City of God (VHS) Testbericht

City-of-god-vhs-actionfilm
ab 17,89
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

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Erfahrungsbericht von FrankundFrei

Leben und Überleben am Zuckerhut

Pro:

Fesselnd, authentisch, beeindruckend !

Kontra:

Synchronisation

Empfehlung:

Ja

Fast jeder verbindet mit dem Leben in und um Rio de Janeiro, Karneval, Copa Cobana, Zuckerhut, also Spaß und Vergnügen, Dass in den Armenvierteln, den Favelas am Rande der Stadt schon von Kindheit an ernster Überlebenskampf angesagt ist, das nehmen nur wenige war. Spätestens nach dem Kinogang in City of Gods sollte das Bewusstsein für die „Idylle Rio“ zumindest in Frage gestellt.

Inspiriert durch exzellente Kritiken, einer scheinbar interessanten Thematik und dem Wissen, dass dieser Film durchaus große Parallelen zur Realität aufweist und mit Laien-Darstellern gedreht wurde, schaute ich mir also mit einer gewissen Erwartung einen Film abseits des Mainstream-Hollywood-Kinos anzutreffen diesen Film an.
Um’s vornweg zu sagen; ich wurde in keinem Fall enttäuscht, nach zuletzt grandiosen Filmen wie „Der Mann ohne Vergangenheit“ und „Hotel Ruanda“ nun wieder ein Highlight für Cineasten, die keine Mega-Budgets und perfekte Special Effects suchen und brauchen.

Die Handlung:
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Der Film beginnt sehr hektisch, in einer Art lauter und geschäftiger Marktszenerie schafft es zunächst ein Huhn Hackebeil und Suppentopf zu entkommen und macht sich auf die Flucht durch die Gassen von City of God (auf portugiesisch Cidade de Deus). Schnell wird die Flucht aber entdeckt und mit lauten Geschrei jagt eine Meute zumeist Jugendlicher hinter ihm her, bis die Gruppe in einer etwas größeren Straße innehält, da am anderen Ende eine Gruppe Polizisten gerade Stellung bezieht. Wie es der Zufall so will befindet sich zwischen den Fronten ein Unbeteiligter, unser Hauptcharakter Buscape mit einem Fotoapparat, links und rechts um sich schauend….

Dies ist eigentlich fast das Ende des Films, die Sprecherstimme – die von Buscape – erklärt uns, dass diese Geschichte einen langen Vorlauf hat und führt uns in die Anfänge.
Buscape (Matheus Nachtergaele) wächst mit seinen (anständigen) Eltern und seinem Bruder in City of God auf. Dort gibt es eigentlich nur 2 Möglichkeiten zu überleben: entweder man macht einen einfachen, schlecht bezahlten Job und kommt so einigermaßen über die Runden oder aber man ist Bandit wie viele andere und sein Bruder. Sein Bruder und zwei Freunde von ihm sind eigentlich kleine Ganoven, die sich mit Raubüberfällen über Wasser halten bis ein kleiner Junge namens Löckchen (wegen der krausen Haare) Ihnen den Überfall eines Bordells vorschlägt. Es schien eine hervorragende Idee zu sein, da die Freier viel Geld mit sich tragen und sich aufgrund der Situation schlecht wehren können.

Allerdings gerät der Coup aus zunächst unersichtlichen Gründen außer Kontrolle, der Überfall geht aufgrund unzähliger Leichen als blutigster in die Geschichte dieses Slums ein. Nicht verwunderlich ist deshalb, dass die Polizei intensiv nach Buscapes Bruder und seinen Freunden fahndet. Alle drei bleiben in den nächsten Jahren auf der Strecke, an einem rächt sich sogar der kleine Löckchen (Leandro Firmino da Hora) selbst, indem er ihn bei Gelegenheit erschießt. Dieser Löckchen fühlte sich bei dem Überfall nicht ausreichend berücksichtigt, in Wirklichkeit hatte er jedoch nachträglich das Blutbad im Bordell angerichtet. Der Beginn seiner Ganoven-Karriere!
Löckchen strebt zusammen mit seinem Bruder unaufhaltsam an die Regentschaft des Viertels und geht dabei über Leichen. Anders als sein Bruder Bene beseitigt er jeden Konkurrenten, der ihm Wege steht.
So entwickelt sich über die Jahre eine Stadt, die von zwei Gangsterbossen beherrscht wird. Der eine Teil von Löckchen und Bene, der andere von einem Weißen. So komisch das klingt, für City of Good war das gute so, denn die Regeln waren klar definiert.
Ändern sollte sich das als Bene, der ruhigere Pol der beiden Brüder, bei einem Racheakt, der eigentlich seinem wesentlich Gewalt bereiteren Bruder Löckchen galt, erschossen wird.
Das Drama nimmt seinen Lauf….

Zur Erzählstruktur
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Unser Hauptakteur Buscape begleitet uns als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Auch wenn er keine große Bedeutung auf das Gesamtgeschehen hat, flankiert er immer wieder die Geschehnisse rund um Gewalt, Machtstreben und Überlebenskampf. Er selber bleibt dabei bodenständig, auch wenn er teilweise das Ganze in Frage stellt. Schließlich und endlich erweist sich aber sein eigentlicher Wille Fotograf zu werden als der richtige.

Die deutsche Synchronstimme wurde übrigens von Xavier Naidoo übernommen, eine Tatsache von der ich nicht so recht weiß, was ich davon halten soll, im Endspann war ich Überrascht seinen Namen zu lesen.

Interessant machen den Film v.a. seine Zeitsprünge a la Pulp Fiction, die gepaart mit Erzählelementen wie sie z.B. Sergio Leone in seinem Meisterwerk „Es war einmal in Amerika“ verwendet, eine unvergleichliche Story abliefern.

Regie und Schauspieler:
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Der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles kommt eigentlich aus der Werbebranche, was sich aus Kameraführung und den Breaks nachvollziehen lässt. Nach der Vorlage des Romans \"Cidade de Deus\" von Paulo Lins schaffte es Meirelles den Roman, in dem wohl mehrere Hunderte Charaktere genannt werden auf ein Minimum zu reduzieren und Hauptakteure rauszufiltern. Ergebnis ist diese mitreißende und bewegende Geschichte über Leben und Überleben in den Favelas von Rio de Janeiro. Um die Authentizität zu wahren castete er die sämtliche Darsteller vor Ort in City of God.
Genau dies macht den Film so realistisch, man hat das Gefühl die Darsteller würden das wirklich erleben, was sie ja teilweise auch tun!

Fakten:
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City Of God (Cidade de Deus im Original)
Herstellungsland: Brasilien 2002
Darsteller: Matheus Nachtergaele, Seu Jorge, Alexandre Rodrigues, Leandro Firmino da Hora, Philippe Haagensen, Johnathan Haagensen, Douglas Silva (alles Laien-Darsteller)
Regie: Fernando Meirelles/Kátja Lund
Drehbuch: Bráulio Mantovani
Kamera: César Charlone
Schnitt: Daniel Rezende

Fazit:
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Für mich ein grandioser Film, für einige die Hollywood-Happyend-Filme gewöhnt sind, vielleicht zu brutal. Aber wenn die Realität so nahe liegt, warum soll man sich davor verschließen. Es geht in City of God mehr um Überleben als um Leben, dieser Film hinterlässt Spuren und verdeutlicht, wie es vielleicht auch sein könnte, hätte man nicht das Glück gehabt am „richtigen“ Ort aufzuwachsen.
Also, Anschauen, aber nur wenn man nicht ausschließlich unterhalten werden will.

Freue mich auf Kommentare!

FrankundFrei4Yopi@10/07/05 (der Bericht wurde unter gleichem Nick und Titel bereits bei Ciao gepostet)

31 Bewertungen, 4 Kommentare

  • flowerdoro

    16.01.2006, 22:28 Uhr von flowerdoro
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner bericht. lg

  • morla

    16.01.2006, 21:15 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • anonym

    20.07.2005, 19:07 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    den Film nicht, noch nicht =) Ändert sich jetzt vielleicht, guter Text!

  • Audiomanic

    11.07.2005, 12:55 Uhr von Audiomanic
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...Super Film. Musste auch sofort in meine DSammlung! LG, JEns