Das Wunder von Bern (DVD) Testbericht

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ab 1,59
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Erfahrungsbericht von rider-of-apocalypse

\"Die Frau ist der natürliche Feind des Fußballs\"

Pro:

s. Text

Kontra:

s. Text

Empfehlung:

Ja

Dieser Satz stammt aus einem Film des deutschen Regisseurs Sönke Wortmann, der vor mehr als zwei Jahren recht erfolgreich in den deutschen Kinos lief und der auch schon längere Zeit auf DVD erhältlich ist, nämlich aus dem Film DAS WUNDER VON BERN.
Im Kino hatte ich diesen Film leider verpaßt (ich weiss eigentlich gar nicht so genau warum) und so kaufte ich mir vor einiger Zeit die DVD zum Film (als Special Edition), die ich nun, nachdem ich mir den Film (und das Bonusmaterial) endlich angesehen habe, folgt nun hier mein entsprechender Beitrag.




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STORY
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Ruhrgebiet, 1954
Nach mehr als zehn Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft kehrt der ehemalige Bergmann Richard Lubanski in seine Heimat und zu seiner Familie zurück, wo sich jedoch einiges verändert hat.
Seine Frau betreibt eine Gastwirtschaft, in der auch die gemeinsame Tochter hilft, der älteste Sohn ist Sympathisant der KPD und seinen jüngsten Sohn, den er während eines Fronturlaubs gezeugt hat, hat er nie zuvor gesehen. Der ganze Stolz seines jüngsten Sohnes ist seine Funktion als Taschenträger des Fußballers Helmut Rahn, genannt \"der Boss\", einem Fußballer, der Richard Lubanski ebenfalls völlig unbekannt ist.
Richard Lubanski versucht in dem für ihn neuen Deutschland und vor allem in seiner Familie wieder Fuss zu fassen, was ihm jedoch sehr schwer fällt. Während der älteste Sohn die Familie verläßt um nach Ostberlin zu gehen, findet er auch keinen Zugang zu seinem jüngsten Sohn, der sich gar immer mehr von ihm abwendet.
Währenddessen beginnt in der Schweiz die Fußballweltmeisterschaft.
Deutschland startet mit einem Sieg gegen die Türkei, der eine verheerende Niederlage gegen Ungarn folgt, kämpft sich die deutsche Nationalmannschaft mit Siegen gegen Jugoslawien, Österreich und erneut gegen die Türkei bis ins Finale vor, wo der Gegner erneut Ungarn heißt.
Als sich der jüngste Sohn nachts aus dem Haus schleicht, faßt Richard Lubanski nach anfänglichem Ärger einen Entschluss: Er leiht sich ein Auto und fährt mit seinem Sohn zum Welmeisterschaftsfinale nach Bern.
Zwar erreichen die beiden das Wankdorf-Stadion in Bern nicht rechtzeitig zum Anpfiff, aber nur kurz nach Betreten des Stadions und nachdem der \"Boss\", Helmut Rahn, seinen Taschenträger am Spielfeldrand entdeckt, kommt es zu den wohl hinlänglich bekannten Ereignissen, die im Radio etwa so klangen: \"Aus dem Hintergrund müßte Rahn schießen, Rahn schießt - Tooooooooooooooooor ...\" ...

Mit meiner Kurzdarstellung des Storyverlaufs beabsichtige ich lediglich, einen groben Überblick über die Handlung des Films zu vermitteln, ohne dabei zuviel der Handlung preiszugeben (naja, dass Deutschland 1954 durch einen 3:2 Sieg Weltmeister wurde, dürfte hinlänglich bekannt sein).
So habe ich für meine Inhaltsangabe auch unter anderem darauf verzichtet, auf einige Nebenaspekte, wie die ebenfalls im Film integrierte Geschichte eines jungen Sportjournalisten und seiner Ehefrau einzugehen
Ihren Zweck, also einen groben Überblick über die Thematik zu bieten, sollte diese Darstellung des Inhalts jedoch erfüllen.




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ANMERKUNGEN
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Obwohl der Fußball im Allgemeinen und die Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz im Speziellen viel Raum im Film einnehmen, ist nicht der Fußball das zentrale Thema in Sönke Wortmanns Film DAS WUNDER VON BERN. Vielmehr erzählt der Regisseur mit seinem Film eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund des noch nicht allzu lange zurückliegenden Krieges und dem ersten sportlichen Großereignis mit deutscher Teilnahme (und Erfolg), dass letztlich auch dazu beigetragen hat, dass in Deutschland ein \"wir sind wieder wer\"-Gefühl aufkam.
Eben diese Familiengeschichte fasziniert mit Dramatik, Sentimentalität und teilweise auch Tragik. Für Richard Lubanski, aufgewachsen in Zeiten der Weimarer Republik und Nationalsozialismus, der weder das Kriegsende, noch den Wiederaufbau Deutschlands in seiner Heimat miterleben konnte, muss es fast unmöglich sein, sich in seiner Heimat zurechtzufinden. Eine funktionierende Demokratie, in der die Soldaten, die sein Land besiegten nicht mehr als Besatzer, sondern als Freunde auftreten, hat er nie zuvor erlebt, seine Ehefrau, als Ernährerin der Familie entspricht nicht seinen gewohnten Vorstellungen und wird wohl damit auch sein Selbstwertgefühl verletzten, Autorität, wie er sie kennt, ist nicht mehr gefragt und auch der Nationalsozialismus mit seinen Idealen ist aus seinem Denken noch nicht völlig verschwunden, wie seine Äußerung \"Ein deutscher Junge weinen nicht\" deutlich zeigt. Was dem Zuschauer im Verhalten des Richard Lubanski möglicherweise suspekt und falsch vorkommt (beispielsweise in einer Szene, in der er seinen Sohn mit einem Ledergürtel zu \"züchtigen\" beabsichtigt), ist letztendlich so aber doch irgendwie verständlich, denn letztlich hatte er durch seine Kriegsgefangenschaft weder Anteil noch Kenntnis von den gesellschaftlichen Entwicklungen in seiner Heimat.
Die Figur des ältesten Sohnes empfand ich ebenfalls als bemerkenswert. Mag seine geschilderte Überzeugung vom Leben in Ostberlin (\"... und jeder kann seine Meinung sagen ..:\") aus heutiger Sicht naiv wirken, so scheint mir der Werdegang, von jemandem, der im Nationalsozialismus und in einem verbrecherischen Krieg aufgewachsen ist, hin zum überzeugten Kommunisten mit idealistischen, aber realitätsfremden Vorstellungen absolut glaubwürdig.
Ein Highlight ist aber auch eine sentimentale und wunderschöne Szene gegen Ende des Films, in der es heißt \"Deutsche Jungs dürfen manchmal doch weinen.\".
Interessant sind aber auch de zahlreichen, liebevoll in den Film eingearbeiteten Details. So sieht man beispielsweise Adolf Dassler (der Gründer von ADIDAS), wie er Sepp Herberger seine neuen, mit geschraubten Stollen ausgestatteten Fußballschuhe vorführt, man erfährt, dass Sepp Herbergers bekannteste Äußerungen von einer Reinigungskraft im Mannschaftshotel stammen (natürlich frei erfunden) und einiges mehr.
Ein kleiner Seitenhieb in Richtung Presse fehlt ebenfalls nicht. So zeigt eine Szene eine Pressekonferenz, in der Sepp Herberger trotz eines Sieges von den anwesenden Pressevertretern demontiert wird - diese Pressekonferenz wurde übrigens auch genutzt um die bekanntesten Zitate der Trainerlegende (\"Nach dem Spiel ist vor dem Spiel\", \"Der Ball ist rund ...\") zu integrieren.
Keinerlei Anlass für Kritik bietet die schauspielerische Leistung aller Darsteller, wobei mir aber insbesondere die beiden Hauptdarsteller Peter Lohmeyer und Louis Klamroth, die auch im realen Leben Vater und Sohn sind und die in ihren Rollen brillieren, womit ich natürlich keineswegs die ebenfalls überzeugenden Leistungen der übrigen, etwas weniger bekannten Darsteller schmälern will.

\"... DAS WUNDER VON BERN ist aber weniger ein Fußball- denn ein Heimatfilm. Das Finale im Wankdorf-Stadion bildet den krönenden Abschluss der übergeordneten Familiengeschichte, die vom Bruch zwischen den Generationen im Schatten des Krieges erzählt ...\" schrieb die CINEMA über den Film und diese Beschreibung trifft auch meine Einschätzung weitestgehend exakt.
\"Jedes Kind braucht einen Vater. Jeder Mensch braucht einen Traum. Jedes Land braucht eine Legende.\" heißt es auf der DVD-Hülle und auch diesen Aussagen kann ich mich durchaus anschließen.

Al gebürtigem Hannoveraner sei mir an dieser Stelle noch ein Hinweis gestattet:
1954 wurde HANNOVER 96 durch einen Finalsieg gegen den FC Kaiserslautern Deutscher Meister und im Kader der Weltmeisterschaftsmannschaft diesen Jahres befand sich kein einziger Spieler des amtierenden Meisters. Meines Wissens hat es nie wieder eine deutsche Fußballnationalmannschaft ohne einen Spieler des amtierenden Meisters gegeben.




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DVD
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DAS WUNDER VON BERN besteht in der Special Edition aus zwei DVDs, von denen die eine den Film selbst sowie Kino-Trailer und TV-Spots enthält, während sich auf der anderen DVD das Bonusmaterial befindet. Bei diesem Bonusmaterial, das insgesamt eine Spielzeit von etwa 115 Minuten aufweist, handelt es sich um ein \"Making Of\", Audiokommentare und Interviews von/mit Peter Lohmeyer und Sönke Wortmann sowie die Ergebnisse und zahlreiche Szenen von der Fußballweltmeisterschaft 1954 in Bern.
Insbesondere die (farbigen) realen Szenen aus jener Fußballweltmeisterschaft gefielen mir sehr gut und so empfand ich das Bonusmaterial insgesamt nicht nur als recht großzügig bemessen, sondern auch als absolut gelungen.
Lediglich zwei Sprachversionen (Deutsch und Englisch) sowie Untertitel in drei Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch) wirken zwar auf den ersten Blick nicht allzu großzügig bemessen, aber zum einen nutze ich diese Optionen ohnehin nicht (zumindest nicht bei einem deutschen Film, amerikanische Filme sehe ich mir gelegentlich durchaus auch mit Originalton an), zu anderen dürfte DAS WUNDER VON BERN ein ausländisches Publikum vermutlich eher weniger ansprechen, so dass zahlreiche Sprachversionen und/oder Untertitel auch aus diesem Grunde mehr oder weniger überflüssig gewesen wären.
Aus \"technischer\" Sicht kann die DVD zum Film DAS WUNDER VON BERN meines Erachtens durchaus als perfekt bezeichnet werden Weder die Ton- (Dolby Digital 5.1), noch die Bildqualität (16:9) boten mir Anlass für Beanstandungen.
Ein nettes Detail ist auch die Verpackung der DVD in der Special Edition. Die beiden DVDs befinden sich in einer \"normalen\" DVD-Hülle, die wiederum in einem Pappschuber (mit anderem Motiv) steckt. Zwar liegt der DVD kein Booklet oder ähnliches bei, dafür findet sich an dieser Stelle aber eine Postkarte mit einer Schwarzweißfotografie der deutschen Fußballnationalmannschaft des Jahres 1994 als Motiv.
Die DVD ist übrigens auch in einer \"normalen\" Version erhältlich, die etwas weniger aufwändig verpackt ist und der das Bonusmaterial fehlt.




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DATEN
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Titel: Das Wunder von Bern
Jahr (Film): 2003
Jahr (DVD): 2004
Laufzeit:118 Minuten
Altersfreigabe: FSK 6
Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Peter Lohmeyer, Louis Klamroth, Birthe Wolter,, Johanna Gastdorf, Katharina Wackernagel, Peter Franke, ...
Disc-Typ: DVD-9
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Bildformat: 16:9
Regionalcode: 2
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Englisch, Französisch, Spanisch
Preis (DVD): ca. 15,- €
Internet: www.daswundervonbern-derfilm.de




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FAZIT
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Sönke Wortmann ist mit DAS WUNDER VON BERN ein Film gelungen, der eine perfekte Mischung aus Zeitportrait, Drama, Sport darstellt und der neben vielen sentimentalen auch ironische und humorige Momente enthält. Dieser Film ist auf der DVD in der Special Edition eingebettet in reichhaltiges und vor allem auch sehenswertes Bonusmaterial, so dass mein Urteil hier letztendlich nur SEHR GUT lauten kann und natürlich mit einer uneingeschränkten Empfehlung verbunden ist.

21 Bewertungen, 1 Kommentar

  • campino

    01.06.2005, 23:06 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... da solltest Du mal meine jüngste Tochter (13) mit dem Ball übers Feld dribbeln sehen....