Corellis Mandoline (DVD) Testbericht

Als mir vor vier Jahren ein Freund aus Griechenland mitteilte, dass er eine Komparsenrolle in einem großen Hollywoodstreifen, der auf der ionischen Insel von Kefallonia gedreht werden sollte erhalten habe, glaubte ich ihm anfangs nicht. Ich dachte, er erlaubt sich einen Scherz mit mir. Als ich dann jedoch erfuhr, dass Regisseur John Madden, den Roman „Corellis Mandoline“ von Louis de Bernieres auf Kefallonia verfilmen würde, hatte ich die Bestätigung, dass Spyros doch nicht spaßte. Mein guter Freund Spyros Kagadis, den ich bei meinem Dienst beim griechischen Bund vor mehr als sechs Jahren kennen gelernt habe und bis heute den Kontakt zu ihm pflege, ist ein Mensch, der aus dieser wunderbaren Insel von Kefallonia stammt. Kefallonia gehört zu der Eptanisa-Inselgruppe (dazu gehört auch Korfu, Zakynthos und das legendäre Ithaka). Es ist einer der schönsten Inseln Griechenlands und nicht umsonst verbringen dort alle Jahre wieder Tom Cruise, Steven Spielberg und Tom Hanks, mit ihren Luxusjachten, ihren Urlaub. Außer dem beeindruckenden Meer ist auch die natürliche Umgebung der Insel traumhaft. Eine sehr grüne Insel, mit viel dichtem Wald und reicher Pflanzenwelt. Doch gleichzeitig eine Insel, die vor 60 Jahren ihren tragischsten Moment erlitt: es waren Mussolinis und vor allem Hitlers Truppen, die im 2. Weltkrieg die Insel, wie auch das ganze Land einnahmen. Von dieser tragischen Geschichte des 2. Weltkriegs und einer Liebe, die damals zwischen einer Griechin und einem italienischen Offizier entstand, spricht der Film.

Bevor ich zur Filmhandlung rüberschreite, noch zwei Worte zu meinem Freund Spyros. Ich hatte natürlich bereits vor fast 4 Jahren, als der Film in den Kinos lief, von ihm durch eine Mail die Szene erhalten, in der er zu sehen ist. Voller Spannung, alsi ich die DVD zum Film in den Händen hilet, schaute ich genau auf die Szenen, um meinen Kumpel zu entdecken. Nach 15 Minuten und 16 Sekunden auf der DVD-Version war es dann endlich soweit: Spyros war auf einem Schiff zu sehen, neben Darsteller Christian Bale. Er durfte den griechischen Soldaten spielen, der sich auf dem Weg zur Grenze zu Albanien machte, um die angreifenden Italiener abzuwehren. Ich war ganz überrascht, wie man Spyros optisch verändert hatte! Außer der Kleidung, die natürlich zeitgemäß der 40er Jahre angepasst wurde, hatte er im Film auch einen Schnauzbart! Ganz komisch, wenn man einen Menschen ganz anders kennt und ihn dann auf einmal verändert und dazu in einem Hollywoodfilm wiedersieht! Für Spyros war es eine Riesenerfahrung in diesem Film, auch wenn nur in einer Komparsenrolle, mitgewirkt zu haben. Er hat den Hauch von Hollywood auf seiner Insel erlebt! Er durfte Nicolas Cage und Penelope Cruz ganz aus der Nähe bei den Dreharbeiten beobachten. Eine tolle Sache!

Filmhandlung
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Wir schreiben das Jahr 1940. Der 2. Weltkrieg ist in vollem Gange. Italien fordert Griechenland auf, sich Mussolinis Truppen zu übergeben. Griechenland weigert sich kampflos den Italienern den hellenischen Boden zu überlassen. Das berüchtigte „Nein“ Griechenlands als Antwort gegenüber der italienischen Aufforderung sich zu übergeben, wird übrigens als griechischer Nationalfeiertag jeden 28. Oktober gefeiert. Es kommt zum Krieg der beiden Mittelmeerstaaten. Griechenland besiegt in den albanischen Bergen mit 8.000 Mann die fast doppelte Armee der Italiener. Doch Hitler lässt seinen Freund Mussolini nicht im Stich und nimmt Monate später Athen, Thessaloniki und sogar Kreta ein. Diese Gebiete werden von den Deutschen übernommen, der Rest Griechenlands ist in italienischer Befehlsgewalt. Die Geschichte des Films, wird aus der Sicht der Inselbewohner von Kefallonia geschildert. Hier wohnt Pelagia (gespielt von Penelope Cruz) mit ihrem Vater Ioannis (gespielt von John Hurt). Penelope ist eine junge Frau, die ihr ganzes Leben vor sich hat. Sie verlobt sich mit Mandras (gespielt von Christian Bale), bevor dieser in die albanischen Berge zieht, um gegen die Italiener zu kämpfen. Nachdem Kefallonia eingenommen wird, übernimmt ein italienischer Trupp das Kommando auf der Insel. Unter ihnen befindet sich auch Kapitän Corelli, der in das Haus von Pelagia einquartiert wird.

Corelli und seine Männer, trotz ihrer Eigenschaft als Besetzer, sind alles andere als feindlich gegenüber der griechischen Bevölkerung. Sie singen, organisieren in den Dörfern Tanzfeste und gehen auch mal mit Frauen am Strand schwimmen. Pelagia zeigt sich gegenüber Corelli in den ersten Wochen feindlich. Doch ihre Gefühle für ihn werden von Tag zu Tag größer. Das gleiche gilt auch von der Seite des Offiziers. Sie verlieben sich ineinander. Doch der Krieg ist nicht zu Ende. Hamburg wird von britischen Kampfflugzeugen bombardiert und Rom wird von den Alliierten eingenommen. Für die italienischen Truppen beginnt der Abmarsch aus Kefallonia. Doch Deutschland erklärt auf einmal seinen einst einzigen Freund aus Italien zum Verräter. Was werden die Folgen für Corelli und seine Männer auf der Insel sein? Und hat die Liebe zwischen ihm und Pelagia eine Chance?

Filmkritik
Corellis Mandoline hat bei mir ein wahres Wechselbad der Gefühle hervorgerufen. Es waren Gefühle der Rührung, aber auch der Wut, die bei mir bei diesem Film entstanden sind. Rührung, als Kefallonia und ganz Griechenland gegen die Truppen des deutschen Reiches fiel. Meine Heimat hatte sich gerade von den 400 Jahren türkischer Herrschaft erholt und wurde nun von Deutschland eingenommen. Ein sehr trauriger Moment für Hellas. Meine Oma spricht heute noch, immer wenn ich sie im Sommer sehe, von der Angst damals, als die Deutschen in ihrem Dorf ankamen und sehr oft auch ohne Grund Menschen einfach so mitten auf der Strasse mit ihren Pistolen exekutierten. Eine schwarze Seite der Geschichte Deutschlands! Über die Frage wie ein einziger Mann namens Hitler ganz Europa in dieses Massaker umwandeln konnte, konnte mir bis heute noch keiner beantworten. Wie auch?

John Maddens Ausdruckkraft
„Es ist besser sich einem deutschen, als einem italienischen Offizier zu übergeben“ hört man im Film den Bürgermeister Kefallonias sagen. Das spricht für die damalige Zeit. Niemals hatten die Griechen daran geglaubt, dass ihr Nachbar aus Italien sie angreifen würde. Genau diese Wut auf die Italiener und ihre Machenschaften der damaligen Zeit, wollte John Madden zum Ausdruck bringen, was ihm auch in einigen anderen Szenen gelingt. Es gelingt ihm jedoch auch auf die unkalkulierbare Handlungsweise von Hitlers Truppen einzugehen, die ihren Freund (Italien), gegen Ende des Krieges ebenfalls zum Feind erklären. Beim Fallen der Titel, wird man darüber informiert, dass der Film allen italienischen Soldaten gewidmet ist, die von deutschen Soldaten, nach den Befehlen ihrer Offiziere, auf Kefallonia exekutiert wurden, aber auch der Inselbewohner Kefallonias, welche von einem fürchterlichen Erdbeben wahrend des 2. Weltkriegs aufgesucht wurden und viele ihm zum Opfer fielen.

John Madden gelingt es in meinen Augen nicht nur den Zuschauer in das polemische Klima der damaligen Epoche hineinzuversetzen, sondern er schafft es auch, in solch einer furchtbaren Zeit, eine große Liebe zwischen zwei Menschen überzeugend dem Zuschauer zu vermitteln. Er zeigt, dass Liebe keine Grenze zwischen den Völkern hat. Sogar der Feind, wie es in diesem Fall Corelli als Italiener gegenüber Pelagia, der Griechin ist, kann geliebt werden, wenn die Gefühle verrückt spielen. Die Romanvorlage von Louis de Bernieres hat Madden geholfen, die Liebesbeziehung der beiden darstellerisch perfekt vor der Kamera zu präsentieren.

Drehort
Kefallonia war der ideale Drehort für den Film. Eine wirkliche Trauminsel, die ich irgendwann auch selber gern besuchen möchte. Vielleicht werde ich von Spyros irgendwann eingeladen. Auf jeden Fall wurde damals auch die schönste Insel und das idyllischste Fleckchen Europas von Hitler und seinen Truppen in Schutt und Asche verwandelt. Für Regisseur Madden waren die vielen idyllischen Drehorte auf der Insel, mit den vielen Buchten und dem türkisfarbenen Meer ideal, um Corellis Mandoline ausschließlich an diesem Ort zu drehen. Sani, eines der Touristenattraktionen der Insel, war für Wochen während der Drehabreiten geschlossen, damit im Film die Kampfszenen entsehen konnten.

Darsteller
Besser kann man sich eigentlich die Besetzung bei Corellis Mandoline nicht vorstellen: Nicolas Cage, ein ausgezeichneter Darsteller, der bis zu diesem Zeitpunkt im Bereich Kriegsfilme keine Erfahrung hatte (später kommt Windtalkers dazu) und Penelope Cruz, auf ihren ersten Schritten im großen Filmgeschäft. Beide wirken absolut überzeugend. Dass sie im Originalton der DVD auch noch sprachlich so gut mithalten, hätte ich nicht gedacht. Wie man auf den Produktnotizen der DVD erfährt, hat sich Cage sieben Monate vor Drehbeginn mit der italienischen Sprache befasst, von der er keine Ahnung hatte. Deshalb gelang ihm auch der Akzent ganz gut. Penelope Cruz brauchte sich nicht all zu sehr anstrengen, denn der griechische Akzent hat einige Ähnlichkeiten mit dem spanischen (und spanisch kann sie ja). Penelope, die übrigens ihren Namen der Nachbarinsel von Kefallonia Ithaka verdankt (Odysseus Ehefrau war die bekannte Penelope), imponiert mit ihrem Auftritt. Diese Rolle, als schüchterne Frau des damaligen Griechenlands und der strengen Gesellschaft (vor allem auf den Inseln), wo die Frauen sich vor Scham nicht mal trauten einem fremden Mann in die Augen zu schauen, wird von ihr perfekt gespielt. Da der Film in Griechenland gedreht wurde, hat man auch eine bekannte griechische Schauspielerin mit einer Rolle geehrt. Irini Papa heißt die Darstellerin, die den meisten außerhalb ihrer Heimat wohl nichts sagen wird. Irini ist durch ihre Rollen in griechischen Tragödien bekannt geworden. Sie ist in der Rolle der Drosula zu sehen, die jedoch am Ende ein tragisches Ende haben wird!

Die Enttäuschung aus der Sicht der DVD
Produziert von: Universal Studios, Miramax und Studio Canal+
Laufzeit: 124 Minuten
Entstanden: 2001, auf Kefallonia, Griechenland
Freigegeben: ab 12 Jahren
Bildformat: 2,35:1
Tonformat: Deutsch und englisch auf Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch, englisch und ungarisch

Auch wenn der Film von mir die beste Kritik bekommt, so muss man eindeutig etwas negatives zur DVD Ausstattung sagen! Bei solch eine Riesenproduktion, wo allein schon die Komparsenrollen die 1000er Grenze überschreiten, erwartet man vom Bonusmaterial sehr viel. Interviews, Making Of, Hintergrundinfos zum Drehort und den Inselbewohnern uvm. Was ist jedoch auf der DVD davon enthalten? Leider nichts. Lediglich die Biografie sechs der Protagonisten plus des Regisseurs werden erläutert, dazu einige Produktionsnotizen zum Film und der übliche Trailer. Eine herbe Enttäuschung für mich. Ich hatte so viel mehr erwartet. Lediglich die Produktionsnotizen haben etwas an Informationen zu bieten. Hier erfährt man z.B., dass John Madden vor den Dreharbeiten zum Film, mit den Einwohnern der Insel gesprochen hat, um auch die wahren Tatsachen aus der damaligen Zeit richtig umzusetzen. Zumindest ist das klare Bild der DVD vorteilhaft. Die kräftigen Farben, die vor allem durch die natürliche Schönheit der Insel von Kefallonia zu Stande kommen, beeindruckten mich. Der dynamische Ton der DVD kommt vor allem bei den Bombenangriffen zum Ausdruck.

Gesamteindruck
Corellis Mandoline ist ein bedeutender Film. Er versetzt einen in die tragische Zeit der 2. Weltkriegs auf einer Insel Griechenland, der man einfach so, ihre Idylle weggenommen hat. Gleichzeitig, trotz der schwierigen Umstände, entsteht eine Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen, die es so eigentlich gar nicht geben dürfte. Aber die Liebe kennt keine Grenzen und kann sogar Feinde zu Freunden machen. Regisseur John Madden gelingt es beide Perspektiven, die des Krieges und die der Liebe, gut im Film umzusetzen. Mit einer ebenfalls unübertrefflichen darstellerischen Leistung von Nicolas Cage und Penelope Cruz, zusammen mit einem Rieseaufgebot an weiteren Schauspielern, ist Corellis Mandoline ein absolut sehenswerter Film. Warum der Film nicht zum Kassenschlager wurde, weiß ich nicht. Vielleicht hatte man schon mit Pearl Harbour genug von dieser Art Film (Krieg-Liebe). Von mir würde Corellis Mandoline als Film die Bestnote erhalten. Leider handelt es sich hier jedoch um einen DVD-Bericht und da muss man klar sagen, dass die Enttäuschung groß ist. Ein so mageres Bonusmaterial zu einer so großen Produktion von Universal Pictures, Miramax und Studio Canal+, ist mir noch nie unter die Hände gekommen. Schade, denn man hätte dem Zuschauer so viel interessantes zu diesem Film erläutern können!