit ein Fremdwort!
Statt dessen überrascht er uns mit einer einfachen, idealistisch-naiven und doch so schönen Aussage: In jedem Menschen steckt etwas Liebenswertes. Nur leider bei Manchen so tief vergraben, dass es langen Suchens und großer Mühen bedarf es zu finden.
Fazit:
****
Eine Schande, dass "Chocolat" bei der Oscar-Verleihung leer ausgegangen ist, denn verglichen mit dem nur von Special Effects und wirrer Action lebenden "Gladiator" handelt es sich hier um ein wahres cineastisches Meisterwerk. Aber wen interessieren schon die Oscars, es ist ja mittlerweile ein offenens Geheimnis, dass die Awards nicht objektiv und vor allem nicht allein aufgrund besonderer Qualität vergeben werden.
Natürlich ist "Chocolat" nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Es gibt sicher Leute, die den Film langweilig finden, die bemängeln, dass doch eigentlich kaum etwas passiert. Jackie Chan- oder Stallone-Fans sollten sich den Eintrittspreis also vielleicht lieber sparen. Aber wenn man sich auch von Atmosphäre, von Verträumtheit fesseln lassen kann, dann ist "Chocolat" ein absolutes Muss.
Viannes Tochter Anouk erzählt uns die Geschichte der kleinen französischen Stadt und ihrer Mutter aus dem Off. Und wir hören gerne zu und fragen uns nach Ende des Films, wie ihr Leben wohl weiter ging. Die Geschichte ist einfach und doch voller Mystik, sie ist richtiggehend bezaubernd. "Chocolat" gehört zu den Filmen, nach denen man das Kino mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen verlässt. Denn man glaubt wieder an das Gute im Menschen, daran, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur versucht. Und das fällt heute immer schwerer.
*****
Eine provinzielle Stadt Ende der 50er Jahre in Frankreich. Unter den strengen Augen des Bürgermeisters und selbst ernannten Sittenwächters Comte " der Graf" de Reynaud geht alles in dem kleinen Ort seinen geregelten Lauf. Im Zentrum des Lebens steht der allsonntägliche Gottesdienst.
An einem windigen und eisigen Tag im Winter kurz vor Beginn der Fastenzeit erhält die Gemeinde Zuwachs: Vianne Rocher und ihre Tochter Anouk erreichen die Stadt. Wie schon so oft sind sie dem Ruf des Nordwindes gefolgt und haben ihre Zelte abgebrochen, um in einer neuen Stadt neu anzufangen. Vianne mietet die leer stehende Patisserie und eröffnet dort eine Chocolaterie. Und das mitten in der Fastenzeit, was dem gottesfürchtigen Bürgermeister natürlich ein Dorn im Auge ist.
Viannes Charme und ihre geheimnisvollen Schokoladenkreationen lassen sie schnell einige Freunde unter den Außenseitern der Stadt finden, deren Leben sie und ihre Schokolade verändern. Der Großteil der erzkonservativen, streng gläubigen und teils bigotten Bevölkerung meidet die junge Frau jedoch, nicht zuletzt wegen der gezielten und geschickten Methoden des "Grafen" sie in Verruf zu bringen.
Als Zigeuner am Fluss vor der Stadt anlegen, eskaliert die Situation und Vianne, die wieder den Nordwind spürt, will aufgeben und weiter ziehen...
Darsteller:
********
"Chocolat" ist eine bis in die kleinsten Rollen hochkarätig international besetzte Produktion.
Allen voran lebt der Film natürlich von der Französin Juliette Binoche, sicherlich die Idealbesetzung für die außergewöhnliche "Nomadin" Vianne. Zart, aber zäh, willensstark und doch sensibel und scheinbar immer auf der Flucht, gewinnt sie binnen kürzester Zeit die Herzen der Zuschauer.
Ihr Gegenpart - der "Graf" - wird dargestellt von Alfred Molina. Dieser ist Vielen sicher noch als iranischer Tyrann in "Nicht ohne meine Tochter" (ein entsetzlicher Film übrigens, aber das ist ein anderes Thema) bekannt. Wie so oft gibt er auch hier den Bösewicht, wobei dieser Ausdruck ein wenig übertrieben scheint, denn eigentlich muss man ihn bemitleiden. Es scheint zwar sein Hauptansinnen zu sein, die Kontrolle öber "seine" Stadt zu behalten, doch ist das nur ein Ausgleich für sein unausgefülltes von selbst auferlegtem Verzicht gepägtes Leben. Alfred Molina bringt dies Zerissenheit sehr gut zum Ausdruck und er schafft es tatsächlich im Zuschauer trotz seiner Machenschaften Mitleid zu erzeugen (zumindest bei mir!).
Der Rest der Galavorstellung soll natürlich auch nicht unerwähnt bleiben:
- Die wunderbare Judi Dench (die "M" im letzten James Bond) glänzt als alte, unkonventionelle und mitunter zynische Armande Voizin.
- Johnny Depp ("Gilbert Grape", "Ed Wood") sieht unverschämt gut und verwegen aus und überzeugt nicht nur deshalb als romantischer Zigeuner.
- Die Schwedin Lena Olin ("Mrs Jones") verwandelt sich von der kleptomanischen geschundenen Gattin in eine selbstbewusste aufblühende Frau.
- Peter Stormare ("Fargo") ist ihr herrlich ungeschickter, naiver und jähzorniger Ehemann.
- Carrie-Anne Moss überrascht alle, die sie bisher nur aus "The Matrix" kannten, in ihrer Rolle als Caroline Claimont - einer einsamen jungen Witwe und liebenden aber engstirnig strengen Mutter.
- Hugh O´Conor stellt Pere Henri - den neuen Pfarrer der Stadt - dar, der sich unbeholfen und ohne jede Authorität vom "Grafen" formen lässt.
- Die Altstars John Wood und Leslie Caron ("Gigi", lange nicht gesehen!) sind herrlich, wenn sie sich einander zögernd annähern.
- Und die talentierten Jungmimen Victoire Thivisol als Viannes Tochter Anouk und Arelien Parent-Koenig als Carolines Sohn Luc runden die Darstellerriege perfekt ab.
Regie und Umsetzung:
******************
Der Schwede Lasse Hallström ist Spezialist für "leise" Filme. Schon in "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa" arbeitete er mit Johnny Depp zusammen, und bescherte dem damals noch völlig unbekannten Leonardo di Caprio eine Oscar-Nominierung, womit er dessen Turbo-Karriere in Schwung brachte (Leider, denn eine Rolle wie in "Gilbert Grape" hat "Schlitzauge" Leo seither nicht mehr gespielt). Genannter Film war ein ruhiges, ungemein liebevoll inszeniertes Meisterwerk.
"Chocolat" bleibt diesem Stil treu: Lasse Hallström nimmt sich viel Zeit, um eine eigentlich wenig umfangreiche Geschichte zu erzählen. Die Story tritt in den Hintergrund, der Spannungsbogen bleibt unsichtbar, die Liebesgeschichte dezent. Und trotzdem ist man von der ersten bis zur letzten Minute gefesselt und möchte gar nicht, dass der Film zu Ende geht. Denn es geht hier nicht um Action oder Thrill, sondern einzig um die Charaktere. Sie sind so liebevoll gezeichnet, dass man sie einfach gern haben muss. Ja, sogar für den prügelnden linkischen Ehemann entwickelt man (zwischenzeitlich) gewisse Sympathien. "Stereotype" ist für Lasse Hallström mit Sicherheit ein Fremdwort!
Statt dessen überrascht er uns mit einer einfachen, idealistisch-naiven und doch so schönen Aussage: In jedem Menschen steckt etwas Liebenswertes. Nur leider bei Manchen so tief vergraben, dass es langen Suchens und großer Mühen bedarf es zu finden.
Fazit:
****
Eine Schande, dass "Chocolat" bei der Oscar-Verleihung leer ausgegangen ist, denn verglichen mit dem nur von Special Effects und wirrer Action lebenden "Gladiator" handelt es sich hier um ein wahres cineastisches Meisterwerk. Aber wen interessieren schon die Oscars, es ist ja mittlerweile ein offenens Geheimnis, dass die Awards nicht objektiv und vor allem nicht allein aufgrund besonderer Qualität vergeben werden.
Natürlich ist "Chocolat" nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Es gibt sicher Leute, die den Film langweilig finden, die bemängeln, dass doch eigentlich kaum etwas passiert. Jackie Chan- oder Stallone-Fans sollten sich den Eintrittspreis also vielleicht lieber sparen. Aber wenn man sich auch von Atmosphäre, von Verträumtheit fesseln lassen kann, dann ist "Chocolat" ein absolutes Muss.
Viannes Tochter Anouk erzählt uns die Geschichte der kleinen französischen Stadt und ihrer Mutter aus dem Off. Und wir hören gerne zu und fragen uns nach Ende des Films, wie ihr Leben wohl weiter ging. Die Geschichte ist einfach und doch voller Mystik, sie ist richtiggehend bezaubernd. "Chocolat" gehört zu den Filmen, nach denen man das Kino mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen verlässt. Denn man glaubt wieder an das Gute im Menschen, daran, dass man alles erreichen kann, wenn man es nur versucht. Und das fällt heute immer schwerer.
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