Der Duft der Frauen (DVD) Testbericht

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ab 24,50
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Erfahrungsbericht von LosGatos

Wenn man einen Fehler gemacht hat, tanzt man weiter

Pro:

Al Pacinos beste Rolle mit verdientem Oscar

Kontra:

man muss nicht immer etwas bemängeln

Empfehlung:

Ja

Mein Name ist Charlie Simms, bin gerade mal 17 und gelte als hochbegabt. Deshalb darf ich auch dort zur Schule gehen, wo dieses sonst nur den Söhnen wohlhabender Amerikaner vergönnt ist, nämlich auf die Baird-School in New Hampshire in der Nähe von Boston/ Massachusetts, weil ich dafür ein Stipendium bekommen habe. Hochbegabte sind nicht selten von Minuskumpanen umgeben, so auch hier. Wer mich unbedingt zum Feind haben will, nennt mich Charles oder gar Chuck. Aber es gibt durchaus Schlimmeres. Hier im Internat ist fast jeder Papas Liebling. Und dass ich aus armen Verhältnissen stamme, lässt man mich regelmäßig spüren. Während meine Mitschüler zu Thanksgiving mal kurz irgendwohin jetten, muss ich zusehen, dass ich am Wochenende ein paar Dollar verdiene, damit ich wenigstens zu Weihnachten meine Eltern besuchen kann, die Tausende von Kilometern entfernt leben.

Hier werden Eliten herangezüchtet, die später auch die nahegelegene Harvard-Universität besuchen werden, wobei nicht wirklich jeder dazu geeignet ist. Nehmen Sie George Bush (senior). Auch der soll diesen Weg gegangen sein. Oder meinen Mitschüler George. Wenn Sie den sähen, würden Sie ihn aufgrund seines dümmlichen Gesichtsausdrucks womöglich für einen geistig Behinderten halten. Wie es sich für solch eine Renommier-Schule gehört, wird sie auch von einem Rektor geleitet, der auf sie und auf sich selbst große Stücke hält. Kein Wunder, dass diesen Kotzbrocken niemand mag. Und auch Elite-Schüler spielen Streiche, besonders dann, wenn Papa im Notfall ohnehin für alles aufkommt. So wird eines Tages unser Rektor samt seiner Nobelkarosse besudelt. George und ich wissen, wer dafür verantwortlich ist, behaupten aber, wir hätten es in der Dämmerung nicht genau erkennen können. Für mich ist das eine Frage der Ehre, denn ich würde niemanden denunzieren, nicht einmal Minuskumpanen. Daraufhin versucht mich unser ehrenwerter Rektor zu erpressen. Wenn ich die Namen nennen würde, würde er sich für ein Harvard-Stipendium für mich einsetzen. Aber schließlich will ich mich noch im Spiegel ansehen können.

Ich stecke also in der Zwickmühle. Aber es kommt noch schlimmer. Wie gesagt, ich muss ja an den Wochenenden jobben. So auch am langen amerikanischen Thanksgiving-Wochenende. Ich bekomme einen Job als "Baby-Sitter". Aber es sind nicht etwa Kleinkinder, die ich hüten soll. Eine junge Familie möchte das verlängerte Wochenende zu einem Kurzurlaub nutzen und benötigt daher jemanden, der ihren blinden Onkel betreut.

Frank Slade ist ehemaliger Offizier im Range eines Lieutenant Colonel. Aber ein feiner Mensch scheint er nicht zu sein. Das erste, was ich von ihm höre, ist, dass er seinen Kater auffordert, es der Nachbarsmieze zu besorgen. Ich darf ihn nicht mit Sir anreden und als ich ihn Lieutenant nenne, macht er mich zur Sau, weil es noch niemand gewagt habe, ihn um 4 Ränge zu degradieren. Es würde also kein leicht verdientes Geld werden. "Komm ein wenig näher, ich möchte dich ganz genau ansehen" befiehlt er mir. Wie gesagt, Frank Slade ist blind. Aber dafür hat er ein Gespür für seine Umwelt wie kein anderer. "Zuck nicht mit den Achseln, ich bin blind. Spar dir deine Körpersprache für andere" ist nur eine weitere für ihn typische Kostprobe. Und als ich ihn einmal korrigiere, herrscht er mich an "Willst du dich über mich lustig machen?".

Aber es bleibt keineswegs beim trauten Seniorenhüten im heimischen Wohnzimmer. Frank Slade plant selbst einen Wochenendausflug, an dem ich ihn begleiten soll. Es geht nach New York City. Wir fliegen erster Klasse, Frank packt nicht nur seine Offiziersuniform, sondern auch eine Kollektion eleganter Anzüge ins Reisegepäck. Zur Krönung wohnen wir im Waldorf-Astoria, einem der berühmtesten Hotels der Welt. Luxus pur, besonders für einen Jungen wie mich, der so etwas noch nie gesehen hat. Und Frank Slade trinkt laufend Whiskey. Aber nur John Daniels. So hat er ihn getauft.

Einer von Franks verbliebenen 4 Sinnen ist besonders ausgeprägt, sein Geruchssinn. Und das besonders dann, wenn Frauen in der Nähe sind. Ob Parfüm- oder nur ein Seifengeruch, er kann sie alle zuordnen und verbindet sie mit amourösen Erinnerungen. Düfte beflügeln seine Phantasie. Bereits auf dem Flug nach New York wird mir klar, welch sinnlicher Mensch hinter diesem augenscheinlichen ungehobelten Grobian steckt, der in der von ihm anberaumten letzten Runde auf dem Schlachtfeld stets den Gentleman mimt. Und immer wieder sind es die Frauen, die mit ihren Düften die liebenswerte Seite des Frank Slade herauskehren, egal, ob die Stewardess im Flugzeug, die italienische Schneiderin im Hotel oder auch nur das Zimmermädchen. Und dann ist da die wunderschöne Donna, die auch mich hätte begeistern können, wenn sie nicht schon vergeben wäre. Mein blinder väterlicher Freund bringt ihr sogar das Tangotanzen bei. Das war sicher der Höhepunkt unseres Aufenthalts im Hotel. Aber nicht, dass Sie denken, die Tage in New York mit Frank Slade waren das reinste Vergnügen. Ich musste auch so manche Höllenqual durchmachen. Aber bitte ersparen Sie mir, dass ich Ihnen das jetzt alles erzählen muss....

Aber wenn Sie das wirklich interessiert, dann können Sie es selbst erleben. Und sicher viel eindrucksvoller, als ich es Ihnen hier versucht habe zu vermitteln. Denn in Wirklichkeit heiße ich nicht Charlie Simms, sondern Chris O'Donnell, und ich bin Schauspieler. Auch wenn Sie den "Duft der Frauen" nicht riechen können, Sie können ihn sicher nachempfinden, wenn Sie sich an die zweieinhalb Stunden Zeit nehmen. "Scent of a Woman" (so der Originaltitel) ist ein wunderbarer Film mit einem der großartigsten Schauspieler unserer Zeit, nämlich Al Pacino, der hier auf Bogart-Niveau wächst. Sie wissen sicherlich, auch Humphrey Bogart war klein von Statur. Für mich war es eine große Ehre, an seiner Seite mitwirken zu dürfen. Sie kennen Al Pacino sicherlich aus vielen Hollywood-Filmen. Bekannt wurde er als der Sohn des Paten, bevor er im zweiten Teil selbst in dessen Fußstapfen trat. Aber das ist ja schon über 30 Jahre her. Damals stach der nur 1,68m große Italo-Amerikaner Mitkonkurrenten wie Robert Redford, Jack Nicholson oder Warren Beatty aus. Aber die hätten ja auch nicht so recht in eine Mafia-Familie gepasst. Andere bekannte Filme mit ihm sind "Heat" oder "Sea of Love". Immer wieder wurde er für den Oscar nominiert. Erst im 7. Anlauf klappte es. Es wird Sie sicher nicht weiter verwundern, wenn ich Ihnen sage, dass er ihn für die Rolle des Frank Slade in "Der Duft der Frauen" endlich bekam, was mich natürlich ganz besonders freut. Überzeugender kann man einen Blinden wirklich nicht spielen.

Über die übrigen Schauspieler in diesem Film von Regisseur Martin Brest aus dem Jahre 1992 ist nicht viel zu berichten. Sie sind alle Nebendarsteller. Immerhin blieb mir die zweite Hauptrolle vergönnt. Ich bin eine Mischung aus dem jungen Tom Cruise und dem einstigen Sängerknaben Heintje, ein Spötter wie LosGatos würde mich gar als "Rummenigge" bezeichnen. Das klingt nach nichts Gutem. Dabei bin ich doch wirklich ein Saubermann in diesem Film. Ich lerne fleißig, arbeite am Wochenende, um meine Eltern besuchen zu können, und habe meine Prinzipien. Krumme Sachen sind mit mir nicht drin und denunzieren tue ich auch niemanden. Was will man mehr? Vielleicht bin ich hier zu naiv und blauäugig, aber mit 17 ehrt einen das doch eher, oder? Dieses Wochenende mit Frank Slade hat mein Leben verändert. Denn ausgerechnet ein Blinder hat mir die Augen geöffnet.

"Der Duft der Frauen" wird zuweilen als Drama bezeichnet. Nun ja, eine Komödie ist er nicht gerade, wenngleich dieser Film viel an Situationskomik bietet.. Für mich ist er ein "Feel-Good-Film". Ein Film, der die Doppelmoral der Gesellschaft schonungslos aufzeigt in Form eines Rektors, der Elitedenken propagiert, aber selbst zu zweifelhaften Methoden greift. Auch die Eliteförderung in den USA an teuren Schulen und Universitäten, wo Unterprivilegierte nur Außenseiterchancen haben, wird hier kritisch beleuchtet. In einer Szene erleben wir Frank Slade als den ungeliebten Verwandten, der seinen Lieben schonungslos den Spiegel vor das Gesicht hält. Aber "Der Duft der Frauen" ist auch ein Film über New York, das sich wie kaum eine Stadt als Kulisse eignet. Wir dürfen die Twin Towers des WTC noch sehen, als Frank im Ferrari vor der Brooklyn-Bridge von der Polizei angehalten wird. Es ist ein Film über Sinne und Sinnlichkeit, über Genüsse und eine Hommage an die Frauen. Es ist ein lebensbejahender Film, ein Plädoyer für den Mut zur Verrücktheit und ein Film, der ein gutes Ende hat, in dem letztlich die Gerechtigkeit siegt, als Frank Slade zum Showdown erscheint. Auch einer wie Frank Slade ist letztlich nur einer von uns, auch er macht Fehler wie wir alle. Aber wenn man einen Fehler gemacht hat, tanzt man einfach weiter. Das gilt für den Tango wie im Leben.

Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 15.5.2005
Veröffentlicht außer bei Ciao derzeit nur noch bei Yopi

54 Bewertungen, 13 Kommentare

  • lana80

    23.04.2006, 23:29 Uhr von lana80
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ja der Film ist echt gut, wie dein Bericht. LG lana

  • luna1011

    10.04.2006, 13:09 Uhr von luna1011
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr informativer und gut strukturierter Bericht, den man gut lesen kann! Meiner Meinung nach ist alles wichtige in deinem Bericht enthalten, deswegen gibt es auch ein sehr hilfreich von mir! Gruß Luna1011

  • Suggababe2

    31.03.2006, 19:25 Uhr von Suggababe2
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh ! Lg Micha :-)

  • waltraud.d

    31.03.2006, 17:52 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • anonym

    31.03.2006, 17:39 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich! LG, Dani :-)

  • morla

    31.03.2006, 17:21 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich <br/>

  • kakaue

    31.03.2006, 13:27 Uhr von kakaue
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh lg chris

  • Baby1

    31.03.2006, 11:42 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller bericht LG Anita

  • M_SPEED

    31.03.2006, 10:46 Uhr von M_SPEED
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht - den Film habe ich noch nicht gesehen

  • jens1488

    31.03.2006, 09:46 Uhr von jens1488
    Bewertung: sehr hilfreich

    grüsse von nadine & jens ;-)

  • sindimindi

    31.03.2006, 02:46 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ja, den Beitrag kannte ich schon...prima gelungen, keine Frage! :-) <br/>RS

  • Mogry1987

    30.03.2006, 23:32 Uhr von Mogry1987
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH von mir ;) LG Stefanie :)

  • April

    18.05.2005, 00:36 Uhr von April
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...und PACINO ist und bleibt genial! LG April