Dancer in the Dark (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von Flavius
Emotionstanker mit (zu?) starkem Tiefgang
Pro:
Björk spielt sensationell gut! Wichtiges Thema. Innovatives Gesamtkonzept.
Kontra:
Vielleicht emotional etwas überfrachtet. Nichts für schwache Nerven.
Empfehlung:
Ja
...oder: Lars von Trier will über den Großen Teich. Und zieht alle seine Register.
Nachdem in den letzten Jahren immer wieder europäische Filme in den USA achtbare Erfolge sowohl bei Kritik als auch beim Publikum, erzielten, wollte sich auch der Däne Lars von Trier (“Geister“,\"Dogville\") im Mutterland der Blockbuster einen Namen machen.
Genannt zu werden in einer Reihe mit Filmen wie „Das Leben ist schön“, „Ganz oder gar nicht“, „Alles über meine Mutter“, die eine oder andere Oscar-Nominierung, ja das wäre schon was, mag er sich gedacht haben, als es an die Planung und Realisierung von „DANCER IN THE DARK“ ging.
Nun, das mit den Oscars hat (zu Unrecht) nicht ganz geklappt.
Allerdings gab es ordentlich andere Lorbeeren (Zwei Goldene Palmen in Cannes: Bester Film und beste Hauptdarstellerin) und massenhaft Kritikerlob.
Zur Handlung:
USA, Ende der 50er Jahre, eine ländliche Gegend. Die tschechoslowakische Emigrantin Selma arbeitet in einer metallverabreitenden Fabrik. Sie leidet unter einer schweren, schleichenden Augenkrankheit und nimmt ihre Umgebung nur noch sehr undeutlich wahr. Ihre Erblindung steht kurz bevor.
Sie hat einen Sohn, der die selbe Krankheit hat. Bei ihm ist sie allerdings durch eine teure Operation heilbar.
Bis zu seinem 13. Lebensjahr muß sie genug Geld zusammen haben, um die Operation zu finanzieren. Selma arbeitet daher sehr hart und lebt äußerst sparsam.
Ihr Sohn weiß nichts von seiner Krankheit und ihrem Umfeld gegenüber gibt Selma vor, das Geld, welches sie heimlich spart, an ihren kranken Vater in die CSSR zu schicken.
Selma strahlt nach außen hin einen, von fast kindlicher Lebensfreude geprägten, ruhigen Charakter aus.Über das wahre Ausmaß ihres Augenleidens hält sie ihr Umfeld im Unklaren, aus Angst, ihre Arbeit und damit ihre Erwerbsquelle zu verlieren. Sie ist recht beliebt und jeder hilft ihr, so gut er kann.
Ihrem Nachbarn, dem Ortspolizisten erzählt sie eines Tages von ihrem Geheimnis.
Dieser hat große Geldsorgen, weil seine Frau, in Annahme ihr Mann sei reich, das Geld mit vollen Händen ausgibt. Er hat Bedenken, seine Frau zu verlieren, wenn sie erfahren sollte, daß es finanziell so schlecht um ihn steht.
Der Nachbar stiehlt Selma daraufhin ihr Geld. Selma will sich ihr Geld wiederholen, es kommt zu einem Handgemenge. Der körperlich Starke aber charakterlich so Schwache gegen die fast binde, aber willensstarke Selma.
Der Polizist stirbt im Zuge des Streits. Selma kann zunächst fliehen und gibt ihr Erspartes dem Arzt, der ihren Jungen operieren soll, sobald dieser das nötiger Alter erreicht hat. „Es ist nicht genug, aber es muß reichen“, sagt sie.
Kurz darauf wird sie verhaftet, vor Gericht gestellt und schließlich zum Tode verurteilt.
Ein rührseliges Drama, ein Problemfilm mit energischer Sozialkritik, zugeschnitten auf eine Hauptdarstellerin. All dies ist DANCER IN THE DARK.
Aber es ist eben auch ein Lars von Trier-Film. Er schrieb Drehbuch und Regie und machte einen Fim, nicht jenseits, aber doch abseits der Norm.
Altbekanntes Rezept (aus den DOGMA-Regeln): Gnadenloser Einsatz der Handkamera (Wackelbilder!) keine bis wenige von der STORY ablenkende Spezialeffekte, wenig Hintergrundmusik, dokumentarischer Schnitt.
Spannender Stileinfall: Remeniszenz an ein uramerikanisches Filmformat! Selma flüchtet sich regelmäßig in ihre Phantasie, als Ausgleich zu ihrer harten Realität.. Ihre große Liebe gilt dem Filmusical! Sie träumt sich in die heilste aller Welten, singt, tanzt, lacht und steppt. Und alles tanzt nach ihrer Pfeife, das Stampfen der gefährlichen Maschinen in der Fabrik wird zum großen Orchester, der herannahende Güterzug verliert alle Schrecken und auch Gefängnismauern wirken plötzlich erträglich.
Speziale Zutat: BJÖRK! Die isländische Popsängerin, ursprünglich für das Schreiben der Musicalsongs engagiert, schließlich nach langem und harten Kampf zum Spielen und „Nichthinschmeißen“ der Hauptrolle überredet.
Selma, nahezu die ganzen 140 Minuten im Bild ist das wichtiste Element des Films. Und Björk (“einmal und nie wieder“) spielt wie eine Besessene. Sie gibt der Rolle die vom Drehbuch geforderte kindliche Naivität, erweitert sie aber um die wichtigen Facetten der willensstarken, gereiften Persönlichkeit eines Erwachsenen, einer Mutter.
Die oben aufgeführten Zutaten machen den Film zu einem Hauptgang, der schwer im Magen liegt.
Keine leichte Kost, für nicht jeden genießbar. (Noch nie, abgesehen von so mancher grottenschlechten Sneak-Prewiev, habe ich vorher erlebt, dass eine nicht unerhebliche Anzahl von Kinobesuchern nach und nach während des Films den Saal verließ!)
Zunächst sorgen die wackeligen Bilder (wird mit der Zeit besser) für ein flaues Gefühl im Magen, dann folgen die melancholisch-tieftraurig-schrägen Musicalnummern, und schließlich wächst ein dicker Kloß im Hals, genährt aus Mitleid, mit der tragischen Hauptfigur sowie Entsetzen und Empörung über gewaltige Systemfehler in der mächtigsten Region der Welt.
Besondere Ironie: Nur wenige Stunden bevor ich den Film damals im Kino sah, hatte ich im TV live das zweite Fernsehduell der beiden Präsidentschaftskandidten der USA gesehen. George W. Bushs selbstzufriedene Bemerkungen über die Todesstrafe (und Al Gores Schweigen hierzu) und das texanische/ amerikanische Gesundheitssystem klangen mir nach Besuch des Films DANCER IN THE DARK noch bitterer im Ohr!
Dieser Film ist kein schöner Film. Vielleicht sogar ein wenig überfrachtet. Möglicherweise war Lars von Trier zu ambitioniert, zu ehrgeizig. Aber es ist dennoch ein sehr, sehr guter Film. Noch heute denke ich aufgewühlt an das Kinoerlebnis zurück.
Man muss schon starke Nerven haben; sich klar machen, dass es sich um ein bewusstes Stilmittel handelt, den Zuschauer streckenweise regelrecht zu quälen mit all dem Leid, der Ungerechtigkeit.
Aber wer mit der richtigen Erwartung an das Werk herangeht, für den wird ein wirklich sehens- und hörenswertes Filmerlebnis geboten.
TIP: Im englischen Original wirkt der Film vermutlich am besten!
Nachdem in den letzten Jahren immer wieder europäische Filme in den USA achtbare Erfolge sowohl bei Kritik als auch beim Publikum, erzielten, wollte sich auch der Däne Lars von Trier (“Geister“,\"Dogville\") im Mutterland der Blockbuster einen Namen machen.
Genannt zu werden in einer Reihe mit Filmen wie „Das Leben ist schön“, „Ganz oder gar nicht“, „Alles über meine Mutter“, die eine oder andere Oscar-Nominierung, ja das wäre schon was, mag er sich gedacht haben, als es an die Planung und Realisierung von „DANCER IN THE DARK“ ging.
Nun, das mit den Oscars hat (zu Unrecht) nicht ganz geklappt.
Allerdings gab es ordentlich andere Lorbeeren (Zwei Goldene Palmen in Cannes: Bester Film und beste Hauptdarstellerin) und massenhaft Kritikerlob.
Zur Handlung:
USA, Ende der 50er Jahre, eine ländliche Gegend. Die tschechoslowakische Emigrantin Selma arbeitet in einer metallverabreitenden Fabrik. Sie leidet unter einer schweren, schleichenden Augenkrankheit und nimmt ihre Umgebung nur noch sehr undeutlich wahr. Ihre Erblindung steht kurz bevor.
Sie hat einen Sohn, der die selbe Krankheit hat. Bei ihm ist sie allerdings durch eine teure Operation heilbar.
Bis zu seinem 13. Lebensjahr muß sie genug Geld zusammen haben, um die Operation zu finanzieren. Selma arbeitet daher sehr hart und lebt äußerst sparsam.
Ihr Sohn weiß nichts von seiner Krankheit und ihrem Umfeld gegenüber gibt Selma vor, das Geld, welches sie heimlich spart, an ihren kranken Vater in die CSSR zu schicken.
Selma strahlt nach außen hin einen, von fast kindlicher Lebensfreude geprägten, ruhigen Charakter aus.Über das wahre Ausmaß ihres Augenleidens hält sie ihr Umfeld im Unklaren, aus Angst, ihre Arbeit und damit ihre Erwerbsquelle zu verlieren. Sie ist recht beliebt und jeder hilft ihr, so gut er kann.
Ihrem Nachbarn, dem Ortspolizisten erzählt sie eines Tages von ihrem Geheimnis.
Dieser hat große Geldsorgen, weil seine Frau, in Annahme ihr Mann sei reich, das Geld mit vollen Händen ausgibt. Er hat Bedenken, seine Frau zu verlieren, wenn sie erfahren sollte, daß es finanziell so schlecht um ihn steht.
Der Nachbar stiehlt Selma daraufhin ihr Geld. Selma will sich ihr Geld wiederholen, es kommt zu einem Handgemenge. Der körperlich Starke aber charakterlich so Schwache gegen die fast binde, aber willensstarke Selma.
Der Polizist stirbt im Zuge des Streits. Selma kann zunächst fliehen und gibt ihr Erspartes dem Arzt, der ihren Jungen operieren soll, sobald dieser das nötiger Alter erreicht hat. „Es ist nicht genug, aber es muß reichen“, sagt sie.
Kurz darauf wird sie verhaftet, vor Gericht gestellt und schließlich zum Tode verurteilt.
Ein rührseliges Drama, ein Problemfilm mit energischer Sozialkritik, zugeschnitten auf eine Hauptdarstellerin. All dies ist DANCER IN THE DARK.
Aber es ist eben auch ein Lars von Trier-Film. Er schrieb Drehbuch und Regie und machte einen Fim, nicht jenseits, aber doch abseits der Norm.
Altbekanntes Rezept (aus den DOGMA-Regeln): Gnadenloser Einsatz der Handkamera (Wackelbilder!) keine bis wenige von der STORY ablenkende Spezialeffekte, wenig Hintergrundmusik, dokumentarischer Schnitt.
Spannender Stileinfall: Remeniszenz an ein uramerikanisches Filmformat! Selma flüchtet sich regelmäßig in ihre Phantasie, als Ausgleich zu ihrer harten Realität.. Ihre große Liebe gilt dem Filmusical! Sie träumt sich in die heilste aller Welten, singt, tanzt, lacht und steppt. Und alles tanzt nach ihrer Pfeife, das Stampfen der gefährlichen Maschinen in der Fabrik wird zum großen Orchester, der herannahende Güterzug verliert alle Schrecken und auch Gefängnismauern wirken plötzlich erträglich.
Speziale Zutat: BJÖRK! Die isländische Popsängerin, ursprünglich für das Schreiben der Musicalsongs engagiert, schließlich nach langem und harten Kampf zum Spielen und „Nichthinschmeißen“ der Hauptrolle überredet.
Selma, nahezu die ganzen 140 Minuten im Bild ist das wichtiste Element des Films. Und Björk (“einmal und nie wieder“) spielt wie eine Besessene. Sie gibt der Rolle die vom Drehbuch geforderte kindliche Naivität, erweitert sie aber um die wichtigen Facetten der willensstarken, gereiften Persönlichkeit eines Erwachsenen, einer Mutter.
Die oben aufgeführten Zutaten machen den Film zu einem Hauptgang, der schwer im Magen liegt.
Keine leichte Kost, für nicht jeden genießbar. (Noch nie, abgesehen von so mancher grottenschlechten Sneak-Prewiev, habe ich vorher erlebt, dass eine nicht unerhebliche Anzahl von Kinobesuchern nach und nach während des Films den Saal verließ!)
Zunächst sorgen die wackeligen Bilder (wird mit der Zeit besser) für ein flaues Gefühl im Magen, dann folgen die melancholisch-tieftraurig-schrägen Musicalnummern, und schließlich wächst ein dicker Kloß im Hals, genährt aus Mitleid, mit der tragischen Hauptfigur sowie Entsetzen und Empörung über gewaltige Systemfehler in der mächtigsten Region der Welt.
Besondere Ironie: Nur wenige Stunden bevor ich den Film damals im Kino sah, hatte ich im TV live das zweite Fernsehduell der beiden Präsidentschaftskandidten der USA gesehen. George W. Bushs selbstzufriedene Bemerkungen über die Todesstrafe (und Al Gores Schweigen hierzu) und das texanische/ amerikanische Gesundheitssystem klangen mir nach Besuch des Films DANCER IN THE DARK noch bitterer im Ohr!
Dieser Film ist kein schöner Film. Vielleicht sogar ein wenig überfrachtet. Möglicherweise war Lars von Trier zu ambitioniert, zu ehrgeizig. Aber es ist dennoch ein sehr, sehr guter Film. Noch heute denke ich aufgewühlt an das Kinoerlebnis zurück.
Man muss schon starke Nerven haben; sich klar machen, dass es sich um ein bewusstes Stilmittel handelt, den Zuschauer streckenweise regelrecht zu quälen mit all dem Leid, der Ungerechtigkeit.
Aber wer mit der richtigen Erwartung an das Werk herangeht, für den wird ein wirklich sehens- und hörenswertes Filmerlebnis geboten.
TIP: Im englischen Original wirkt der Film vermutlich am besten!
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