Das Experiment (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von HaloB
Bestie Mensch
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Von begeisterten Freunden neugierig gemacht und nach dem Lesen einer Kurzbeschreibung von der Handlung des Films interessiert, habe ich mir nun einen Film angesehen, der mich auch mehrere Stunden nach Filmende noch tief bewegt, und viele Fragen aufgeworfen hat. Nach dem \"Experiment\" sollte man sich nicht einfach ins Bett legen oder abwenden, denn der Film birgt Stoff für angeregte Diskussionen im Freundeskreis. Ebenso trägt er einige erschreckende Aspekte in sich, die man sich durch den Kopf gehen lassen sollte. Somit ist das Experiment Unterhaltung und Denksportaufgabe zugleich, und ein aufwühlendes Zeugnis des menschlichen Aggressionspotentials.
Doch eines nach dem anderen ...
Die Story
**********
Tarek Fahd (Moritz Bleibtreu) ist ein türkischer Taxifahrer mit einem gescheiterten Studium. Als er eien Anzeige liest, in der 4000,- für eine 14tägige Mitarbeit an einer psychologischen Studie geboten wird, wird er schwach.
Zunächst bietet er einer Zeitung die Story an und bekommt weitere 10000,- DM für seinen Reality-Bericht geboten. Mit einer Geheimkamera (in einer Brille versteckt) versehen schreibt er sich ein für das Projekt und wird aufgenommen.
In der Studie geht es um ein Rollenspiel. 20 freiwillige Versuchspersonen werden zufällig in Gefängniswärter und Gefangene eingeteilt. 2 Wochen soll dieses Rollenspiel also andauern, das von nur wenigen Verhaltensregeln gemaßregelt wird. Gewalt darf keine angewandt werden, das würde einen sofortigen Abbruch des Versuchs zur Folge haben. Ansonsten sollen die Gefangenen einzig und allein die Anweisungen der Wärter befolgen. Untereinander dürfen sie sich nur mit ihrer Gefangenen-Nummer anreden. Die Wärter sind angehalten, ihre Autorität mit \"angemessenen Mitteln\" zu behaupten.
Soweit die Voraussetzungen.
Bereits am ersten Tag kristallisieren sich die zwei Hauptpersonen der Story heraus. \"Nr. 77\" (Bleibtreu) mimt den reninenten Insassen, anfänglich mit spielerischen Übermut und dem Glauben, ihm könne hier nichts passieren.
Auf der Gegenseite steht der introvertierte Einzelgänger Berus (Justus von Dohnányi). Im wahren Leben eine sehr untergeordnete und unterdrückte Person, endeckt dieser schon bald seine Lust an der Macht und kehrt eine sadistische Seite seiner selbst nach aussen. Mit seinen wahnsinnigen Rachemaßnahmen reißt er bald die ganze Wärterschaft mit sich und heizt die fatale Gewaltspirale an.
\"77\" wird das erklärte Feindbild der Wärter, an dem sie immer wieder ein Exempel statuieren wollen, und auf einen renitenten und uneinsichtigen Geist stoßen.
Genaue Passagen möchte ich an dieser Stelle verschweigen, da ich den Film jedem eindringlich empfehle. Es sei aber gesagt, daß die Wärter in ihrer unverhofften Machstellung bald alle Verhältnismässigkeit und Menschlichkeit vermissen lassen und das Experiment völlig ausser Kontrolle gerät. Dass es nicht rechtzeitig gestoppt wird, ist dem Ehrgeiz des Projektleiters Professor Dr. Klaus Thon (Edgar Selge) zu \"verdanken\". Dieser unterschätzt wohl die verborgene Gewaltbereitschaft seiner Versuchspersonen. Somit ist der Grundstein für ein Drama gelegt, das als Spiel anfängt und schon nach nach wenigen Tagen zum sprichwörtlich tödlichen Ernst wird.
Hintergründe
*************
Update:
-------
Unten war ich noch im Unklaren über das reale Experiment. Jetzt wurde mir mehrfach bestätigt, daß die Stanford University 1972 ein solches Experiment durchgeführt hat, das nach 7 Tagen abgebrochen werden mußte, weil die Gewalt unter den Teilnehmern eskalierte.
Dank AntonLauner hier der Link zum Magazin SPIEGEL, dort findet ihr ein Interview mit O.Hirschbiegel und Hintergründe zum Experiment:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,121455,00.html
Ursprungsversion:
------------------
Auf der Homepage des Films kommt der Autor des Drehbuches, Mario Giordano, zu Wort. Dieser führt als Inspiration zu seinem Buch wissenschaftliche Arbeiten über die \"Gehorsambereitschaft und Aggression\" nationalsozialistischer KZ-Wärter im dritten Reich an. Ausserdem verweist er auf \"Experimente an deutschen Universitäten zu Isolationshaft und Gehirnwäschemethoden\" und andere empirische Quellen (weitere Informationen auf der Homepage www.dasexperiment.de).
Ich habe darüber hinaus davon gehört, daß dem Film ein wahres Experiment zugrunde liegen soll, das in den USA durchgeführt worden sein soll. Darüber habe ich zwar noch keine Informationen gefunden, aber das reale Experiment soll nach 6 Tagen abgebrochen worden sein, nachdem einer der Häftlinge zu Tode gekommen sein soll.
Wenn dem so sein sollte, das führt der Film sogar noch etwas weiter und spielt theoretisch durch, was in den folgenden Tagen noch hätte passieren können. Und diese Realität wirkt aufgrund der Vorgeschichte durchaus glaubwürdig und erschreckend plausibel.
Das hat dem Film auch sehr zu Recht gleich drei Auszeichnungen des \"Bayrischen Filmpreises\" eingebracht. Ausgezeichnet wurde \"Das Experiment\" für die beste Regie, das beste Drehbuch und die beste Kamera.
Meine Meinung
**************
Das Kinodebüt des Nachwuchsregisseurs Oliver Hirschbiegel ist eine erschreckend reale Installation mit leider sehr lebensnahen, negativen menschlichen Eigenschaften. Die Bildführung ist pragmatisch und wenig spektakular, passt aber vorzüglich zur bedrückenden Geschichte. Ausserdem ist der Film nicht unbedingt etwas für schwache Nerven und empfindliche Gemüter. Im Zuge des Filmes kommt es zu Ausbrüchen roher Gewalt, die oftmals erschrecken.
Und endlich gibt es einen Film, in dem ich überzeugende schaupielerische Momente von Moritz Bleibtreu entdecken kann. Scheint er anfänglich wieder einmal der coole, durch nichts zu erschütternde Fließbandschauspieler zu sein, so wird er im Verlauf des Filmes in seiner Rolle demontiert und erniedrigend, was er sehr eindringlich und glaubhaft verkörpert. Absolute 5 Sterne also für Bleibtreu und seinen direkten Gegensacher (und Hass-Magneten des Publikums), Justus von Dohnányi.
Was aber am meisten erschüttert ist die Tatsache, dass am Beispiel des 3. Reiches die menschliche Bestialität und der fatale Opportunistismus von scheinbar \"normalen\" Menschen wie du und ich bereits einmal zur Realität geworden ist.
Immer wieder drängt sich einem die beängstigende Frage \"Wie würde ich mich verhalten?\" auf. Und nach längerer Überlegung kann man sich nicht immer von moralischen Verfehlungen freisprechen, und muß mit einer Gänsehaut eventuell in Betracht ziehen, in einer solchen Situation ähnlich zu handeln.
Insbesondere der Gruppenzwang (besonders der Wächter) fällt auf. Eine einzige Person reicht in diesem Experiment aus, um scheinbar friedliche und gutmütige Menschen zu kalten, brutalen Bestien zu machen. Und die Gruppendynamik ist, einmal entfacht, kaum mehr zu stoppen. Sogar einer der Wärter, der mit den vermeintlichen Insassen kollaboriert, fällt ihr zum Opfer.
Ich bin mit einem ernsten Gesicht und einem Korb voller Emotionen aus diesem Film gekommen und war dankbar über die nachfolgenden Gespräche, welche meine aufkeimenden misanthropischen Gedanken abschwächen konnten. Denn man MUSS einfach ungläubigen Hass empfinden, wenn man mit diesen Ungerechtigkeiten konfrontiert wird.
Fazit
*******
Man sollte diesen Film unbedingt sehen, wenn man sich auch nach dem Kino mit den Gedanken und Gefühlen beschäftigen kann und will. Es ist beileibe kein einfacher Film, aber ein moralisch sehr anspruchsvoller. Er schreit auch danach, einmal über sich selbst nachzudenken und sich selbst zu beobachten. Rein prophylaktisch natürlich. Denn die unglaublichen Dinge, die solcherart beeinflusste Personen schon verbrochen haben, sind bis heute präsent und sollten nicht vergessen werden.
Somit ist der Film ein Mahnmal über das Tier, die Bestie im Menschen. Glücklicherweise hat der Mensch aber den grossen Vorteil, seiner Selbst und seines Handelns bewusst zu sein. Wenn er sein Bewusstsein denn einzusetzen vermag, und dabei könnte dieser Film \"sehr hilfreich\" sein.
Informationsquellen
**********************
www.film.de
www.dasexperiment.de
Doch eines nach dem anderen ...
Die Story
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Tarek Fahd (Moritz Bleibtreu) ist ein türkischer Taxifahrer mit einem gescheiterten Studium. Als er eien Anzeige liest, in der 4000,- für eine 14tägige Mitarbeit an einer psychologischen Studie geboten wird, wird er schwach.
Zunächst bietet er einer Zeitung die Story an und bekommt weitere 10000,- DM für seinen Reality-Bericht geboten. Mit einer Geheimkamera (in einer Brille versteckt) versehen schreibt er sich ein für das Projekt und wird aufgenommen.
In der Studie geht es um ein Rollenspiel. 20 freiwillige Versuchspersonen werden zufällig in Gefängniswärter und Gefangene eingeteilt. 2 Wochen soll dieses Rollenspiel also andauern, das von nur wenigen Verhaltensregeln gemaßregelt wird. Gewalt darf keine angewandt werden, das würde einen sofortigen Abbruch des Versuchs zur Folge haben. Ansonsten sollen die Gefangenen einzig und allein die Anweisungen der Wärter befolgen. Untereinander dürfen sie sich nur mit ihrer Gefangenen-Nummer anreden. Die Wärter sind angehalten, ihre Autorität mit \"angemessenen Mitteln\" zu behaupten.
Soweit die Voraussetzungen.
Bereits am ersten Tag kristallisieren sich die zwei Hauptpersonen der Story heraus. \"Nr. 77\" (Bleibtreu) mimt den reninenten Insassen, anfänglich mit spielerischen Übermut und dem Glauben, ihm könne hier nichts passieren.
Auf der Gegenseite steht der introvertierte Einzelgänger Berus (Justus von Dohnányi). Im wahren Leben eine sehr untergeordnete und unterdrückte Person, endeckt dieser schon bald seine Lust an der Macht und kehrt eine sadistische Seite seiner selbst nach aussen. Mit seinen wahnsinnigen Rachemaßnahmen reißt er bald die ganze Wärterschaft mit sich und heizt die fatale Gewaltspirale an.
\"77\" wird das erklärte Feindbild der Wärter, an dem sie immer wieder ein Exempel statuieren wollen, und auf einen renitenten und uneinsichtigen Geist stoßen.
Genaue Passagen möchte ich an dieser Stelle verschweigen, da ich den Film jedem eindringlich empfehle. Es sei aber gesagt, daß die Wärter in ihrer unverhofften Machstellung bald alle Verhältnismässigkeit und Menschlichkeit vermissen lassen und das Experiment völlig ausser Kontrolle gerät. Dass es nicht rechtzeitig gestoppt wird, ist dem Ehrgeiz des Projektleiters Professor Dr. Klaus Thon (Edgar Selge) zu \"verdanken\". Dieser unterschätzt wohl die verborgene Gewaltbereitschaft seiner Versuchspersonen. Somit ist der Grundstein für ein Drama gelegt, das als Spiel anfängt und schon nach nach wenigen Tagen zum sprichwörtlich tödlichen Ernst wird.
Hintergründe
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Update:
-------
Unten war ich noch im Unklaren über das reale Experiment. Jetzt wurde mir mehrfach bestätigt, daß die Stanford University 1972 ein solches Experiment durchgeführt hat, das nach 7 Tagen abgebrochen werden mußte, weil die Gewalt unter den Teilnehmern eskalierte.
Dank AntonLauner hier der Link zum Magazin SPIEGEL, dort findet ihr ein Interview mit O.Hirschbiegel und Hintergründe zum Experiment:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,121455,00.html
Ursprungsversion:
------------------
Auf der Homepage des Films kommt der Autor des Drehbuches, Mario Giordano, zu Wort. Dieser führt als Inspiration zu seinem Buch wissenschaftliche Arbeiten über die \"Gehorsambereitschaft und Aggression\" nationalsozialistischer KZ-Wärter im dritten Reich an. Ausserdem verweist er auf \"Experimente an deutschen Universitäten zu Isolationshaft und Gehirnwäschemethoden\" und andere empirische Quellen (weitere Informationen auf der Homepage www.dasexperiment.de).
Ich habe darüber hinaus davon gehört, daß dem Film ein wahres Experiment zugrunde liegen soll, das in den USA durchgeführt worden sein soll. Darüber habe ich zwar noch keine Informationen gefunden, aber das reale Experiment soll nach 6 Tagen abgebrochen worden sein, nachdem einer der Häftlinge zu Tode gekommen sein soll.
Wenn dem so sein sollte, das führt der Film sogar noch etwas weiter und spielt theoretisch durch, was in den folgenden Tagen noch hätte passieren können. Und diese Realität wirkt aufgrund der Vorgeschichte durchaus glaubwürdig und erschreckend plausibel.
Das hat dem Film auch sehr zu Recht gleich drei Auszeichnungen des \"Bayrischen Filmpreises\" eingebracht. Ausgezeichnet wurde \"Das Experiment\" für die beste Regie, das beste Drehbuch und die beste Kamera.
Meine Meinung
**************
Das Kinodebüt des Nachwuchsregisseurs Oliver Hirschbiegel ist eine erschreckend reale Installation mit leider sehr lebensnahen, negativen menschlichen Eigenschaften. Die Bildführung ist pragmatisch und wenig spektakular, passt aber vorzüglich zur bedrückenden Geschichte. Ausserdem ist der Film nicht unbedingt etwas für schwache Nerven und empfindliche Gemüter. Im Zuge des Filmes kommt es zu Ausbrüchen roher Gewalt, die oftmals erschrecken.
Und endlich gibt es einen Film, in dem ich überzeugende schaupielerische Momente von Moritz Bleibtreu entdecken kann. Scheint er anfänglich wieder einmal der coole, durch nichts zu erschütternde Fließbandschauspieler zu sein, so wird er im Verlauf des Filmes in seiner Rolle demontiert und erniedrigend, was er sehr eindringlich und glaubhaft verkörpert. Absolute 5 Sterne also für Bleibtreu und seinen direkten Gegensacher (und Hass-Magneten des Publikums), Justus von Dohnányi.
Was aber am meisten erschüttert ist die Tatsache, dass am Beispiel des 3. Reiches die menschliche Bestialität und der fatale Opportunistismus von scheinbar \"normalen\" Menschen wie du und ich bereits einmal zur Realität geworden ist.
Immer wieder drängt sich einem die beängstigende Frage \"Wie würde ich mich verhalten?\" auf. Und nach längerer Überlegung kann man sich nicht immer von moralischen Verfehlungen freisprechen, und muß mit einer Gänsehaut eventuell in Betracht ziehen, in einer solchen Situation ähnlich zu handeln.
Insbesondere der Gruppenzwang (besonders der Wächter) fällt auf. Eine einzige Person reicht in diesem Experiment aus, um scheinbar friedliche und gutmütige Menschen zu kalten, brutalen Bestien zu machen. Und die Gruppendynamik ist, einmal entfacht, kaum mehr zu stoppen. Sogar einer der Wärter, der mit den vermeintlichen Insassen kollaboriert, fällt ihr zum Opfer.
Ich bin mit einem ernsten Gesicht und einem Korb voller Emotionen aus diesem Film gekommen und war dankbar über die nachfolgenden Gespräche, welche meine aufkeimenden misanthropischen Gedanken abschwächen konnten. Denn man MUSS einfach ungläubigen Hass empfinden, wenn man mit diesen Ungerechtigkeiten konfrontiert wird.
Fazit
*******
Man sollte diesen Film unbedingt sehen, wenn man sich auch nach dem Kino mit den Gedanken und Gefühlen beschäftigen kann und will. Es ist beileibe kein einfacher Film, aber ein moralisch sehr anspruchsvoller. Er schreit auch danach, einmal über sich selbst nachzudenken und sich selbst zu beobachten. Rein prophylaktisch natürlich. Denn die unglaublichen Dinge, die solcherart beeinflusste Personen schon verbrochen haben, sind bis heute präsent und sollten nicht vergessen werden.
Somit ist der Film ein Mahnmal über das Tier, die Bestie im Menschen. Glücklicherweise hat der Mensch aber den grossen Vorteil, seiner Selbst und seines Handelns bewusst zu sein. Wenn er sein Bewusstsein denn einzusetzen vermag, und dabei könnte dieser Film \"sehr hilfreich\" sein.
Informationsquellen
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www.film.de
www.dasexperiment.de
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