Das Schweigen der Lämmer (VHS) Testbericht

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ab 10,05
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

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Erfahrungsbericht von Divalein

Die Gefahr hinter der Glasscheibe

Pro:

spannend; tiefgründig; abgründig; schaurig-gut

Kontra:

für sensible Seelen schwer zu sehen

Empfehlung:

Ja

Filmkritik zu:

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Das Schweigen der Lämmer

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"Die Gefahr hinter der Glasscheibe"


I. Vorwort:
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Den Film "Das Schweigen der Lämmer" gibt es nun schon seit einigen Jahren. Er lief bereits diverse Male im Free-TV, und man kann ihn fast überall in gut sortierten Videoläden käuflich erwerben. Seit mehreren Jahren existiert sogar eine Special-Edition auf DVD mit jeder Menge interessanten Extras wie beispielsweise dem Making-Of und anderen Delikatessen, die das Herz eines jeden "Lämmer"-Fans schneller schlagen lassen.

Doch mehr als zehn Jahre (!) mussten vergehen, bis ICH diesen Film zu schätzen lernte.
Zuvor schaute ich im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder nur kurz in die Fernsehausstrahlungen hinein, begann aber niemals wirklich am Anfang des Filmes und wusste deshalb nicht, was überhaupt Sache war. Darum schaltete ich meistens schnell weiter und wunderte mich, warum dieser so düster anmutende Film so großartige Kritiken einheimste.
Vor zwei Jahren schaffte ich es dann aber doch, mir "Das Schweigen der Lämmer" von Beginn anzusehen.

Ich war begeistert.

Bevor ich vor zwei Jahren dann endlich die DVD-Version anschaffte, wurde ich zur richtigen Sadistin:
Mein "Das Schweigen der Lämmer"-Video musste bis dato extremst leiden, da ich es immer wieder hin- und herspulte, weil ich einfach nicht genug von den großartigen Kerkerszenen zwischen Doktor Lecter und Agent Starling bekommen konnte.

Aber was fasziniert mich an diesem Film von Regisseur Jonathan Demmes nach einer Romanvorlage von Thomas Harris so sehr?
Was ließ das Herz der Kritiker und der Freunde guter Movies schneller schlagen?
Wieso konnte der Film bei den damaligen Academy Awards derartig erfolgreich sein und fünf Oscars absahnen?
Wollen wir doch mal schauen...

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II. Der Film - worum geht es?
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FBI-Nachwuchs-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) wird auf den kannibalistischen Serienmörder Doktor Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) angesetzt, damit dieser Informationen zu einem aktuellen Serienmörder beisteuert. Der Ex-Psychiater durchschaut schnell die Pläne des FBI und nutzt Clarice mehr und mehr als Spielball seiner Gelüste: Er entlockt ihr traumatische Geheimnisse aus ihrer Kindheit und liefert ihr im Gegenzug häppchenhafte Informationen zu dem gesuchten Mörder. Doch als Irrenanstaltswärter Chilton interveniert und Hannibal in ein Gefängnis in Tennessee verlegt wird, bricht Lecter seine Informationslieferung ab, hinterlässt Clarice aber dennoch einen wichtigen Hinweis.
Nun muss sich die junge FBI-Agentin alleine an die Auflösung des Falles begeben - im Wettlauf mit der Zeit, denn der gesuchte Serienmörder "Buffallo Bill" mordet munter weiter...

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III. Beurteilung:
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Nicht umsonst räumte das "Schweigen der Lämmer" im Jahre 1991 bei den Academy Awards gleich fünf Auszeichnungen ab, darunter die Trophäe für den besten Film sowie für den besten Hauptdarsteller und die beste Hauptdarstellerin.

Die Kritiker haben meiner Meinung nach vollkommen richtig entschieden, denn die Inszenierung, die Story und das Agieren der Darsteller sind allesamt top und ergänzen sich zu einem starken, absolut imponierenden Ganzen.

- Die Atmosphäre

des Filmes ist bedrückend und macht die schraurige Grundlage des Filmes aus.

Immer wieder wenn Clarice in das Baltimore Hospital einkehrt, um mit dem Kanibalen zu reden, muss sie an einer Vielzahl von Gittern vorbei, die Mauern wirken altertümlich. Die ganze Umgebung ist kalt und unmenschlich. Normalerweise würde man eher eingekerkerte Tiere in solchen Bauten erwarten als geistesgestörte Menschen.
Die beklemmende Wirkung der Atmosphäre wird schon bei Starlings erstem Besuch von Lecters Verlies wirkungsvoll in Szene gesetzt:
Langsam schreitet die angehende FBI-Agentin an den Zellen der Mitgefangenen Lecters entlang, die Insassen pöbeln sie an, schreien ihr ekelhafte Anzüglichkeiten hinterher, wirken dabei wie wilde Tiere.
Dann gelangt Starling zur Zelle von Lecter.
Hier ist der erste große Überraschungseffekt, der wunderbar kontrastreich zur tristen, unmenschlichen Atmosphäre des Krankenhauses wirkt: Doktor Lecter sieht aus wie ein normaler zivilisierter Mensch und begrüßt seine Besucherin auch in der entsprechenden Art und Weise mit "Guten Morgen!".

Ebenfalls gute atmosphärische Effekte bietet vor allem die Finalsequenz, in der Starling dem Serienmörder "Buffallo Bill" dicht auf den Fersen ist. Die Frau muss sich in absoluter Dunkelheit vortasten, in einem ekligen, verdreckten Kellerloch, in dem es von Hautkostümen und Leichenresten wimmelt.

Doch was wäre diese brilliant in Szene gesetzte Atmosphäre ohne eine dichte, in sich stimmige Story mit interessantem Inhalt? Nichts. Diese Frage kommt jedoch nicht auf, da die

- Dialoge

einfach erstklassig sind.

Hervorzuheben sind wiederum die Verliesszenen, in denen Clarice und Lecter kommunizieren.
Der Zuschauer erlebt intellektuelle Gefechte, zwei äusserst intellektuelle Charaktere, die sich absolut verschieden, vielleicht aber doch irgendwie gleich sind. Sie fechten eine Art subtilen Wettkampf miteinander aus.
Augenscheinlich reden sie aneinander vorbei. Fragt sie, die FBI-Agentin, eine konkrete Frage über Buffallo Bill, so weicht er, Lecter, aus und springt lieber auf einen alten Fall aus der Vergangenheit über. Will hingegen er sie über Florenz befragen, weicht sie geschickt aus und antwortet mit einer Gegenfrage.
Zu dem Zeitpunkt hält sich Clarice noch an die ihr zuvor ans Herz gelegte Warnung: "Lassen Sie ihn nicht in Ihren Kopf hinein!".
Doch diese Barriere muss sie früher oder später fallen lassen, da Lecter nur dann bereit ist, Informationen über Buffallo Bill zu liefern, wenn er Persönliches über Clarice erfährt.
Man stelle sich dies doch einmal vor und denke kurz darüber nach.
Wie mulmig muss der Agentin dabei sein! Sie lässt einen irrsinnigen Serienmörder in ihrer traumatisierten Kindheitserfahrung herumtollen, "nur" damit ihr dieser wichtige Informationen liefert. Man merkt: Der Fall und der durch dessen Auflösung winkende Berufsaufstieg muss sie enorm beanspruchen.
Später in Tennessee bringt Lecter sie emotional an das Äusserste: Ihr 'Lamm-Erlebnis' kommt wieder hoch, Starling tut der nun wieder erlebte Schmerz in der Seele weh.
Und was macht Lecter? Anscheinend verleibt er sich die Emotionen Starlings so sehr ein, dass ihm selbst Tränen in den Augen stehen.
Was für ein seltsamer Mann, mag der Zuschauer denken.

Doch das ganze Psychogemetzel trägt letzten Endes doch seine Früchte - Lecter spielt Clarice einen entscheidenden Hinweis zu...

Das spannende Dialogisieren zwischen Clarice und Hannibal stellt die eigentliche Story, die Jagd des Serienmörders "Buffallo Bill", eher in den Hintergrund.

Lediglich in der Finalszene, in der Clarice dem Hautabzieher dicht auf der Spur ist, kann die "Bill" - Story noch größere Beachtung finden.

Die sich einige Zeit davor ereignende Flucht von Lecter aus dem Gefängnis ist jedoch keineswegs weniger aufregend als jene Endszene.

Während Lecter vorher ruhig, passiv, sogar ein wenig nett und ungefährlich erschien, zeigt er den Zuschauern nun, warum er berühmt-berüchtigt ist. Blutrünstig ermordet er die Gefängniswärter, veranstaltet abstoßende Dinge mit ihren Leichen und heckt trotz all dieser Bestialität einen genialen Fluchtplan aus.

Die enorme Wirkung und Überzeugungskraft macht zum grössten Teil die Stärke der beiden

- Hauptdarsteller

aus.

Jodie Foster in der Rolle der Clarice Starling portraitiert überaus glaubhaft den konsequenten Willen der Agentin, einen glänzenden Start in eine FBI-Karriere erreichen zu wollen.
Zäh und intelligent geht sie an ihre Gespräche mit Lecter heran, lässt sich von seiner Bissigkeit nicht kleinkriegen. Das, was der Frau körperlich fehlt, macht sie mit ihrem klugen Geist wieder wett.

Besonders aufregend ist die Endsequenz gelungen, in der Starling "Buffallo Bill" hinterherjagt, im Grunde aber selbst zur Gejagden wird. Selten hat man eine solch gute schauspielerische Überzeugungskraft auf der Leinwand gesehen. Brilliant, wie Foster in ihrer dargestellten Angst alle Sehnen anspannt, die Augen aufreisst und Zuckungen durch ihren Körper wandern lässt. Toll, wie gut sie es schafft, diese Nervosität zu spielen.

Mich persönlich kann Anthony Hopkins in seiner Rolle als genial-verrückter Psychiaterkannibale aber sogar noch mehr überzeugen.
Welche Schauspielkunst muss in einem Menschen stecken, dass es ihm gelingt, die Personifikation der Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn so glasklar zu portraitieren und dabei kein einziges Mal wie ein Darsteller zu erscheinen?
Welche Anstrengungen muss Hopkins unternommen haben, um sich in eine solch verschrobene
Seele wie die des Doktor Lecters hineinzuversetzen und diese darzustellen?
Wie auch immer: Er macht es fantastisch.
Diese Rolle ist besonders schwierig für Hopkins gewesen, da das Hauptaugenmerk zumeist nur auf seinem Gesicht lag. Normalerweise kann sich ein Künstler dadurch auszeichnen, dass er mit seinem ganzen Körper agiert, indem er Worte, Mimik und Gesten zu einer Einheit verschmelzen lässt. Hopkins hatte nur die ersten beiden Formen künstlerischer Darstellung zur Hand und bediente sich diesen ganz vorzüglich.
Seine Augen, in diesem Falle Lecters Augen, vermögen den Zuschauer zu verwirren: Schon in der ersten Szene mit Starling erscheinen sie zum einen strahlend und freundlich, senden aber auch Verschmitzheit und einen Hauch Hinterlist aus.
Dann, wenn der Mann ein wenig in Rage gerät, Abscheulichkeiten von sich gibt, erhalten die Augen eine Nuance von Leere, die von Verachtung und Überlegenheitsgefühl dominiert wird.
Kaum zu glauben, wie Sir Anthony derart herrliche Gesichtsschauspielereien vollziehen kann!
Trotz der phasenweise abscheulichen Verbalauswürfe des Doktors kann er gefallen, wirkt sogar ab und zu eher sympathisch denn psychopathisch, zumindest bis zum Zeitpunkt seines Ausbruches, indem wir von der enormen körperlichen Kraft des Doktors ein Beispiel erhalten.

Bei all diesen überzeugenden Kriterien bleibt mir als

- Fazit
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nur noch ein:

Absolut sehenswert!

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(c) Eminencia / Divalein, 2001 / 2006

111 Bewertungen, 25 Kommentare

  • frankensteins

    31.01.2009, 12:59 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    ganz liebe Grüße Werner

  • anonym

    11.08.2008, 11:58 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH - Liebe Grüße Simone

  • bambie34

    10.06.2008, 22:37 Uhr von bambie34
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich,lg Tanja

  • misscindy

    11.05.2008, 16:58 Uhr von misscindy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Frohe Pfingsten wünscht Sylvia

  • hjid55

    04.03.2007, 15:22 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh & lg Sarah

  • Baby1

    15.12.2006, 10:27 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    ~~ * LG Anita * ~~

  • LittleSparko

    01.12.2006, 03:12 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • anonym

    29.11.2006, 11:14 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • junior33

    25.11.2006, 09:57 Uhr von junior33
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und liebe Grüße, Ingo !

  • Zuckermaus29

    02.11.2006, 00:26 Uhr von Zuckermaus29
    Bewertung: sehr hilfreich

    :o) liebe Grüße Jeanny

  • mami_online

    14.10.2006, 23:44 Uhr von mami_online
    Bewertung: sehr hilfreich

    das ist ein toller Film! LG, Nicole

  • swissflyer

    07.10.2006, 02:48 Uhr von swissflyer
    Bewertung: sehr hilfreich

    °+° SH °+°

  • Volker111

    29.07.2006, 13:29 Uhr von Volker111
    Bewertung: sehr hilfreich

    Die Verfilmung ist fast so gut wie das Buch und lässt sich mehrmals anschauen, wobei ich eine Schwäche für Jodie Foster nicht leugnen kann. ;-))

  • Estha

    29.07.2006, 12:38 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    ☼☼☼ ... lg susi ... ☼☼☼

  • Gemeinwesen

    24.07.2006, 13:56 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Oft kopiert, selten erreicht - ein wirklich toller Thriller. Beste Grüße vom Gemeinwesen.

  • panico

    24.07.2006, 12:26 Uhr von panico
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg panico :-)

  • darras76

    24.07.2006, 05:31 Uhr von darras76
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einfach genial! Der Film UND die werte Dame!

  • LucaDickmops

    21.04.2006, 18:45 Uhr von LucaDickmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein Film den ich nicht oft genug gucken kann, habe das Buch mehrfach gelesen, das Hörbuch mehrfach gehört und den Film mehrfach gesehen

  • schnekuesschen

    19.03.2006, 21:38 Uhr von schnekuesschen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein klares Sh ...Lg Sandy :-))

  • BaBy1987

    17.07.2005, 19:15 Uhr von BaBy1987
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich weiß zwar nicht was alles zu deinem update gehörte,aber es lohnte sich auf jeden fall! so ist der bericht mehr als ausführlich und super gut geschrieben! lg baby

  • LadyInDaHouse

    13.06.2005, 20:38 Uhr von LadyInDaHouse
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr ausfürhlich geschrieben! hat mir sehr gefallen! der film ist einfach klasse! 8) liebe grüsse

  • snakerboy

    28.05.2005, 18:34 Uhr von snakerboy
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...finde auch das buch besser als den Film...was nciht heißt das der Film schlecht ist :-)...guter Bericht

  • plötzlichpapa

    24.05.2005, 13:23 Uhr von plötzlichpapa
    Bewertung: sehr hilfreich

    mal das Buch lesen. Ist noch besser als der Film.

  • XCUSSIX

    05.06.2002, 03:03 Uhr von XCUSSIX
    Bewertung: sehr hilfreich

    super meinung über einen super film !! ich glaub ich schau mal öfters bei dir rein *g* ...mfg XCUSSIX...

  • Andreas68

    04.06.2002, 18:44 Uhr von Andreas68
    Bewertung: sehr hilfreich

    In anspruchsvoller Weise relatviert die Handlung klischierte Vorstellungen von Gut u. Böse. Das hat mir imponiert.