Der Club der toten Dichter (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von XXLALF
Teacher mein Teacher
Pro:
Vorteile: Poetische Verse prägen den Film
Kontra:
Nachteile: Keine
Empfehlung:
Ja
Doch zunächst mal kurz zum Filminhalt
In einer recht autoritären, auf Brauchtum, Gepflogenheit, Anstand und Sitte bedachten Elite-Schule Anfang der fünfziger Jahre, wo strenge Disziplin herrscht, tritt John Keating (Robin Williams), ein weltoffener und unkonventioneller neuer Lehrer seinen Dienst an. Er selbst besuchte als Schüler einst vor vielen Jahren dieses Colleges, wobei er sich nun zum Ziel gesetzt hat, diesen jungen Geschöpfen nicht nur lesen, schreiben und rechnen beizubringen, sondern sie zu selbstbewussten und entscheidungsfähigen Menschen zu machen, im Gegensatz zu seinen Kollegen und Vorgesetzten, die noch immer am alten Zopf hängen. Je mehr ihn die Collegeschüler lieb gewinnen, er merkt, dass ihm von dieser Seite her Vertrauen geschenkt wird, desto mehr Achtung und Vertrauen verliert er jedoch bei seinen Kollegen und Vorgesetzten, für die noch immer die alt hergebrachte Tradition bestand hat: "Tradition, Charaktere, Ehre, und Leistung". Wie Keating dabei bei seinen Schülern vorgeht, da hat er seine ganz speziellen Methoden. Nämlich, indem er sich mit ihnen beschäftigt, seinen gesunden Menschenverstand einschaltet und so auf die Probleme der Schüler aufmerksam wird, sie aufgreift, und mit seinem Einfühlungsvermögen ihnen Vertrauen schenkt, was diese jungen Menschen dann darin bestärkt, zu sich selbst Vertrauen zu haben, selbstkritisch zu denken und zu handeln.
Die Schüler, Neil (Robert Sean Leonard), Todd (Ethan Hawke), Charlie (Gale Hansen), Cameron (Dylan Kussman), Meeks (Allelon Ruggiero), Knox (Josh Charles) und Pitts (James Waterston), rufen also, nachdem ihnen ihr Lehrer davon erzählte hat, den "Club der toten Dichter" wieder ins Leben, wobei sie sich bei Nacht und Nebel, in einer abgelegenen Höhle treffen, um Dichtern nachzueifern, die sie sich zu ihren Vorbildern gemacht haben. Bei einem der Mitschüler Neil, ist dabei das Interesse an der Schauspielkunst so stark erwacht, sodass es sein größter Wunsch ist, in Shakespeares Sommernachtstraum den Puck zu spielen. Sein Vater (Kurtwood Smith) hält jedoch gar nichts von der Schauspielerei, woraufhin er ihm droht, ihn auf eine Militärschule zu schicken, wenn er in der Theatergruppe mitspielt und diese Rolle annimmt. Neil ist ganz verzagt, zum einen weil er gern Schauspieler werden möchte, und zum anderen weil er keine Aussicht sieht, sich gegen den Willen seines Vaters zu behaupten. Deshalb fragt er Keating um Rat, der ihn wohl ermutigt und in seinem Vorgehen stärkt, dem ganzen jedoch Neil hoffnungslos entgegen sieht, dass sich sein Vater von ihm umstimmen lässt. Deshalb macht Neil was er will, und nimmt trotzdem am Theaterstück teil. Als das Stück schließlich aufgeführt wird, und Neil´s Vater seinen Sohn auf der Bühne spielen sieht, hat er vor seine Drohung in die Tat umzusetzen. Neil sieht ohne die Schauspielerei keinen Sinn mehr in seinem Leben, sodass es zur Katastrophe kommt, und der Schüler sich das Leben nimmt. Unterdessen spricht die Schulleitung ein Disziplinarverfahren gegen die Schüler und gegen Keating aus, zumal "Der Club der toten Dichter" aufgedeckt ist, und es einen Schuldigen geben muss. Jetzt wird die besagende "Solidarität" und diese vielgepriesene "Ehre" auf eine recht harte Probe gestellt. Keating wird als Sündenbock hingestellt, und muss die Schule verlassen. Die Story endet, als alle Schüler von ihren Bänken auf ihre Tische steigen und " Teacher mein Teacher" rufen, wobei sie mit dieser Geste ihrem so geliebten Lehrer zeigen, dass sie nicht nur von ihm für ihr Leben lernten, sondern auch an Selbstvertrauen gewonnen haben.
Nun zur eigenen Meinung
In Peter Weirs rührenden-melancholischen Streifen, "Der Club der toten Dichter" lassen sich einprägsame Parallelen zu einem anderen Film-Klassiker finden, nämlich zu Milos Formans "Einer flog übers Kuckucksnest", den ich mir im Kino in den 70ziger Jahren mit meinem heutigen Mann angeschaut habe. Ja, das sind Erinnerungen die man nicht so schnell vergisst, zumal es in beiden um Unterdrückung und Diktatur geht. Okay, die beiden Filme weisen ganz unterschiedliche Richtungen auf, wobei der eine in einem wohlhabenden Milieu der Fünfziger spielt, in welchem die begüterten Bürger, die es in Wirtschaft und Politik zu etwas gebracht haben, ihre Söhne in ein Internat stecken, wo strenge Disziplin herrscht, wobei es im anderen Film um eine ungeliebte Randgruppe geht, von welcher man nicht gerne spricht, den Psychiatrie-Patienten, im schmutzigen Amerika der Siebziger Jahre. Beide Filme haben eins gemein. Es sind Menschen die im Mittelpunkt der Geschichten stehen. Nur die einen sind psychisch krank, und die anderen sind Schüler einer Elite-Schule die von ihren Aufsichtsbeauftragten unterdrückt werden. Und in beiden Filmen scheuen sich diese Menschen nicht, einen Kampf aufzunehmen, gegen das bestehende System. Okay, beiden Helden gelingt es nicht so wie sie sich´s vielleicht vorstellen, aber es gelingt ihnen, ihren Geist und ihre Freiheitsgedanken in den Köpfen der Schüler/Patienten Wurzeln schlagen zu lassen. Aber dennoch, so hab ich zumindest den Eindruck, weist der Aufbau der beiden Tragikomödien keinen Unterschied auf. Denn zuerst werden die Helden (Lehrer/Kranker) von der Gemeinschaft aufgenommen und eingegliedert, und dann entdeckt die Hauptperson des Systems, in diesem Fall (Schuldirektor/Schwester Ratched), dass diese dagegen arbeiten, sich in ihren Augen rebellisch verhalten, und die so eingefahrene Ordnung durcheinander bringen. Eine Szene, die in beiden Filmen vorkommt, und das gleiche ausdrückt, möchte ich kurz vorstellen:
So z.B. sieht der Direktor wie auch Schwester Ratched vom Fenster aus zu, wie Keating bzw. McMurphy im Hof ihre, in den Köpfen des Direktors und der Schwester, "unkonventionellen" und "gegenläufige" Gedanken, unter ihre Schützlinge streuen. Beide, Direktor wie auch Schwester, wirken dabei nachdenklich, wobei beide jedoch wissen, dass sie jederzeit eingreifen und dies einstellen können. Aber nichts passiert, sie lassen sich Zeit, warten erst mal ab, zumal sie hoch oben vom Fenster aus alles unter Kontrolle haben. Und wenn es dennoch gefährlich werden sollte, wissen sie jetzt schon genau was zu tun ist.
In beiden Filmen rütteln die Helden (Lehrer/Kranker) bei den anderen verdrängtes/unterdrücktes Verlangen ihrer Bedürfnisse wach. Und beide Male beginnt dann ein Hin und Her zwischen den Hauptpersonen und der Anstalt. Der Held möchte in diesem Fall seinen "Schützlingen" darin behilflich sein, damit sie Mut fassen, ihre Bedürfnisse, ihre Wünsche auszusprechen und auszuleben, was jedoch die bestehende Gesellschaftsform zu verhindern versucht. In beiden Filmen scheitert es daran, seine Wünsche und Bedürfnisse an den Tag zu legen, weil die Gesellschaftsform hart dagegen steuert und sie somit zunichtegemacht. Nicht nur Billy, der nun den Mut fasst, dazu steht, seine Sexualität zuzulassen, sondern auch der Schüler, der seine Begeisterung und Liebe zur Schauspielerei entdeckt, kann die Maßregelung, die Bevormundung nicht ertragen und begeht Selbstmord.
Dass in diesen beiden Filmen so viele Gemeinsamkeiten zu finden sind, ist doch schon sehr interessant, wobei ich noch von einem dritten weiß, der " Mona Lisas Lächeln" heißt, welchen jedoch mein Mann allein angeschaut hat. Im Grunde sind mir persönlich nur diese zwei Filme bekannt, die so viele Parallelen zueinander aufweisen. Wenn man wie ich beide Filme gesehen hat, dann weiß man wahrscheinlich auch, was ich damit ausdrücken will, wenn ich behaupte, dass sie sich in ihren Aussagen, der Unterdrückung und der Diktatur den Kampf anzusagen, gegenseitig unterstützen.
Sehr interessant ist im Film "Der Club der toten Dichter" wie Keating vorgeht, seinen Schülern auf dem Weg der Selbstfindung behilflich zu sein. Denn noch während der Rektor seine Begrüßungsrede schwingt, macht es den Eindruck, dass Keating einer, unter den vielen braven Zuhörer ist, zumal man im ersten Moment wirklich einen unsicheren, ängstlichen, eingeschüchterten Keating sieht. Im Grunde passt hier das Sprichwort: "Stille Wasser gründen tief". Irgendwie kommt man da unweigerlich ins zweifeln, ob er diesen doch recht verwöhnten Jugendlichen, aus wohlhabendem Hause überhaupt gewachsen ist? Und deshalb wirkt Keatings erste Unterrichtsstunde doch etwas irritierend auf mich, denn als er das Klassenzimmer betritt, ermahnt oder fordert er die Schüler nicht auf, sich richtig auf ihre Stühle zu setzten, sondern er schreitet durchs Klassenzimmer und verlässt pfeifend den Raum. Anschließend dann findet seine erste Unterrichtsstunde nicht etwa im Klassenzimmer statt, sondern im Flur, wobei er sie auf ein hundert Jahre altes Bild aufmerksam macht, das in einer Glasvitrine ausgestellt ist. Es handelt sich dabei um das erste Abschlussbild der Schüler, die gleich nach der Gründung der Elite-Schule hier unterrichtet wurden. Keating macht seinen Schülern offen und ohne Umschweife klar, dass all die Jungs, die sie auf dem Bild sehen, alle längst gestorben sind. Damit will er seinen Schützlingen ihre eigene Vergänglichkeit gegenüberstellen, und gleichzeitig ihnen bewusst machen, wie wichtig es ist, seine Lebenszeit auch zu nutzen. Carpe diem - "Nutze den Tag" ist Keatings erste Botschaft an seine Schüler.
Pflücke die Knospe, solange es geht,
Und die Blüten, wenn sie noch prangen.
Denn bald sind die Rosenblätter verweht.
Wie schnell kommt der Tod gegangen.
Die Schüler merken bald, dass sie es mit einem ganz besonderen Lehrer tun zu haben, nämlich als er anordnet, das Vorwort aus ihren Englischbüchern zu reißen, da deren Schreiber eine total falsche Einstellung zur Literatur hat. Durch anschauliche, ja bildhafte Zeichen wie diese, macht Keating bald deutlich, dass er es ablehnt sich leiten zu lassen, und jeder seinen eigenen Weg finden muss, worin er seine Schüler stärkt, ihnen Kraft und Mut wünscht, sich von den äußeren Werten zu lösen. Keating ist es von vornherein klar, dass er bei einem offenen Kampf ganz sicher den Kürzeren ziehen würde. Und darum geht er seinen Kollegen so gut es geht aus dem Weg, wobei es nie wirklich klar zu erkennen ist, ob dies jetzt aus einer gewissen Scheu vor der Auseinandersetzung heraus geschieht, was womöglich von seiner eigenen Collegezeit herrührt, oder ob es schlicht und einfach nur kluge Diplomatie von ihm ist. Der ganze Reiz in dieser Figur des Keating liegt meiner Meinung nach darin, dass ihr fortwährend neue Ideen einfallen, um den Schülern und selbstverständlich auch den Zuschauern zu zeigen, wie lohnend es ist, wenn man sich selbst und seine Anliegen und Begehren radikal durchsetzt, anstelle sich von einem eingefahrenen System unterkriegen zu lassen. Was Keating damit sinngemäß meint, vermittelt er durch eine sehr anschauliche Übung seinen Schülern, indem er sie z.B. erst im Gleichschritt im Schulhof gehen lässt und sie danach auffordert, so zu laufen wie sie es selbst für richtig halten. Im Grunde will er mit dieser Übung ihnen damit sagen, dass es im Leben wichtig ist seinen eigenen Gleichschritt zu finden.
Im Wald traf ich auf zwei verschiedene Wege, und ich -
Ich nahm den weniger begangenen,
Und das entschied mein ganzes Leben.
Daten zur DVD "Der Club der toten Dichter"
Darsteller: Robin Williams, Robert Sean Leonard, Ethan Hawke
Regisseur(e): Peter Weir
Komponist: Maurice Jarre
Format: Dolby, PAL, Surround Sound, Widescreen
Sprache: Deutsch (Dolby Surround), Englisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Surround)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9 - 1.66:1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Warner Home Video - DVD/Touchstone
Erscheinungstermin: 25. November 1998
Produktionsjahr: 1989
Spieldauer: 123 Minuten
Meiner Meinung nach ist "Der Club der toten Dichter" ein tief hintergründiger, mitreißender Film, den vor allem seine recht poetischen Verse prägen, die so viel menschliches Lebensgefühl ausstrahlen, sodass selbst im dramatischen Ende ein Funke Hoffnung noch Bestand hat. Ein wirklich wunderschöner Film, mit einer sehr guten Story, und großartigen Darstellern, der mir außerordentlich gut gefallen hat. Die Handlung ist recht oft sehr bewegend, zumal dieser Film einer wahren Begebenheit zugrunde liegt, die der Drehbuchautors Tom Schulman auf einer Privatschule selbst erlebt hat.
Einfach ein wirklich sehenswerter Film, den die gerne mit der vollen Punktezahl werte
Fazit: Sind Sie ein Mann oder eine Amöbe? (Mr. Keating [Robin Williams])
Fazit: Einer der besten US-Filme seit langem
125 Bewertungen, 27 Kommentare
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29.12.2011, 18:56 Uhr von paula2
Bewertung: besonders wertvollliebe Grüße
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16.12.2011, 01:01 Uhr von anonym
Bewertung: besonders wertvollToller Bericht.LG Quacky bw
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08.12.2011, 21:41 Uhr von Dennus
Bewertung: sehr hilfreichHerzliche Grüße von mir :)!
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23.11.2011, 12:51 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichSchöne Grüsse, Talulah
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18.11.2011, 18:57 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichgrüße vom niederrhein, ein schönes wochenende, lg willi
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17.11.2011, 10:16 Uhr von Lenni26
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße, Lenni26
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11.11.2011, 17:15 Uhr von misscindy
Bewertung: besonders wertvollEin sehr schöner Bericht, lg Sylvia
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07.11.2011, 04:14 Uhr von anonym
Bewertung: besonders wertvollLiebe Grüße und einen schönen Tag
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05.11.2011, 17:31 Uhr von schmusenase
Bewertung: besonders wertvollToller Film mit Kultstatus! GlG,
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01.11.2011, 20:17 Uhr von ThomasKu
Bewertung: sehr hilfreichSehr guter Bericht! Würde mich über Gegenlesungen freuen! MfG ThomasKu
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30.10.2011, 11:22 Uhr von oskermit
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich... DANKE für deinen Besuch bei mir! schönes HALLOWEEN
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28.10.2011, 01:39 Uhr von manu63
Bewertung: sehr hilfreichviele Grüße von Manuela
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25.10.2011, 23:18 Uhr von Frederica_20
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße von Frederica_20
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25.10.2011, 20:04 Uhr von giselamaria
Bewertung: sehr hilfreichich habe vor länger Zeit das Buch gelesen, den Film habe ich auch gesehen. Ja, kann man angucken :-))) - LG gisela
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25.10.2011, 18:21 Uhr von mima007
Bewertung: sehr hilfreichViele Gruesse, mima007
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25.10.2011, 17:38 Uhr von Tweety30
Bewertung: besonders wertvollBW und liebe Grüße!
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25.10.2011, 15:23 Uhr von Langenberger
Bewertung: sehr hilfreichschöner Bericht und GRuß vom Langenberger
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25.10.2011, 11:17 Uhr von Lale
Bewertung: besonders wertvollAllerbesten Gruß *~*
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24.10.2011, 22:36 Uhr von ClaraFall
Bewertung: besonders wertvollbw auch von mir. lg. clara
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24.10.2011, 19:49 Uhr von Themistokeles
Bewertung: sehr hilfreichViele Grüße, Themistokeles!
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24.10.2011, 16:15 Uhr von hameln58
Bewertung: besonders wertvollliebe Grüße..Gina
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24.10.2011, 15:17 Uhr von goat
Bewertung: besonders wertvollIch glaube, ich muss mir den Film unbedingt noch einmal ansehen.
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24.10.2011, 13:40 Uhr von [email protected]
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße v. Simone
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24.10.2011, 11:57 Uhr von cleo1
Bewertung: sehr hilfreichLG und eine schöne Woche. cleo1
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24.10.2011, 11:49 Uhr von Matze081
Bewertung: sehr hilfreichSchöne Grüße aus Greifswald ;)
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24.10.2011, 11:47 Uhr von katjafranke
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße von der Katja
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24.10.2011, 11:24 Uhr von minasteini
Bewertung: besonders wertvollIch wünsche dir eine schöne Woche. LG Marina
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