Cypher (DVD) Testbericht

Cypher-dvd-thriller
ab 8,51
Auf yopi.de gelistet seit 08/2010

5 Sterne
(3)
4 Sterne
(2)
3 Sterne
(3)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von emmtie

Für wen spioniere ich jetzt wirklich? (FFF 3)

Pro:

Gesamtästhetik des Films, Bildsprache, vom Macher des Kultfilmes "Cube"

Kontra:

Einige Special Effect sind irgendwie unmotiviert und nicht richtig in den Zusammenhang passend

Empfehlung:

Ja

Und noch ein weiterer Filmbericht im Rahmen des momentan laufenden Fantasy Filmfests in Frankfurt:

Cypher


Inhalt
====
Der eher unscheinbare, mittelmäßige und unter der Fuchtel seiner dominanten Frau stehende Morgan Sullivan bewirbt sich als Wirtschaftsspion beim großen Konzern Digicorp, um aus seinem Leben auszubrechen. Nach einer Reihe von Tests bekommt er tatsächlich den Job und auch gleich eine neue Identität namens Jack Thursby. Seiner Frau erzählt er, er gehe auf Geschäftsreisen, stattdessen wird er aber von Digicorp auf Kongresse geschickt, um dort Reden aufzuzeichnen. Doch der Job ist weniger aufregend, als er erwartet hat, da es bei den Kongressen um so belanglose und langweilige Dinge wie Kosmetika, Käse und Ähnliches geht.

Auf einem dieser Kongresse lernt er die aufregende Rita Foster kennen und als sie sich später wieder begegnen, eröffnet sie ihm, dass die Kongresse nur Tarnung sind und dort in Wirklichkeit eine Gehirnwäsche an den Teilnehmern, die alle von DigiCorp angeheuert wurden, durchgeführt wird. Mit Hilfe einer Art Gegendroge lässt sie ihn sogar bewusst miterleben, was dort eigentlich passiert.

Während er denkt, dass sie ihm dadurch helfen will, aus diesem Dilemma auszubrechen, muss er kurze Zeit später feststellen, das all dies nur dazu dienen sollte, ihn als Doppelagent für einen andere große Konzern namens Sunways anzuwerben. Da ihm kein Ausweg bleibt, nimmt er dieses Angebot an.

Und das ist nicht das letzte Mal in diesem Film, das sich plötzlich alle vermeintlichen Fakten komplett in eine ganz andere Wahrheit verwandeln. Mehr wird aber nicht verraten.....




Meine Meinung:
============

Irgendwie habe ich es in diesem Jahr im Fantasy Filmfest mit Filmen, bei denen man möglichst wenig vom Inhalt erzählen sollte.

Wie schon bei „Identity“ lebt auch „Cypher“ davon, dass es eine Art „Knaller“ gibt, der der ganzen Handlung schließlich einen Sinn gibt und der auch dem versierten Krimileser und Thriller-Schauer nicht unbedingt ins Auge springt, aber trotzdem logisch ist. Und das ist auch hier für mich ein wesentliches Kriterium, das dieses Filmes sehenswert macht. Und ich werde mich hüten, irgend jemandem diesen „Kick“ zu verderben, indem ich hier zu viel zum Inhalt erzähle :-)

Der Grund, warum sowohl ich als auch meine Freundin diesen Film unbedingt sehen wollten, lässt sich an einem Namen festmachen: Vincenzo Natali

Ich sehe förmlich die Fragezeichen in vielen Leseraugen: „Wer ist das ??? :-) Vincenzo Natali hat 1997 mit „Cube“, ausgestattet mit nur einem Mini-Budget, nach meiner Meinung eine der genialsten und innovativsten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre gedreht. Da sind weitere Filme des Regisseurs quasi Pflicht.

Beide Filmen haben eine durchgängige Ästhetik und faszinierende Bildsprache gemeinsam, die im Vergleich zu anderen SciFi-Filmen mit sehr wenig Special effects gewürzt sind. Bei Cube war dies garantiert noch eine Geldfrage. Doch bei Cypher scheint es bewusst so gewählt zu sein. Und aus meiner Sicht sind die wenigen Stellen, an denen die Tricktechniker sich dann doch ausleben können (für diejenigen, die den Film kenne nur 2 Stichworte: Hubschrauber und Vault) eindeutig aus dem Zusammenhang gerissen und stören das Gesamtbild. Man hat das Gefühl, jemand wäre der Meinung gewesen, das nach einer bestimmten Anzahl von Minuten einfach Effekte kommen müssen.

Das ist schade, denn gerade diese durchgängige Bildsprache ist für mich ein großes Plus des Filmes. Es gibt so gut wie keine grelle Farben, alles ist sehr gedeckt und bleich und erzeugt eine etwas kalte, fast sterile Grundstimmung. Manchmal hat man fast den Eindruck, das man einen Schwarz-Weiß-Film anschaut. Auch das Tempo ist bis ins letzte Drittel des Filmes eher behäbig, ohne aber dabei an Spannung zu verlieren. Alleine schon wegen einiger dieser Bildsequenzen lohnt sich der Film für Ästheten.

Im Gegensatz zu seinem Erstling „Cube“ setzt der Regisseur bei „Cypher“ zumindest bei den beiden Hauptdarstellern auf bekannte Namen:

Morgan Sullivan wird vom Briten Jeremy Northam gespielt, den man zuvor z.B. in „Ideal husband“, „Mimic“, „Gosford Park“ oder „Das Netz“ gesehen hat. Was mir in Cypher besonders an ihm gefallen hat, ist die Tatsache, dass man die Wandlung seiner Figur nicht nur an Äußerlichkeiten sondern auch an Gesten und dem ganzen Verhalten erkennen kann. Eine schauspielerische Glanzleistung.

Luzy Liu, die Rita Foster spielt, ist den meisten wohl aus der Serie „Ally McBeal“ und den beiden „3 Engel für Charlie“-Filmen bekannt. Auch sie spielt überzeugend, wobei nach meinem Eindruck aber dann doch schon leichte Unterschiede zu Jeremy Northam zu erkennen waren. Das mag aber auch daran liegen, dass Seriendarsteller immer ein wenig die Last ihrer Rolle mit sich herumschleppen. Ich gebe zu, dass ich häufiger die kratzbürstige Anwältin und spätere Richterin aus Ally zu erkennen glaubte.

Bei den Nebendarstellern kamen mir zwar einige Gesichter bekannt vor, aber mit den Namen konnte ich nichts anfangen. Eben die typischen Nebendarsteller, aber in ihren Rollen überzeugend. Doch mit einem Darsteller hat es eine besondere Bewandtnis. Wem der Hüter des „Vaults“ bekannt vorkam, der muss nicht lange überlegen, denn dessen Darsteller David Hewlett hat schon in „Cube“ mitgespielt.




Fazit:
====

Auch wenn der Film nicht an das erste Meisterwerk des Regisseurs herankommt, ist er vor allem wegen seiner Grundstimmung und den unerwarteten, aber immer logischen Handlungssprüngen sehr sehenswert. Aufgrund der etwas unmotivierten und unpassenden Special effect gibt es aber einen Punkt Abzug.






P.S.: Fakten zum Fantasy Filmfest

Eigentlich vermeide ich es, fast wortgleiche Teile in mehreren Berichten zu verwenden, aber da ja ich nicht erwarten kann, daß jeder meine älteren Berichte liest und ich trotzdem der Meinung bin, dass man ein paar Infos zu diesem Festival geben sollte, kommt jetzt ein Teil, der im letzten Bericht fast identisch verwendet wurde:

Das Fantasy Filmfest gibt es jeden Sommer in mehreren deutschen Städten, momentan (06. – 13.08. ) findet es im Turmpalast (am Eschersheimer Tor/Innenstadt) in Frankfurt am Main in den 2 größten Sälen statt. (Beide mit gut funktionierender Klimaanlage; wichtige Info zur Zeit :-))) Es werden etwa 40 Filme gezeigt, wobei das „Fantasy“ im Namen verwirren kann, da es daneben auch SciFi, Horror und auch Thriller im Programm gibt, fast alle in der Originalversion, teilweise mit englischen Untertiteln, bei Filmen in weniger geläufigen Sprachen (wer spricht schon Koreanisch in Deutschland). Die Karten kosten 8 Euro (6,50 € für die Filme vor 16:00 Uhr). Programm und viele Infos findet man unter www.fantasyfilmfest.com

27 Bewertungen