Dancer in the Dark (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von Prisca
Nur ein Film - und doch so ergreifend!
Pro:
Björk - die ganze Story - die Musicaleinlagen
Kontra:
.
Empfehlung:
Ja
Heute muss ich etwas später zur Arbeit und habe natürlich nicht besseres zu tun, als für euch einen Bericht zu schreiben. Gestern Abend habe ich mir nach langer Zeit mal wieder eine DVD angesehen, die ich sehr liebe.
** DANCER IN THE DARK **
Ja, ich weiß, das ist nicht gerade ein bekannter Film - aber wer ihn einmal gesehen hat, der wird ihn so schnell nicht wieder vergessen. Wo rum es geht? Na gut, dann will ich euch mal dein
** INHALT **
verraten. Selma ist aus der Tschechei nach Amerika gekommen, weil sie meint, hier in ihrem Leben die besseren Chancen zu haben. Doch ihr Leben ist alles andere als ein Zuckerschlecken - aber Selma ist zufrieden. Sie hat ihre Liebe zu Musicals (weil in Musicals niemals etwas schreckliches passiert) - und sie hat ihren Sohn, den sie über alles liebt!
Sie lebt in relativer Armut in einem kleinen Wohnwagen - sie arbeitet sehr schwer in einer Fabrik und abends auch noch zu Hause. Allen erzählt sie, das sie das Geld braucht, um es ihrem Vater nach Hause zu schicken. Aber das ist gelogen. Selma spart das Geld für ihren Sohn. Denn sie weiß: ihr Sohn wird blind werden, wenn er nicht vor seinem 13. Lebensjahr operiert werden kann.
Blind - wie sie selbst! Ihr Augenlicht verschlechtert sich von Tag zu Tag - doch sie schweigt darüber. Niemand soll es erfahren, am wenigsten ihr Sohn. Aber auch nicht der Betriebsarzt, der regelmäßige Kontrollen vornimmt. Selma überlistet ihn, indem sie sich einen Spickzettel von der \"Augentafel\" macht und die Buchstabenfolge auswendig lernt. Sie darf doch ihren Job ihren verlieren. Er ist die einzige Möglichkeit, das Geld zu verdienen, das sie für die OP ihres Sohnes so dringend braucht.
Eines Tages gerät alles aus den Fugen. Ihr Nachbar und guter Freund vertraut ihr verzweifelt ein Geheimnis an: Seine Frau denkt, er hätte eine große Erbschaft gemacht und lebt auf großem Fuß. Aber all das ist nicht wahr! Er ist fast bankrott - und er wagt es nicht, das seiner Frau zu gestehen, aus Angst, das sie ihn dann verlassen wird.
Selma versucht ihn zu trösten - und zum ersten Mal in ihrem Leben vertraut sie jemandem ihr Geheimnis an: Sie ist (fast) blind - auch ihr Sohn leidet an dieser Krankheit und für seine Operation hat sie das ganze Geld gespart, das sie angeblich ihrem Vater schickte.
Einige Tage später schlägt das Schicksal zu. Selma, die merkt, das ihre Augen immer schlechter werden, will um jeden Preis noch viel Geld verdienen und macht auf der Arbeit zusätzlich Nachtschicht. Dabei ist sie überfordert und macht einen Fehler, der eine teure Maschine beinahe zerstört. Daraufhin wird sie entlassen. Völlig verstört geht Selma nach Hause - fest entschlossen, dem Arzt wenigstens das Geld zu bringen, das sie bisher gespart hat, auch wenn sie weiß, es wird nicht ganz reichen. Doch als sie zu Hause an ihr Versteck kommt, ist die Keksdose leer.
Selma weiß sofort, wer das Geld genommen hat - es kann nur Bill gewesen sein, ihr Nachbar, denn er wusste als Einziger von diesem Geld. Sie geht zu ihm, um das Geld zurückzufordern ....
Nein, was jetzt geschieht werde ich euch nicht mehr verraten, das müsst ihr euch schon selbst ansehen. Aber ich kann euch versprechen, das es noch sehr spannend (und sehr traurig) wird.
Jetzt möchte ich euch lieber noch einiges zu meinen
** GEDANKEN UND GEFÜHLEN **
verraten, die mich beim Sehen dieses Films beschäftigt haben. Und das sind nicht wenige, denn dieser Film ist wirklich etwas ganz Besonderes.
Auch wenn sich die Story bis hierhin ein wenig banal anhört, ist sie es zu keinem Moment. Selma mutet dem Zuschauer zu Beginn etwas seltsam an:
Sie wirkt so ruhig und ernst - ihr ganzes Auftreten hat sehr viel kindliches, naives - fast ein wenig zurückgebliebenes (bitte, das soll jetzt nicht abwertend sein!!!). Und trotzdem gewinnt man Selma sehr schnell lieb: diese Kraft, die trotz aller Schwäche in ihr steckt. Diese Liebe, die sie für ihren Sohn empfindet. Die Ruhe und Gelassenheit, die sie (fast immer) in selbst den schwierigsten Situationen ausstrahlt. Diese Unbeschwertheit, wenn sie sich in ihre Musik flüchtet ... das alles ist ein ganz besonderer Mensch, für den man unweigerlich Achtung empfinden muss.
Umso stärker wird man von ihrem Schicksal berührt - mehr noch als sie selbst. Denn Selma empfindet es nicht als schlimm, blind zu werden - sie fürchtet nur, das sie das Geld für die Operation ihres Sohnes nicht rechtzeitig zusammen bekommen kann. Das er dasselbe Schicksal erleiden muss wie sie - das er blind wird - und das es ihre Schuld ist, ganz allein ihre, denn sie hat dieses Kind bekommen, trotz des Wissens, das er ihre Augenkrankheit erben wird. Sie hat ihn bekommen, weil sie einmal auch ein kleines Baby im Arm halten wollte ... Ein so egoistischer Grund - und trotzdem vermag man ihn Selma nicht übel zu nehmen und abzutun mit den Worten: Na ja, selber Schuld!
Der Film ist ernst und sehr ruhig - und trotzdem kann ich als Zuschauer die leise Fröhlichkeit nachempfinden, die trotz allem in Selma steckt - vor allem, wenn sie in ihre Musicalträume flüchtet. Immer wenn sie in einer schwierigen Situation ist - egal, ob auf ihrer Arbeit oder wenn sie sich z.B. blind über die Bahnschienen nach Hause tastet und plötzlich den Zug kommen hört .... dann kann sie ihre Augen schließen und ihr ganzes Leben wird zu einem Musical. Plötzlich kann sie tanzen, lachen, singen - und ihre ganze Umgebung zieht sie mit hinein in diese Fröhlichkeit.
Zuerst haben mich diese Musicaleinlagen im Film ein wenig irritiert - aber jetzt nach mehrmaligem Sehen des Films finde ich sie sehr gut gelungen. Sie sind ein Teil von Selma - und wenn man ihr Leben verstehen will, dann muss man auch diese Musicaleinlagen als dazugehörend akzeptieren!
Je mehr sich der Film dem Ende nähert, desto hoffnungsloser und trauriger wird er. Selmas Augenlicht wird immer schlechter - sie weiß, sie hat das Geld für die OP noch nicht zusammen - nach außen hin bleibt sie die ruhige, gelassene Frau, die ihre Freunde kennen - aber innen drin ist sie angespannt. Eine Anspannung, die der Zuschauer spürt. Und dann spitzt sich alles immer mehr zu: Selma verliert ihren Job - sie muss feststellen, das ihr Geld weg ist ... Selma ist so verzweifelt und der Zuschauer klebt wie gebannt am Fernseher. Was dann folgt (und worüber ich hier nicht schreiben möchte, weil ich euch die Spannung nicht nehmen möchte) ist irgendwo unabwendbar - es ist Selmas Schicksal - und es ist so unendlich traurig.
Ich glaube, es gibt wenige Filme, an deren Ende ich so heulen kann wie in diesem - und das immer wieder - obwohl ich das Ende inzwischen genau kenne. Ich denke, es sind die besten Szenen aus dem ganzen Film - und dabei ist der ganze Film gut! Selten habe ich soviel Emotionen erlebt, die aber nicht kitschig rüberkommen, sondern einfach nur absolut ergreifend sind. So ergreifend, das man hinterher nicht einfach den Fernseher ausschalten kann und sagt: Okay, das war´s! Dieser Film - dieses Ende - das wird einem noch lange verfolgen!
Verlieren möchte ich auf jeden Fall noch ein paar Worte über die Kameraführung, die ich für sehr gelungen halte. Es wurde zum Teil mit einer Handkamera gedreht, was man im Film an schnell wechselnden, leicht verwackelten Bildern bemerkt (nicht immer, nur in bestimmten Szenen!). Richtig eingesetzt unterstützt das gewisse Stellen im Film ungemein und es hat mir sehr gut gefallen!
Wenn man sich jetzt schon mit dem Film beschäftigt, dann muss man unweigerlich auch ein paar Worte über die
** DARSTELLER **
verlieren.
Dabei tauchen bekannte Namen auf wie Catherine Deneuve (Pola X, Begierde) - David Morse (Green Mile, Contact, The Rock) oder Peter Stormare ( Armageddon, Mercury Puzzle, 8 MM). Alle - und ich meine wirklich alle machen ihre Sache sehr gut - und trotzdem bleiben sie nur im Hintergrund. Ich habe das aber nicht als schlimm empfunden - es war einfach richtig so. Denn dieser Film steht und fällt mit der Hauptdarstellerin
** BJÖRK **
Viele werden sie als Sängerin kennen und mögen. Mir war sie bis zu diesem Film eigentlich eher unbekannt - aber mit diesem Film hat sie mich voll für sich gewonnen. Ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind einfach überwältigend - selbst ein professioneller Schauspieler könnte es nicht besser machen. Björk spielt die Rolle der Selma nicht, sie wird zu Selma. Selma ist nicht mehr irgendeine Filmfigur - sie lebt! Dazu beitragen tut es sicher, das Björk sich wirklich sehr mit der Rolle auseinandergesetzt hat. Zunächst wollte sie sie gar nicht übernehmen - aber dann reizte es sie doch, weil sie auch die Musikstücke zu diesem Film schreiben und umsetzen sollte. Vielleicht liegt es daran, das sie sich besonders mit der Rolle der Selma identifizieren musste - jedenfalls kann sich das Endergebnis wirklich sehen lassen.
Auch die Musikstücke selbst gefallen mir sehr - es ist keine \"Alltagsmusik\" - sie passt zu dem Film und vor allem zu Selma - sie ist ruhig, sie ist gefühlvoll, sie kann Fröhlichkeit ausdrücken, aber auch unendlich viel Traurigkeit. Besonders das letzte Lied am Ende des Films, ganz ohne Insturmeltalbegleitung, nur die Stimme von Björk ... Wahnsinn! Zum Glück ist niemand auf den Gedanken gekommen, auch die Lieder ins deutsche übersetzen zu wollen! So bleibt uns Björks ausdrucksvolle Stimme erhalten. Perfekt!
Jetzt werde ich nicht umhinkommen, noch ein paar Worte zu den
**FAKTEN **
rund um Film und DVD fallen zu lassen.
Fangen wir mit dem Film an. Er hat eine Lauflänge von 134 (kurzen) Minuten.
Die FSK beträgt 12 Jahre - einerseits halte ich das für völlig OK, denn der Film weist eigentlich nur eine \"brutale\" Szene auf ( brutal im Sinne von Gewalt, Brutalität, Grausamkeit) und selbst hier empfindet der Zuschauer keine Abscheu vor der gezeigten Gewalt, sondern eher Mitleid, Traurigkeit. Andererseits glaube ich nicht, das ein 12jähriger wirklich etwas mit diesem Film anfangen kann (die Ausnahmen mögen mir verzeihen!), denn er ist schon etwas ganz Besonderes und man muss sich wirklich auf ihn einlassen.
Der Preis des Films liegt bei 25,-- Euro, das ist heftig, finde ich. Gebraucht könnt ihr aber z.B. bei Ebay schon um die 10,-- Euro bekommen.
Die DVD bietet uns etwas ganz besonderes, nämlich sprachunterstützte Menüs für Blinde. Dabei kann ich wählen, ob ich den ganzen Film sprachunterstützt sehen will (so das mir Bilder im Film kurz beschrieben werden - ich habe interessehalber mal reingehört und muss sagen, das es sehr gut gemacht - keine 08/15 Stimme, sondern richtig mit Gefühl gesprochen, passend zum Film und den entsprechenden Szenen - so wird das Gefühl, das der Film hervorruft, nicht gestört). Aber natürlich kann ich als weitere Auswahlmöglichkeit den Film auch ganz normal ansehen.
Ansonsten bietet die DVD nicht besonders viel. Das Bildformat ist Widescreen - der Ton in deutsch und englisch dolby digital 5.1. Beides ist völlig OK - kein Flimmern, keine Aussetzer, kein stockender Ton. Auch die Musicalszenen kommen klar und deutlich rüber, etwas, das mir inzwischen besonders wichtig ist.
Als Untertitel kann ich euch die deutsche Sprache anbieten, das war´s dann auch schon.
Zu den 134 Minuten Film kommen noch einmal ca. 15 Minuten Extras - aber es ist nichts Aufregendes. Interviews mit Björk und dem Regisseur Lars von Trier - ein paar ganz knappe Infos zu den Darstellern ... alles ein wenig lieblos gestaltet und eigentlich schade, denn dieser Film hätte da ein wenig Besseres verdient.
** MEIN FAZIT **
Ein Film der ein angucken auf jeden Fall wert ist - und auch als \"Musical-Hasser\": lasst euch nicht davon abschrecken, das der Film manchmal unter dem Genre Musical geführt wird. Ein echtes Musical ist es nicht! Er enthält zwar einige Musicalszenen, aber die unterstützen nur Selmas Persönlichkeit. Außerdem sind sie von Björk so gut umgesetzt (schauspielerisch aber auch musikalisch) das sie mit einem gewöhnlichen Musical nur noch wenig gemein haben.
Ich würde trotz des hohen Preises und der leider mageren Extras einen Kauf der DVD empfehlen - diesen Film im Fernsehen zu sehen mit zig Werbeunterbrechungen - das ist wirklich unerträglich!
@ Prisca - Mai 2004 - ich schreibe für Ciao und Yopi, manchmal auch noch für Dooyoo
** DANCER IN THE DARK **
Ja, ich weiß, das ist nicht gerade ein bekannter Film - aber wer ihn einmal gesehen hat, der wird ihn so schnell nicht wieder vergessen. Wo rum es geht? Na gut, dann will ich euch mal dein
** INHALT **
verraten. Selma ist aus der Tschechei nach Amerika gekommen, weil sie meint, hier in ihrem Leben die besseren Chancen zu haben. Doch ihr Leben ist alles andere als ein Zuckerschlecken - aber Selma ist zufrieden. Sie hat ihre Liebe zu Musicals (weil in Musicals niemals etwas schreckliches passiert) - und sie hat ihren Sohn, den sie über alles liebt!
Sie lebt in relativer Armut in einem kleinen Wohnwagen - sie arbeitet sehr schwer in einer Fabrik und abends auch noch zu Hause. Allen erzählt sie, das sie das Geld braucht, um es ihrem Vater nach Hause zu schicken. Aber das ist gelogen. Selma spart das Geld für ihren Sohn. Denn sie weiß: ihr Sohn wird blind werden, wenn er nicht vor seinem 13. Lebensjahr operiert werden kann.
Blind - wie sie selbst! Ihr Augenlicht verschlechtert sich von Tag zu Tag - doch sie schweigt darüber. Niemand soll es erfahren, am wenigsten ihr Sohn. Aber auch nicht der Betriebsarzt, der regelmäßige Kontrollen vornimmt. Selma überlistet ihn, indem sie sich einen Spickzettel von der \"Augentafel\" macht und die Buchstabenfolge auswendig lernt. Sie darf doch ihren Job ihren verlieren. Er ist die einzige Möglichkeit, das Geld zu verdienen, das sie für die OP ihres Sohnes so dringend braucht.
Eines Tages gerät alles aus den Fugen. Ihr Nachbar und guter Freund vertraut ihr verzweifelt ein Geheimnis an: Seine Frau denkt, er hätte eine große Erbschaft gemacht und lebt auf großem Fuß. Aber all das ist nicht wahr! Er ist fast bankrott - und er wagt es nicht, das seiner Frau zu gestehen, aus Angst, das sie ihn dann verlassen wird.
Selma versucht ihn zu trösten - und zum ersten Mal in ihrem Leben vertraut sie jemandem ihr Geheimnis an: Sie ist (fast) blind - auch ihr Sohn leidet an dieser Krankheit und für seine Operation hat sie das ganze Geld gespart, das sie angeblich ihrem Vater schickte.
Einige Tage später schlägt das Schicksal zu. Selma, die merkt, das ihre Augen immer schlechter werden, will um jeden Preis noch viel Geld verdienen und macht auf der Arbeit zusätzlich Nachtschicht. Dabei ist sie überfordert und macht einen Fehler, der eine teure Maschine beinahe zerstört. Daraufhin wird sie entlassen. Völlig verstört geht Selma nach Hause - fest entschlossen, dem Arzt wenigstens das Geld zu bringen, das sie bisher gespart hat, auch wenn sie weiß, es wird nicht ganz reichen. Doch als sie zu Hause an ihr Versteck kommt, ist die Keksdose leer.
Selma weiß sofort, wer das Geld genommen hat - es kann nur Bill gewesen sein, ihr Nachbar, denn er wusste als Einziger von diesem Geld. Sie geht zu ihm, um das Geld zurückzufordern ....
Nein, was jetzt geschieht werde ich euch nicht mehr verraten, das müsst ihr euch schon selbst ansehen. Aber ich kann euch versprechen, das es noch sehr spannend (und sehr traurig) wird.
Jetzt möchte ich euch lieber noch einiges zu meinen
** GEDANKEN UND GEFÜHLEN **
verraten, die mich beim Sehen dieses Films beschäftigt haben. Und das sind nicht wenige, denn dieser Film ist wirklich etwas ganz Besonderes.
Auch wenn sich die Story bis hierhin ein wenig banal anhört, ist sie es zu keinem Moment. Selma mutet dem Zuschauer zu Beginn etwas seltsam an:
Sie wirkt so ruhig und ernst - ihr ganzes Auftreten hat sehr viel kindliches, naives - fast ein wenig zurückgebliebenes (bitte, das soll jetzt nicht abwertend sein!!!). Und trotzdem gewinnt man Selma sehr schnell lieb: diese Kraft, die trotz aller Schwäche in ihr steckt. Diese Liebe, die sie für ihren Sohn empfindet. Die Ruhe und Gelassenheit, die sie (fast immer) in selbst den schwierigsten Situationen ausstrahlt. Diese Unbeschwertheit, wenn sie sich in ihre Musik flüchtet ... das alles ist ein ganz besonderer Mensch, für den man unweigerlich Achtung empfinden muss.
Umso stärker wird man von ihrem Schicksal berührt - mehr noch als sie selbst. Denn Selma empfindet es nicht als schlimm, blind zu werden - sie fürchtet nur, das sie das Geld für die Operation ihres Sohnes nicht rechtzeitig zusammen bekommen kann. Das er dasselbe Schicksal erleiden muss wie sie - das er blind wird - und das es ihre Schuld ist, ganz allein ihre, denn sie hat dieses Kind bekommen, trotz des Wissens, das er ihre Augenkrankheit erben wird. Sie hat ihn bekommen, weil sie einmal auch ein kleines Baby im Arm halten wollte ... Ein so egoistischer Grund - und trotzdem vermag man ihn Selma nicht übel zu nehmen und abzutun mit den Worten: Na ja, selber Schuld!
Der Film ist ernst und sehr ruhig - und trotzdem kann ich als Zuschauer die leise Fröhlichkeit nachempfinden, die trotz allem in Selma steckt - vor allem, wenn sie in ihre Musicalträume flüchtet. Immer wenn sie in einer schwierigen Situation ist - egal, ob auf ihrer Arbeit oder wenn sie sich z.B. blind über die Bahnschienen nach Hause tastet und plötzlich den Zug kommen hört .... dann kann sie ihre Augen schließen und ihr ganzes Leben wird zu einem Musical. Plötzlich kann sie tanzen, lachen, singen - und ihre ganze Umgebung zieht sie mit hinein in diese Fröhlichkeit.
Zuerst haben mich diese Musicaleinlagen im Film ein wenig irritiert - aber jetzt nach mehrmaligem Sehen des Films finde ich sie sehr gut gelungen. Sie sind ein Teil von Selma - und wenn man ihr Leben verstehen will, dann muss man auch diese Musicaleinlagen als dazugehörend akzeptieren!
Je mehr sich der Film dem Ende nähert, desto hoffnungsloser und trauriger wird er. Selmas Augenlicht wird immer schlechter - sie weiß, sie hat das Geld für die OP noch nicht zusammen - nach außen hin bleibt sie die ruhige, gelassene Frau, die ihre Freunde kennen - aber innen drin ist sie angespannt. Eine Anspannung, die der Zuschauer spürt. Und dann spitzt sich alles immer mehr zu: Selma verliert ihren Job - sie muss feststellen, das ihr Geld weg ist ... Selma ist so verzweifelt und der Zuschauer klebt wie gebannt am Fernseher. Was dann folgt (und worüber ich hier nicht schreiben möchte, weil ich euch die Spannung nicht nehmen möchte) ist irgendwo unabwendbar - es ist Selmas Schicksal - und es ist so unendlich traurig.
Ich glaube, es gibt wenige Filme, an deren Ende ich so heulen kann wie in diesem - und das immer wieder - obwohl ich das Ende inzwischen genau kenne. Ich denke, es sind die besten Szenen aus dem ganzen Film - und dabei ist der ganze Film gut! Selten habe ich soviel Emotionen erlebt, die aber nicht kitschig rüberkommen, sondern einfach nur absolut ergreifend sind. So ergreifend, das man hinterher nicht einfach den Fernseher ausschalten kann und sagt: Okay, das war´s! Dieser Film - dieses Ende - das wird einem noch lange verfolgen!
Verlieren möchte ich auf jeden Fall noch ein paar Worte über die Kameraführung, die ich für sehr gelungen halte. Es wurde zum Teil mit einer Handkamera gedreht, was man im Film an schnell wechselnden, leicht verwackelten Bildern bemerkt (nicht immer, nur in bestimmten Szenen!). Richtig eingesetzt unterstützt das gewisse Stellen im Film ungemein und es hat mir sehr gut gefallen!
Wenn man sich jetzt schon mit dem Film beschäftigt, dann muss man unweigerlich auch ein paar Worte über die
** DARSTELLER **
verlieren.
Dabei tauchen bekannte Namen auf wie Catherine Deneuve (Pola X, Begierde) - David Morse (Green Mile, Contact, The Rock) oder Peter Stormare ( Armageddon, Mercury Puzzle, 8 MM). Alle - und ich meine wirklich alle machen ihre Sache sehr gut - und trotzdem bleiben sie nur im Hintergrund. Ich habe das aber nicht als schlimm empfunden - es war einfach richtig so. Denn dieser Film steht und fällt mit der Hauptdarstellerin
** BJÖRK **
Viele werden sie als Sängerin kennen und mögen. Mir war sie bis zu diesem Film eigentlich eher unbekannt - aber mit diesem Film hat sie mich voll für sich gewonnen. Ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind einfach überwältigend - selbst ein professioneller Schauspieler könnte es nicht besser machen. Björk spielt die Rolle der Selma nicht, sie wird zu Selma. Selma ist nicht mehr irgendeine Filmfigur - sie lebt! Dazu beitragen tut es sicher, das Björk sich wirklich sehr mit der Rolle auseinandergesetzt hat. Zunächst wollte sie sie gar nicht übernehmen - aber dann reizte es sie doch, weil sie auch die Musikstücke zu diesem Film schreiben und umsetzen sollte. Vielleicht liegt es daran, das sie sich besonders mit der Rolle der Selma identifizieren musste - jedenfalls kann sich das Endergebnis wirklich sehen lassen.
Auch die Musikstücke selbst gefallen mir sehr - es ist keine \"Alltagsmusik\" - sie passt zu dem Film und vor allem zu Selma - sie ist ruhig, sie ist gefühlvoll, sie kann Fröhlichkeit ausdrücken, aber auch unendlich viel Traurigkeit. Besonders das letzte Lied am Ende des Films, ganz ohne Insturmeltalbegleitung, nur die Stimme von Björk ... Wahnsinn! Zum Glück ist niemand auf den Gedanken gekommen, auch die Lieder ins deutsche übersetzen zu wollen! So bleibt uns Björks ausdrucksvolle Stimme erhalten. Perfekt!
Jetzt werde ich nicht umhinkommen, noch ein paar Worte zu den
**FAKTEN **
rund um Film und DVD fallen zu lassen.
Fangen wir mit dem Film an. Er hat eine Lauflänge von 134 (kurzen) Minuten.
Die FSK beträgt 12 Jahre - einerseits halte ich das für völlig OK, denn der Film weist eigentlich nur eine \"brutale\" Szene auf ( brutal im Sinne von Gewalt, Brutalität, Grausamkeit) und selbst hier empfindet der Zuschauer keine Abscheu vor der gezeigten Gewalt, sondern eher Mitleid, Traurigkeit. Andererseits glaube ich nicht, das ein 12jähriger wirklich etwas mit diesem Film anfangen kann (die Ausnahmen mögen mir verzeihen!), denn er ist schon etwas ganz Besonderes und man muss sich wirklich auf ihn einlassen.
Der Preis des Films liegt bei 25,-- Euro, das ist heftig, finde ich. Gebraucht könnt ihr aber z.B. bei Ebay schon um die 10,-- Euro bekommen.
Die DVD bietet uns etwas ganz besonderes, nämlich sprachunterstützte Menüs für Blinde. Dabei kann ich wählen, ob ich den ganzen Film sprachunterstützt sehen will (so das mir Bilder im Film kurz beschrieben werden - ich habe interessehalber mal reingehört und muss sagen, das es sehr gut gemacht - keine 08/15 Stimme, sondern richtig mit Gefühl gesprochen, passend zum Film und den entsprechenden Szenen - so wird das Gefühl, das der Film hervorruft, nicht gestört). Aber natürlich kann ich als weitere Auswahlmöglichkeit den Film auch ganz normal ansehen.
Ansonsten bietet die DVD nicht besonders viel. Das Bildformat ist Widescreen - der Ton in deutsch und englisch dolby digital 5.1. Beides ist völlig OK - kein Flimmern, keine Aussetzer, kein stockender Ton. Auch die Musicalszenen kommen klar und deutlich rüber, etwas, das mir inzwischen besonders wichtig ist.
Als Untertitel kann ich euch die deutsche Sprache anbieten, das war´s dann auch schon.
Zu den 134 Minuten Film kommen noch einmal ca. 15 Minuten Extras - aber es ist nichts Aufregendes. Interviews mit Björk und dem Regisseur Lars von Trier - ein paar ganz knappe Infos zu den Darstellern ... alles ein wenig lieblos gestaltet und eigentlich schade, denn dieser Film hätte da ein wenig Besseres verdient.
** MEIN FAZIT **
Ein Film der ein angucken auf jeden Fall wert ist - und auch als \"Musical-Hasser\": lasst euch nicht davon abschrecken, das der Film manchmal unter dem Genre Musical geführt wird. Ein echtes Musical ist es nicht! Er enthält zwar einige Musicalszenen, aber die unterstützen nur Selmas Persönlichkeit. Außerdem sind sie von Björk so gut umgesetzt (schauspielerisch aber auch musikalisch) das sie mit einem gewöhnlichen Musical nur noch wenig gemein haben.
Ich würde trotz des hohen Preises und der leider mageren Extras einen Kauf der DVD empfehlen - diesen Film im Fernsehen zu sehen mit zig Werbeunterbrechungen - das ist wirklich unerträglich!
@ Prisca - Mai 2004 - ich schreibe für Ciao und Yopi, manchmal auch noch für Dooyoo
25 Bewertungen, 1 Kommentar
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31.05.2004, 14:28 Uhr von Nick15
Bewertung: sehr hilfreichda er sehr traurig am Ende wird, kann ich mir nur vorstellen dass der Junge doch blind geworden ist . ???
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