Das Experiment (DVD) Testbericht

ab 6,11 €
Billiger bei eBay?
Bei Amazon bestellen
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 02/2012
Auf yopi.de gelistet seit 02/2012
Erfahrungsbericht von kroetenfieber
Moritz Bleibtreu als Häftling im Nachthemd
Pro:
spannend
Kontra:
das Ende gefiel mir nicht so gut
Empfehlung:
Ja
Ich möchte in diesem Bericht meine Eindrücke schildern, die der Film „Das Experiment“ bei mir hinterlassen hat. Grob zusammengefasst geht es bei diesem Film darum, das Aggressionsverhalten von Menschen in einer künstlichen Gefängnissituation zu erforschen. Menschen aus dem ganz normalen Leben lassen sich freiwillig in Räume einsperren, die das Gefängnis darstellen. Als Probanden lassen sie sich beobachten und bekommen dafür eine nicht unbeträchtliche Summe Geld. Ein „Job“ wie jeder andere ist es jedoch nicht, diese Art von Versuchskaninchen zu spielen, was im Laufe des Films mehr als deutlich wird.
Die Geschichte in Kürze
------------------------
Durch eine Zeitungsanzeige werden zwanzig Versuchspersonen gesucht, die für Geld bereit sind, zwei Wochen lang Teilnehmer eines Experimentes zu werden. Die männlichen Bewerber werden durchgecheckt, ob sie körperlich und geistig gesund sind, ob man sie für geeignet hält usw. Die Teilnehmer müssen sich mit den drei folgenden Paragraphen einverstanden erklären:
§ 1 Die Teilnahme an dem Experiment ist freiwillig.
§ 2 Während des Experiments können bestimmte Grundrechte der
Versuchspersonen eingeschränkt werden
§ 3 Ein vorzeitiger Abbruch des Experiments durch die Versuchsperson
ist nicht möglich.
In einer Universität wurde eine Art Gefängnistrakt eingerichtet. Man benötigt acht Wärter und zwölf Häftlinge für das Experiment. Wer Wärter wird und wer Häftling, entscheidet der Zufall. Die Teilnehmer können es sich nicht aussuchen. Überall im Gefängnistrakt hängen Überwachsungskameras, so dass der Professor und Leiter des Experiments und seine Assistentin sehen können, was vor sich geht.
Zunächst gewöhnen sich die Teilnahmer an ihre Rollen, in die sie geschlüpft sind und steigern sich immer mehr in dort hinein - sowohl die Wärter als auch die Häftlinge. Man hat bald gar nicht mehr das Gefühl, dass es ein Experiment ist, und vor allem die Teilnehmer selbst scheinen das fast zu vergessen. Die Wärter haben die Aufgabe, für Ordnung zu sorgen und die Häftlinge haben die Aufgabe, den Befehlen der Wärter zu folgen. Dies wurde den Teilnehmern bereits vor dem Experiment ausdrücklich erklärt. Es wurde auch gesagt, dass keine Gewalt angewendet werden solle. Die Wärter nehmen jedoch ihre Aufgabe zunehmend zu ernst, erkennen, dass sie Macht haben und fangen an, die Häftlinge zu schikanieren. Die Häftlinge wiederum gehen gegen Demütigungen und Schikanen an und rebellieren. Es kommt zu gewalttätigen Übergriffen - zunächst nur ein wenig, dann wird es immer schlimmer. Das Experiment müsste vernünftigerweise abgebrochen werden, doch das wird es nicht, auch als eigentlich schon längst die Gewaltbereitschaft der Teilnehmer viel zu hoch geworden ist.
Hier ende ich mit meiner Filmbeschreibung für den Fall, dass sich jemand noch den Film ansehen möchte, der diese Zeilen liest.
Wahrheit oder Fiktion?
-----------------------
Das Thema dieses Films ist nicht vollständig aus den Fingern gesogen worden. In Amerika wurde an der Stanford Universität Anfang der siebziger Jahre aus einem Flur des psychologischen Instituts ein Scheingefängnis konstruiert. Im Rahmen einer sozialpsychologischen Studie wollte ein gewisser Philip Zimbardo das menschliche Rollenverhalten beobachten. Zwei Wochen lang sollten 24 Versuchspersonen freiwillig Gefangene und Wärter sein und voll und ganz in ihren Rollen aufgehen. Im Keller der Universität spielten die Wärter jedoch ihre Machtposition gegenüber denen, die die Gefangenen darstellten, über die Maße aus und so musste das Experiment bereits nach sieben Tagen abgebrochen werden. Die Schikanen und Übergriffe der Wärter waren einfach zu heftig geworden.
In dem Film geht es um nichts anderes, allerdings wurde einiges hinzugedichtet, um die Spannung zu steigern und den Zuschauer an den Film zu fesseln. Das Experiment wurde im Film nicht sofort abgebrochen, als es notwendig war, und so kam es zu negativen Vorfällen, die immer drastischer wurden.
Die Charaktere und deren Darsteller
------------------------------------
Hauptakteure in „Das Experiment“ sind zunächst einmal einige Versuchspersonen, die in die Rolle von Häftlingen schlüpfen: Tarek Fahd, Häftling Nr. 77 (Moritz Bleibtreu), Steinhoff, Häftling Nr. 38 (Christian Berkel) und Schütte, Häftling Nr. 82 (Oliver Stokowski).
Die drei wichtigsten Wärter Berus, Kamps und Eckert werden von den Schauspielern Justus von Dohnànyi, Nicki von Tempelhoff und Timo Dierkes dargestellt.
Der Aggressionsforscher, der das Experiment leitet, ist Prof. Dr. Klaus Thon (gespielt von Edgar Selge) und seine Assistentin Dr. Jutta Grimm (gespielt von Andrea Sawatzki).
* Die Häftlinge
----------------
Tarek Fahd ist zur Zeit Taxifahrer und ein Journalist, der in der Vergangenheit wohl einige Artikel geschrieben hat. Auf jeden Fall nimmt er nicht nur am Experiment teil, um die versprochenen 4.000 DM zu verdienen, sondern wittert eine gute Zeitungs-Story. Damit diese Story auch so richtig sensationell wird, ist er derjenige unter den Häftlingen, der die Mithäftlinge zunächst aufrührt, um ein wenig „Leben“ in das künstliche Gefängnisgeschehen zu bringen. Seine Brille, in die er eine Geheimkamera eingebaut hat, nimmt er selbstverständlich mit - eine Story ist nichts ohne sensationelle Fotos.
Steinhoff ist keiner, der sich selbst einschleust, sondern der als Luftwaffen-Major (Tornadopilot) von der Bundeswehr in das Experiment eingeschleust wird. Die Bundeswehr ist an der Finanzierung des Experiments beteiligt, und Steinhoff soll das Geschehen einfach nur beobachten und darüber beim Bund Bericht erstatten. Ein ähnliches Experiment könnte ja ggf. eine Möglichkeit sein, wie man Soldaten trainieren könnte.
Schüttes Beruf fällt mir nicht mehr ein. Er ist einer, der im wirklichen Leben einsam zu sein scheint und Kontakt sucht. Er ist ein unsicherer und leicht nervöser Typ.
* Die Wärter
-------------
Berus scheint ein recht harmloser Mitmensch zu sein. Er ist einer, der Befehle von oben sehr ernst nimmt. Ich hatte das Gefühl, Berus sei einer der Ja-Sager, die sich selbst nicht allzuviel zutrauen und immer auf Nummer Sicher gehen wollen. Als Wärter kommt jedoch einiges seines aggressiven Charakters zutage, als sich die Lage zuspitzt. Er geht nicht gerade am sanftesten mit den Häftlingen um.
Kamps nimmt an dem Experiment teil, um mal was richtig Tolles zu erleben. In den ersten Tagen scheint er der „Anführer“ der Wärter zu sein, doch er ist es eigentlich nicht, der später, als es brenzlich wird, der richtig ausflippt.
Eckert ist Elivs-Imitator und zunächst dementsprechend locker drauf. Man hat das Gefühl, dass er gar nicht richtig begreift, wie ernst die Lage wird, als sich das Geschehen zuspitzt.
* Leiter des Experiments und seine Assistentin
-----------------------------------------------
Prof. Dr. Klaus Thon, derjenige, der das Aggressionsverhalten der Gefangenen und Wärter erforschen will, verfolgt zunächst das Geschehen über Videokameras mit, muss aber irgendwann auf einem offiziellen Empfang außerhalb des Gebäudes erscheinen und verlässt sich auf seine Assistentin, die während seiner Abwesenheit das Experiment weiter beobachten soll.
Dr. Jutta Grimm, Assistentin von Thon, ist eine Frau, die auf mich realitätsbewusst, sicher im Auftreten, zuverlässig, verantwortungsbewusst usw. ist - auf jeden Fall ist sie eine gute Mitarbeiterin, auf die man sich verlassen kann und die sich selbst im Griff hat. Das hat sie auch, solange sie nicht ungewollt ins Gefängnis-Geschehen hineingezogen wird.
Neben diesen Charakteren gibt es natürlich noch weitere Teilnehmer, sprich Häftlinge und Wärter (z.B. der arbeitlose Elektriker Joe oder der Lehrer-in-spe Bosch oder der Biologisch-Technische Assistent Gläser), aber ich denke, ich muss nicht alle Charaktere bis ins kleinste Detail beschreiben.
Neben den oben genannten Schauspielern, die am häufigsten zu sehen sind, spielen auch noch Heiner Lauterbach, Faith Akin und Maren Eggert mit, jedoch nehmen sie die Rollen der Personen ein, die an dem Experiment selbst nicht beteiligt sind, sondern im wirklichen Leben außerhalb des Gebäudes ihr Leben zunächst normal weiterführen.
Durch die Beschreibung einiger Experiment-Teilnehmer wollte ich deutlich machen, dass sowohl die Häftlinge als auch die Wärter aus unterschiedlichen Milieus kommen, unterschiedliche Berufe haben und auch unterschiedliche Ziele verfolgen - der eine will eine gute Story schreiben, ein anderer braucht dringend Geld, ein anderer will ein Abenteuer erleben und wiederum ein anderer wird von der Bundeswehr eingeschleust. Und alle haben in der Vergangenheit verschiedene Schicksale hinter sich.
Mein Eindruck
--------------
Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich gelangweilt war, als ich mir „Das Experiment“ angesehen habe. Der Film war eindeutig spannend. Zunächst fängt er harmlos an, wenn man zu sehen bekommt, wie sich der Taxifahrer Tarek Fahd (Moritz Bleibtreu) im wirklichen Leben noch einige Stunden (oder waren es Tage?) bis zu Beginn des Experimentes verhält und was er kurz vorher noch erlebt. Die Bewerber stellen sich bei den Verantwortlichen vor und man sieht schon einmal nach und nach, wer die zukünftigen Experiment-Teilnehmer sein werden. Man lernt sie kennen und dann geht es auch schon bald los: Die „Wärter“ ziehen ihre Dienstkleidung an und die Häftlinge laufen in langen Nachthemden, Badelatschen und ohne Unterwäsche herum.
Nun war ich als Zuschauerin gespannt auf das Experiment. Die Spannung nahm mehr und mehr zu, und auch ich konnte mich gar nicht vom Film losreißen (wollte ich ja auch nicht). Dennoch war es fast anstrengend vor Spannung, den Film zu verfolgen. Ich fühlte mich zusehens unwohl, die Gewaltszenen waren nicht unbedingt schön, aber erträglich im Gegensatz zu manchen Horrorfilmen, in denen es ausschließlich um Gewalt und weniger um Psycho-Spannung geht. Alles spitzte sich zu in der Geschichte, man sah, wie die einzelnen und recht verschiedenen Akteure sich verhielten. Bei einigen hätte man sich denken können, dass sie sich in einer Stresssituation so und so verhalten würden, bei anderen aber wiederum nicht. Das war es, was ich als besonderes spannend empfand, noch mehr sogar als das, was geschehen würde.
Was ich an diesem Film zu kritisieren habe, ist, dass ich einige Sachen für recht unrealistisch und zu offensichtlich ausgedacht empfunden habe. Zum Beispiel wird gerade Tarek, der früher als Kind eingesperrt wurde, in die „Black Box“ gesteckt und muss das, was er früher erleben musste, noch einmal miterleben. Es hätte ja auch jeder andere Häftling sein können, dem das widerfährt. Eine Black Box stelle ich mir so vor, dass sie wirklich kein Mensch von innen öffnen kann, doch Tarek ist dies gelungen. Genauso wenig fand ich es realistisch, dass die Menschen „draußen“, also die, die Angehörige oder Verwandte einiger Teilnehmer waren, so schlau waren, ihre Schlüsse zu ziehen, den Ernst der Lage von dort aus zu erfassen und dann noch im richtigen und letzten Moment das Schlimmste zu verhindern - das erinnert mich doch sehr an Hollywood, auch wenn es nicht für alle Experiment-Teilnehmer ein Happy End gab. Besonders das Ende des Films missfielen mir etwas. Erst war die Spannung so super, sie steigerte sich, alles lief auf eine Art Höhepunkt hinaus, und irgendwie hatte ich am Schluss das Gefühl, das würde mir alles wieder auf einmal entrissen werden. Genaueres möchte ich dazu nicht erläutern, sonst braucht sich keiner mehr den Film anzusehen. Mich würde aber interessieren, ob es auch noch anderen Zuschauern so erging. Das ist ein Punkt, den ich etwas schade finde. Auf der anderen Seite ist es mit schlechten Erlebnissen im echten Leben eigentlich aus so: Man erlebt etwas Furchtbares (zum Beispiel ein Erdbeben oder was auch immer) und auf einmal ist es vorbei und überstanden (oder auch nicht).
Es ist ein Psychothriller, bei dem Moritz Bleibtreu gezeigt hat, dass er nicht nur in Komödien gut ankommt. Bisher habe ich ihn nur in Filmen wie „Stadtgespräch“, Knockin on Heaven’s Door“ oder „Lola rennt“ gesehen. (Er ist der Sohn der Schauspielerin Monika Bleibtreu.) Mag sein, dass er auch schon andere, ernste Rollen gespielt hat, aber ich kannte ihn bisher nur von seiner Komödien-Seite. (Anmerkung: Auf der Webseite http://www.com-online.de/freizeit/sexgoetter wird er sogar zu den „erotischsten Männern im Web“ gezählt. Nun, darüber ließe sich streiten, auch wenn ich ihn als Zuschauerin gern in Filmen sehe...) Auch die anderen Schauspieler, und m.E. ganz besonders Christian Berkel, spielten ihre Rollen gut und glaubhaft.
Sonstiges
----------
Die Webseite mit der URL www.dasexperiment.de:
Hier gibt es einen Flash-Film zu sehen, der neugierig auf den Film macht: Ein schwarzer Hintergrund ist zu sehen, eine Art beklemmendes Herzklopfen ist zu hören und Worte wie „Erniedrigung“, „Grenzen“, „Lust“, „Freiheit“, „Hass“, „Tod“, „Kälte“, „Ekel“, „Angst“, „Wärme“ und „Liebe“ werden neben dazu recht unpassenden Bildern in den Raum geworfen. Es mag eine Art Vorgeschmack sein, auf das, was einen erwartet, man weiß jedoch nicht, was dies genau sein wird.
Der Film kam in Deutschland am 8. März 2001 in die Kinos.
Regie: Oliver Hirschbiegel
© kroetenfieber
(Ich veröffentliche meine Berichte auch in anderen Foren unter dem gleichen Namen.)
Die Geschichte in Kürze
------------------------
Durch eine Zeitungsanzeige werden zwanzig Versuchspersonen gesucht, die für Geld bereit sind, zwei Wochen lang Teilnehmer eines Experimentes zu werden. Die männlichen Bewerber werden durchgecheckt, ob sie körperlich und geistig gesund sind, ob man sie für geeignet hält usw. Die Teilnehmer müssen sich mit den drei folgenden Paragraphen einverstanden erklären:
§ 1 Die Teilnahme an dem Experiment ist freiwillig.
§ 2 Während des Experiments können bestimmte Grundrechte der
Versuchspersonen eingeschränkt werden
§ 3 Ein vorzeitiger Abbruch des Experiments durch die Versuchsperson
ist nicht möglich.
In einer Universität wurde eine Art Gefängnistrakt eingerichtet. Man benötigt acht Wärter und zwölf Häftlinge für das Experiment. Wer Wärter wird und wer Häftling, entscheidet der Zufall. Die Teilnehmer können es sich nicht aussuchen. Überall im Gefängnistrakt hängen Überwachsungskameras, so dass der Professor und Leiter des Experiments und seine Assistentin sehen können, was vor sich geht.
Zunächst gewöhnen sich die Teilnahmer an ihre Rollen, in die sie geschlüpft sind und steigern sich immer mehr in dort hinein - sowohl die Wärter als auch die Häftlinge. Man hat bald gar nicht mehr das Gefühl, dass es ein Experiment ist, und vor allem die Teilnehmer selbst scheinen das fast zu vergessen. Die Wärter haben die Aufgabe, für Ordnung zu sorgen und die Häftlinge haben die Aufgabe, den Befehlen der Wärter zu folgen. Dies wurde den Teilnehmern bereits vor dem Experiment ausdrücklich erklärt. Es wurde auch gesagt, dass keine Gewalt angewendet werden solle. Die Wärter nehmen jedoch ihre Aufgabe zunehmend zu ernst, erkennen, dass sie Macht haben und fangen an, die Häftlinge zu schikanieren. Die Häftlinge wiederum gehen gegen Demütigungen und Schikanen an und rebellieren. Es kommt zu gewalttätigen Übergriffen - zunächst nur ein wenig, dann wird es immer schlimmer. Das Experiment müsste vernünftigerweise abgebrochen werden, doch das wird es nicht, auch als eigentlich schon längst die Gewaltbereitschaft der Teilnehmer viel zu hoch geworden ist.
Hier ende ich mit meiner Filmbeschreibung für den Fall, dass sich jemand noch den Film ansehen möchte, der diese Zeilen liest.
Wahrheit oder Fiktion?
-----------------------
Das Thema dieses Films ist nicht vollständig aus den Fingern gesogen worden. In Amerika wurde an der Stanford Universität Anfang der siebziger Jahre aus einem Flur des psychologischen Instituts ein Scheingefängnis konstruiert. Im Rahmen einer sozialpsychologischen Studie wollte ein gewisser Philip Zimbardo das menschliche Rollenverhalten beobachten. Zwei Wochen lang sollten 24 Versuchspersonen freiwillig Gefangene und Wärter sein und voll und ganz in ihren Rollen aufgehen. Im Keller der Universität spielten die Wärter jedoch ihre Machtposition gegenüber denen, die die Gefangenen darstellten, über die Maße aus und so musste das Experiment bereits nach sieben Tagen abgebrochen werden. Die Schikanen und Übergriffe der Wärter waren einfach zu heftig geworden.
In dem Film geht es um nichts anderes, allerdings wurde einiges hinzugedichtet, um die Spannung zu steigern und den Zuschauer an den Film zu fesseln. Das Experiment wurde im Film nicht sofort abgebrochen, als es notwendig war, und so kam es zu negativen Vorfällen, die immer drastischer wurden.
Die Charaktere und deren Darsteller
------------------------------------
Hauptakteure in „Das Experiment“ sind zunächst einmal einige Versuchspersonen, die in die Rolle von Häftlingen schlüpfen: Tarek Fahd, Häftling Nr. 77 (Moritz Bleibtreu), Steinhoff, Häftling Nr. 38 (Christian Berkel) und Schütte, Häftling Nr. 82 (Oliver Stokowski).
Die drei wichtigsten Wärter Berus, Kamps und Eckert werden von den Schauspielern Justus von Dohnànyi, Nicki von Tempelhoff und Timo Dierkes dargestellt.
Der Aggressionsforscher, der das Experiment leitet, ist Prof. Dr. Klaus Thon (gespielt von Edgar Selge) und seine Assistentin Dr. Jutta Grimm (gespielt von Andrea Sawatzki).
* Die Häftlinge
----------------
Tarek Fahd ist zur Zeit Taxifahrer und ein Journalist, der in der Vergangenheit wohl einige Artikel geschrieben hat. Auf jeden Fall nimmt er nicht nur am Experiment teil, um die versprochenen 4.000 DM zu verdienen, sondern wittert eine gute Zeitungs-Story. Damit diese Story auch so richtig sensationell wird, ist er derjenige unter den Häftlingen, der die Mithäftlinge zunächst aufrührt, um ein wenig „Leben“ in das künstliche Gefängnisgeschehen zu bringen. Seine Brille, in die er eine Geheimkamera eingebaut hat, nimmt er selbstverständlich mit - eine Story ist nichts ohne sensationelle Fotos.
Steinhoff ist keiner, der sich selbst einschleust, sondern der als Luftwaffen-Major (Tornadopilot) von der Bundeswehr in das Experiment eingeschleust wird. Die Bundeswehr ist an der Finanzierung des Experiments beteiligt, und Steinhoff soll das Geschehen einfach nur beobachten und darüber beim Bund Bericht erstatten. Ein ähnliches Experiment könnte ja ggf. eine Möglichkeit sein, wie man Soldaten trainieren könnte.
Schüttes Beruf fällt mir nicht mehr ein. Er ist einer, der im wirklichen Leben einsam zu sein scheint und Kontakt sucht. Er ist ein unsicherer und leicht nervöser Typ.
* Die Wärter
-------------
Berus scheint ein recht harmloser Mitmensch zu sein. Er ist einer, der Befehle von oben sehr ernst nimmt. Ich hatte das Gefühl, Berus sei einer der Ja-Sager, die sich selbst nicht allzuviel zutrauen und immer auf Nummer Sicher gehen wollen. Als Wärter kommt jedoch einiges seines aggressiven Charakters zutage, als sich die Lage zuspitzt. Er geht nicht gerade am sanftesten mit den Häftlingen um.
Kamps nimmt an dem Experiment teil, um mal was richtig Tolles zu erleben. In den ersten Tagen scheint er der „Anführer“ der Wärter zu sein, doch er ist es eigentlich nicht, der später, als es brenzlich wird, der richtig ausflippt.
Eckert ist Elivs-Imitator und zunächst dementsprechend locker drauf. Man hat das Gefühl, dass er gar nicht richtig begreift, wie ernst die Lage wird, als sich das Geschehen zuspitzt.
* Leiter des Experiments und seine Assistentin
-----------------------------------------------
Prof. Dr. Klaus Thon, derjenige, der das Aggressionsverhalten der Gefangenen und Wärter erforschen will, verfolgt zunächst das Geschehen über Videokameras mit, muss aber irgendwann auf einem offiziellen Empfang außerhalb des Gebäudes erscheinen und verlässt sich auf seine Assistentin, die während seiner Abwesenheit das Experiment weiter beobachten soll.
Dr. Jutta Grimm, Assistentin von Thon, ist eine Frau, die auf mich realitätsbewusst, sicher im Auftreten, zuverlässig, verantwortungsbewusst usw. ist - auf jeden Fall ist sie eine gute Mitarbeiterin, auf die man sich verlassen kann und die sich selbst im Griff hat. Das hat sie auch, solange sie nicht ungewollt ins Gefängnis-Geschehen hineingezogen wird.
Neben diesen Charakteren gibt es natürlich noch weitere Teilnehmer, sprich Häftlinge und Wärter (z.B. der arbeitlose Elektriker Joe oder der Lehrer-in-spe Bosch oder der Biologisch-Technische Assistent Gläser), aber ich denke, ich muss nicht alle Charaktere bis ins kleinste Detail beschreiben.
Neben den oben genannten Schauspielern, die am häufigsten zu sehen sind, spielen auch noch Heiner Lauterbach, Faith Akin und Maren Eggert mit, jedoch nehmen sie die Rollen der Personen ein, die an dem Experiment selbst nicht beteiligt sind, sondern im wirklichen Leben außerhalb des Gebäudes ihr Leben zunächst normal weiterführen.
Durch die Beschreibung einiger Experiment-Teilnehmer wollte ich deutlich machen, dass sowohl die Häftlinge als auch die Wärter aus unterschiedlichen Milieus kommen, unterschiedliche Berufe haben und auch unterschiedliche Ziele verfolgen - der eine will eine gute Story schreiben, ein anderer braucht dringend Geld, ein anderer will ein Abenteuer erleben und wiederum ein anderer wird von der Bundeswehr eingeschleust. Und alle haben in der Vergangenheit verschiedene Schicksale hinter sich.
Mein Eindruck
--------------
Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich gelangweilt war, als ich mir „Das Experiment“ angesehen habe. Der Film war eindeutig spannend. Zunächst fängt er harmlos an, wenn man zu sehen bekommt, wie sich der Taxifahrer Tarek Fahd (Moritz Bleibtreu) im wirklichen Leben noch einige Stunden (oder waren es Tage?) bis zu Beginn des Experimentes verhält und was er kurz vorher noch erlebt. Die Bewerber stellen sich bei den Verantwortlichen vor und man sieht schon einmal nach und nach, wer die zukünftigen Experiment-Teilnehmer sein werden. Man lernt sie kennen und dann geht es auch schon bald los: Die „Wärter“ ziehen ihre Dienstkleidung an und die Häftlinge laufen in langen Nachthemden, Badelatschen und ohne Unterwäsche herum.
Nun war ich als Zuschauerin gespannt auf das Experiment. Die Spannung nahm mehr und mehr zu, und auch ich konnte mich gar nicht vom Film losreißen (wollte ich ja auch nicht). Dennoch war es fast anstrengend vor Spannung, den Film zu verfolgen. Ich fühlte mich zusehens unwohl, die Gewaltszenen waren nicht unbedingt schön, aber erträglich im Gegensatz zu manchen Horrorfilmen, in denen es ausschließlich um Gewalt und weniger um Psycho-Spannung geht. Alles spitzte sich zu in der Geschichte, man sah, wie die einzelnen und recht verschiedenen Akteure sich verhielten. Bei einigen hätte man sich denken können, dass sie sich in einer Stresssituation so und so verhalten würden, bei anderen aber wiederum nicht. Das war es, was ich als besonderes spannend empfand, noch mehr sogar als das, was geschehen würde.
Was ich an diesem Film zu kritisieren habe, ist, dass ich einige Sachen für recht unrealistisch und zu offensichtlich ausgedacht empfunden habe. Zum Beispiel wird gerade Tarek, der früher als Kind eingesperrt wurde, in die „Black Box“ gesteckt und muss das, was er früher erleben musste, noch einmal miterleben. Es hätte ja auch jeder andere Häftling sein können, dem das widerfährt. Eine Black Box stelle ich mir so vor, dass sie wirklich kein Mensch von innen öffnen kann, doch Tarek ist dies gelungen. Genauso wenig fand ich es realistisch, dass die Menschen „draußen“, also die, die Angehörige oder Verwandte einiger Teilnehmer waren, so schlau waren, ihre Schlüsse zu ziehen, den Ernst der Lage von dort aus zu erfassen und dann noch im richtigen und letzten Moment das Schlimmste zu verhindern - das erinnert mich doch sehr an Hollywood, auch wenn es nicht für alle Experiment-Teilnehmer ein Happy End gab. Besonders das Ende des Films missfielen mir etwas. Erst war die Spannung so super, sie steigerte sich, alles lief auf eine Art Höhepunkt hinaus, und irgendwie hatte ich am Schluss das Gefühl, das würde mir alles wieder auf einmal entrissen werden. Genaueres möchte ich dazu nicht erläutern, sonst braucht sich keiner mehr den Film anzusehen. Mich würde aber interessieren, ob es auch noch anderen Zuschauern so erging. Das ist ein Punkt, den ich etwas schade finde. Auf der anderen Seite ist es mit schlechten Erlebnissen im echten Leben eigentlich aus so: Man erlebt etwas Furchtbares (zum Beispiel ein Erdbeben oder was auch immer) und auf einmal ist es vorbei und überstanden (oder auch nicht).
Es ist ein Psychothriller, bei dem Moritz Bleibtreu gezeigt hat, dass er nicht nur in Komödien gut ankommt. Bisher habe ich ihn nur in Filmen wie „Stadtgespräch“, Knockin on Heaven’s Door“ oder „Lola rennt“ gesehen. (Er ist der Sohn der Schauspielerin Monika Bleibtreu.) Mag sein, dass er auch schon andere, ernste Rollen gespielt hat, aber ich kannte ihn bisher nur von seiner Komödien-Seite. (Anmerkung: Auf der Webseite http://www.com-online.de/freizeit/sexgoetter wird er sogar zu den „erotischsten Männern im Web“ gezählt. Nun, darüber ließe sich streiten, auch wenn ich ihn als Zuschauerin gern in Filmen sehe...) Auch die anderen Schauspieler, und m.E. ganz besonders Christian Berkel, spielten ihre Rollen gut und glaubhaft.
Sonstiges
----------
Die Webseite mit der URL www.dasexperiment.de:
Hier gibt es einen Flash-Film zu sehen, der neugierig auf den Film macht: Ein schwarzer Hintergrund ist zu sehen, eine Art beklemmendes Herzklopfen ist zu hören und Worte wie „Erniedrigung“, „Grenzen“, „Lust“, „Freiheit“, „Hass“, „Tod“, „Kälte“, „Ekel“, „Angst“, „Wärme“ und „Liebe“ werden neben dazu recht unpassenden Bildern in den Raum geworfen. Es mag eine Art Vorgeschmack sein, auf das, was einen erwartet, man weiß jedoch nicht, was dies genau sein wird.
Der Film kam in Deutschland am 8. März 2001 in die Kinos.
Regie: Oliver Hirschbiegel
© kroetenfieber
(Ich veröffentliche meine Berichte auch in anderen Foren unter dem gleichen Namen.)
Bewerten / Kommentar schreiben