City of God (DVD) Testbericht

Letzte Woche gab es wieder einmal einen „Geburtstag“ von Saturn … das war dann schon der dritte oder vierte in diesem Jahr. Komisch, die finden auch immer wieder einen mehr oder weniger guten Grund etwas zu feiern und so die Kunden zu locken. Da ich schon lange keine DVDs mehr gekauft hatte und Saturn mir die Dinger quasi unter die Nase rieb, konnte ich nicht anders und kaufte gleich einen ganzen Stapel. Mit dabei war diese DVD: City of God, die mir ein Kumpel empfohlen hatte.

***************************************************
Story:
***************************************************

Wir befinden uns in der City of God (Cidade de Deus), einer Favaela von Rio de Janeiro. In diesem Elendsviertel wachsen Kinder auf der Strasse auf und organisieren sich in kleinen Banden. Schule? Interessiert keinen! Entweder man geht arbeiten oder man macht es sich einfach und wird kriminell. Wo anderenorts mit Holzpistolen gespielt wird, regiert hier der Ernst des Lebens und durch ein paar falsche Worte bekommt man ganz schnell eine Kugel in den Rücken.

In der Gottesstadt wachsen Locke und Buscapé auf. Beide wussten schon von klein auf, was es heißt hier zu wohnen. Die Brüder der Beiden hatten die erste Bande in ihrem Viertel gegründet und schon damals war Löckchen (als er klein war hieß er noch so) hin und weg von den Kriminellenmachenschaften ihrer Brüder.

Er war sogar bei einem Überfall auf ein Hotel dabei und schlich sich, nachdem die Großen mit der Beute abgehauen waren ins Hotel und tötete eiskalt alle gefesselten Angestellten und alle schlafenden Hotelgäste. Schon damals sah man ihm an, wie krank er im Kopf ist und für ihn eigentlich nur eine Karriere als größter Drogenboss des Viertels in Frage kommt. Denn schließlich lässt sich mit Drogen und Waffen noch mehr Geld verdienen als mit kleinen Räubereien.

Während Locke zum Herrscher des Viertels aufsteigt, hat Buscapé nur einen Traum, er will Fotograf werden und sein Geld auf eine ehrliche Weise verdienen.

Locke hat schließlich alles was er will … naja … fast alles. Der gute ist hässlich wie die Nacht und kann sich die Zuneigung einer Frau nur durch Geld oder brutale Gewalt erzwingen. Eines Tages vergewaltigt er die Freundin von Mane Galinha und lässt ihn dabei zu gucken. Dieser schwört Rache und verbündet sich mit Locke´s letztem Gegner. Zusammen bauen sie eine riesige bewaffnete Kinderarmee auf und verwandeln die Stadt Gottes in einen Kriegsschauplatz.

***************************************************
Erfahrungen:
***************************************************

Ein Arbeitskollege hatte mich auf diesen Film aufmerksam gemacht und meinte, dass man diesen Film einfach gesehen haben muss! Er hat Recht behalten, diesen Film muss man einfach gesehen haben. Nicht etwa nur zur Unterhaltung, soweit man davon sprechen kann, sondern viel mehr um sein Wissen zu Erweitern, dass es auf dieser Welt nicht nur Friede Freude Eierkuchen gibt, sondern eben auch Gewalt und Drogen.

Besonders erschreckend fand ich die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen. Selbst Zwerge die mir nur bis zum Gürtel gehen, spielen sich auf und machen einen Dicken mit ihrer Pistole. Der Oberkranke Locke war als Kind schon die wahre Pest. Da geht der Zwerg doch einfach in das Hotel und knallt alle wehrlosen Leute ab. Da musste ich echt schlucken und mir wurde ganz mulmig. Ich glaube es ist diese Kaltblütigkeit, die mich jedes Mal erstarren lies, wenn er jemanden umgebracht hatte.

Dieser Film ist ein wertvolles Drama und Aufklärungsfilm zu gleich. Er beruht auf einer wahren Begebenheit und hilft hoffentlich in Brasilen, solche armen Gegenden zu unterstützen und zu fördern.

Sehr schön fand ich, dass man zwei verschiedene Geschichten gezeigt bekommt. Auf der einen Seite ist dort Locke, der sich quasi seinem Schicksal ergeben hat und kriminell geworden ist. Den nichts aufhalten kann und der vor nichts und niemandem Angst hat. Auf der anderen Seite sieht man die Geschichte von Buscapé, der verzweifelt versucht nicht wie sein Bruder zu enden. Selbstverständlich hat er auch schon mal versucht kriminell zu sein, aber daran ist er hoffnungslos gescheitert, da er einfach ein zu guter Mensch ist. Umso erfreulicher ist, dass er seinen Traum endlich erfüllt bekommt und als Fotograf für eine Zeitung Fotos macht. Eingesetzt wird er für sein Spezialgebiet: die Stadt Gottes und dessen Herrscher Locke. Diese zwei unterschiedlichsten Entwicklungen sind sehr sehr interessant.

Was ich dann doch ein bisschen lustig fand, war eine kleine Parallele zu Jurassic Park 2. Zur Erinnerung: in JP2 wurde ein Mann von kleinen Huhngroßen Dinos (Kompis) umgebracht, weil er diese Art von Sauriern vorher mit einem Elektrostab geärgert hatte. Die Dinos haben sich zusammen getan und ihm schließlich den Prozess gemacht. Sprich, viele kleine gegen einen großen. Bei City of God taucht im Laufe des Filmes eine Gruppe Kinder auf, die alle im Alter zwischen 7 und 12 Jahren sind. Diese halten sich weder an die Gesetzte des Landes, noch an die von Locke. Sie nehmen ganze Cafés und Supermärkte auseinander und machen was sie wollen. Locke sind sie ein Dorn im Auge und er macht ihnen ein bisschen Angst. Für Locke bedeutet das, dass er einen von ihnen umbringt und ihnen so klar macht, wer hier der Boss ist (oder wer hier den Elektroschocker hat). Und wie in der Parallele zu JP2, trifft Locke erneut auf die kleinen Wichte ;)

Den Film muss man sich mindestens zweimal angucken, um auch die letzten Feinheiten zu erkennen. Der Film ist vielleicht nichts für zart besaitete, da die Gewalt doch sehr erschreckend ist und bestimmt nicht jeder sehen will, wie sich kleine Kinder abschießen.

Bei den Sprachen hat man die Wahl zwischen Deutsch und Portugiesisch und die Untertitel stehen nur auf Deutsch zur Verfügung. Die Navigation auf der DVD durch die animierten Menüs ist sehr schön gelungen und erlaubt bis auf die Kapitelanwahl eine präzise Steuerung. Über den 5.1 Sound kann ich nichts sagen, da ich nur einen kleinen Fernseher ohne fette Anlage habe. Bild (gestochen scharf) und Ton (keine störenden Töne) sind aber erste Sahne.

***************************************************
Extras:
***************************************************

Ich hatte Glück und habe die Doppel DVD gekauft. Auf der Bonus DVD findet man ein sehr interessantes Making-of von „Oficina dos Atores“, welches ca. 50 Minuten dauert. Man erhält einen sehr guten Einblick hinter die Kulissen und schaut so dem Regisseur beim Casting und Dreh über die Schultern.

Den Trailer auf Brasilianisch zu City of God betrachte ich eher als Werbung und nicht als Extra. Dann schon lieber den Musikclip “Batucada Remix”, aber mehr als einmal wollte ich mir den bis jetzt auch nicht angucken, da es nicht meinen Musikgeschmack getroffen hat.

Die Informationen zu den Darstellern und der Crew, das kurze Interview mit Xavier Naidoo (spricht Buscapé) und dem Regisseur und die absolut empfehlenswerten Darsteller-Interviews mit Jonathan Haagensen (Cabeleira), Roberta Rodriguez (Bérénice), Locke und Buscapé runden den sehr guten Gesamteindruck der DVD positiv ab.

Als letztes Schmankerl bietet die Doppel DVD ein kleines Booklet mit einer Kapitelübersicht (19. Kapitel), eine Widmung von Walter Salles (ausführender Produzent), sowie eine kurze Zusammenfassung der Extras und Vorstellung der Hauptbesetzung.

***************************************************
Zusatzinfos:
***************************************************

Regie: Fernando Meirelles

Bildformat: 16:9

Tonformat: DD 5.1 und DTS 5.1

Spielzeit: 128 Min

Ländercode: 2 Pal

FSK: ab 16 Jahren

***************************************************
Kurz gesagt:
***************************************************

Ich kann den Film jedem DVD Sammler empfehlen. Wenn ihr den Film „Kids“ gut oder erschreckend fandet, solltet ihr euch City of God nicht entgehen lassen, zumal die DVD mit unter 10€ nicht die Welt kostet. Ein Film zum Mehrmalgucken!!!

Liebe Grüße

Euer Ikarus =)