Der Anschlag (VHS) Testbericht

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ab 7,98
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Erfahrungsbericht von tom.112

Waren es die Russen?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wer etwas in meinen älteren Berichten gestöbert hat, weiß, dass ich absoluter Tom Clancy-Fan bin. Trotz des Hurra-Patriotismus und seiner Neigung, technische Details bis zum Exzess zu beschreiben, haben mich seine Bücher immer unheimlich gefesselt.
Mit ein Grund war, dass sie sich immer mehr oder weniger auf aktuelle politische Gegebenheiten bezogen haben und dadurch sehr realistisch wirkten. Von der Beschreibung eines Terroranschlags mit einer Passagiermaschine in \"Ehrenschuld\" will ich gar nicht erst reden...
Zu meinen Favoriten gehören die Bücher der Jack Ryan-Serie, in denen Clancy den Werdegang des Historikers in der CIA bis hin zum Sicherheitsberater und Präsidenten beschreibt. Deshalb war es für mich klar, dass ich möglichst früh den Film \"Der Anschlag\" (\"The sum of all fears\") sehen wollte. Der am 8. August 2002 in die Kinos gekommene Film basiert auf dem schon 1991 erschienen Roman \"Das Echo aller Furcht\" (\"The sum of all fears\") und ist nach \"Jagd auf Roter Oktober\", \"Die Stunde der Patrioten\" und \"Das Kartell\" die vierte Verfilmung eines Clancy-Buches.


Die Handlung:
1973 stehen die Israelis nach einem Überraschungsangriff arabischer Truppen am Jom Kippur-Fest mit dem Rücken zur Wand. Ein einzelnes Kampfflugzeug steigt mit einer Atombombe auf, wird jedoch abgeschossen, bevor es zum Einsatz kommt. Die brisante Fracht des Jets bleibt viele Jahre unbemerkt und versinkt nach und nach im Wüstensand.
29 Jahre später entdecken zufällig zwei Araber die Bombe und verkaufen sie an den Waffenhändler Olson (Colm Feore, \"Pearl Harbor\"), der sie wiederum an den österreichischen Neonazi Anton Dressler (Alan Bates, \"Der teuflische Mr. Frost\"). Mit Hilfe einiger unterbezahlter russischer Wissenschaftler wurde die Bombe in der Ukraine auseinander- und wieder zusammengebaut. Dressler will mit einem Anschlag die USA und die zerfallene Sowjetunion provozieren und sie dazu bringen, sich gegenseitig zu vernichten.
Unterdessen ist die CIA damit beschäftigt, sich auf einen überraschenden Machtwechsel in Russland einzustellen. Nachdem Präsident Zorkin (Richard Marner, \"Lilli Marlene\") starb, wurde der vermeintliche Hardliner Nemerov (Ciaran Hinds, \"Verführung\") neuer Staatschef. Da der Analyst Jack Ryan (Ben Affleck, \"Pearl Harbor\") dies vorausgesehen hat, nimmt ihn CIA-Direktor Bill Cabot (Morgan Freeman, \"Outbreak\") in seinen Stab auf. Während einer Reise nach Russland, bei der die Einhaltung der Abrüstungsverträge kontrolliert werden soll, fällt Ryan auf, dass einige Nuklearwissenschaftler verschwunden sind. Der russische Geheimdienstchef Anatoli Gruschkow (Michael Byrne, \"Indiana Jones und der letzte Kreuzzug\") wiegelt die Fragen ab. Dennoch ermittelt Ryan weiter und erhält dabei Unterstützung von John Clark (Liev Schreiber, \"Scream 2), der beim CIA der Mann fürs Grobe ist.
Schnell kommen sie Dressler auf die Spur, können den Anschlag mit der Bombe auf Baltimore nicht mehr verhindern. Ryan gelingt es nur noch, dafür zu sorgen dass Präsident Fowler (James Cromwell, \"Ein Schweinchen namens Babe\") in Sicherheit gebracht wird.
Da zunächst nicht klar ist, wer hinter dem Anschlag steckt, müssen die Amerikaner davon ausgehen, dass die Russen versucht haben, den Präsidenten zu töten. Bereits kurz zuvor war es in Grosny zu einem verheerenden Giftgasangriff durch ungehorsame Truppen gekommen, der Ryans Einschätzung, dass Nemorow kein Hardliner sei, zunichte machte.
Nach einem durch Dressler fingierten russischen Angriff auf einen Flugzeugträger schaukeln sich die Ereignisse immer höher und ein Atomkrieg zwischen den beiden Supermächten erscheint unvermeidbar.
Ryan bleibt nur wenig Zeit, dies zu verhindern und macht sich in Baltimore auf die Suche nach den wahren Attentätern. Dazu muss er seinen Chef Cabott finden und auch Kontakt zum Agenten \"Spinnaker\" aufnehmen, der weit oben in der russischen Führung sitzt. Gleichzeitig vermisst er aber auch seine Freundin Cathy Muller (Bridget Moynahan,\"Coyote Ugly\"), die in Baltimore als Ärztin arbeitet...
Viel mehr möchte ich zum Inhalt nicht schreiben, um nicht alles vorwegzunehmen.


Die Umsetzung:
Irgendwie war ich mir nach dem Kino-Besuch nicht so ganz sicher, was ich von dem Film halten sollte. Auf der einen Seite fand ich die etwa 120 Minuten gar nicht mal so schlecht, auf der anderen Seite war ich auch von der Umsetzung des Romanes enttäuscht. Hätte ich das Buch nicht gekannt, hätte mir der sicher Film besser gefallen.
Drehbuchautor Paul Attanasio (\"Sphere\") und Regisseur Phil Alden Robinson (\"Sneakers - Die Lautlosen\") sind in vielen Bereich vom Roman abgewichen. Allerdings war das teilweise auch nötig: die politischen Gegebenheiten im Roman von 1991 entsprechen einfach nicht mehr den aktuellen politischen Umständen. So ist der kalte Krieg zwischen den USA und der früheren Sowjetunion weitgehend beigelegt.
Die Handlung an sich ist eigentlich sehr realistisch angelegt. Über kurz oder lang werden sich einige Terroristen bestimmt einmal mit Kernwaffen ausstatten und diese auch benutzen. Im Gegensatz zu arabischen und kommunistischen Terroristen im Buch sind es im Film diesmal die Neonazis.
Die Darstellung der Ereignisse und des Komplottes ist eigentlich gut gelungen und während des ganzen Filmes baut sich die Spannung kontinuierlich auf, um im Finale, in dem es um Frieden oder die weltweite Vernichtung geht, ihren Höhepunkt zu erreichen.
Leider sind in dem Film auch zahlreiche Ungereimtheiten enthalten: das Letzte, was nach einer Kernexplosion in einer Großstadt funktionieren wird, ist ein Mobilfunknetz. Ryan saust trotzdem munter mit seinem Smartphone durch die verwüstete Stadt und telefoniert, verschickt Mails und chattet sogar mit \"Spinnaker\". Außerdem kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Polizei bei so einem Anschlag nichts besseres zu tun hat, als ihm nachzurennen und einen Hubschrauber zu leihen. Clancy, der auch den Film mitproduzierte, hat in seinem Roman den Anschlag ganz bewusst mehr oder weniger misslingen lassen: dort verpuffte die Bombe nur und richtete einen überschaubaren Schaden an, was der Schlüssigkeit der Handlung im Film wohl auch eher geholfen hätte.
Was mich allerdings am meisten gestört hat, war der Bruch der Kontinuität im Vergleich zu den anderen Filmen und den Romanen. In \"Das Echo aller Furcht\" ist Ryan schon lange kein kleiner Analyst mehr und ist auch kein Jungspunt mehr, sondern ein verheirateter Mann, der sehr weit oben in der CIA-Hierarchie angesiedelt ist. Deshalb verhindert er im Roman auch den Krieg auf eine ganz andere Weise. Zudem kennt er John Clark, der eigentlich auch schon weit jenseits der 30 sein müsste, schon länger und lernt ihn nicht wie im Film erst bei diesem Abenteuer kennen. Leider muss man \"Der Anschlag\" völlig losgelöst von den anderen Filmen betrachten.

Tricks:
Bei dem Film wurde darauf verzichtet, ihn mit zu vielen Action-Szenen zu überfrachten. Deshalb musste auch nicht so tief in die Trickkiste gegriffen werden. Die Darstellung der Atomexplosion in Baltimore oder des Angriffs auf den Flugzeugträger sind aber sehr gut gelungen und es gibt nichts daran auszusetzen.

Musik:
Der Soundtrack stammt von Filmmusiklegende Jerry Goldsmith (\"Star Trek\"). Allerdings ist mir die Musik eigentlich nichts besonders aufgefallen, was immerhin ein Indiz ist, dass sie nicht schlecht ist. Besonders herausragend fand ich sie aber auch nicht.

Die Schauspieler:
Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass man den Film mit aller Gewalt mit den aktuellen und jungen Hollywood-Helden vollstopfen wollte. So hat man mit Ben Affleck nun den dritten Ryan-Darsteller. Nach Alec Baldwin in \"Jagd auf Roter Oktober\" hatte Harrison \"Indy\" Ford in zwei Filmen diese Rolle übernommen und bewiesen, dass er der bessere Ryan ist. Affleck dagegen wirkt dagegen ziemlich farblos und macht durch sein Alter den Bruch in der Handlung erforderlich. Gleiches gilt für Liev Schreiber, der die Rolle des John Clark in \"Das Kartell von Willem Dafoe (\"Der englische Patient\") geerbt hat, oder für Bridget Moynahan.
Der einzig wirklich gute Schauspieler wird in diesem Film überhaupt nicht gefordert: Morgan Freeman hat nicht viel Gelegenheit, sein Können zu zeigen, und bleibt - im wahrsten Sinne des Wortes - schnell auf der Strecke.


Fazit:
Wie gesagt, ich bin mir selbst nicht so sicher, wie ich den Film einschätzen soll. Ich hatte wesentlich mehr erwartet, was aber mit Sicherheit daran lag, dass ich durch die Bücher vorbelastet bin.
Kennt man die Bücher nicht, wird einem der Film sicherlich gefallen. Zwar ist es kein umwerfender Streifen sondern eher durchschnittliche Kost, aber man kann ins Kino gehen, ohne es zu bereuen. Hier würde ich ohne Bedenken vier Punkte geben.
Als Clancy-Fan dagegen muss ich sagen, dass bei der Umsetzung zu viel geändert wurde. Dass man die Handlung an die heutige Zeit anpassen musste ist eine Sache, aber so viel Brüche zu den Vorgängern einzubauen ist doch etwas zu viel für meinen Geschmack. So kommen am Rande viele bekannte Personen vor, z.B. Mary Pat Foley, dafür bleiben andere vollkommen unerwähnt. Aus dieser Sicht würde ich maximal drei Punkte vergeben.

Da aber nicht jeder die Bücher von Clancy gelesen hat und der Unterhaltungswert des Filmes im Vordergrund steht, habe ich ihm dann doch vier Punkte gegeben. Der Film ist von Anfang bis Ende ziemlich spannend und fesselnd und wirkt keine Minute langweilig. Das die Handlung auch noch vorstellbar ist, gibt dem ganzen noch einen gewaltigen Pluspunkt.

Wer sich also für solche Streifen interessiert, wird mit \"Der Anschlag\" sicher keine bösen Überraschungen erleben.


Und wie immer: Danke fürs Lesen, Wegklicken oder Kopieren!

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