Der Gigant aus dem All (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von Tut_Ench_Amun
Blechkamerad
Pro:
Ein schöner Familienfilm Kein Disney-Kitsch
Kontra:
Die DVD-Ausstattung kann nicht mithalten
Empfehlung:
Ja
Zur Story
Rockwell, ein kleines und verschlafenes Küstenstädtchen im Amerika des Jahres 1957. Hier lebt der Schuljunge Hogarth Hughes mit seiner Mutter, der Vater ist für Volk und Vaterland drauf gegangen. Annie jobbt hart und oft sehr lang - dabei hat sie schon alle Hände voll zu tun ihren quirligen und mit üppiger Fantasie bestückten Jungen im Zaum zu halten. Dieser nutzt altersgemäß natürlich jede Gelegenheit um möglichst lange auf zu bleiben und sich spätabends Gruselfilme im TV anzusehen oder sich Comics rein zu pfeifen. Kurz zuvor war ganz in der Nähe draußen auf dem Meer ein mysteriöser Meteorit nieder gegangen. Ein Fischer berichtet seinen Kumpels, sein Kutter sei daraufhin mit einem turmhohen Ding mit leuchtenden Augen kollidiert und gesunken. Was diese aber eher dem Alkoholkonsum zuschreiben. Seither mehren sich jedoch tatsächlich seltsame Ereignisse.
Es werden in der Gegend verstärkt metallische Gegenstände regelrecht an- und aufgefressen - sogar von einem Traktor wurde ein beachtliches Stück herausgebissen. An diesem Abend ist dann auch das Haus der Hughes betroffen und büßt seine Dachantenne ein, gerade als Hogarth sich wieder mutterseelenallein einen Gruselfilm gönnt und plötzlich der Fernsehempfang abbricht. Frechheit, findet Hogarth nach kurzer Inspektion des Schadens. Er vermutet eine Mars-Invasion, schnappt sich sein Luftgewehr und geht abenteuerlustig auf die Pirsch nach dem empfangsstörenden Unhold. Die Spur jedenfalls ist nicht zu übersehen: Riesige Fußstapfen und eine Schneise der Verwüstung führen in den nahegelegenen Wald. Wie recht er mit seiner kindlich inspirierten Alien-Theorie hat, wird er bald herausfinden. Der garstige Antennenfraß entpuppt sich als gigantischer Roboter mit ebensolchem Appetit auf Metall.
Als dieser sich hungrig an der Umformstation zu schaffen macht und dabei in die Hochspannungsleitung gerät, rettet Hogarth ihm die blecherne Haut. Der Grundstein für eine aufkeimende Freundschaft zwischen den beiden. Derweil ist man auch in Washington ob des "Meteoriten" und der der seltsamen Begleitumstände in der Kleinstadt wach geworden und entsendet den kotzbrockigen Regierungsfuzzy Kent Mansley zur Untersuchung der Vorfälle. Der weiß schon bald, dass Hogarth der Schlüssel dazu ist. Dieser wiederum erkennt die Gefahr für seinen neuen, mit kybernetischer Amnesie behafteten, Freund und versucht ihn zu verbergen und sich selbst dabei den immer perfider werdenden Nachstellungen sowie Drohungen Mansleys zu entziehen. Das gelingt mit Hilfe des sympathischen Schrotthändlers und Künstlers Dean solange, bis es zu einem tragischen Missverständnis kommt.
Eindrücke
Entgegen moderner Gepflogenheiten ist "The Iron Giant" größtenteils noch ein richtiger Zeichentrickfilm, bei dem die Bilder und Animationen nicht allesamt aus dem Computer stammen, sondern tatsächlich noch von einem Team Zeichner erschaffen wurde - mit Ausnahme des Giganten selbst. Ganz old school, ganz klassisch. Ebenso klassisch ist auch die Story gestaltet, möchte man zunächst meinen. Ein Schuss von Spielbergs "E.T." hier, ein wenig von "King Kong" dort und noch einen Hauch "Transformers". Das alles kindgerecht eingearbeitet, gepaart mit einem knuffigen Zeichenstil irgendwo Richtung japanischer Animes. Fertig ist ein gefällig-seichter Familienfilm? Jein. Da ist mehr - und es kommt hierbei unter anderem stark auf die Altersstufe des betreffenden Zuschauers an, inwieweit man die eingebetteten Botschaften zu extrahieren vermag. Brad Bird (u.a. "The Simpsons") versteht es seinem ersten Feature-Film mehr mitzugeben, als man auf den ersten Blick vielleicht wahrnimmt.
Während das untere Ende der FSK6-Skala die Kernaussage - Freundschaft ist eins der höchsten Güter - des Films ganz bestimmt versteht, eröffnet sich für Teenager und aufwärts ein viel subtiler und feiner gestaltetes, moralisches Bild. Dort zeigen sich dann noch weitere Komponenten des Grundthemas, wie Loyalität, Opferbereitschaft und Aufrichtigkeit. Nebenher ist der Haupttenor des Films, dass Gewalt nicht nur Gegengewalt erzeugt, sondern man auch generell in der Lage ist zu entscheiden, ob man den Weg in Richtung guter oder böser Bube einschlägt. Und dieser Grat ist bekanntlich oft verdammt schmal. Erwachsene finden zusätzlich noch liebevolle Hommagen an andere Werke und Helden. Wem beispielsweise der Gigant irgendwie vertraut vorkommt, der liegt goldrichtig mit der Vermutung, dass der "Iron Man" von Comic-Zeichner Ted Hughes hier massiv Pate gestanden hat, welchem man durch die Namensgebung der Hauptcharaktere Respekt zollt.
Nun mögen penible Naturen bemerken, dass der zeitliche Rahmen der Handlung häufig unstimmig ist. Zum Beispiel, dass die Beatnik-Bewegung - welcher Dean augenscheinlich angehört - erst in den Sechzigerjahren startete. Das Atom U-Boot "SSN Nautilus" (hier fälschlicherweise mit Nuklear-Marschflugkörpern bestückt) gab es 1957 ebenfalls noch nicht. Auch die Fernsehsendung, welche Hogarth sich anschaut als der Gigant die Dachantenne frisst, ging tatsächlich erst Jahre später on Air. Aber all das sind vergleichsweise lässliche Sünden. Man nimmt sie dem Film nicht krumm, sondern akzeptiert sie, sofern man sie überhaupt bemerkt, als kleine kosmetische Behandlung der Realität, welche dem Plot nicht wehtut. Schmerzfrei ist auch das - man darf das bei einem Familienfilm ruhig vorwegnehmen - anrührende aber beileibe nicht schnulzige Happy End. Warners Toons waren eh schon immer taffer, kantiger und somit lebensnäher, als chronisch weichgespülte Disney-Figuren.
DVD und Bonusmaterial
Bild und Ton präsentieren sich DVD-klassentypisch und sind nicht zu beanstanden, allenfalls für die deutsche Tonspur hätte man sich ebenfalls DD 5.1 gewünscht, doch das höher wertige Klangerlebnis bleibt dem englischen O-Ton vorbehalten. Bonusmaterial ist zwar vorhanden, doch gewinnt Warner damit keinen wirklichen Blumenpott, da es sich beim "Making Of" um eine dieser typischen Teaser-Produktionen für das (amerikanische) TV-Publikum handelt, womit die Kinogänger vorab angefüttert werden sollen. Eine recht nichts sagende Promo-Veranstaltung also, die aber wenigstens ein paar kleine Einblicke hinter die Kulissen gestattet. Das zusätzlich enthaltene Musikvideo muss man ebenso wenig gesehen haben, wie die obligatorischen Trailer.
Fazit
Während man in den Staaten wenigstens mit bekannten Stimmen buhlen konnte, hatte es der Streifen hierzulande vergleichsweise schwer. Unverdient. Der Gigant ist von etwa 6 Jahren an quer durch alle Altersstufen voll familientauglich, witzig, charmant und beherbergt so manche metaphorische Botschaft, welche aber nicht mit dem mahnenden Moralfinger eingepeitscht wird, sondern subtil ins Bewusstsein sickert. Und wer am rührigen, jedoch dankenswert kitschlosem, Schluss nicht wenigstens ein kleines Tränchen verdrückt, hat sein Herz sicherlich im Eisenwarenladen erstanden. Leider kann die DVD mit dem Film nicht ganz mithalten, weist aber immerhin ein Mindestmaß an Bonusmaterial und kleinere Goodies auf.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "The Iron Giant"
Nach einer Figur von Ted Hughes
USA 1999
Genre: Familienfilm, Animation/Zeichentrick
DVD 2000, Warner Home Entertainment
Version: Single-Disk, FSK 6
EAN: 7321921176449
Laufzeit: 83 Min.
Bildformat: 16:9 Widescreen (2,35:1)
Soundformat: DD 5.1, DD 2.0 (Deutsch und Englisch)
Bonusmaterial: 45 Minuten Making Of, Musikvideo, Trailer, ROM-Teil
Produktion: Allison Abbate, Des McAnuff, Pete Townshend
Drehbuch: Brad Bird und Tim McCanlies
Musik: Michael Kamen
Regie: Brad Bird
Original Stimmen u.a.: Jennifer Aniston (Annie Hughes), Eli Marienthal (Hogarth), Vin Diesel (Der Gigant), Christopher MacDonald (Kent Mansley), Harry Connick Jr. (Dean McCoppen), John Mahoney (General Rogard), M. Emmet Walsh (Earl Stutz)
55 Bewertungen, 23 Kommentare
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18.06.2009, 20:59 Uhr von krullinchen
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße, Bine.
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22.01.2009, 23:55 Uhr von Baby1
Bewertung: sehr hilfreich.•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.
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18.01.2009, 14:54 Uhr von panico
Bewertung: sehr hilfreichAllerliebste Grüße von panico:-)
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20.12.2008, 01:31 Uhr von Ninamaus19886
Bewertung: sehr hilfreichschöner Bericht.... Lg Nina
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17.12.2008, 16:57 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreich:::Sehr hilfreich und liebe Grüsse aus Berlin:::
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09.12.2008, 15:12 Uhr von [email protected]
Bewertung: sehr hilfreichgruss
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09.12.2008, 10:28 Uhr von campino
Bewertung: sehr hilfreichlg andrea
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07.12.2008, 19:26 Uhr von FritzWalter08
Bewertung: sehr hilfreichDer geborene Reporter. LG FW
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06.12.2008, 11:38 Uhr von Sayenna
Bewertung: besonders wertvollToller Filmbericht und dann noch die Bilder dazu, einfach Klasse - LG Ela
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05.12.2008, 23:59 Uhr von racheane
Bewertung: sehr hilfreich^^Liebe Grüße,Anne^^
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05.12.2008, 21:23 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichSehr schön Berichtet.. Lg Sigi
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05.12.2008, 19:08 Uhr von bigmama
Bewertung: sehr hilfreichLG Anett
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05.12.2008, 14:14 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichwünsche ein schönes Wochenende lg Werner
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05.12.2008, 12:54 Uhr von Jerry525
Bewertung: sehr hilfreichEinen lieben Gruß vom JERRY
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05.12.2008, 12:37 Uhr von Engel679
Bewertung: sehr hilfreichsehr schöner Bericht..LG...
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05.12.2008, 12:35 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichwünsche dir ein schönes wochenende lg. petra
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05.12.2008, 11:33 Uhr von Iris1979
Bewertung: besonders wertvollSuper Bericht. LG Iris
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05.12.2008, 11:32 Uhr von Zzaldo
Bewertung: sehr hilfreichleider kein bw mehr da.liebe Grüße sendet dir Stephan
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05.12.2008, 10:56 Uhr von tk7722
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr interessanter Bericht, liebe Grüße
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05.12.2008, 10:36 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichSH ......... Liebe Grüße
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05.12.2008, 09:18 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLG, Daniela
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05.12.2008, 08:30 Uhr von angela1968
Bewertung: sehr hilfreichklingt interessant...sh+gruß
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05.12.2008, 08:18 Uhr von lanzbulldog79
Bewertung: sehr hilfreichSchöner Berincht! Lg Sven
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