Der Club der toten Dichter (DVD) Testbericht

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ab 3,81
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Erfahrungsbericht von ZordanBodiak

...carpe diem...

Pro:

Der beste Film der mir in meiner langen Filmkarriere jemals vorgesetzt worden ist! Eine exquisite Besetzungsliste!! GRANDIOS! UMWERFEND!! Sehr gute DVD-Umsetzung (etc.)!

Kontra:

In Bezug auf den Film: REIN GAR NICHTS!!!! In Bezug auf die DVD: Der Film ist nur in 10 Kapitel (bei 123 Minuten Laufzeit) unterteilt!!

Empfehlung:

Ja

Ich habe mich lange gedrückt, wollte nie einen Bericht zu meinem uneingeschränkten Lieblingsfilm schreiben. Hatte die Angst, dass ich ihm auch nicht nur annähernd gerecht werden würde – nur leere Worthülsen finden würde, die meine Liebe zu „Dead Poets Society“ (ins Deutsche mit „Der Club der toten Dichter“ akzeptabel übersetzt) beschreiben würden. Doch irgendwann muss man auch mal über seinen Schatten springen. Versuchen seine zahllosen Gedanken, Erinnerungen und Gefühle in Worte zu fassen; getragen von der Hoffnung, dass das Ergebnis wenigstens annähernd akzeptabel erscheint...


Angemerkt sei, dass der folgende Artikel der Übersicht dienlich in zwei Hälften geteilt ist, während im ersten Teil ausführlich auf den Film eingegangen wird, befasst sich die zweite Hälfte mit dem Silberling...


Der Film

Der Inhalt – Die Gedanken sind frei

Das Welton-Internat im Jahre 1959. Während die gewöhnlichen Lehrer die Schüler mit ihrer erzkonservativen Art langweilen, sorgt der neue Englisch-Pädagoge John Keating für (überwiegende) Begeisterung bei seinen Schülern. Mit ungewöhnlichen Lehrmethoden geht er an die Sache heran und kann so deren Interesse für verstaubte Literatur gewinnen.

Angetan von den staubfreien Unterrichtsmethoden stellt Neil – einer der besten Schüler des Internates, der unter der „kunstfreien“ Herrschaft seines Vaters leidet – Nachforschungen an und findet heraus, dass Keating in seiner Zeit am Welton-Internat Mitglied im „Club der toten Dichter“ war. Neugierig, wie die Jugend nun mal ist, fragen sie ihren Pauker, um was es sich bei diesem ominösen „Club der toten Dichter“ handelte und müssen erfahren, dass es eine Gruppe von männlichen Jugendlichen war, die sich in einer alten Indianer-Höhle getroffen haben um das geschriebene Wort zu huldigen.

Sichtlich begeistert kann Neil seine Freund überreden, an einem ersten Treffen des „neuen“ „Clubs der toten Dichter“ in der folgenden Nacht beizuwohnen. Während Knox erhofft durch die Literatur seine angebetete Chris beeindrucken zu können und Charlie schon immer die Regeln des Internates zu dehnen wusste, muss der verschlossene Todd – der ebenso wie Keating erst in diesem Jahr an das Internat gekommen ist – erst überredet werden sich seinen neuen Freunden anzuschließen.

Zu siebt machen sie sich in der Nacht auf den Weg die Literatur zu würdigen und verändern Schritt für Schritt ihr Leben. Während Neil es wagt, sich gegenüber seinem Vater aufzulehnen und eine Rolle in einem Theaterstück annimmt, steigert sich Todds Selbstbewusstsein zusehendst.

Doch die glückliche Zeit wird im folgenden Winter durch eine Tragödie überschattet, die das Leben der „toten Dichter“ und ihres Lehrers verändern wird...


Die Inszenierung – Pflüge den Tag??

Ich muss gestehen, dass ich beim ersten Betrachten - es war eine Zwangssichtung im Religionsunterricht der 9ten Klasse - bei weitem nicht das ganze Gerede um den Film verstehen konnte. Sicherlich fand ich den Film damals schon sehr gut, hätte ihn aber wohl bei weitem nicht als meinen uneingeschränkten Lieblingsfilm bezeichnet. Als Junge im zarten Alter von 14 Jahren erwartet man wohl in einem Film etwas mehr an Explosionen und coolen Sprüchen, um selbigen verehren zu können. Doch zwei Jahre später bei einer erneuten – dieses Mal privaten – Sichtung war es um mich geschehen, ich war dem Film verfallen, verstand seine freidenkerischen Ansätze (immer mehr) und genoss es die Wandlung der Jungs – die lediglich ein Jahr älter als meinereiner waren – zu betrachten. Ich schaute mir den Film in den folgenden Jahren so oft wie keinen anderes cineastisches Werk an, konnte (und kann immer noch) nicht genug von der wundervollen Geschichte in mich aufsaugen. In einem Balanceakt aus tragischen Momenten – die im unteren Abschied näher besprochen werden – und humorvollen Momenten – man denke nur an das erste Auftreten Keatings in der Schulklasse oder seine MacBeth Variante im John Wayne-Stil – wurde eine perfekte Melange geschaffen.


Am Anfang war ein Buch, ein Drehbuch geschrieben von Tom Schulman, der seine eigenen Erfahrung in einem Internat der fünfziger Jahre mit zahllosen fiktiven Ereignissen anreicherte (der biographische Teil wird wohl gegen den Nullpunkt tendieren) und rief so Steven Haft – einen Produzenten der in den folgenden Jahren noch mit meisterhaften Klein-Produktionen wie „Tigerland“ erfreuen und Mainstream-Käse wie „Hocus Pocus“ ärgern würde – auf den Plan. Im zentralen Lichtpunkt der Geschichte steht der Kreis der sechs Freunde (Richard Cameron kann man trotz seiner anfänglichen Zugehörigkeit zum „Club der toten Dichter“ wohl nicht als Freund bezeichnen), die mit Mister Keating einen Lehrer erhalten, der ihr Leben zu einem entscheidenden Wendepunkt führt. Mit seiner ungewöhnlichen Art – die so gar nicht dem üblich-konservativen Lehrer-Klischee der Fünfziger entsprechen will – kann er das Vertrauen seiner Schüler gewinnen und deren Interesse für die Literatur wecken.

Während Neil – der Motivator der Gruppe – zunächst das ganze noch als Abenteuer ansieht um aus seinem von der elterlichen „Fürsorge“ geprägten Alltag zu entwischen, reißt er die anderen mit sich. Sie übertreten Regeln, widersetzen sich der Lehrerschaft und entwickeln sich zu eigenen Individuen.


In großartigen Einstellungen fängt John Seale (der einen Oscar für seine Kameraführung bei dem versandeten Liebesepos „Der englische Patiente“ erhalten hat) die Geschichte ein. Schwenkt zwischen imposanten Naturaufnahmen – ich verehre Knox’ Fahrt mit dem Fahrrad durch die Umgebung des Welton-Internates, vor allem, wenn selbiger einen Abhang herunterfährt und einen Schwarm Vögel aufschreckt – und interessanten Kamerawinkeln – vor allem in der Endszene –, die das Drama zu einem kleinen ruhigen Gemälde erheben.

Schwindelerregend umkreist die Kamera Todd, während dieser vor der Klasse steht und auf Drängen von Mister Keating ein Gedicht aufsagen muss. Er betrachtet zunächst ein Bild von Walt Wittman, beschreibt selbigen mit geschlossenen Augen als zahnschwitzenden Verrückten. Er wird ängstlich, die Kamera umkreist weiterhin das Geschehen. Großartig wird die Szene zu ihrem Höhepunkt getragen, indem Todd ein eigenes Gedicht (welches ich als äußerst perfekt beschreiben würde) vorträgt.

Ebenso passend gewählt ist die Musik (zusammengestellt von Maurice Jarre), die mit ihren zumeist ruhigen Tönen perfekt das Ambiente des Filmes erweitert. Lediglich Wanda Jacksons „Let’s have party – welches wundervoll zu einem Szenenzusammenschnitt des glücklichen Internats-Lebens passt – und die Musik auf einer Party stechen aus der Masse von klassischen Kompositionen (u.a. werden von van Beethoven zwei Werke eingespielt) hervor. „Düster“ wird der erste Ausflug zum Treffen der „toten Dichter“ untermalt, die Jungen laufen durch die dunkle Nacht, überschreiten eine der Regeln des Internats und nach und nach hellt sich die Musik auf.


Persönlich könnte ich nur schwerlich entscheiden, welches der größte Moment – sozusagen der Magic Moment des Filmes – ist. Während viele Werke einen zentralen Moment haben, der sich dauerhaft ins Gedächtnis einbrennt und den Film sozusagen repräsentiert, muss ich bei „Dead Poets Society“ eindeutig passen. Sicherlich die abschließenden Minuten sind großartige Kinomagie (dazu in wenigen Zeilen mehr), aber auch davor gibt es einige Szenen, die den Film ausmachen. Viele kleine Gesten und kurze Aussprüche, die den Film für mich von der Masse abheben. Und wenn es auch nur das glückliche Gesicht von Knox ist, der von seiner Angebetenen auf eine Party eingeladen worden ist oder Neil der sich über die Zusage auf sein Vorsprechen wie ein kleines Kind an Weihnachten freut. Unüberbietbare Momente, die den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle einladen.


Der Schluss – Taschentücher bereitstellen

Ich glaube, es ist noch keine Sichtung (abgesehen von der ersten, welche ich aber mal außen vor lassen möchte) vergangen bei der ich nicht zu guter letzt mit feuchten Augen den Fernseher ausgeschaltet habe. Zu großartig und herzergreifend sind die letzten Minuten des Film arrangiert. Während Todd im Verlaufe des Filmes immer mehr zu sich und seiner Person gefunden hat, schlägt nach der Entlassung Mister Keatings – der Lehrkörper sieht in ihm den Schuldigen für den Selbstmord Neils – seine große Stunde. Er wächst über sich hinaus. Keating kehrt ein letztes Mal in den Klassenraum zurück um seine Habseligkeiten abzuholen. Schon vor dem Verlassen des Raumes versucht Todd abschließende („entschuldigende“) Worte an Mister Keating zu richten, wird aber jäh von Mister Nolan – dem neuen Vertretungslehrer – unterbrochen.

Doch bevor Keating letztendlich den Raum verlassen kann, hat er seine Wandlung zum selbstdenkenden Individuum vollendet. Er kratzt seinen gesamten Mut zusammen und steigt voller Selbstüberzeugung auf seinen Pult und richtet ein abschließendes „Oh Captain, my Captain“ an Keating.

Nach und nach steigen weitere seiner Freunde auf ihre Tische, zollen Keating einen letzten Respekt, widersetzen sich der aufschreienden Stimme von Nolan, der alle mit angedrohten Schulverweisen von ihren Taten abhalten will. Zwar beugen sich einige von ihnen den Regeln und verharren in ihren Sitzen, aber die wichtigen Figuren des Filmes haben verstanden, für ihre eigene Ansichten einzutreten und treten mit Todd für Keating ein letztes Mal ein.


Ich kann nicht genau sagen, wieso mir beim Betrachten immer die ein oder andere Träne die Wange herunterläuft – wieso gerade diese Szene für mich zu den perfektesten Filmmomenten aller Zeiten gehört. Wundervoll wird alles durch die Kamera in Szene gesetzt. Sowohl aus der Perspektive der Jungs als auch der Keatings wird das Geschehen gezeigt. Man erkennt das von Keating zu Beginn seiner Lehrerkarriere angedeutete Prinzip der verschiedenen Perspektiven – in einer Unterrichtsstunde fordert er seine Schüler auf auf den Lehrerpult zu treten um ein Gefühl für verschiedene Sichtweisen zu bekommen. Langsam hellt sich das Gesicht Keatings auf. Er genießt seine letzten Momente an seiner Wirkungsstätte und kann mit der Sicherheit zurückblicken, dass er sein Ziel – das eigenständige Denken seiner Schüler zu fördern – wenigstens teilweise erreicht hat.

Genialst wird mit verschiedenen Kameraeinstellungen gearbeitet. Während die Jungs – hierbei wird bei Todds Gesicht hervorragend mit Licht und Schatten gearbeitet – von ihren Tischen auf Keating herabsehen – und dieser gänzlich klein und unwichtig erscheint –, wechselt die Einstellung immer wieder in die Sichtweise von Keating, der auf seine Zöglinge schaut, die ihre Mitschüler zu überragen scheinen.

Auf das Ende des Filmes wurde eingegangen


Ich kann letztendlich nicht sagen, ob der Film meine Gedankengänge beeinflusst hat, ein kleiner Freigeist – der sich nicht den Regeln anderer ohne eigene Meinung beugen wollte – war ich wohl schon immer und ebenso war schon immer die großes Leidenschaft für das geschrieben Wort in mir verwurzelt. Aber (mindestens) in Ansätzen hat mich das ungeheure Identifikationspotenzial des Filmes – die Figuren der Schüler sind perfekt ausgewählt und sie entsprechen zu keinem Zeitpunkt in ihren Charakterzügen übermenschlichen Figuren, sondern stehen mit dem durchschnittlichen Jugendlichen auf einer Ebene, die ihre ersten Schritte in Richtung Erwachsenenwelt machen – in einigen Gedanken beeinflusst.

Gerade der von mir heißgeliebte Ausspruch Keatings „carpe diem“, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem gewissen Motto herauskristallisiert, der meinen Tagesablauf (zumindest) in (kleinen) Ansätzen beeinflusst. Die Zeit, die wir auf dieser Erde ist zu kostbar, um sie mit unnützen Dingen zu verschwenden. Aber sollte man sich niemals in Formen pressen lassen, die einem vorgeben wollen, was lebenswert ist und was verschwendete Zeit ist. Gerade eine derartige Entscheidung sollte man immer für sich selber treffen.


Die Schauspieler – Von Photohaien, verkappten Schwulen und Swing-Fanatikern

Robin Williams, ein Name der mich unter Umständen zum Schwärmen bringen kann. Ein Schauspieler mit Charme und unvergleichlicher Gute-Laune-Garantie. Aber dann kommen immer mal wieder Ausrutscher, die das Gesamtbild madig machen. Filme wie Francis Ford Coppolas Totalreinfall „Jack“ oder der gähnend-langweilige „200 Jahre Mann“. Aber gerade Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger war Williams ein Garant für großartige Rollen. Sei es als Radio-DJ der US-Armee in Vietnam („Good morning, Vietnam“) oder als verschrobener Gralsuchender in „König der Fischer“, er war immer großartig. Doch über allem thront seine Darbietung in „Dead Poets Society“, Williams ist der perfekte Lehrer. Wenn er mit seiner unvergleichlich lockeren Art das erste Mal in den Klassenraum tritt, weiß man schon, dass man sich in seiner Schulzeit einen derartigen Pauker hätte gewünscht. Er ist locker, versucht die Interessen der Jugendlichen zu wecken und eckt mit seinen ungewohnten Lernmethoden überall an. Mit einer unwiderstehlichen Mimik – ich liebe sein „verschmitztes“ Lächeln bei dem die Augen immer über alles zu strahlen scheinen – wird Mister Keating von Robin Williams verkörpert. Es ein Genuss für den Betrachter ihm zuzuschauen, wenn er erfreut auf dem Fußballfeld umherspringt und seine neuen Lehrmethoden bei den (meisten) Schülern auf Anklang stoßen. Und erstaunlicherweise passen die „Grimassen“ Williams mehr als perfekt zu seiner Rolle. Doch der größte Moment in Williams Auftritt ist für mich die letzte Szene des Filmes. Wenn selbiger sich bei den Jungs mit einem einfachen „Thank you, boys“ verabschiedet. Wenige Worte, die dank der Ausdrucksstärke mehr sagen als manch ein Monolog den ein Shakespeare oder Goethe verfasst hat.

Ebenso grandios besetzt die Riege der Jungschauspieler, die zumeist ihre ersten (und zumeist leider auch letzten) Schritte im großen Filmgeschäft mit „Dead Poets Society“ gemacht haben. Gerade die Hauptfiguren Neil Perry und Todd Anderson sind mit Ethan Hawke (Todd) und Robert Sean Leonard (Neil) exquisit besetzt. Während Hawke als einziger eine großartige Karriere aufbauen konnte (zuletzt in seiner Oscar-nominierten Darbietung in „Training Day“), ist er in seinem zweiten Filmauftritt (zuvor in Joe Dantes Kinder-Scio-Fi-Abenteuer „Explorers“) unübertrefflich. Die anfängliche Schüchternheit, wird nach und nach abgebaut. Er wächst über sich hinaus, zeigt Charakter. Und all das verkörpert Hawke derartig glaubhaft – was natürlich auch noch durch seine körperliche Statur und sein zurückhaltendes Aussehen unterstützt wird –, dass man absolut verstehen kann, dass Ethan Hawke in den späteren Jahren zu einem äußerst gefragten Charakter-Darsteller der „Generation X“ emporgestiegen ist.

Verwunderlich erscheint mir jedoch, dass Robert Sean Leonard trotz (mindestens) zweier grandioser Vorstellungen (in dem leider unbeachteten „Swing Kids“ spielte er ebenso hervorragend) nie den ganz großen Durchbruch in Hollywood geschafft hat, so dass er nun sein Geld auf den Brettern, die die Welt bedeuten verdient (und u.a. im Jahre 2001 einen Tony-Award entgegennehmen konnte). Gerade im Zusammenspiel mit Ethan Hawke kommt seine große Klasse perfekt zur Geltung. Sie agieren als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Und während Todd der ruhigere der beiden ist, brilliert Neil durch seine Liebe zum Literarischen und dem Schauspiel. Mit funkelnden Augen berichtet er von seinem Plan eine Rolle in Shakespeares Stück „A midsummernights dream“ zu übernehmen. Und ebenso voller Freude merkt der Betrachter, wie er in seiner Leidenschaft zu voller Blüte heranreift.

Selbstverständlich ist natürlich, dass die anderen Jung-Schauspieler ebenso herausragend agieren und im Zusammenspiel mit ihren (filmischen) Freunden zu Höchstleistungen auflaufen. Während Josh Charles nach seiner Darbietung als Knox Overstreet in den Folgejahren noch in einigen Filmen mitspielte (unter anderem in der äußerst-genialen Dreieckskomödie „threesome“ und demnächst in einer (vermutlich) kleinen Nebenrolle in „S.W.A.T.“) und Dylan Kussman (Richard Cameron; zuletzt im Indie-Kracher „The way of the gun“ und demnächst in der „X-Men“-Fortsetzung) noch vereinzelte Auftritte verzeichnen konnten, sind Allelon Ruggiero (Steven Meeks), Gale Hansen (Charlie Dalton) und James Waterston (Gerard Pitts) nahezu gänzlich im Show-Business untergegangen. Vermutlich sind dies große Verluste für die Schauspiel-Branche – wenn man bedenkt, wie großartig sie im Ensemble mit den anderen Jungschauspielern agiert haben –, aber letztendlich kann man es nur an ihren einzigen großen Auftritten messen.


In einer klitzekleinen Nebenrollen ist mit Lara Flynn Boyle eine gefragte Aktrice der folgenden Jahre zu begutachten (zuletzt war sie das böse Alien in „Men in Black 2“, ihren Ruhm verdankt sie aber wohl ihren Auftritten in Lynchs Kult-Serie „Twin Peeks“), die aber in ihren wenigen Sekunden bei weitem keine aussagekräftige Leistung abliefern kann. Ganz im Gegensatz hierzu erscheint Norman Lloyd (zu Beginn seiner Karriere spiele dieser u.a. in Hitchcocks „Saboteure“) in seinem Auftritt als Rektor des Internats besonders herausragend, perfekt verkörpert er den erzkonservativen Lehrer Nolan. Bildet einen hervorragenden Gegenpol zu dem stets gutgelaunten Williams.

Vom restlichen Ensemble ist Leon Pownell, zumal er als McAllister der einzige Lehrer zu sein scheint, der sich auf einer freundschaftlichen Ebene mit Keating treffen kann, erwähnenswert. Zwar erscheint dieser in seinem Unterricht immerzu als gewissenhafter Erzieher, kann aber sogleich eine nette Basis zu seinen Schülern nicht verbergen. Und wenn selbiger Keating verhalten zum Abschied winkt, ist dies für mich schon immer ein kleiner Grund zum Augen Anfeuchten.


Das Fazit – Philosophische Meisterklasse

Eine uneingeschränkte Guckempfehlung darf ich bei „Dead Poets Society“ wohl unzweifelhaft aussprechen. Der Film ist in seiner ruhigen Machart unvergleichlich. Peter Weir bewältigt es die Waagschale zwischen tragischen Momenten im Finale und lebensbejahenden Weisheiten im Gleichgewicht zu halten. Zwar bin ich der Ansicht, dass Jugendlich im Alter von zwölf (so die FSK-Altersfreigabe) noch nicht wirklich viel mit dem Film anfangen können und eher gelangweilt vor dem Fernseher sitzen werden, aber ansonsten kann ich den Film uneingeschränkt weiterempfehlen.

EIN ABSOLUTES MEISTERWERK, das seines gleichen sucht!



Die DVD

Großspurig wird auf der DVD-Hülle angekündigt, dass sich die vorliegende DVD-Fassung stolz mit dem Namen Special Edition brüsten kann. Sicherlich wird mit einem derartigen Titel leichtfertig umgegangen, gerade die Verleger von Touchstone Home Entertainment, haben mit ihren Special Editions in den letzten Jahren einige Käufer in die Irre geführt. Aber vielleicht, können die auf der Rückseite der Hülle angekündigten Extras das Jahrhundertwerk wirklich ergänzen und dem Betrachter einen interessanten und aussagekräftigen Blick hinter die Kulissen gewähren...

Die Bild- und Tonqualität

Wirft man einen ersten Blick auf den Film, muss man leider feststellen, dass das Bild (im 16:9 Format) nicht ganz an den heutigen Standard heranreicht. Trotz der Konturenschärfe macht sich über dem Bild ein leichtes Grieseln sichtbar, welches sich aber im Laufe des Filmes glücklicherweise legt und den Filmgenuss nicht trübt – zumal die Qualität des Bildes noch um Meilen über der eines Videos liegt.

Hingegen kann der Ton auf ganzer Breite überzeugen. Klar und voller Inbrunst werden Dialoge in den verschiedenen Sprachen (auf dem Silberling liegen Italienisch, Deutsch und Englisch vor) dargeboten. Exzellenter Dolby Digital 5.1 Sound, der dem Drama überaus gerecht wird. Und sollte Bedarf für Untertitel bestehen, wird der Käufer sicherlich in den elf mitgelieferten Sprachen fündig.

Die Extras

In einer alaphabetischen Auflistung wird näher auf die einzelnen Unterpunkte des Extra-Menüs eingegangen. Angemerkt sei schon hier, dass die gesamten Special-Features nur im Originalton (sprich: Englisch) vorliegen, um sie aber auch für den europäischen Markt interessant zu gestalten, wurden sie allesamt mit optimalen Untertiteln (in Deutsch und Italienisch) versehen.

AUDIOKOMMENTAR:
Peter Weir (Regie), Tom Schulman (Drehbuch) und John Seale (Kamera) geben zu den einzelnen Szenen ihre Gedanken zum besten. Vorwiegend konzentrieren sie sich auf (zunächst) persönliche Reflexionen zur Thematik und den Bezügen in ihrer (schulischen) Vergangenheit, um gerade (zu letzt) die hervorragende Schlusssequenz (ich kann sie nicht oft genug erwähnen) gut zu beleuchten.

HOMMAGE AN PETER WEIR:
Einige der Akteure, die an “Dead Poets Society” mitgewirkt haben, stellen sich nach zwölf Jahren erneut der Kamera und sprechen über ihre Erfahrungen mit dem australischen Regisseur. Man könnte der Ansicht sein, dass dies in eine circa siebenundzwanzig minütige Lobhuldigung ausufern würde, doch die Darsteller haben wahrlich etwas zu sagen, so können Ethan Hawke und Robert Sean Leonard (u.a.) erzählen wie viel Freiräume ihnen Weir gelassen hat, um ihre ganze Kreativität zu fördern. Sicherlich richtet keiner der Redner ein negatives Wort in Richtung Weirs, aber dies sollte man dem „Blick hinter die Kulissen“ bei weitem nicht ankreiden, denn selten zuvor habe ich derartig begründete Lobeshymnen auf einer DVD hören dürfen.
Interessanterweise wird dem Betrachter eine kurze Szene geboten, die nicht im Film enthalten ist und so schon alleine das Gucken der Hommage rechtfertigt!

JOHN SEALE – MEISTERKLASSE:
Ein Special, das phantastische Einblicke in die Arbeit eines Kameramanns und dessen Arbeit mit Licht gewährt. Anhand von Neils und Todds Zimmer werden die einzelnen Beleuchtungsschritte (Tag, Nacht) dargelegt und mittels Computeranimationen wird die Arbeit zusätzlich verdeutlich. Für mich ein überaus interessantes Feature, aber die Masse wird wohl eher mit ermüdenden Blicken den zweiundzwanzig Minuten der Hintergrundberichterstattung folgen.

KINOTRAILER:
Ja, ein passender Kinotrailer sollte mittlerweile zum guten Ton einer jeden DVD gehören. Persönlich liebe ich es den Trailer als Appetizer vor dem Film anzugucken. Auch wenn ich das Werk schon unzählige Male gesehen habe, hat es der Trailer in seinen 2 Minuten und 40 Sekunden geschafft, meine (erneute) Lust auf den Film noch um einiges zu steigern.

PETER WEIR UND DAVID LYNCH ZUM SOUNDDESIGNER ALAN SPLET:
Peter Weir und David Lynch (dessen Stimme nur einige Bilder von Alan Splet unterlegt) sprechen über die Arbeitsweise Splets. Für den Otto-Normalgucker sicherlich nicht sonderlich interessant, wer aber mal einen etwas tieferen Einblick in die Arbeit eines Sound-Designers erhalten möchte, sollte elf Minuten seiner Zeit opfern und den beiden Meister-Regisseuren zuhören. Gerade Lynch (für den Splet fünf Mal gearbeitet hat) weiß den Zuhörer mit seinen Erzählungen über seinen verstorbenen Freund zu fesseln.

ZUSÄTZLICHE SZENE:
Ursprünglich hatte Weir geplant, die abgedrehte Szene (mit einer Dauer von knapp 8 Minuten) zwischen die einzelnen Einstellungen während Neils Selbstmord zu schneiden. Man sieht zunächst die Jungs und Mister Keating in der Höhle, in der Todd erstmalig (freiwillig) über seinen Schatten springt und ein überaus interessantes Gedicht vorträgt. Nach einem Schnitt sieht man die Gruppe auf einer gefrorenen Eisfläche umhertanzen (ihr Lied „Then I saw the Congo“ singend).
Sicherlich mit einer Länge von knapp acht Minuten, fällt die gesamte Szenenabfolge (der zweite Teil ist zudem noch nicht richtig geschnitten) etwas zu lange aus, aber mit etwas Schnittarbeit hätte man diesen – für mich – äußerst zentralen Moment (das Vortragen des Gedichtes durch Todd) noch in den Film unterbringen MÜSSEN. Gerade hier kann man erstmalig die Veränderung Todds beobachten und solch ein entscheidender Moment sollte eigentlich nicht dem Betrachter vorenthalten werden.


Fazit

Abschließend auch für die DVD eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Zwar ist das Bild zu Beginn des Filmes etwas grieselig, dieser (wirklich nur) kleine Mangel kann aber zum einen durch den niedrigen Preis (derzeitig 14 Euro) und die sehr gut ausgewählten Extras mehr als ausgeglichen werden. Verständlicherweise sollte man jedoch immer bedenken, dass der Film bereits 14 Jahre auf dem Buckel hat und somit nicht mehr ganz die audiovisuellen Qualitäten der neusten Film-Generation aufweisen kann, aber bei einem Drama benötigt man derartige Bombast-Qualität auch bei weitem nicht...


Film-Wertung: 11 philosophische Punkte auf meiner 10er-Skala
DVD-Wertung: 9 Punkte auf meiner 10er-Skala
Internet: http://us.imdb.com/Title?0097165


Gänzlich zum Abschluss erneut ein kleines Zitat aus dem Film – McAllister und Keating sitzen beim Essen und unterhalten sich über das freie Denken...
McAllister: Zeig mir ein Herz, das frei ist von törichten Träumen und ich zeige dir einen zufriedenen Menschen.
John Keating: Doch nur im Traum, du wirklich frei noch bist. So war es steht’s und auch die Zukunft noch so ist.
McAllister: Tennyson?
John Keating: Nein, Keating!

33 Bewertungen, 7 Kommentare

  • krawallo

    07.02.2005, 17:13 Uhr von krawallo
    Bewertung: sehr hilfreich

    wann immer ich den Spruch irgendwo lese... denk ich dennoch immer an das Gießener Filmlexikon ;-)

  • diana75

    07.02.2005, 01:24 Uhr von diana75
    Bewertung: sehr hilfreich

    auch bei mir zählt dieser film zu meinen lieblingsfilmen.dein bericht über diesen film ist dir gelungen.du beschreibst den film wirklich so wie er ebend ist und sehr vertrauensvoll. ciao diana75

  • sindimindi

    28.01.2005, 21:57 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein besonders gut gelungener,sehr analytischer Bericht über diesen großen Film! LG; Roland

  • diefantafrau

    27.01.2005, 00:16 Uhr von diefantafrau
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich habe den Film auch zum ersten Mal in der 9. Klasse im Reli-Unterricht gesehen... - Wozu der RU nicht alles gut sein kann... *g*

  • w.gruentjens

    26.01.2005, 21:45 Uhr von w.gruentjens
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein wirklich toller Bericht.

  • trampastheo

    26.01.2005, 17:18 Uhr von trampastheo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Grandioser Bericht zum Meisterwerk Robins. Bye, Theo

  • bjlghs

    26.01.2005, 17:03 Uhr von bjlghs
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr einfühlsam, informativ und emotional geschrieben - respekt - sehr guter bericht, der dem anspruch des films standhält - gruß jörg